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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 11/2020

Heinze ArchitektenAWARD 2020

Haselnuss Hof Stiegler

DE-90556 Gonnersdorf

Sieger - Sonderwohnungsbauten

Dürschinger Architekten & Partner mbB

Architektur

Frankengenuss GmbH & Co. KG

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Gewerbe-, Industriebauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Geschichte:

Eine fast nahezu abgebrannte Hofstelle im Jahr 2014 bot die Möglichkeit den ehemaligen Bauernhof mit Ackerbau und Vieh-zucht, zurückgehend auf den dreißigjährigen Krieg des 17. Jahrhunderts, mit neuer wirtschaftlicher Ausrichtung auf eine künftige Haselnuss- Bewirtschaftung und neuen funktionalen Bezügen perspektivisch zu optimieren. Darüberhinaus für die drei Generationen der Familie das künftige Bewohnen mit einem neuen Wohnhaus zu ordnen.

Städtebau:

Das neue Ensemble aus Museums- Schmiede, Hofladen mit Kastanienhof, Haselnuss- Rösterei, Werk-und Stallgebäude, sowie Wohnhaus mit Bauerngarten prägen und erhalten die traditionelle mittelfränkische Dorfstruktur. Der respekt-volle Umgang mit Bauform und Material verbindet modernes Bauempfinden mit einem lebendigem Ortsbild auf den zweiten
Blick und soll zeigen daß es möglich ist, der sich im Umbruch befindlichen bäuerlichen Landwirtschaft hin zur Erzeugung und Vermarktung regionaler Produkte, eine künftige Perspektive zu geben.

Die durchgängige Verwendung und Integration bereits vorhandener Baustoffe und- Materialien, sowie heimischer , nachweisender Rohstoffe für den Bau und die Energieerzeugung mit Nutzung passiver Energiequellen, die Minimierung grauer Energien und der notwendigen Einsparung von CO2 soll den natürlichen Kreislaufgedanken dieser ländlichen Hofstelle aufzeigen.

Architektur:

Die Bauernhöfe Mittelfrankens sind jeher durch ihre traditionelle, karge Bauweise und die Verwendung regionaler Baumaterialien geprägt. Skulpturale, eng stehende Giebelbauten mit knappen Dachüberständen bestimmen Ortsbilder und Dorflandschaften.

Re-Use:

So war es von Anfang an klar, die ehemaligen Sandsteinbauten und Bauteile der Sockelgeschosse, welche den Brand überdauert hatten umfassend in das neue Hofkonzept zu integrieren. Die kleine Schmiede an der Dorfstrasse, die Sockelgeschosse der Rückwertigen Stallgebäude und des ehemaligen Wohnhauses konnten weitestgehend erhalten bleiben. Ergänzt wurde diese, ebenso wie die Neubauten des Wohnhauses, des Hofladens mit Vorbereitungsräumen, sowie der Bergeräumen mit Heimischen Fichten- und Kiefernhölzern aus den nahen Wäldern der Hofstelle.

Wiederverwendbare Tonziegel der ehemaligen Dächer wurden in die klassischen Bieberschwanz Doppeldeckung der steilen Dachlandschaft integriert. Die flachgeneigten Dächer der Nebengebäude erhielten jedoch eine Blechdeckung geeignet für die Nutzung mit PV- Anlage.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Haselnusshof Stiegler ersetzt einen durch Brand verloren gegangenen Dreiseithof in Cadolzburg bei Fürth. Beim Wiederaufbau ging es nicht nur um die funktionelle Planung eines modernen, neuen Bauernhofs, sondern auch um die existenzielle Sicherstellung der anstehenden Haselnussernte und deren Verarbeitung. Dürschinger Architekten beweisen mit ihrer Neuplanung, dass es auch im ländlichen Raum mit seinen funktionalen Zwängen und unter großem Kostendruck möglich ist, eine anspruchsvolle, vielschichtige Architektur umzusetzen. Die Planer haben für ihre Aufgabe eine zeitgemäße Architektursprache gefunden, die gleichwohl auf den traditionellen Baumaterialien, dem Kiefern- und Fichtenholz, und den traditionellen fränkischen Bauformen aufbaut. Die Basis der Neudefinition bildet die Wiederverwendung des Sandsteins der ehemaligen Stallgebäude sowie die Restaurierung der alten Hofschmiede. Die Scheune bildet den Nukleus der als Ensemble angelegten Anlage und gibt deren Körnung und Formensprache vor. Der rechtwinklige Haselnusshof tritt als eigenständiges Ensemble aus dem Dorfgefüge hervor und gliedert sich zugleich in selbstverständlicher Weise in das bestehende Dorfgefüge ein. Die neue Haselnuss-Rösterei verbunden mit dem Hofladen kennzeichnet das neue Entree des Stiegler-Hofs. Über große Fenster kann der Besucher den Prozess der Haselnussverarbeitung nachvollziehen und im Hofladen mit anschließendem Kastanienhof auch verkosten. Das neue Wohnhaus für die Jungbauern mit südlicher Austragswohnung bildet als zweiter Bauabschnitt den städtebaulichen und topografischen Abschluss zur Dorfstraße hin. Den westlichen Abschluss des Hofs zu den angrenzenden Pferdekoppeln bilden die neuen Scheunengebäude mit Werkstätten und Heulagerung. Die Jury gratuliert zu einem sehr gelungenen funktionalen Ersatzbau, der alle Ansprüche an Architektur erfüllt. Dies ist den Heinze ArchitektenAWARD in der Kategorie „Sonderwohnungsbauten“ wert.