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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2017

Kindertagesstätte „Am Buchberg“, Donaueschingen

2. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

hotz + architekten PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die Kindertagesstätte (Kita) befindet sich in Donaueschingen am Rande des Südschwarzwaldes. Am nördlichen Eingang des neuen Quartiers „Am Buchenberg“ gelegen ist der 2geschossige Baukörper der Kita die Nahtstelle zum bestehenden Wohngebiet „Äußere Röte“ und Auftakt für die neu geplante Wohnbebauung im Süden und Westen.
Die großformatige, holzverschindelte Fassade vereint Tradition und zeitgemäße Bauform. Die kompakte und flächenschonende Anordnung des Neubaus erreicht ein Maximum an Freifläche. Der Blick zum Fürstenberg bleibt frei.
Der Vorplatz im Norden der Kita dient zum einen als wichtige Wege-, Grün- und Sichtverbindung, zum anderen kann hierüber der Hol- und Bringverkehr erfolgen.

Funktion
Das Foyer öffnet sich großzügig zum Vorplatz oder kann direkt von der Alemannenstraße aus begangen werden. Im Eingangsbereich befinden sich Abstellflächen für Kinderwagen, der Büroraum der Kita-Leitung und ein Elternsprechzimmer.
In unmittelbarer Nähe sind die Küche mit Vorratsraum und der multifunktionale Essraum angelegt.
Die Gruppenräume für Kleinkinder unter drei Jahre befinden sich ebenfalls im Erdgeschoss mit direktem Zugang in den eigenen Freibereich und angrenzenden gemeinsamen Garten. Über eine offene Treppe geht es ins Obergeschoss. Hier gruppieren sich um eine kleine Halle Räume für Bewegung und soziale Interaktion, sowie kreatives Spielen. Im Anschluss befinden sich die Gruppen für die Kinder über drei Jahre.
Die Gruppen in der oberen Etage erhalten zum Außenbereich einen Balkon mit direktem Zugang in den Garten.
Alle Gruppen- und Intensivräume sind nach Süd-Westen orientiert. Die Material- und Schlafräume sind in unmittelbarer Nähe erreichbar. Jeder Gruppenbereich erhält einen zugewiesenen WC/Wickelbereich. Die Flure weiten sich auf und können als Spielflure mitgenutzt werden. Alle Bereiche sind barrierefrei zu erreichen.

Bauabschnitte
Die fünf Gruppen werden in zwei Bauabschnitten realisiert. Drei Gruppen werden direkt mit dem ersten Bauabschnitt errichtet, die Bauform lässt keine Fehlstellen vermuten.
Problemlos und wie selbstverständlich fügen sich im zweiten Bauabschnitt im Süden zwei Gruppen an und das Foyer kann um einen Essbereich und Kreativraum mit direkten Ausgängen zum Freibereich erweitert werden.


Energetisches und Ökologisches Konzept
Die Holzverbundbauweise stellt eine ökologische und wirtschaftliche Konstruktion dar. Holz schafft eine angenehme Atmosphäre, in der sich Faktoren wie Kreativität und das Wohlbefinden von Kindern nachweislich verbessern.
Der kompakte Baukörper reduziert die überbauten Flächen auf ein Minimum und sorgt für ein ideales A/V-Verhältnis.
Die Kita wird als Niedrigenergiehaus konzipiert. Die Gebäudehülle ist Wärmebrückenfrei mit Dreischeibenverglasung und entsprechend guter Wärmedämmung in einer Holztafelkonstruktion mit Schindeln als Außenhaut geplant.

Lüftung
Die kontrollierte Be- und Entlüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und geringem Stromverbrauch wird in der Kita im Keller untergebracht. Als Quelllüftung mit Zuluft im unteren Bereich der Flurtrennwände erfolgt die Lüftung zugfrei und geräuschlos. Die Abluft wird über schallgedämpfte Überströmöffnungen in den Flurbereich geführt und an zentraler Stelle abgesaugt. In den Speiseräumen erfolgt die Absaugung direkt im Raum um eine Geruchsübertragung zu vermeiden.

Heizung
Die Beheizung der Räume erfolgt mit statischen Heizflächen bzw. Fußbodenheizung.
Ein BHKW oder einen Holzpellet-Kessel stellt die primärenergetisch optimale Lösung für die Wärmeversorgung dar.

Sonnenschutz
Der sommerliche Wärmeschutz wird über außenliegende Verschattung, in Kombination mit einer freien Nachtauskühlung über regen- und einbruchsichere Nachtlüftungsöffnungen, sichergestellt.

Regenwasser
Die extensiv begrünten Gründächer dienen als Zwischenspeicherung mit verzögertem Abfluss. Das überschüssige Regenwasser wird in einer Zisterne gespeichert und zur Toilettenspülung benutzt. Anfallendes Regenwasser wird gedrosselt dem Themengarten "Ende der Eiszeit" zugeführt und versickert. - Sichtbarmachung des Wasserkreislaufes -

Dächer
Photovoltaik- Elemente tragen zur Senkung des langfristigen Energiebedarfes bei. Der erzeugte Strom wird primär für die Eigenversorgung verwendet, nur Überschüsse werden in das Stromnetz eingespeist.
Die Umsetzung des Niedrigenergiekonzeptes und die zusätzlichen Energiegewinne führen zu einer
Minimierung der Unterhaltskosten.

Außenanlagen
Die Außenspielfläche ist klar gegliedert und dem Gebäude im Süd-Westen vorgelagert. Der Außenzugang findet über die Schmutzschleuse statt. Die geschützte Trauerweide kann erhalten werden. Dieser Garten ist für die äußerst heterogenen Kinder gleichermaßen Treff-, Erholungs- und Freizeitbereich. Der achtsame und verantwortungsvolle Umgang mit Mensch, Natur und Umwelt ist durchgängiges Ziel in allen Bereichen.
Durch die Organisation und Modellierung entlang der Topografie entstehen räumlich überschaubare Nutzungsbereiche, die für die Kinder einfache Orientierungsmöglichkeiten bieten.

Themengärten
Ende der Eiszeit - Fuß fassen - Vergessener Kräutergarten - Sommernachtsträume

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser platzieren einen kompakten, 2-geschossigen Neubau an der nord-östlichen Grundstücksgrenze und fügen sich dadurch angemessen in die orthogonale städtebauliche Struktur der südlich geplanten angrenzenden Wohnbebauung ein.
Durch die Platzierung des Bauvolumens im Nord-Osten wird im Osten zur Alemannenstraße ein deutlicher Rücken ausgebildet. Nach Westen entsteht ein großzügiger, zusammenhängender Freibereich, der ausdrücklich positiv bewertet wird, da er sich freiräumlich gut mit den von Süden und Westen ankommenden Grünachsen verbindet. Allerdings wird die nördliche Gebäudeflucht kontrovers diskutiert, da der Baukörper hier die gewünschte Blickachse der Breslauer Str. nach Westen verstellt.
Die Ausbildung des Hauptzuganges im Norden über einen vorgelagerten ‚Shared Space‘, der in das großzügige Foyer führt, kann nachvollzogen werden. Die dort vorgesehen Parkplätze sollten allerdings nur als Mitarbeiter-, nicht als Kiss and Ride Plätze ausgebildet werden, um einen vor Fahrverkehr geschützten Zugangsbereich zu gewährleiten. Um eine eindeutige Adressbildung zu schaffen, sollte auf den Nebeneingang zur Alemannenstraße verzichtet werden und der Hauptzugang um Windfang mit Kinderwagenabstellplatz ergänzt werden.
Funktional gelingt den Verfassern eine sinnvolle Aufteilung der U3 und Ü3 Gruppen auf den beiden Geschossen. Gut proportionierte Räume fügen sich zu identitätsstiftenden
Raumclustern zusammen. Eine sensible Gliederung von sich aufweitenden Flurzonen schaffen zusätzliche Raumangebote für Garderobenflächen und ermöglichen Spieflurqualitäten. Die den Gruppenräumen im OG vorgelagerten Balkone sichern die Fluchtwege und schaffen gleichzeitig direkte Gartenzugänge und einen baulich-konstruktiven Sonnenschutz.
Die Ausgestaltung der Küche mit Essbereiche im EG ist noch nicht ausformuliert, auch ist die Anlieferung noch nicht gewährleistet.
Die vorgeschlagene Holzverbundkonstruktion mit Schindelfassade sowie die energetischökologischen Maßnahmen erscheinen angemessen. Die Anmutung der Lochfassade zur Straße und geöffneten Glasfassade zum Garten entspricht dem Anspruch an eine Kindertagesstätte.
Die Abschnittsbildung ist mit dem Ergänzungsbau konstruktiv unkompliziert realisierbar. Die städtebauliche Grundfigur funktioniert sowohl mit als auch ohne 2. Bauabschnitt. Die
Erweiterungsräume im EG werden allerdings aus baulicher und wirtschaftlicher Sicht schon mit dem 1.BA als sinnvoll zu realisieren erachtet.
Die Gebäudekennwerte in der Fläche liegen im mittleren Bereich, im Volumen allerdings im oberen Bereich, was jedoch mit einer wirtschaftlicheren Geschosshöhe ausgeglichen werden könnte.
Insgesamt liefern die Verfasser einen angenehm unaufgeregten und soliden Beitrag zur gestellten Wettbewerbsaufgabe.