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Einladungswettbewerb | 06/2007

:kennenlernenumwelt | Gut Eichthal

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Halfmann Architekten

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

:kennenlernenumwelt
Gut Eichthal in Overath

:kennen
[über das Wesen von jemandem oder etwas Bescheid wissen]

Das Wissen um unsere Umwelt, um Natur-und Kulturlandschaft ist Voraussetzung für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen, unserer Geschichte und unseren Mitmenschen. Die Vermittlung dieses Wissens als integralen Bestandteil der Bildung unserer Kinder zu begreifen und zu fördern, ist das Anliegen des Projektes :kennenlernenumwelt. Dabei führt die Auseinandersetzung mit regionaler Identität zum Erkennen von übergeordneten Zusammenhängen, kulturellen und historischen Entwicklungen.

Gut Eichthal in Overath bietet ideale Voraussetzungen für eine themenbezogene Bilgungswerkstatt. Inselartig eingebettet an der Schnittstelle von Wald, Landwirtschaft und Flussauen markiert Gut Eichthal den Mittelpunkt eines gleichermaßen künstlichen wie natürlichen Landschaftsraumes. Es ist Maßstab und Zentrum unseres Entwurfes, der das didaktische Konzept von :kennenlernenumwelt in eine prägnante räumliche Figur umzusetzen versucht. Dabei werden Gut und Gärten von einem blattförmigen Rundweg umgriffen, an dem sich unterschiedliche Lernorte wie an einer Perlenschnur aufreihen. Aus der Figur des Gutes entwickelt sich innerhalb dieses Ringes eine orhtogonale Pfadstruktur, die verschiedene themenbezogene Feld- und Gartentypen voneinander abgrenzt und begehbar macht.


:kennenlernen
[zusammengesetzt aus Kennen und Lernen]

Ausgangspunkt für das Kennenlernen des Projektraums ist der Rundweg um Gut Eichthal.
An den Schnittstellen von Rundweg und othogonalem Landschaftsraster bilden verschiedene Bezugspunkte von Gut, Landschaft und Geschichtswerkstatt die Stationen einer Bildungsreise entlang der Aggeraue.

Von Norden beginnend sind dies im Uhrzeigersinn:
- Eine Brücke zum Schulzentrum Cyriax im Norden,
- der Waldpavillon mit kleinem Vorplatz, gleichzeitig Infozentrum für das Gelände,
- der Aggerpavillon mit Blickbeziehung zur Flussaue,
- der vorhandene Teepavillon mit historischer Blick- und Wegebeziehung zum Gut,
- der Feldpavillon mit Blickbeziehung zu Feldern und Gärten,
- ein Abzweig zur neuen Brücke nach Lohmar,
- die mittelalterliche Bilde mit Wurfrichtung nach Norden,
- das Feldklassenzimmer als offener Lernort im Feld,
- die alte Linde mit kleinem Sitzplatz und historischer Blick- und Wegebeziehung,
- das Waldklassenzimmer als offener Lernort im Wald.


:lernen
[Föhigkeiten, Fertigkeiten, Kentnisse, Wissen erwerben]

Für alle Lernorte wurde eine wiederkehrende Typologie entwickelt, die auf einer durchgängigen Proportion aufbaut und mit unterschiedlichen Gestaltungselementen und Ausrichtungen gezielte Blick- und Themenbeziehungen zu Feld, Fluss und Wald herstellen.

Die Pavillons sind grundsätzlich gleich konzipiert: Sie bestehen aus dreidimensionalen Sichtbetonrahmen, die mit vollständig verglasten Längsseiten Ein- und Ausblicke in verschiedene Landschaftssituationen ermöglichen. Sie werden über der Landschaft schwebend auf Gabionenwände aufgelegt und docken behindertengerecht und hochwassergeschützt an den im Nordosten deichartigen Rundweg an. Die Pavillonstandorte beziehen sich auf die ortohogonale Landschaftsstruktur rund um Gut Eichthal. Sie kommunizieren mit Landschaft, Gut oder Teepavillon durch ihre jeweilige Ausrichtung und unterscheiden sich lediglich durch die themenbezogenen Ausblicke. Eingestellte Serviceboxen beherbergen alle Nebenräume der Pavillons.

Die Freiklassenzimmer folgen in Größe und Anordnung exakt den Pavillons, entwickeln jedoch eine jeweils eigenständige Typologie:
- Das Feldklassenzimmer wird begrenzt durch aufgestapelte Heuballen mit fensterartigen Blickbeziehungen in die Landschaft. Die Ballen bilden einen nach oben offenen Sonnenraum und dienen auch als Sitzgelegenheit für die Schüler.
- Das Waldklassenzimmer wird durch aufgestapelte Baumstämme begrenzt und bildet einen halboffenen Raum unter einem Baumdach. Die Schüler sitzen im Schatten auf Baumscheiben mit Blick in den Wald.


:umwelt
[die Gesamtheit der ein Lebewesen umgebenden anderen Lebewesen, Dinge und Vorgänge, mit denen es in Wechselwirkung steht]

Umwelt in Eichthal heißt Gut, Fluss, Wald, Feld und Garten. Gut, Fluss und Wald sind unveränderbare Landschaftsbestandteile, die den baulichen und landschaftlichen Rahmen für die Planung verschiedener Feld- und Gartentypologien bilden:

- Eine Obstwiese mit eingestreuten Bauerngärten als Schulgärten östlich des Gutes,
- der öffentlich zugänglicher Ziergarten südlich des Gutes,
- unterschiedliche landwirtschaftliche Flächen zur Lehrzwecken (alte Getreidesorten und Obstsorten, ggf. auch verschiedene Viehsorten und nachwachsende Rohstoffe),
- exemplarische Vierfelderwirtschaft im Bereich des Schulzentrums Cyriax.

Das durchgängige Erscheinungsbild der Anlage wird durch einige flankierende Maßnahmen sichergestellt:

- Klare Fassung des Gutshofes durch eine halbhohe Hecke ohne Einschränkung der Sichtbeziehungen,
- Herstellung einer einheitlichen Wegedecke aus Schotter oder wassergebundenem Material für das gesamte Gebiet,
- Ordnung der Gesamtanlage durch Entfernung überalterter, sichtbehindernder oder zu großer Gehölze (vor allem der Nadelbäume).
:welt
[die Gesamtheit alles Seienden, aller Erscheinungen und Erlebnisse, Empfindungen und Gedanken]

Das vorgeschlagene Konzept für die Bereiche rund um das Gut Eichthal bildet ein in sich geschlossenes Ensemble von Lernorten für die Bildungswerkstatt :kennenlernenumwelt, einen themenorientierten Mikrokosmos im Landschaftsraum, der sich mit zwei Brückenschlägen zur Außenwelt öffnet.

Die Projektfläche wird durch zwei einfache Fußgängerbrücken mit den Stadtteilen Cyriax und Lohmar verbunden. Dabei legen wir Wert auf undramatische Konstruktionen ohne landschaftsbestimmende vertikale Elemente wie Pylone oder Träger.

Die vorgeschlagenen Stahlbrücken bestehen jeweils aus sprengwerkartigen Fachwerk-Dreifeldträgern, deren Diagonalstäbe dem Querkraftverlauf entsprechend unterschiedlich geneigt sind. Die weiteren statisch tragenden Stäbe werden von der ohnehin notwendigen Geländerkonstruktion gebildet: Die Vertikalstäbe, der Handlauf, der Untergurt, auf den die Vertikalstäbe aufgeschweißt sind. Der Untergurt wirkt gleichzeitig als Versteifungsträger für die auftretenden Sekundärmomente. Zwischen den Untergurten werden im Abstand von 2,50 m Querträger angeordnet, die über zusätzliche Längsträger den Belag aus profilierten Holzbohlen tragen.
Im Bereich der Mittelstützen wird die Bauhöhe der Hauptträger über das Maß der Geländerkonstruktion hinaus durch strahlenförmig angeordnete Streben auf eine Höhe von 2,40 m erhöht. Die gesamte Konstruktion einschließlich dieser Streben bleibt oberhalb der Wasserlinie des hundertjährigen Hochwassers.
Die Gründung der Widerlager und Zwischenstützungen erfolgt je nach Baugrund durch Flachgründung oder Tiefgründung mit Bohr- oder Rammpfählen.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse