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Einladungswettbewerb | 06/2011

HafenCity Hamburg | Neubau Wissensquartier „Intelligent Quarters“ (IQ)

copyright DISSING+WEITLING architecture

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3. Preis / Gebäude A und C (Wohngebäude und Büroturm)

DISSING+WEITLING architecture

Architektur

Deerns Deutschland GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

HafenCity Hamburg Neubau Wissensquartier Intelligent Quarters (IQ)

Erläuterungsbericht Kennzahl 390394



Städtebau
Der Neubau des Wissensquartiers fügt sich in die Leitlinien des Masterplans zur HafenCity ein. Der Ausgangspunkt ist urban – das ”letzte” Grundstück im Elbtorquartier, eingebettet zwischen Überseequartier und dem Quartier am Lohsepark. Ein Areal das durch die übergeordneten Achsen des Magdeburger Hafens, der Shanghaiallee, der Grünen Achse sowie den zukünftigen Landmarken des Science Centres, dem IQ- Büroturm und dem Hochhaus auf dem Baakenhöft gekennzeichnet sein wird. Das Grundstück grenzt an die HafenCity Universität und öffnet sich zur Elbe hin.

Wir nehmen die urbane Idee durch eine Bebauung auf, welche die existierenden Achsen des Magdeburger Hafens und der Überseeallee definiert und schaffen einen neuen Campus-Platzraum, der die HafenCity Universität aufnimmt und sich der Elbe hin über eine grosszügig angelegte Treppenanlage öffnet. Zum Magdeburger Hafen hin schwenkt die Bebauung in scharfer Kehrtwende nach Süden. Dadurch wird auf dem neuen Platzniveau ein attraktiver nach Südwesten und zur unteren Uferpromenade des Magdeburger Hafens offener Raum geschaffen.

Der Neubau des Wissensquartiers besteht aus zwei Gebäudekomplexfiguren – der Wohnbebauung längs der Westflanke mit einem südlich abschliessenden Büroturm und der Kühne Logistics Universität im Nordosten. Durch einfache Winkelung, Einschnitt und Verschiebung der zwei Primärfiguren relativiert sich die Bebauung in deren Grösse zur unmittelbaren Umgebung mit einladender Geste. Weiter definieren sich die drei Komplexe in unterschiedlicher Manier durch deren spezifische goldgelbfarbene Fassaden.

Zugänge
Es werden zwei Hauptzugänge zum Wissensquartier vorgesehen – von der Überseeallee im Nordwesten zwischen Wohnbebauung und der KLU sowie im Nordosten zwischen KLU und der HafenCity Universität in Verlängerung der Shanghaiallee. Die Hauptzugänge werden städtebaulich durch Zurückziehen der Ergeschossetagen betont. Die von der Überseeallee erschlossene Parkgaragenzu- und abfahrt ist unterhalb des westlichen KLU-Flügels positioniert.

Gehverbindungen und Eingänge
Ein feinmaschiges Fussgängernetz verankert die Bebauung im Quartier und verbindet alle Haupteingänge. Im Südwesten wird der Rundgang über die Kaiebenen durch die zukünftige Aussentreppe mit Rampe komplettiert. Weiter ist der Platz im Westen durch eine Passage zwischen Büroturm und Wohnungen angebunden. Die HafenCity Universität und die KLU werden durch den neuen Platz verbunden.

Büroturm
Durch den versetzten Zusammenschluss zweier vertikaler Turmscheiben entsteht der erwünschte schlanke Turmcharakter. Die einzelnen Etagen können jeweils in zwei selbständige Mieteinheiten unterteilt werden.

Der Turmgrundriss definert sich durch eine umlaufende Büronutzungszone die einfach und flexibel mit Zellenbüros, Kombibüros oder Grossraumbüros zu bestücken ist. Der Turm verfügt über ideale Tageslichtverhältnisse und ermöglicht einzigartige Aussichten.

Der Turm ist als massive Säulen-Deckenkonstruktion mit stabilisierendem Stb.-Kern und leichter Fassade konzipiert. Aufgrund der nicht unwesentlichen Windbelastung sind die Fassaden als sehr schlanke (30 cm) Doppelfassaden augelegt, die zum einen die Sonnenschutzvorrichtung im Zwischenraum abschirmen und zum anderen optimale natürliche Belüftung ermöglichen.
Die einzelnen Fassadenpartien sind öffenbar und können von innen gereinigt werden. Längs der Deckenkante sind die Raumlufteinlässe positioniert, die über dezentrale Fassadenlüftungsgeräte mit Wärmetauschern - individuell steuerbar – angefahren werden. Das Klimakonzept umfasst weiter eine Bauteilaktivierung der exponierten Betondecken samt natürlicher Ventilation.

Wohnungen
Die urbane Ausgangslage ermöglicht diverse Qualitäten in Bezug auf innen und aussen positionierte Räume – Tageslicht bei Ost-West Ausrichtung und divergierende Aussichten.

Alle Wohnungen verfügen über Balkone bei variierender Tiefe und Aussicht auf das Wasser. Die Wohnungen längs der Überseeallee werden zwecks Schallschutz mit einer Doppelfassade ausgeführt. Die Fassaden sind in deren Blendpartien als Kupfersandwichpaneele konzipiert, die Balkone mit Hartholz-Plankenbelag und Glasbrüstung.

Auch der Wohnkomplex ist als massive Säulen-Deckenkonstruktion mit stabilisierendem Stb.-Kern und leichter Fassade konzipiert. Das Klimakonzept umfasst Fussbodenheizung, natürliche Ventilation sowie mechanische Ventilation der Bad- und Küchenbereiche.

KLU
Während des Entwurfprozesses haben wir Wert darauf gelegt, ein dynamisches Studentenmilieu im Zusammenspiel mit der HafenCity Universität zu schaffen. Die KLU weist mit ihren zur Überseeallee ausgerichteten Auditorien eine klare Signalwirkung auf und bildet zur Shanghaiallee hin einen weithin sichtbaren Fixpunkt der den zentralen Eingang zum Universitätscampus darstellen wird.

Die KLU hat ihren Haupteingang über den neuen öffentlichen Platz unmittelbar gegenüber der HafenCity Universität. Das Gebäude ist mittels einer zentralen Treppe über alle sieben Etagen erschlossen von wo aus alle primären öffentlichen Funktionen wie Foyer, das grosse Auditorium, der Simulationsraum, das Café, die Studenten-Lounge und die Bibliothek zugänglich angeschlossen sind. Die Etagenhöhen werden den einzelnen Funktionen angepasst. Deshalb ist beispielsweise die Bibliotheksetage mit deren grossem zusammenhängendem Raum in gleicher 5 m Höhe ausgeführt wie das Erdgeschoss.

Das Gebäude ist primär als massive Säulen-Deckenkonstruktion mit stabilisierendem Stb.-Kern und leichter Fassade konzipiert. Die 3. Biblioteksetage ist als massive Deckenkonstruktion mit längs zur Fassade verlaufenden Stahlfachwerkträgern vorgesehen, wodurch die Querträger der unteren Decken einen statischen Übergang von den oberen Etagen 4, 5 und 6 - welche widerrum als Säulen-Deckenkonstruktion vorgesehen sind - zur Auditoriumsetage, dem 1. und 2. OG sowie dem Erdgeschoss vermitteln.
Das Klimakonzept variiert in Bezug auf die einzelnen Raumfunktionen. Es wird auf natürliche Ventilation, exponierte bauteilgkühlte Betondeckenen, mechanische Ventilation und verkleidete Decken zurück gegriffen.

Öffentliche Erdgeschosszone
Unterhalb der Wohnungen sind öffentliche Funktionen wie Geschäfte und Gastronomie, letztere sowohl zum Campus wie auch den Magdeburger Hafen hin ausgerichtet, vorgesehen. Die Westseite des Büroturms nimmt im EG wie im Warftgeschoss ein Café auf.

UG-Warftgeschoss
Das den gesamten Platz aufnehmende Warftgeschoss weist 210 Parkplätze sowie Lager- und Technikräume für die darüber befindlichen Gebäudekomplexe auf. Zwecks Einsparung eines weiteren 2. TG-Untergeschosses müssen noch 40 Parkplätze hinzugekauft werden um die laut Programm anvisierten 250 Parkplätze garantieren zu können. In Bezug auf die unterhalb des Gebäudeensembles verlaufende U-Bahn Trasse wird die nördliche Kelleraussenwand als hohe Trägerplatte ausgebildet um die Kellerdeckenlasten aufnehmen zu können.



Haustechnikkonzept

Für die geplanten Neubauten des Wissensquartiers werden schon jetzt die Forderungen der EU-Direktive 2020 für ein Nahe-Null-Gebäude realisiert. Durch bauliche Maßnahmen im Bereich des winterlichen und sommerlichen Wärmeschutzes einerseits sowie hocheffiziente Gebäudetechnik wird der Energiebedarf auf ein Minimum reduziert. Die verbleibende Restmenge des Energiebedarfs für Beheizung und Kühlung wird fast ausschließlich über regenerative Energien gedeckt.

Die vorgeschlagenen Lösungen garantieren dabei größten Komfort bei niedrigen Betriebskosten, hoher Wirtschaftlichkeit und „Social Responsibility“. Flexibilität bezüglich der Raumorganisation und des Technikkonzeptes ermöglichen die Realisierung individueller Nutzeranforderungen

Tabelle 1: Haustechnikkonzept Bürogebäude und KLU
Technikumfang Konzept

Heizen Wärme-erzeuger - Grundlast: reversible Wärmepumpe (Geothermie)
- Spitzenlast: Fernwärme
Wärme-übergabe - Betonkerntemperierung
- Dezentrale Fassadenlüftungsgeräte (Außenluft/ Umluft)
- Sonderbereiche: Gebläsekonvektoren (Umluft)
Kühlen Allgemein - Im Regelfall freie Kühlung während der Nacht möglich
Kälte-erzeuger - Grundlast: freie Kühlung bzw. aktiver Kühlbetrieb der reversiblen Wärmepumpe (Geothermie)
- Spitzenlast: Kompressions-Kältemaschine
Übergabe - Betonkerntemperierung
- Dezentrale Fassadenlüftungsgeräte (Außenluft/ Umluft)
- Sonderbereiche: Gebläsekonvektoren (Umluft)
Lüften Allgemein - Im Regelfall Fensterlüftung möglich-
Zuluft - dezentrale Fassadenlüftungsgeräte, ca. 30m³/ (Pers. h)
- Sonderbereiche: Zentrale Lüftungsanlage
Abluft
- Überströmöffnungen aus den Büroräumen in die Flurbereiche
- Zentrale Abluftanlage
WRG - Wärmerückgewinnung mittels Abluftwärmepumpe

Tabelle 2: Haustechnikkonzept Wohngebäude
Technikumfang Konzept

Warmwasser - Grundlast: BHKW mit regenerativem Brennstoff
- Spitzenlast: Fernwärme
Heizen Wärme-erzeuger - Grundlast: Wärmepumpe (Geothermie) (*)
- Spitzenlast: Fernwärme
Wärme-übergabe - Fußbodenheizung
- Sonderbereiche: Radiatoren
Lüftung Zuluft - Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
(*): Hinweis: Mit geringem Mehraufwand kann darüber hinaus eine Fußbodenkühlung realisiert werden.

Zur Sicherstellung einer effizienten Heiz- und Kühlfunktion der Betonkerntemperierung sind die Deckenflächen im Regelfall nicht abgehängt. Eine hohe akustische Qualität, insbesondere niedrige Nachhallzeiten und hohe Sprachverständlichkeit, wird durch die gezielte Anordnung von Deckensegeln erreicht.

Arbeitsplatzbezogene Direkt-Indirekt-Leuchten mit LED’s sowie tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung und Präsenzmelder bieten ergonomische, energieeffiziente Lichtverhältnisse in den Bürobereichen. Auf diese Weise kann die Beleuchtung nutzerspezifisch gesteuert und der Energiebedarf auf ein Minimum reduziert werden. Die lange Lebensdauer der LED’s mit über 50.000 Stunden garantiert niedrigste Kosten für die Instandhaltung und Wartung.

Das anfallende Regenwasser wird zentral in einer Zisterne im Untergeschoss gesammelt und wird für die Bewässerung der Grünanlagen und den Betrieb der Urinale verwendet.


Ergebnis:

• Erfüllung der EU-Direktive 2020 für ein Nahe-Null-Gebäude
• deutliche Unterschreitung der EnEV 2009 (Primärenergie: -45%, Wärmetransmission: -30%)
• Übererfüllung der Forderungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes
• Wirtschaftlichkeit bei allen technischen Komponenten
• Höchste Flexibilität und Reversibilität bei veränderten Nutzerstrukturen
• Sicherstellung der angestrebten Goldzertifizierung nach dem Umweltzeichen Hafencity
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