Städtebaulicher und freiraumplanerischer Wettbewerblicher Dialog | 03/2024
Klimavorzeigestadtteil Rothneusiedl in Wien (AT)
©O&O Baukunst
Axonometrie Gesamtareal
1. Preis / Sieger
capattistaubach urbane landschaften
Landschaftsarchitektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Djordje Ilic, Michael Desmond, Junqian Zhang, Gissell Sanchez
Verkehrsplanung
Transsolar Energietechnik GmbH
TGA-Fachplanung
Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH
Tragwerksplanung
Erläuterungstext
STADTPILOT ROTHNEUSIEDL WIEN
Das Stadtentwicklungsgebiet Rothneusiedl im Süden Wiens soll ein Modellstadtteil für Klimaschutz und Klimaanpassung werden. Die Zielstellung: Klimaneutralität im Betrieb und Herstellung!
Auf 124 Hektar entsteht ein urbaner und lebendiger Stadtteil für rund 21.000 BewohnerInnen mit zahlreichen Grün- und Freiräumen sowie leistbarem Wohnraum. Neben Wohnen und Arbeiten sind auch soziale, kulturelle und sportliche Nutzungen vorgesehen. Der ländliche Charakter soll dabei eingebunden und im Sinne eines urbanen Stadtteils neu interpretiert werden.
Das städtebauliche und freiraumplanerische Konzept des integralen Teams von O&O Baukunst und capattistaubach urbane landschaften, Rosinak & Partner (Mobilität), Transsolar Energietechnik, Sieker Ingenieurgesellschaft (Regenwassermanagement) und Concular (Zirkuläres Bauen) hat die Jury im mehrstufigen wettbewerblichen Dialog überzeugt.
Grundidee des Siegerentwurfs ist eine kompakte Stadt. Diese ist von einem großzügigen, umschließenden und vielfältig nutzbaren Ring aus Parklandschaften, Wäldern und Stadtwildnis umgeben. In Rothneusiedl entsteht so eine harmonische Verbindung von städtischem Leben und ländlicher Weite, mit einem lebendigen Stadtzentrum und einem grünen Ring von ca. 3 Kilometern Umfang. Dieser offene, kreisförmige Freiraum ist mit den umliegenden Feldern verbunden und schafft wichtige ökologische Brücken. Die bestehenden Windschutzgürtel werden in die Planungen einbezogen und ziehen sich bis ins spätere Zentrum des Stadtteils. Der zentrale Stadtplatz entlang der neuen U-Bahn-Trasse bildet das Herzstück von Rothneusiedl. Er ist ein lebendiger Treffpunkt für Märkte, Veranstaltungen und Kommunikation. Schulen und Kindergärten sind entlang der Ränder des Kerns angeordnet.
Das Stadtentwicklungsgebiet Rothneusiedl im Süden Wiens soll ein Modellstadtteil für Klimaschutz und Klimaanpassung werden. Die Zielstellung: Klimaneutralität im Betrieb und Herstellung!
Auf 124 Hektar entsteht ein urbaner und lebendiger Stadtteil für rund 21.000 BewohnerInnen mit zahlreichen Grün- und Freiräumen sowie leistbarem Wohnraum. Neben Wohnen und Arbeiten sind auch soziale, kulturelle und sportliche Nutzungen vorgesehen. Der ländliche Charakter soll dabei eingebunden und im Sinne eines urbanen Stadtteils neu interpretiert werden.
Das städtebauliche und freiraumplanerische Konzept des integralen Teams von O&O Baukunst und capattistaubach urbane landschaften, Rosinak & Partner (Mobilität), Transsolar Energietechnik, Sieker Ingenieurgesellschaft (Regenwassermanagement) und Concular (Zirkuläres Bauen) hat die Jury im mehrstufigen wettbewerblichen Dialog überzeugt.
Grundidee des Siegerentwurfs ist eine kompakte Stadt. Diese ist von einem großzügigen, umschließenden und vielfältig nutzbaren Ring aus Parklandschaften, Wäldern und Stadtwildnis umgeben. In Rothneusiedl entsteht so eine harmonische Verbindung von städtischem Leben und ländlicher Weite, mit einem lebendigen Stadtzentrum und einem grünen Ring von ca. 3 Kilometern Umfang. Dieser offene, kreisförmige Freiraum ist mit den umliegenden Feldern verbunden und schafft wichtige ökologische Brücken. Die bestehenden Windschutzgürtel werden in die Planungen einbezogen und ziehen sich bis ins spätere Zentrum des Stadtteils. Der zentrale Stadtplatz entlang der neuen U-Bahn-Trasse bildet das Herzstück von Rothneusiedl. Er ist ein lebendiger Treffpunkt für Märkte, Veranstaltungen und Kommunikation. Schulen und Kindergärten sind entlang der Ränder des Kerns angeordnet.
Bis 2025 soll nun in einem partizipativen Prozess das finale städtebauliche Leitbild für Rothneusiedl entwickelt werden. Dieses wird die Grundlage für den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan bilden.
Architektur + Städtebau // Team O&O Baukunst:
Markus Penell (Partner), Sebastian Kablau (Projektleitung), Niobe Voß, Simon Memering, Christina Mellacher, Nora Prahm, Simon Steffen, Alessandro Delfino
Markus Penell (Partner), Sebastian Kablau (Projektleitung), Niobe Voß, Simon Memering, Christina Mellacher, Nora Prahm, Simon Steffen, Alessandro Delfino
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept
Ziel des Entwurfskonzeptes ist die Schaffung eines sehr kompakten, dichten und gemischten neuen Stadtteils. Die Entscheidung, durch die Konzentration der Baufelder um die neu entstehende U-Bahnstation einen großzügigen und vielfältig nutzbaren Ring aus Parklandschaften zu ermöglichen, der von allen Bereichen des neuen Stadtquartiers auf kurzem Weg erreichbar ist, bildet eine gute und nachvollziehbare Grundlage für die Entwicklung des neuen Stadtteils.
Über die Verschneidung zweier grundsätzlicher Ordnungsmuster – zum einen die vorhandene Feldstruktur mit den bestehenden Windschutzstreifen, zum anderen die Lage der prägenden Hochbahntrasse der U-Bahn-Linie – ergeben sich vielfältige und spannende räumliche Konfigurationen. Über versetzte Quartiersstraßen und sinnvoll eingefügte Quartiersplätze resultiert eine angenehme Gliederung des grundsätzlich strengen und klaren Ordnungsprinzips.
Die Ränder zum Park werden mit höheren Baukörpern klar und präzise ausformuliert und bieten für viele künftige Bewohner*innen eine gute Wohnsituation. Die dichte Struktur ermöglicht für alle Bewohner*innen im Sinne der „5-Minuten-Stadt“ vergleichsweise kurze Wege und gewährleistet ein effizientes System für die Infrastrukturerschließung.
Baustruktur
Die Baufelder sind dabei überwiegend gut proportioniert und bilden eine gute Grundlage, um mit unterschiedlichen Typologien reagieren zu können. Die Öffnungen in den Blockstrukturen, die Auflösung in Einzelbausteine und die sehr differenzierte Höhenentwicklung innerhalb der Bausteine lassen für potenzielle Erkenntnisse künftiger Baustrukturen ausreichend Optionen, ohne die klare Struktur zu gefährden.
Die Verwendung dieser erprobten Stadtbausteine lässt qualitätvolle Wohnumfelder, die durch überwiegend angenehm proportionierte Blockinnenhöfe eine gute Versorgung mit wohnungsnahen Freiräumen erwarten.
Zentraler Entwurfsgedanke ist dabei, dass es keiner grundsätzlich neuen Stadtstrukturen bedarf, die bestehenden aber im Hinblick auf Klimawandelanpassung und Regenwassermanagement vollständig neuprogrammiert werden müssen. Dächer, Innenhöfe und allen voran die öffentlichen Räume übernehmen dabei vollkommen neue Aufgaben.
Die vorgeschlagenen Gebäudehöhen und Straßenbreiten müssen im weiteren Entwurfsprozess noch einmal geprüft werden. Auf den ersten Eindruck erscheinen an einigen Stellen, die baurechtlichen Ansprüche im Hinblick auf Belichtung und Belüftung nicht ausreichend berücksichtigt.
Die gesamte Baustruktur ist in Ost-West-Richtung durch zwei größere Straßen gegliedert, wobei die südliche eine größere Breite vertragen könnte. Ansonsten werden die funktional begründeten Gestaltungsprinzipien durch die klare Hierarchisierung der Straßen gut unterstützt.
Die abschließende Funktionsfähigkeit der Straßen mit allen fachlichen Anforderungen ist noch detailliert nachzuweisen, ggf. müssen die räumlichen Festlegungen entsprechend angepasst werden.
Während die inneren Baufelder gut ausformuliert sind, erscheint die Struktur entlang der Himberger Straße etwas schematisch. Die Höhe der Baukörper und das Verhältnis zur überbauten Fläche, insbesondere im direkten Übergang zur Bestandsbebauung, ist zu überarbeiten, um eine bessere Einfügung in den umliegenden Bestand zu ermöglichen.
Die Anlage einer breiten Betriebszone entlang der westlichen Grenze mit einer innenliegenden eigenen Erschließung verspricht gute und flexible Entwicklungsmöglichkeit der Flächen. Sie bietet darüber hinaus zusammen mit dem vorgelagerten „Waldpark“ einen guten Puffer zwischen der Wohnbebauung und dem ÖBB-Güterterminal. Besonderes Augenmerk muss darauf gelegt werden, dass zur Parkseite keine Rückseiten entstehen.
Bei der Infrastrukturzone im Süden soll bei der weiteren Entwicklung geprüft werden, inwieweit eine Verbreiterung
des östlichen Bereichs ggf. zulasten des westlichen ermöglicht werden soll, um die bauliche
Nutzbarkeit dieses Bereiches zu verbessern. Gemeinsam mit den seitens der Wiener Stadtwerke für die
Infrasturkturzone beauftragten Planungsteams ist, im Sinne der integrativen und innovativen Planungsansätze,
ein Konzept zu erarbeiten, das die betrieblichen Anforderungen der Wiener Stadtwerke und deren
Konzernunternehmungen berücksichtigt.
Nutzungen
Die Nutzungsverteilung im Quartier ist schlüssig angelegt mit einer höheren Nutzungsdichte, Öffentlichkeit und Vielfalt im Zentrum und eher auf Wohnen ausgelegten Baukörpern entlang der Ränder.
Die Bildungseinrichtungen werden dezidiert an die Ränder gelegt, um für die großen Schulhöfe und Sportflächen die Nähe zum Park zu nutzen und eine Öffnung der Flächen für die Allgemeinheit zu ermöglichen.
Allerdings erscheint insbesondere beim nördlichen Schulhof fraglich, ob diese Struktur fähig ist, für ÖPNV und Radfahrende einen ausreichend attraktiven Eingang und eine Adresse ins Quartier zu formulieren. Hierauf muss bei den nachfolgenden Verfahren ein besonderes Augenmerk gelegt werden.
Grün- und Freiraumsystem
Qualität / Verortung / Programmierung
Mit Blick auf die Qualität der geschaffenen Freiräume wird die Großzügigkeit und differenzierte, auf den Kontext reagierende Ausbildung des „Grünen Ringes“ als Element der Adressbildung für alle Bewohner* innen des zukünftigen Stadtteils besonders herausgestellt. Die feinfühlige Programmierung und Verknüpfung mit dem Umfeld (wie z. B. mit den Schulstandorten) überzeugen ebenso wie die in hohem Maße mögliche Aktivierung als „Frühes Grün“.
Die quartiersinternen Freiräume bieten mit den grünen, öffentlich zugänglichen Höfen, der Einbindung der Spielplätze und den kleinen Quartiersplätzen ein differenziertes Spektrum mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten. Die Quartiersplätze liegen jedoch an der Untergrenze einer funktionsfähigen Dimensionierung und sollten mindestens in dieser Größe gesichert werden. Ihre inhaltlich-funktionale Zuweisung von Programmen wirft noch Fragen auf.
Ökologische Qualität
Auch mit Blick auf die ökologische Qualität der Freiräume wird hervorgehoben, dass der Grüne Ring mit seinen vielfältigen übergeordneten Anbindungen und Bezügen in die Quartiere hinein ein stabiles Grundgerüst und eine sehr gute Grundlage für eine vielfältige weitere Ausbildung des neuen Stadtteils schafft. Dazu trägt auch die gelungene Einbindung der Windschutzstreifen und darüber hinaus der Erhalt des Offenlandcharakters im östlichen Bereich an der Himberger Straße bei.
Stadtlandwirtschaft / Essbare Stadt
Das Konzept der essbaren Stadt findet als identitätsstiftendes Thema für den neuen Stadtteil seinen klaren räumlichen Ankerpunkt im Norden mit dem Zukunftshof, den Anbaufeldern und der „Grünen Visitenkarte“ mit den Streuobstwiesen. Darüber hinaus bindet sich die Konzeption mit einer gewissen Leichtigkeit und differenzierten öffentlichen, teilöffentlichen und privaten Bausteinen spielerisch und attraktiv für unterschiedliche Nutzer*innengruppen in den Stadtteil ein. Der Ansatz wird auch als Aktivator für vielfältige soziale Prozesse verstanden, was von der Jury als ein offener, zukunftsweisender Umgang mit dem Thema gewürdigt wird.
Mobilitätskonzept / Verkehr
Der Vorschlag zeichnet sich durch einen dichten kompakten Siedlungsteil um das Zentrum bei der Station der U-Bahn, der Stadt-Regio-Tram und der geplanten Buslinien aus. Mit einer Gehzeit von 5 Minuten entspricht diese stadträumliche Struktur dem Prinzip der „Stadt der kurzen Wege“, was zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel motiviert. Dies ist wiederum ein wichtiger Beitrag zum Umgang mit der Mobilität insgesamt und damit des Verkehrs zu einem Klimavorzeigeprojekt. Wichtig sind dabei direkte, kurz und witterungsgeschützte Umsteigewege zwischen den Verkehrsmitteln. Im weiteren Prozess soll die Lage der Bus- und Stadt-Regio-Tram/ Busterminal mit der U-Bahnhaltestelle im Hinblick auf kürzere Umsteigebeziehungen hin optimiert werden.
Eine zentrale Radschnellwegverbindung in Nord-Süd-Richtung durch das Quartier ist schlüssig und funktional richtig vorgesehen.
Die Stellplätze für die privaten PKWs werden in fünf Mobilitätshubs untergebracht. Diese sind gut platziert und fangen den Autoverkehr direkt an den jeweiligen Zufahrten ab. Einer davon fungiert als Logistik- Hub und ist gut positioniert. Insgesamt sind die Mobilitätshubs aber deutlich zu klein dimensioniert und müssen entsprechend vergrößert werden.
Die Erschließung der Baufelder für Feuerwehr, Polizei, Rettung, Umzüge, Handwerker*innen und weitere Dienste erfolgt über ein Netz von Quartier- und sogenannte Gartenstraßen für den Fahrrad- und Fußverkehr. Deren Breite von 6,00 m stellt eine hohe Flexibilität in der Nutzung dar. Die Erreichbarkeit für die Feuerwehr ist allerdings noch nicht in allen Bereichen nachgewiesen und soll insbesondere an den Parkrändern noch ausgearbeitet werden. Gegebenenfalls müssen die Lösungen auch gebäudeseitig gefunden werden.
Eine Zufahrtsregelung soll das Befahren der Quartierstraßen regeln. Für die Umsetzung ist also ein konsequentes System der Zugangsbeschränkung zwingend erforderlich, um die Funktionsfähigkeit der Straßen zu erhalten.
Auf dem Boulevard wird die Stadt-Regio-Tram im Mischverkehr-System geführt, was angesichts des geringen Autoverkehrs und einer Reduktion der Trennwirkung im Siedlungsgebiet zukunftsfähig ist. Offen bleibt die Frage, ob auf der Himberger Straße ein eigener Gleiskörper nötig ist. Zudem fehlt das Abstimmen des Charakters der Himberger Straße mit der Siedlungsentwicklung von einer Außerortssituation hin zu einer zukünftigen innerörtlichen Straße.
Das Projekt schafft mit Ausnahme der Umsteigeverhältnisse beste Voraussetzungen für einen klimagerechten
Umgang mit der Mobilität und damit zu einem Klimavorzeigestadtteil.
Energie, Klima & Regenwassermanagement
Klima
Die dichten Baustrukturen gehen zulasten der Durchlüftung der zentralen Bereiche, auch wenn die umfangreichen und großzügigen Freiräume eine Neubildung von Kaltluft unterstützen. Die Regelwerke für die Bebauung müssen ggf. daraufhin optimiert werden.
Die Kompaktheit des Stadtteils sowie die Konfiguration der Baukörper ermöglichen generell ein gutes Mikroklima auf der Ebene der Quartiere. Durch die Kompaktheit und die angemessene Tiefe der einzelnen Baublöcke ergeben sich die Möglichkeiten einer guten Quer- und Über-Eck Belüftung für den Großteil der Wohnungen. In Einzelfällen und bei höheren Bauteilen ist auf eine ausreichende Belichtung zu achten.
Energie und Kreislaufwirtschaft
Es wird ein Konzept für die Energie- und Stromversorgung vorgelegt. Die Hauptversorgungsstruktur funktioniert gut mit der vorgeschlagenen Etappierung. Die Entscheidung, den ersten Bauabschnitt um die zentrale U-Bahnhaltestelle in Ost-Westrichtung zu entwickeln, ist gut nachvollziehbar. Die Umsetzung der Freiflächen-PV zur Erarbeitung einer vorgezogenen positiven Energiebilanz soll im Hinblick auf Umfang, Lage und Wirtschaftlichkeit sowie auf die Verträglichkeit mit der Landwirtschaft überprüft werden. Der Vorschlag einer Energiegewinnung in einer frühen Phase wird positiv gesehen.
Das Energiekonzept ist schlüssig und adressiert die wesentlichen Aspekte einer nachhaltigen und erneuerbaren Energieversorgung für den Stadtteil.
Die Aspekte hinsichtlich des Bodenmanagements und der Kreislaufwirtschaft adressieren die Kriterien der Ausschreibung. Eine Anpassung der Geschosshöhen, die auch nachhaltige Konstruktionen ermöglichen, ist zu berücksichtigen.
Regenwassermanagement, blau-grüne Infrastruktur
Der gesamte Freiraum wird als ein zentraler Baustein der Klimaanpassungsstrategie gesehen. Er korreliert eng mit dem Regenwassermanagement und fungiert damit als ergänzende Komponente der Strategie. Dabei wird ein sehr ambitioniertes und zukunftsweisendes Konzept der Regenwasserbewirtschaftung vorgeschlagen. Dieses zielt darauf ab, das Niederschlagswasser vollständig im Gebiet zurückzuhalten, zur Verdunstung zu bringen und nur geringe Anteile zu versickern. Dadurch soll zur Kühlung
des dichten Stadtteils beigetragen und das Wasser durchgängig der Vegetation zur Verfügung gestellt werden. Rückhalteräume werden im Sinne des Kaskadenprinzips sowohl auf den Bauflächen wie auch im neu codierten öffentlichen Erschließungsraum und im „Grünen Ring“ geschaffen und miteinander zu einem System vernetzt. Als Teil des Bodenmanagements und zur Verkürzung der Fließwege wird eine Aufhöhung der Bauflächen gegenüber dem Niveau des „Grünen Rings“ vorgeschlagen.
Das Konzept des Regenwassermanagements wird als ein wegweisender Beitrag für die Transformation traditioneller Stadtbausteine hin zu einer klimaresilienten Stadt gewürdigt, ist jedoch auch mit umfassenden Konsequenzen, die die integrierte Planung der Bauflächen, der Straßenräume und der Freiflächen betreffen, verbunden. Insbesondere die neu programmierten Straßenräume müssen frühzeitig konzeptionell entwickelt werden, um zu einem konstitutiven Bestandteil des neuen Stadtteils zu werden und um die zusätzlichen Funktionen aufnehmen zu können. Die Jury unterstreicht das hohe Maß an Einbindung unterschiedlicher Stakeholder, den dieser Ansatz in allen Phasen der Planung und Umsetzung erfordert – bis hin zur Anpassung rechtlicher Konventionen. Sie sieht darin jedoch zugleich einen wegweisenden Beitrag, um traditionelle Stadtbausteine fit für die Klimaanpassung zu machen. Offene Fragen bestehen in Bezug auf die umfassende Bodenaufhöhung und die Art, den Umfang und die Machbarkeit dieser vorgeschlagenen
Maßnahmen. Bei mangelhafter Umsetzung bestünde das Risiko eines unzureichenden Hochwasserschutzes bei Starkregen. Demnach ist hier besonders auf eine adäquate Planung und Betriebsführung zu achten.
Fazit
Das vorgestellte Bild eines Klimavorzeigestadtteils arbeitet mit erprobten und bekannten Bausteinen. Durch die sehr konsequente Neuprogrammierung der Bestandteile – Gebäude, Dächer, Höfe und öffentliche Räume – sowie die sehr großzügigen angebotenen Freiräume werden überzeugende und gleichzeitig sehr ambitionierte Vorschläge für einen innovativen Ansatz hin zu einem Klimavorzeigestadtteil gemacht. Zugleich können hiermit modellhaft Ansatzpunkte für den Umgang mit der bestehenden Stadt entwickelt werden. Auch wenn die Struktur vielfältige Anpassungsmöglichkeiten für die bauliche Umsetzung und damit eine gute Realisierbarkeit verspricht, erfordert die Umsetzung ein hohes Maß an Innovationsbereitschaft aller Beteiligten. Sie ist aber die grundlegende Bedingung, um die gesetzten Ziele zu erreichen.
©O&O Baukunst
Blick in eine Wohnstraße
©O&O Baukunst
Blick über den Stadtplatz
©O&O Baukunst
Blick in den Feldpark
©O&O Baukunst
Blick aus dem grünen Hof
©O&O Baukunst / capattistaubach
Lageplan