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Offener Wettbewerb | 11/2022

Grundinstandsetzung und Erweiterung Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin

Außenperspektive

Außenperspektive

Anerkennung

Preisgeld: 12.000 EUR

TRU ARCHITEKTEN

Architektur

Ingenieure für Brandschutz Peter Stanek

Brandschutzplanung

Winkels + Pudlik

TGA-Fachplanung

PICHLER Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

LCEE Life Cycle Engineering Experts GmbH

BIM-Management

knp. bauphysik GmbH

Bauphysik

Erläuterungstext

Architektonische Leitidee
Inspiriert vom Arbeitsprozess des Abformens stellen wir in unserer Leitidee dem U-förmigen Bestandsgebäude ein kompaktes, quaderförmiges Gebäude gegenüber, welches sich als eine Art Abguss aus den Proportionen des Freiraums entwickelt. Der bereits aus dem Bestandsgebäude mit seinen Seitenflügeln
angedeutete Hof wird durch eingeschossige, seitliche Bebauungen verlängert. Diese stellen eine Verbindung zwischen Bestand und Erweiterungsbau her. Es entsteht ein Ensemble aus denkmalgeschütztem Altbau, allseitig eingefasstem Innenhof und Neubau. Der Neubau spielt sich frei von den räumlichen und
architektonischen Zwängen, die bei einer Weiterführung der vorhandenen baulichen Strukturen (Seitenflügel) entstehen würde. Die dienenden Räume wie Aufzug, Nebenräume und Technik finden sich in einem inneren, zentralen Kern. Damit wird eine vielfältig und flexibel nutzbare äußere Zone geschaffen, die
Werkstätten, Depots, Büros beherbergt. Die Treppen werden zwischen dem Hauptbaukörper und den angrenzenden Brandwänden angeordnet und schützen das neue Ensemble vor den Lärmimmissionen des Spandauer Damms. Die kompakte, fünfgeschossige Form bietet mit ihrer Robustheit einen besonderen Rückhalt für die sensiblen Nutzungen der Gipsformerei.

Funktionales Nutzungskonzept
Das Nutzungskonzept sieht in einem großen, zusammenhängenden Untergeschoss, welches auch Teile der Hoffläche unterbaut, Depots und Technikflächen vor. Der Altbau wird überwiegend für die Technikräume genutzt, die eine Anbindung zu den Erschließungsleitungen im öffentlichen Straßenraum der Sophie-Charlotte-Straße benötigen. Es besteht eine stufenfreie Verbindung zu den Depoträumen im Neubau. Im Erdgeschoss des Altbaus liegen der Ausstellungs- und Verkaufsraum sowie die Verwaltung. In den eingeschossigen Verbindern werden Fahrrad- und PKW-Stellplätze bereit gestellt und die Packerei verortet. Die Hoffläche selbst wird damit für attraktive Nutzungen freigehalten. Die Montagehalle mit der Modellhalle ist zentral vor Kopf im Neubau angeordnet. Komplettiert wird das Geschoss durch Schaudepots, Tischlerei, Schlosserei, Neue Schmiede und notwendige Nebenräume. Auch in diesem Geschoss ist eine stufenfreie Verbindung zwischen Alt- und Neubau vorhanden. In das erste Obergeschoss des Neubaus erstreckt sich der Luftraum der Montagehalle. Außerdem sind hier die Büro- und Besprechungsräume der Werkstätten sowie der 3D-Druckerbereich und der Kunststoffraum angeordnet. Im 2. Obergeschoss können auf einer Ebene alle Gipswerkstätten, die Restaurierungswerkstatt und die Malerateliers organisiert werden. Die Werkstätten verfügen über das geforderte Streiflicht, die Malerateliers über das notwendige Nordlicht. Das 3. und 4. Obergeschoss wird vollständig durch Depotflächen und durch die im Kern liegenden Technikräume beansprucht. Das geplante Nutzungskonzept ermöglicht einen Besucherrundgang, der im Showroom des Altbaus beginnt und über die Montagehalle, den Schaudepots im Erdgeschoss, der 3D- Werkstatt im 1. Obergeschoss bis hin zu den Werkstätten und Malerateliers im 2. Obergeschoss führt. Der Rückweg wird über die als Skulpturengarten genutzten Dachfläche des nördlichen Verbindungsbaus geführt und leitet die Besucher abschließend zu den Schaudepots im Altbau.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser/innen schlagen einen Baukörper vor, der zwar die Geometrien des Bestands aufnimmt, diesem jedoch eine starke Dominanz gegenüberstellt. Die Komposition mit zwei niedrigen eingeschossigen flankierenden Gebäuden und einem 5-geschossigen zentralen Baukörper wurde kontrovers diskutiert und im Ergebnis als zu prominent, nahezu museal und die Symmetrie als zu zwanghaft weitergeführt befunden. Die baurechtlich sinnvolle Schließung der Lücken nach Westen durch die beiden Treppenhäuser ist sehr gelungen.
Die Größe und Proportion des Hofes wird positiv bewertet, zudem ist er durch die Unterbringung der Pkw- und Fahrradstellplätze in den Seitenflügeln freigehalten.
Die Dachterrassen auf den Seitenflügeln, die durch zwei Außentreppen in den Fugen zum Altbau zugänglich sind, bieten ein Angebot für Betrieb (Aussenbewitterungsflächen), Besucher (Skulpturengarten) und Belegschaft (Aufenthalt). Der überdachte Bereich vor der Montagehalle ist sowohl eine einladende Eingangsgeste als auch ein günstiger Wetterschutz für den Lieferverkehr.
Die Montagehalle ist mittig gegenüber der Toreinfahrt richtig angeordnet, die einseitige Belichtung im EG wird durch den Luftraum zum OG mit Nord- und Südlicht geschickt ergänzt.
Die Schaudepots gruppieren sich um die Halle herum und sind gut in den Besucherrundgang eingebunden.
Die Organisation des Raumprogramms ist im Altbau und Neubau insgesamt gut gelöst, die Eingriffe im Altbau sind gering. Im Neubau sind die Malerateliers wie gewünscht nach Norden orientiert, die Gipswerkstätten liegen auf einer Ebene. Die Staubproblematik zwischen diesen beiden Bereichen ist jedoch nicht gelöst. Die Flurbreiten sind teilweise zu schmal bemessen. Die horizontale (Über-) Erschließung im EG mit vier Längsfluren ist aufwändig, der Flur entlang der südlichen Grenze ist entbehrlich.
Die Fassadengestaltung beim Kubus mit vorgehängten Ziegeln ist rigoros und durch die fensterlosen Flächen der Depotebenen geprägt. Damit wird die Wirkung des Kubus negativ übersteigert. Die EG-Fassaden mit vertikalen Schiebeelementen ermöglichen eine sehr gute Beziehung zum Freibereich des Hofes.
Insgesamt stellt die Arbeit im Ergebnis einen guten und ambitionierten Beitrag zur Erfüllung der Aufgabenstellung dar.
Lowtech: Die Arbeit erfüllt die vorgegebenen energetischen Ziele und reduziert die technische Ausstattung im Sinne des Lowtech-Konzepts. Die vorgeschlagene Konditionierung der Depotflächen in Anlehnung an das „Kölner Modell“ wird leider nicht konsequent umgesetzt.
Das Nachhaltigkeitspotenzial der Arbeit wird als ausbaufähig eingeschätzt. Bzgl. der Versiegelung werden die Vorgaben eingehalten und Kompensationsmaßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünung, PV-Flächen und dergleichen angeboten. Defizite bestehen in Teilen bei der Belichtung der Gipswerkstätten, in der Flächeneffizienz und dem hohen Ressourcenverbrauch des Untergeschosses.
Denkmalschutzrechtlich wurden keine Bedenken geäußert.
Bauordnungsrecht: Die Lage der Treppenräume und die Materialität des Gebäudes (z.T. brennbar) werden aus Sicht des Brandschutzes kritisch beurteilt.
Kosten: Die Investitionskosten (KGR 300-400) liegen im Bereich der Baukostenobergrenze und werden als durchschnittlich im Vergleich zu den anderen Entwürfen bewertet. Die Arbeit erfüllt das Raumprogramm.
Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Ansicht/Schnitt

Ansicht/Schnitt

Axonometrie

Axonometrie