Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023
Kinderbetreuung Oberrotweil in Vogtsburg im Kaiserstuhl
©Böwer Eith Murken Architekten BDA | schwabmayer architekten
Perspektive Eingang
3. Preis
Preisgeld: 10.000 EUR
Böwer Eith Murken Architekten BDA
Architektur
Architektur
-
Verfasser:
Philipp Schwab, Ludwig Eith, Felix Mayer, Pit Müller, Reinhard Böwer
Pit Müller Landschaftsarchitekt
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Ein neues Kinderhaus für die Gemeinden Vogtsburg
Der vorgeschlagene Baukörper bündelt Kindergarten, Kinderkrippe und Vereinsnutzung in einem gemeinsamen – aber gegliederten – Haus. Das überwiegend zweigeschossige Gebäude lässt eine Verknüpfung (und Trennung) der unterschiedlichen Nutzungsgruppen zu, um an den geeigneten Stellen Berührungspunkte zu schaffen und vorhandene Schnittstellen zu stärken. Neben der räumlichen Nähe und der gemeinsamen Nutzung einzelner Räume, wie bspw. dem Foyer, dem Kinderrestaurant und den Mehrzweckräumen werden sinnvolle Synergien für die Planung, den Bau und den Betrieb voll ausgeschöpft. Durch die Bündelung erhält die Kinderbetreuung einen städtebaulich starken und zeitgemäßen Neubau, der für die Gemeinden der Stadt Vogtsburg einen attraktiven Ort für alle Generationen schafft.
Das Kinderhaus stärkt durch die Kombination der unterschiedlichen Funktionen die Identifikation der Vogtsburger*innen mit ihrer Heimat. Verstärkt wird dies durch eine sensibel gegliederte Gestaltung des Baukörpers mit nachhaltigen und ortsprägenden Materialien. Dem multifunktionalen Vorplatz kommt bei der Verortung des Gebäudes im Neubaugebiet eine Schlüsselrolle zu. Dieser bildet neben dem Fahrradparken und dem Eingangsbereich auch einen wichtigen Ort des Ankommens, des Austauschs und bietet vielfältige Möglichkeiten für die Nutzenden (bspw. für Feste oder Abendveranstaltungen) oder als Treffpunkt der neuen Nachbarschaft.
Beurteilung durch das Preisgericht
Auf dem langen schmalen Grundstück platzieren die Verfasser: innen einen kompakten Baukörper, der die gewünschten Funktionen gut kombiniert und gleichzeitig deren separate Nutzung sicherstellt. Die städtebauliche Einfügung gelingt in Größe, Lage, Höhe und Proportion.
Ein gut geschnittener überdeckter Zugangsbereich ist dem Haupteingang vorgelagert und bietet Raum zum Bringen und Holen, zum Treffen und Kommunizieren. Die nördlich angelagerte Platzfläche wird in ihrer Funktion hinterfragt: für die Unterbringung der Parkierung ist sie sehr raumgreifend, für die Vereinsnutzung ist sie von eher untergeordneter Bedeutung - an ihrer Stelle wäre auch eine Erweiterung der Grünfläche für die Krippe gut vorstellbar.
Die innere Gliederung und Erschließung sind sehr überzeugend, Orientierung und Auffindbarkeit der verschiedenen Nutzungsbereiche funktionieren klar und unmissverständlich. Der Eingangsbereich fungiert zusammen mit dem Foyer als Verteiler; Verwaltungs- und Nebenräume sind zur Straße orientiert, der Vereinsraum mit seinen Nebenflächen ist gut abgetrennt und eigenständig nutzbar.
In Kindergarten und Krippe überzeugen Anordnung und Zuschnitte der Gruppenräume und ihre Koppelung mit Kleingruppenräumen und Sanitärbereichen, ebenso wie die konsequente Anordnung der Matschschleusen und Garderobenabschnitte. Hinterfragt wird die Organisation der Flurbereiche. Mit den eingestellten Nebenräumen entsteht eine Doppelerschließung, die für die Bespielbarkeit des Flures attraktiv sein kann, gleichzeitig aber auch die Übersicht erschwert. Die Anordnung der Krippe im Obergeschoss wird tendenziell kritisch gesehen: im Hinblick auf die Verbindung in den Garten, vor allem aber auch in das im EG angeordnete Kinderrestaurant.
In der Materialität ist der Wunsch der Ausloberin nach einem Holzbau gut aufgenommen, die feingliedrige Fassadengestaltung strukturiert den Baukörper in angenehmer Weise und bildet die Teilung der Nutzungen auch nach außen gut ab. Hinterfragt wird der Einsatz von Stampflehm in den Schlaf- und Gruppenräumen aus Kostengründen.
Die Konzeption der Rettungswege im Obergeschoss wäre noch zu überprüfen.
Insgesamt überzeugt der Beitrag mit seiner großen Klarheit und sensiblen Einbindung. Die Strukturdaten lassen etwas höhere Investitionskosten erwarten, was aufgrund der Kompaktheit aber hinsichtlich der Unterhaltskosten vermutlich ausgeglichen werden könnte.
©Böwer Eith Murken Architekten BDA | schwabmayer architekten
Lageplan
©Böwer Eith Murken Architekten BDA | schwabmayer architekten
Grundriss EG
©Böwer Eith Murken Architekten BDA | schwabmayer architekten
Grundriss OG
©Böwer Eith Murken Architekten BDA | schwabmayer architekten
Ansicht West