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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Heidelberg Convention Center

Blick auf den Zugang

Blick auf den Zugang

ein 3. Preis

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Konzept
Die Konzeptfindung für den vorliegenden Entwurf, wird von drei Prämissen geleitet:

1. Integration des neuen Gebäudes in den städtebaulichen Masterplan
2. Unverwechselbares Erscheinungsbild des Bauwerks
3. Maximierung der Nutzungsflexibilität im Innern des Gebäudes

Die Lageplanfigur des Kongresszentrums entsteht durch die vollständige Bespielung des Grundstücksperimeters unter bewusster Subtraktion der für die unterschiedlichen Zugangssituationen notwendigen Vorplätze. Hieraus entwickelt sich eine kreuzförmige Figur, die sich an den vorhandenen städtebaulichen Kanten orientiert, die städtischen Räume respektiert und diese vor den beiden Hauptzugängen auch zu Ende führt. Das Kongresszentrum wird somit mit seinem Haupteingang direkt an den Bahnhofsplatz und einem zweiten Eingang mit Cafeteria an den Zollhofgarten angebunden. Die beiden östlichen Einschnürungen beherbergen in gleicher Weise den Andienungsbereich und die Zufahrt zur Tiefgarage.
Unter dem geschwungenen Dach entsteht ein skulpturaler Baukörper, der sich zu den städtebaulich bedeutsamen Seiten öffnet, zu anderen schließt. Das Heidelberger Kongresszentrum erhält einen ihm gemäßen baulichen Ausdruck und räumlich interessante Foyerbereiche.
Der große Saal im 1. Obergeschoss ist als frei in den Raum gestellter Körper aufgefasst. Dies ermöglicht eine völlig flexible Erschließung aus den ihn allseitig umgebenden Foyerbereichen und zusätzlich die direkte Erschließung separierter Bereich aus dem Erdgeschoss, ohne durch Bereiche anderer Veranstaltungen hindurchgehen zu müssen.


Funktion

Über einen Vorplatz erreichen die Besucher, vom Hauptbahnhof und der Innenstadt herkommend, den Haupteingang. Er erreicht das Besucherfoyer, wo sich Informations- und Garderobentheke jeweils direkt dem Blickfeld öffnen. Das kleinere Nebenfoyer ist vom Hauptfoyer abtrennbar, verfügt über einen separaten Eingang vom Vorplatz aus und besitzt ebenso eine Informations- und Garderobentheke. Dadurch ist es möglichvollständig getrennte Veranstaltungen, von der Garderobe bis zum Ticketing zeitgleich und ungestört durchzuführen. Im südlichen Bereich des Foyers befindet sich die zum Zollhofgarten orientierte Cafeteria, in deren Nähe sich auch ein dritter Gebäudezugang für Besucher befindet. Neben diesem, dem Besucher zugänglichen Teil des Erdgeschosses, nimmt der Bereich der Küche und Andienung die größte Fläche im Erdgeschoss ein. Über eine abgesenkte Zufahrt erreichen die LKW zwei Laderampen, die mit dem Lastenaufzug, dem Küchenbereich und dem Hubpodium des großen Saales direkt verbunden sind. Somit sind schnelle Lade- und Rüstzeiten und somit wirtschaftlicher Betrieb des Gebäudes gewährleistet. Die Verwaltung befindet sich am Czernyring, diskret, aber mit direktem Zugang zum Foyerbereich.
Der Besucher gelangt über eine Rolltreppenanlage, die Aufzüge, und die angebotenen Treppenanlagen in das große Saalfoyer im 1. Obergeschoss, oder für die Veranstaltung im kleinen Saal aus dem Nebenfoyer ins 1. OG.
Der große Saal wird primär stirnseitig aus dem Hauptfoyer erschlossen und ist über Drehelemente dorthin auch erweiterbar. Das Hubpodest der Szenefläche ist so konzipiert, dass mit ihm auch das direkt unter dem Saal befindliche Zentrallager und die LKW-Andienung direkt angefahren werden können. Der Lastenaufzug grenzt direkt an die Hinterbühne an. Der große Saal ist allseitig von Foyerflächen umgeben, die eine für alle denkbaren Saalteilungen räumlich attraktive Erschließung und Ausblicke in die Stadt ermöglichen. Auch der Backstagebereich partizipiert an diesem Umgang, ist jedoch über Türen ausgegrenzt und nur befugtem Personal zugänglich.
Der kleine Saal ist, mit seinem eigenen Foyerbereich wahlweise zuschalt- oder separierbar vom gesamten Geschosszusammenhang. Er ist tagesbelichtet und in drei kleinere Einheiten teilbar, die ebenfalls aus den Foyers, ohne unangenehme Flursituationen erschlossen werden können.
Im 2. OG wird das Prinzip des freigestellten Saales konsequent zu Ende geführt und für eine allseitige Anordnung von Foyers und Konferenzräumen genutzt. Dabei wechseln sich Foyerbereiche mit Aussicht und Seminarbereiche mit Aussicht ab und erzeugen so, zusammen mit der geschwungenen Dachuntersicht einen anregendes und einladendes Raumkontinuum. Alle Seminarräume sind tagesbelichtet, entweder über die Fassade oder über Dachoberlichter. Die Erschließungselemente sind auch hier so angeordnet, dass eine Vielzahl von Teilungsmöglichkeiten und Zuordnungen zu Veranstaltungen denkbar ist. Dies sowohl als abhängige Veranstaltungsteile im Zusammenspiel mit den beiden Sälen des 1. OG, als auch als unabhängige kleine Veranstaltungen, die nur Räume des 2. OG nutzen.
Unterhalb des Küchen und Lagerbereiches im EG befindet sich ein erstes Untergeschoss, in welchem sich Umkleide- und Technikräume befinden. Darunter befindet sich die Tiefgarage, die in ihren Randbereichen ausreichend hoch ist um eine Anlieferung mit Kleinlastern in diesem Geschoss zu ermöglichen. Dementsprechend ist der Lastenaufzug bis in die Tiefgarage geführt und ein separater Anlieferbereich ausgegrenzt. Personenaufzüge und eine Treppe verbinden die Parkfläche direkt mit dem Besucherfoyer im Erdgeschoss.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag setzt einen gut proportionierten Baukörper an alle vier Grundstücksgrenzen,
wobei das Gebäude zu den vier Kreuzungsbereichen jeweils zurücktritt. Die hierdurch
entstehenden Platzräume werden mit unterschiedlichen Nutzungen belegt und nehmen
Bezüge zu den jeweiligen Stadträumen auf. So wird beispielsweise der Bahnhofsvorplatz über den Czernyring hinweggeführt; Gestaltungselemente wie z.B. das Wasserbecken werden aufgegriffen. Folgerichtig wird hier der Hauptzugang
platziert, es ergibt sich eine konsequente Wegeführung vom Bahnhofsplatz Süd zum
Eingang des Konferenzzentrums. Zum Zollhofgarten schafft die Gebäudestellung eine
klare Raumdefinition. Hier bietet der Rücksprung Platz für eine kleine Terrasse. Sie
lockert den Gesamteindruck auf und profitiert von der Qualität der Umgebung. Die
funktionale Gebäudeandienung wird folgerichtig den Nebenstraßen im Süden und
Osten zugeordnet. Das Preisgericht diskutiert die funktionsunabhängige
Gleichbehandlung aller vier Kreuzungsbereiche. Die Anlieferung erfolgt „seitenverkehrt“
(Einfahrt im Norden), daher ist fraglich, ob die Verkehrsführung in der dargestellten
Weise möglich ist.
Das Gebäude ist vollständig mit einer sehr hochwertigen Kupferfassade bekleidet, die
aufgelöst in Lamellen je nach Lichtbedarf der dahinterliegenden Räume einen
individuell gefilterten Lichteinfall ermöglicht. Durch Wechsel in der Lamellenfaltung
entsteht ein facettenreiches, feingegliedertes Fassadenbild, das dem Gebäude Ruhe
und Würde verleiht. Die Angemessenheit in Aufwand und Wirkung der bis zu 25m
hohen und ca. 60cm breiten Kupferbänder und die durch die Fassade erreichte
Lichtausbeute für alle Bereiche wird im Preisgericht kontrovers diskutiert.
Am Haupteingang empfängt den Besucher ein großzügiges Foyer. Die Situierung der
Treppenanlage ermöglicht eine gute Orientierung zu den Hauptnutzungsbereichen, die
im 1. Obergeschoss gut auffindbar sind. Die Funktions- und Erschließungsbereiche im
Erdgeschoss überzeugen in Anordnung und Dimensionierung. Die Vorbereiche zu den
Sälen und den Konferenzräumen in den Obergeschossen sind gut zugeordnet, jeder
Bereich hat eigene, ausreichend große Foyers, die durch fließende Raumzonen
gemeinsam bespielt werden können. Positiv wird die Abtrennbarkeit der etwas zu
großen Foyers gewürdigt. Damit bietet der Entwurf gute Voraussetzungen für
Veranstaltungen, mobile Ausstellungen etc. jeglicher Art.
Neben der richtigen Anordnung der Säle und Konferenzräume überzeugt auch die
Materialeinbringung, obwohl nur ein Lastenaufzug vorgesehen ist. Nachteilig wird die
fehlende separate Erschließung des Tagungsbereichs erachtet. Die Verfasser schlagen
im Großen Saal einen ansteigenden Publikumsbereich vor, was hohe Kosten für
Gebäudetechnik und Betrieb des HDCC verursachen kann. Die Funktionsbereiche
Gastronomie und Catering wären mit leichten Anpassungen umsetzbar.
Der kompakte Baukörper, die funktionierende Tageslichtversorgung – im Bereich der
Tagung teilweise nur über Oberlichter – und der mäßig wirksame Sonnenschutz mittels
feststehender Vertikallamellen lassen insgesamt einen nur durchschnittlich
energieeffizienten Gebäudebetrieb erwarten. Bedingt durch die vorgelagerten Lamellen
muss ein erhöhter Reinigungs- und Instandhaltungsaufwand in Kauf genommen
werden.
Insgesamt scheinen die Flächenangebote der einzelnen Funktionsbereiche sehr
großzügig, was sich nachteilig auf die Gesamtwirtschaftlichkeit des Gebäudes auswirkt.
Das Verhältnis von BGF zu Nutzfläche liegt im durchschnittlichen Bereich.
Die Kosten nach Angabe des Verfassers liegen deutlich über dem vorgegebenen
Kostenrahmen. Insbesondere die hochwertige Fassade führt im Zusammenhang mit der
etwas üppigen Kubatur zu einer hohen Kostenüberschreitung.

Insgesamt gelingt den Verfassern ein überzeugendes Konzept für das
Konferenzzentrum mit einem prägnanten architektonischen Konzept. Fragen werfen die
städtebauliche Gleichbehandlung aller Kreuzungspunkte und der hohe bauliche
Aufwand auf.
Lageplan

Lageplan

Blick vom Park

Blick vom Park

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Saalgeschoss

Saalgeschoss

2.Obergeschoss

2.Obergeschoss

Ansicht und Schnitt

Ansicht und Schnitt

Blick ins Eingangsfoyer

Blick ins Eingangsfoyer

Blick ins Saalfoyer

Blick ins Saalfoyer