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Mehrfachbeauftragung | 12/2013

Hammonds Barracks

rha – Lageplan, Hammonds Quartier

rha – Lageplan, Hammonds Quartier

2. Preis

REICHER HAASE ASSOZIIERTE GmbH

Stadtplanung / StÀdtebau

Die Planergruppe

Landschaftsarchitektur

IngenieurbĂŒro KĂŒhnert, Inh. Dipl.-Ing. Christian Duksa

Bauingenieurwesen

ErlÀuterungstext

StÀdtebauliches Konzept/Entwurfsidee

An der Nahtstelle zwischen dem Siedlungsraum von Mannheim-Seckenheim und dem Freiraumband des Neckars bietet sich mit der Umwidmung der Hammonds Barracks die Möglichkeit von naturnahem Wohnen in stÀdtischem Kontext. Es entsteht ein klar strukturiertes Quartier, das sich nun nach allen Seiten deutlich öffnen kann.
Im zentralen Bereich des Quartiers werden die GebĂ€ude 973 und 974, der Paradeplatz und die lineare Struktur der bestehenden Baumreihen und Hecken zu einem identitĂ€tsstiftenden Band zusammen gefasst und durch zentrale Nutzungen und besondere Wohnformen ergĂ€nzt. Dieses zentrale Band ist Treffpunkt der alten und neuen Bewohner und das soziale und kulturelle Herz des Quartiers. Das zentrale Band mit dem Quartierstreffpunkt ist Begegnungsraum der nördlich und sĂŒdlich anschließenden WohncarrĂ©es. Vom Platz aus fĂŒhren zwei grĂŒne Achsen durch das nördliche Quartier in Richtung Neckarauen und durch das sĂŒdliche Quartier in Richtung der Sport- und Freiraumbereiche im SĂŒden und Westen Seckenheims.
Das Quartier wird durch ĂŒberschaubare, individuelle WohncarrĂ©es gebildet, die sich aus unterschiedlichen strukturellen Wohntypologien und den AnsprĂŒchen von nachhaltigem und nachgefragtem Wohnen heraus entwickeln. Die Bebauung setzt die stĂ€dtebauliche Struktur und MaßstĂ€blichkeit der sĂŒdlich und östlich angrenzenden Quartiere fort. Jeder Typus von Wohnformen entwickelt eine spezifische und individuelle Wohn- und FreiraumqualitĂ€t.


Phasierung

Das Quartier kann in vier Phasen entwickelt werden. Jede Phase zeigt eine eigene rÀumliche QualitÀt, die aus der Verbindung von Bestand und Neubau profitiert.
Der Startpunkt ist an der Seckenheimer Hauptstraße. Mit der Öffnung des Gebietes fĂŒr die Stadt wird von Norden der Zugang ins Quartier zum zentralen grĂŒnen Band geschaffen. Die zentralen öffentlichen Nutzungen und die qualitĂ€tvolle Gestaltung des öffentlichen Raumes bilden einen prĂ€genden und erkennbaren Startschuss fĂŒr die Entwicklung des Gebietes.
In der weiteren Entwicklung können die verschiedenen WohncarrĂ©es flexibel und nachfragegerecht hinzugefĂŒgt werden. In Phase zwei wird dabei zunĂ€chst der sĂŒdliche Bereich entwickelt, um den bestehenden Nutzungen und Bindungen der Bun-deswehr in der Loretto-Kaserne bis 2018 zu entsprechen. In den weiteren Bauabschnitten kann das Gebiet dann flexibel erschlossen und entwickelt werden wobei die zweite Eingangssituation am Badener Platz und das nördliche Quartier ein guter Ausgangspunkt sind. Mit der schrittweisen Umwandlung der Hammonds Barracks, in der prĂ€gende rĂ€umliche Situationen und bauliche Strukturen bewusst aufgegriffen und erhalten werden, hin zu einem neuen, lebendigen Wohn- und Lebensraum unter dem Namen „Hammonds Quartier“ wird ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Region begonnen. Durch die besondere AtmosphĂ€re aus Zukunft und Herkunft entwickelt das Quartier seinen individuellen Charakter.


Nutzungskonzept

Das Quartier wird maßgeblich durch unterschiedliche Wohnformen fĂŒr verschiedene Nutzergruppen sowie ergĂ€nzende Versorgungs-, Sozial-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen geprĂ€gt. Die Bebauungs- und Nutzungsstruktur stellt sich rĂ€umlich differenziert, wie folgt, dar:
Norden
‱ Etagenwohnen als ZweispĂ€nner mit Terrasse oder Balkon
‱ Etagenwohnen als Stadtvilla
‱ StadthĂ€user als spezieller Reihenhaustypus mit Garten und Atrium
‱ Gemeinschaftliches Wohnprojekt im Übergang zwischen Nachbarschaft und zentralem Band
‱ Bereiche fĂŒr sozial geförderten Wohnraum in Form von Etagenwohnen als DreispĂ€nner oder Stadtvilla
‱ Ärztehaus als stĂ€dtebaulicher Auftakt am Quartierseingang zur Seckenheimer Hauptstraße
‱ Versorgungs- und Dienstleistungen in den Erdgeschosszonen entlang der Hauptachse und am Badener Platz

Zentrales Band
‱ „Kreatives Wohnen“ mit Maisonettewohnen ĂŒber Ateliers im EG des BestandsgebĂ€udes und Wohngruppen ĂŒber der Galerie und dem Quartiersladen
‱ Wohnen fĂŒr „Jung und Alt“ als Verbindung von Maisonettewohnen und Serviceappartements in umgebauten Be-standgebĂ€uden
‱ Sport- und Freizeiteinrichtungen im Erdgeschoss des BestandsgebĂ€udes
‱ Gemeinsam genutzte halböffentliche Innenhöfe
‱ Maisonettewohnen im 1. OG und Dachgeschoss der BestandsgebĂ€ude

SĂŒden
‱ Individuelles Wohnen mit eigenem Garten
‱ Blockstrukturen fĂŒr zwei- bis dreigeschossige ReihenhĂ€user, DoppelhĂ€user und freistehende EinfamilienhĂ€user mit halböffentlichen Innenbereichen
‱ Kompakte PatiohĂ€user mit korrespondierenden Atrien

Umbau der BestandsgebÀude 973 und 974
Die beiden identitÀtsstiftenden KasernengebÀude 973 und 974 bleiben erhalten und werden zu WohngebÀuden mit öffentlichen Erdgeschossen umgenutzt.

Nutzung
‱ EG GebĂ€ude 973: 4 große AtelierrĂ€ume fĂŒr eine kreative Nutzung
‱ EG GebĂ€ude 974: 4 große RĂ€ume fĂŒr Sport, Freizeit und Gymnastik
‱ OG: Wohnnutzung
Architektur
‱ Die Fassaden werden im EG teilweise geöffnet, im OG orientiert sich die Gliederung an der bestehenden Lochfassade – die Fensteröffnungen werden jedoch durch prĂ€gnante Rahmungen betont. Im Dachgeschoss werden die Dachgauben erweitert und vergrĂ¶ĂŸert.
‱ Ein zusĂ€tzlicher Durchgang zu den Innenhöfen wird ergĂ€nzt. Die Außenbereiche können partiell bis auf Höhe des Sockelgeschosses erhöht und als Terrasse angelegt werden.
‱ Die Gliederung der Grundrisse entlang der LĂ€ngsachse bleibt erhalten. Die beiden TreppenhĂ€user vor Kopf werden mit 2 AufzĂŒgen ergĂ€nzt; die Wohnungen in den GebĂ€udeecken werden von dort erschlossen. Die Wohnungen beidseits des Mittelgangs im 1.OG werden als Maisonettewohnungen mit dem Dachgeschoss zusammengeschlossen, so kann die DachgeschossflĂ€che besser ausgenutzt werden.
‱ Insgesamt entstehen bis zu 9 Wohnungen von 60-120 qm je BestandsgebĂ€ude


Erschließungskonzept

Das neue Quartier wird vielfĂ€ltig mit dem umgebenen Straßen- und Wegesystem vernetzt. Die Hauptzufahrt erfolgt von Norden ĂŒber die Seckenheimer Hauptstraße, die insgesamt auf eine stĂ€dtebaulich angepasstes und zurĂŒckhaltendes Maß zurĂŒckgebaut und entschleunigt wird.
Das interne Erschließungssystem hierarchisiert die RĂ€ume klar in Erschließungsstraßen, Wohnstraßen und Wohnwege mit jeweils individuell ablesbaren Charakter- und Raumbildern.
Das zentrale Erschließungsband verlĂ€uft in Nord-SĂŒd Richtung und fasst in der Mitte des Quartiers den zentralen Platz ein. Diese Spange um das zentrale, grĂŒne Band betont die ZentralitĂ€t der Nutzungen sowie den prĂ€genden und identitĂ€tsstiftenden Paradeplatz in seinen Abgrenzungen.
Weitere AnknĂŒpfungspunkte fĂŒr den motorisierten Verkehr bestehen zu den Quartieren im Westen und SĂŒden des Hammonds Areals, die östlichen Quartiere werden ĂŒber die Seckenheimer Hauptstraße oder optional ĂŒber eine neue Fußwegeverbindung angebunden.
Ein dichteres Fuß- und Radwegenetz mit vielfĂ€ltigen AnknĂŒpfungspunkten sucht vor allem die Verbindung zu Freiraum und Landschaft insbesondere in Richtung der Neckarauen im Norden. Die Hauptausrichtung erfolgt dementsprechend ĂŒber die prĂ€genden grĂŒnen Achsen in Nord-SĂŒd Richtung. Insgesamt haben FußgĂ€nger und Radfahrer Vorrang und die Sicherheit und Nutzbarkeit des öffentlichen Raumes steht im Vordergrund. Auch werden Barrieren, wie die Seckenheimer Hauptstraße mehrfach gequert.
Die Wohnstraßen und –wege sind als MischverkehrsflĂ€chen mit öffentlichen StellplĂ€tzen in Verbindung mit Baumreihen im Straßenraum angelegt. Insgesamt soll eine ĂŒbermĂ€ĂŸige PrĂ€gung des Raumbildes und des öffentlichen Raumes durch ruhenden Verkehr vermieden werden. In den verdichteteren Bereichen werden gebĂŒndelte Parktaschen und halbersenkte Tiefgaragen verwendet, um ein ansprechendes Maß zwischen stĂ€dtebaulichen und ökonomischen QualitĂ€ten zu erreichen.



Freiraum- und FreiflÀchenkonzept

Das zentrale Band
In Ost- West- Richtung bindet ein zentrales Freiraum- und Infrastrukturband die zu erhaltenden KasernengebĂ€ude ein. Die eindrucksvollen vorhandenen Baumstreifen rhythmisieren diesen Bereich und fassen die FreirĂ€ume. Der Paradeplatz wird zur Spiel-, Veranstaltungs- und Liegewiese. Die begleitenden Baumreihen stehen in wassergebundener Wegedecke mit BĂ€nken, so dass hier Boule gespielt und beobachtet werden kann. Streifen aus Eibenhecken (ca. 80 cm hoch, 100 cm breit) gliedern den Raum und unterstreichen den linierten Charakter dieses Bandes. Sie verleihen ihm eine parkĂ€hnliche Stimmung, so dass Gastronomie hier seinen adĂ€quaten Ort findet. Auch das Parken, angrenzend an die BestandgebĂ€ude (in Rasenfugenpflaster) wird mit Baumreihen ĂŒberstellt.
Mit diesen Freiraumangeboten und den Infrastruktureinrichtungen wird dieses Band zum zentralen Identifikations- und Kommunikationsraum fĂŒr „Alt- und NeubĂŒrger“ entwickelt.
Das Entrée
Der Badener Platz, heute zur Verkehrsinsel degradiert, wird zum grĂŒnen Entree mit Aufenthaltscharakter. Im weiten Rasenraum des Platzes bringen Inseln von duftigen PrĂ€riepflanzungen (pflegeextensive GrĂ€ser-, Staudenpflanzungen) zarte Farben ins GrĂŒn. Die RĂ€nder werden zum tĂ€glichen Einkaufstreff. Breite Gehwege bieten Raum fĂŒr CafĂ©bestuhlung und SitzbĂ€nke.
Die Baumachse
Eine Baumachse in SĂŒd- Nordrichtung stellt die VerknĂŒpfung zwischen „Stadt und Land“ her. Sie greift das Motiv der beste-henden Baumlinien auf, unterscheidet sich aber in der Baumart. BlĂŒhende, nicht fruchtende Wildkirschen (Prunus avium ‚Plena‘) bringen wechselndes Farbspiel ins Quartier und markieren so die Achse zur Landschaft. Ein Anger im SĂŒden organisiert den Richtungswechsel der Achse und bietet Spiel- und Aufenthaltsraum fĂŒr Jung und Alt.
Wohn- FreirÀume
Private GÀrten werden mit Laubholzhecken gefasst. An den Erdgeschosswohnungen der EtagenhÀuser bieten Terrassen private Freiraumnutzung. Jedem Wohncarrée ist ein halböffentlicher, intimer Spiel- und Aufenthaltsbereich im Inneren zugeordnet. Durch die Kombination der möglichen Nutzung unterschiedlicher RÀume und deren spezifischer QualitÀten wird das Wohnen besonders individuell und lebenswert.
Regenwasserbehandlung
Das Regenwasser wird weitgehend in unterirdischen Rigolen gesammelt und zur Versickerung gebracht, bzw. bei zu geringem Flurabstand verzögert an den Vorfluter abgegeben. Im sĂŒdlichen Anger wird bei Starkregenereignissen eine leichte Wiesenmulde zur temporĂ€ren Regenwasser- RĂŒckhaltung fĂŒr die angrenzenden Quartiere genutzt.
rha – Regionale Einordnung und rĂ€umliches Leitbild

rha – Regionale Einordnung und rĂ€umliches Leitbild

rha – Schnitte

rha – Schnitte

rha – FunktionsplĂ€ne: Schwarzplan, RĂ€umliches Konzept

rha – FunktionsplĂ€ne: Schwarzplan, RĂ€umliches Konzept

rha – FunktionsplĂ€ne: Freiraum, Erschließung

rha – FunktionsplĂ€ne: Freiraum, Erschließung

rha – Detail: Zentrales grĂŒnes Band – Quartiersplatz und Wohnen fĂŒr Jung und Alt

rha – Detail: Zentrales grĂŒnes Band – Quartiersplatz und Wohnen fĂŒr Jung und Alt

rha – Detail: Individuelles Wohnen am Anger

rha – Detail: Individuelles Wohnen am Anger

rha – Funktionsplan: Nutzungen

rha – Funktionsplan: Nutzungen