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Award / Auszeichnung | 01/2021

HolzbauPlus – Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2020

Ökologisch nachhaltiger Dachgeschossausbau Gebäude 051

DE-79110 Freiburg

GEWINNER | Kategorie „Öffentliche Bauten – Sanierung“

Gerhard Dettling

Architektur

Stahl+Weiß, Bauphysik und Energiekonzeption

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Unscheinbar und von außen fast nicht erkennbar entstand unter der Dachhaut des Gebäudes 051 der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein freundlicher Bürotrakt. Geschickt wurde das Tragwerk des historischen Dachstuhls so freigestellt, dass es den wesentlichen Raumeindruck bestimmt. Obwohl entlang des Flures weitestgehend kleine Büros aufgefädelt sind, entsteht durch die vielen Glastrennwände das Gefühl von Gemeinschaft und einer gewissen Großzügigkeit. Bei der gesamten Umbaumaßnahme wurde akribisch darauf geachtet, weitestgehend nachwachsende, ökologische und sortenreine Rohstoffe zu verwenden. Wo möglich wird die Materialwahl auch gezeigt und als architektonisches Mittel eingesetzt: Die Böden aus Massivholzdielen, Fenster aus Eiche, die Glastrennwände selbstbewusst in einer massiven Eichenkonstruktion entworfen und der Dachstuhl von innen mit Lehmhanfplatten verkleidet, was zu einer angenehmen Raumluftqualität führt. Das Projekt schafft den Spagat zwischen den unterschiedlichen Aspekten der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte: Zuallererst nutzt es vorhandenen Gebäudebestand mit allen Elementen, die zu erhalten sind, anstatt ein neues Gebäude zu bauen. Die neu hinzugefügten Materialien sind weitestgehend nachwachsend. Der große Holzeinsatz bindet CO² langfristig. Die Maßnahmen erfolgten architektonisch zurückhaltend und denkmalgerecht. Und nicht zuletzt entsteht ein wunderschöner Raum, der durch das Gespür für Material und Detail eher an Wellness erinnert als an Büroarbeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude wurde 1913 als Kasernengebäude durch das Städtische Hochbauamt errichtet. Mit Ende des Ersten Weltkriegs 1918 wurde es zum Wohngebäude, 1927 zur Polizeiwache umgewidmet. 1936 rückten Einheiten der Luftwaffe in das Kasernengebäude ein; ab 1945 wurde es von der französischen Militärverwaltung genutzt. Im August 1992 wurde das Bauwerk an das Land BadenWürttemberg übertragen und von 1994 bis 1996 für die universitäre Nutzung umgebaut. Der Ausbau des Dachgeschosses in dem denkmalgeschützten Gebäude erfolgte in ökologisch nachhaltiger Bauweise. Die hier umgesetzte Gestaltqualität überzeugt durch eine moderne, eigenständige und warme Atmosphäre. Zugunsten aktueller Energiestandards wurde der Dachstuhl als Warmdach überplant und um 10 cm angehoben. Dabei blieb das Tragwerk des historischen Dachstuhls weitgehend erhalten und wurde als Grundlage für das Entwurfskonzept ablesbar gemacht. Die langen Flurwände wurden in verglaster Holzrahmenbauweise ausgeführt. Um die optische Erweiterung zu verstärken, wurden die ersten 40 cm der anschließenden Bürotrennwände ebenso in verglaster Bauweise erstellt. Abgerundete Ecken gestalten einen harmonischen Übergang zu den Seitenfluren. Die Bürotrennwände wurden mit schweren Lehmbauplatten und Hanfdämmung, die Zwischendecke zum nicht ausgebauten Dachboden als Massivholzelemente mit Lehmschüttung und Akustikelementen aus Holzwolle-Leichtbauplatten ausgeführt. Die Innenverkleidung der Dachschrägen wurde mit Lehm-Hanfplatten und Zellulose gedämmt. Die Sprossenfenster wurden anhand erhalten gebliebener, historischer Fenster originalgetreu nachgebaut. Die Fußböden wurden komplett mit Massivholzdielen belegt, welche über den Kniestock bis zu den Holzfenstern aus Eiche geführt wurden. Die Holzart Eiche wird damit raumübergreifend und stilprägend eingesetzt. Mit dieser reduzierten, hochwertigen Materialpalette ist es gelungen, eine moderne, eigenständige Innenraumqualität zu erzeugen. Als weitere natürliche Materialien kamen Lehm und Hanf zum Einsatz. Durch das ausgewogene Verhältnis von Holz und Glas strahlen die Räumlichkeiten eine freundlich helle Atmosphäre aus, die man sich in allen öffentlichen Gebäuden unabhängig von der Nutzung wünscht.