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Einladungswettbewerb | 05/2025

Haus der Musik in Braunschweig

View Poststrasse

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1. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

ADEPT

Architektur

Assmann Beraten + Planen GmbH

Tragwerksplanung

Corall Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Avissplan

Akustikplanung

Erläuterungstext

Vom Warenhaus zum kulturellen Leuchtturm - Transformation eines ehemaligen Karstadtgebäudes zum Haus der Musik
Das Projekt „Haus der Musik“ umfasst rund 18.000 m² kulturelle Fläche, darunter einen neuen Konzertsaal, eine öffentliche Musikschule sowie gemeinschaftlich nutzbare Räume für die Stadtgesellschaft.

Statt das bestehende Karstadtgebäude aus den 1970er Jahren abzureißen, setzt der prämierte Entwurf für das Haus der Musik auf Prinzipien der adaptiven Wiederverwendung. Die tragende Struktur und der architektonische Rhythmus des Bestandsgebäudes werden erhalten und aktiviert. Ein neuer, präzise abgestimmter Konzertsaal wird auf dem bestehenden Volumen platziert, während die Bereiche der Musikschule direkt von der Straße aus zugänglich sind. Im Zentrum der Transformation steht ein sogenannter „Dritter Ort“ – jener nicht klar definierte und überwiegend unprogrammierte Raum zwischen den Funktionen, der enormes Potenzial für eine neue Identität aus der lokalen Gemeinschaft heraus bietet. Die Musikschule ist in die erhaltene Tragstruktur des Bestandsgebäudes eingebettet und schafft einen lebendigen Tagesablauf aus Lernen, Proben und informellem Austausch. Im Untergeschoss befindet sich der „Klangkeller“, eine raue, flexible Bühne für experimentelle Musik und Underground-Szenen. Der neue Konzertsaal wird in den oberen Geschossen angeordnet, sodass möglichst viel von der vorhandenen Tragstruktur erhalten bleibt. Er folgt der klassischen „Schuhschachtel“-Typologie, mit besonderem Augenmerk auf akustische Klarheit und räumliche Intimität. Schallreflektierende Wand- und Deckenpaneele sorgen für eine gleichmäßige Klangverteilung; verstellbare Deckenelemente erlauben eine akustische Feinabstimmung – auch für Orgelmusik oder moderne Konzerte.

Das Haus der Musik liegt an einer der wichtigsten Fußgängerachsen Braunschweigs und wird durch eine vollständig transparente Erdgeschossfassade sowie großzügige Terrassen und Foyers zum neuen kulturellen Knotenpunkt im städtischen Gefüge. Es begrenzt sich nicht nur auf das Grundstück – das neue Haus vernetzt sich mit der Stadt, schafft Sichtachsen, Durchgänge und Treffpunkte. Der Entwurf respektiert Maßstab und Rhythmus der historischen Umgebung und bringt gleichzeitig einen neuen öffentlichen Ankerpunkt in die Altstadt. Die gestufte Form und artikulierte Fassade lassen das Gebäude mit der Silhouette Braunschweigs verschmelzen, während es zugleich seine neue Rolle als Ort für Musik und Gemeinschaft signalisiert.

Die neue Fassade erhält den modularen Rhythmus der Bestandsfassade, interpretiert diesen im Dialog mit der historischen Umgebung neu und wird in eine skulpturale, weiche Hülle überführt. Die gestaffelten Fassadenelemente erzeugen ein dynamisches Spiel aus Licht und Schatten, geben Einblicke in das Innere und laden die Öffentlichkeit in den neuen kulturellen Raum ein.

Das Ergebnis ist nicht nur ein neues Wahrzeichen für Musik und Kultur, sondern ein Beispiel dafür, wie Architektur ambitioniert und verantwortungsbewusst zugleich sein kann – verwurzelt in der Vergangenheit und bereit für die Zukunft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Aussenhaut des Gebäudes ist eine Reminiszenz an die Fassade Böhms, doch in seinen Proportionen und Ausdruck weiterentwickelt. Wie ein leichtes Kleid legt sich die Schieferfassade um das Gebäude, mal eng anliegend, mal wie durch einen Lufthauch bewegt, sanft gebogen und geöffnet. Mit seiner Leichtigkeit und Zurückhaltung nimmt es sich gegenüber dem Gewandhaus zurück, und bildet dabei gleichzeitig eine eigene charaktervolle Präsenz aus. Die Aussenhaut als performatives Element umschließt die großzügigen Foyerräume innenseitig mit Holz und schafft so eine offene und doch gleichzeitig geschützte Atmosphäre. Die Jury äußert die Sorge, dass die filigrane Konstruktion in der Umsetzung bestand hat. Dennoch hat der Entwurf die Chance, ein urbanes und architektonisches Wahrzeichen zu werden. Die Optik der Fassade und ihre Maßstäblichkeit polarisiert im Preisgericht.

In der Kubatur wurde die Grundstruktur bis zum 3.OG erhalten und darüber um zwei Staffelgeschosse aufgestockt. Das dadurch zusätzlich geschaffene Geschoss wird als städtebaulich eventuell problematisch eingeschätzt.

Die zwei Haupteingänge zum Konzerthaus sind zur Poststraße ausgerichtet, während die Musikschule von der Brabandtstraße aus über einen separaten Eingang erschlossen wird. Dies wird von der Jury kritisch diskutiert, allerdings wird die gemeinsame Zugänglichkeit von der Poststraße aus und die daraus resultierende Flexibilität als positiv bewertet. Zur Poststraße erweitert sich das Foyer vor dem Konzertsaal der Musikschule und verschmilzt mit dem städtischen Raum, so dass eine Platzsituation entsteht. Das Foyer öffnet sich auch noch in das 1. Obergeschoss zu den „Schulhöfen“ der Musikschule. Ein Zugang zur Musikschule ist von diesem Foyer aus möglich. er dritte Ort erstreckt sich somit über mehrere Etagen und ist flexibel und in verschiedenen Größen und Dimensionen nutzbar. In einer möglichen Überarbeitung wäre der dritte Ort gleichwohl deutlich niedrigschwelliger und zugänglicher auszuarbeiten.

Die öffentlichen Radabstellanlagen entfallen durch den offenen Nutzungsübergang. Es gibt keine eigenen Radabstellanlagen im Gebäude. Die Anlieferung wirkt beengt und könnte zu Probleme beim rückwärtsfahren in der Brabandtstraße führen, da der ÖPNV und jeglicher Verkehr angehalten werden müssten. Der Zugang der Musikschule für besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer ist zudem in der Brabandtstraße nicht verkehrssicher.

Die beiden oberen Geschosse werden ebenso zurückgebaut wie die vorhandenen Treppenhäuser. Die unteren Geschosse werden weitestgehend erhalten, die Lasteinleitung der Aufstockung / Konzertsaal erfolgt in die vorhandene Struktur der unteren Geschosse. Hier wäre die Ablastung mit Rückauswirkung auf die neue Tragkonstruktion entsprechend weiter zu planen.

Der Konzertsaal ist mit 29 m akustisch deutlich zu breit und sollte auf ca. 24 m reduziert werden. Der Konzertsaal wird als Rechtecksaal mit etwas zu kleinem Volumen gezeigt, was aber leicht durch eine Dachanhebung verändert werden könnte.

Für den Musikschulbetrieb werden die drei Geschosse EG, 1. und 2. OG vorgesehen. Die Musikschule kann autark betrieben werden. Die Musikschulräume weisen alle Tageslicht auf, die Registerräume und das Tonstudio liegen unmittelbar an den Musikschulsälen. Die Schülerleitungsbüros und Lehrerzimmer liegen auf einer Ebene, die Verwaltungsräume jedoch auf einer anderen Ebene. Diese Räume auf einer Ebene wäre anzustreben. Die Anlieferung ist ideal gelöst, da sie direkt im Erdgeschoss an den Musikschulsälen erfolgt.

Die Verfassenden würdigen das ehemalige Karstadt-Gebäude als kulturelles Wahrzeichen der Stadt. Gleichermaßen behutsam wie aber auch mutig entschlossen, transformieren sie den Bestand durch ´adaptive Wiederverwendung´ in ein wichtiges Bestandteil für die Braunschweiger Innenstadt, wie aber auch für die Braunschweiger Musiklandschaft. Der schwierige Balanceakt zwischen Erhalt, Transformation und Innovation gelingt überzeugend. Auch wenn die Interpretation und konzeptionelle Weiterverwendung der markanten Fassadenelemente auf den ersten Blick überraschen mögen, die kontextuelle Integration ist nachvollziehbar, sensibel und überzeugend. Die Jury würdigt die Arbeit in besonderem Maße und ist überzeugt, dass das HAUS DER MUSIK ein ganztägig belebtes und für alle Nutzergruppen überaus attraktives Gebäude werden wird, dass die markante Gestalt hohes Identitätspotential hat, großen Wiedererkennungswert entwickelt und bedeutenden Erinnerungswert haben kann.
View Poststrasse

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Concept

Concept

Site plan

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Existing building

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Facade

Facade

Foyer

Foyer

Section

Section

Axonometry

Axonometry

Concert Hall

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Section

Section

Groundfloor

Groundfloor

1st floor

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2nd floor

2nd floor

3rd floor

3rd floor

Facade Poststrasse

Facade Poststrasse