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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2014

Korntal - West

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Architektur

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aus dem bestehenden Siedlungsgefüge der Korntaler „Gartenstadt“ heraus entwickeln sich drei Stadtbaufelder, die den westlichen Siedlungsrand definieren, komplettieren und Synergien, Arron-dierungen mit den angrenzenden Strukturen aufzeigen.
Ausgehend von Süden entwickeln sich die Stadtbaufelder als eigenständige Bauabschnitte mit klaren städtebaulichen Strukturen aus einem Mix an Solitären, gereihten Typologien und Wohnhöfen und schaffen damit eine für den Ort einzigartige Identität und Adresse.
Durch die neuen städtebaulichen Strukturen entstehen in den halböffentlichen und öffentlichen Bereichen neue Nachbarschaften, Treffpunkte für alle Bevölkerungsgruppen. Die öffentlichen Grünbereiche als Raum für Kommunikation, Erholung in enger Verknüpfung mit der Landschaft als Idee der „Neuen Gartenstadt“.


Zentrales Element und neue Mitte ist der Quartiersplatz mit angeschlossener Kita als Gelenk, Verknüpfung von Bestand und Neuplanung.
Die übergeordnete West-Ost Verbindung von Münchingen über das Planungsgebiet bis zur Orts-mitte von Korntal wird aufgenommen, gestärkt und durch einen zentralen Grünkorridor mit begleitender Baumreihe ein Übergang zum Landschaftsraum geschaffen.
Zwei sich verzahnende Baumreihen integrieren über den zentralen Quartiersplatz den Landschafts-raum „Strohgäu“ mit dem neuen Wohngebiet und der bestehenden „Gartenstadt“. Sie bilden zugleich eine Anbindung an die vorhandenen Infrastrukturen des Stadtzentrums im Osten mit einer großen Auswahl an Nahversorgungseinrichtungen und Fachgeschäften.

Im zentralen Grünbereich liegt die wichtige übergeordnete Wegeverbindung zu den Erho-lungsbereichen im Westen des Planungsgebietes. Die Straße „Am Lotterberg“ wird in den Grünzug integriert, neu gestaltet. Sie ist Verbindungselement der vorhandenen Strukturen, der Gärtnerei mit Naturkostladen und dem Schuttberg „Grüner Hainer“, zu den angrenzenden Bebauungsstrukturen. In dieser wichtigen Achse befinden sich Orte für Kommunikation und Spiel – ein Treffpunkt für alle Generationen. Der Grünkorridor übernimmt zugleich die Funktion der verzögerten Regenwasserversickerung aus den nördlichen Wohnquartieren.
Neben der Ost-West Grünverbindung entsteht im Übergang vom zweiten zum dritten Bauab-schnitt eine weitere öffentliche Grünachse von Nord nach Süd, die das aus den Bauabschnitten abgeleitete Regenwasser aufnimmt und in offenen Grabensystemen den Retentionsflächen des zentralen Grünkorridors zuführt. Durch diese Grünzone entsteht ein Übergang zu den an-grenzenden privaten Freiflächen, eine attraktive Wegeverbindung zwischen den Bauabschnitten als Vernetzung mit dem Landschaftsraum, die damit die Idee der „Neuen Gartenstadt“ unterstützt.
Eine ökologische Ausgleichsfläche mit Wasserfläche für die Amphibien als Ersatz für den entfallen-den Löschwasserteich und das Biotop entsteht im Süden des ersten Bauabschnittes, am tiefsten Punkt des Planungsgebietes und erhält zugleich die Funktion, das Regenwasser des ersten Stadtbaufeldes aufzufangen und verzögert dem Grundwasser zuzuführen. Zugleich entsteht durch die Eingrünung des Bereichs ein Lärmschutz für die südlich angrenzenden Sportfelder.

Die jeweiligen Stadtbaufelder sind durch kleine, introvertierte Platzsituationen mit angeschlossenen Parkierungsfeldern als öffentliche Bereiche, durch kleine halböffentliche Hofsituationen oder durch private Gartenhofsituationen gegliedert und bieten ein Wohnumfeld von hoher stadträumlicher wie nutzungstechnischer Qualität und Flexibilität.

Die Stadtbaufelder zeichnen sich durch ein klares städtebauliches Raster aus, bestehend aus Solitären, Zeilen und Wohnhöfen. Sie erschaffen eine Identität, die Adresse des neuen Wohn-gebietes als westlicher Abschluss von Korntal-Münchingen. Differenzierte Gebäudetypologien bilden ein Angebot für vielfältige Wohnformen und gewährleisten ein Wohnquartier für alle Generationen.
Vom Einfamilienhaus, verdichteten, gestapelten Einfamilienhausstrukturen, gereihten Wohn-formen, Mehrfamilienhaus-Solitären und Geschosswohnungsbau für barrierefreie, generati-onsübergreifende Wohnformen entsteht ein vielschichtiges Angebot für Wohnkonzepte vom Single bis zur Großfamilie, vom Starterhaus für junge Familien bis hin zu altersgerechten Strukturen.
Insbesondere die Wohnhöfe bieten mit den gereihten Strukturen und Einfamilienhaustypologien ein differenziertes Wohnangebot, bezahlbaren Wohnraum für junge Familien. Die Innenhöfe, halböffentliche Bereiche mit Spielzonen für Kinder, kompensieren die geringeren privaten Grundstücksflächen dieser Gebäude. Zusätzlich ist die Bildung von Baugemeinschaften bei den Mehrfamilienhäusern vorstellbar. Dadurch können zusätzliche Kosten eingespart und die Wohnungen auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche angepasst werden.
Im Bereich des zentralen Quartiersplatzes ist zur Ergänzung des Wohnangebotes insbesondere für ältere Bewohner ein Mehrgenerationenhaus mit Senioren-WGs vorgesehen. Die Anordnung innerhalb des Wohnhofes bietet den Bewohnern einen hohen nutzbaren Freiflächenanteil, der jedoch nicht von den älteren Bewohnern gepflegt werden muss.
Zu dem Quartiersplatz hin orientiert, bieten sich attraktive Flächen für Bäcker/Café und Ladennut-zungen an.
Durch die vorgeschlagene Durchmischung der Typologien entsteht ein lebendiges Wohnquartier, in dem die öffentlichen Orte, Plätze der Kommunikation und neuen Nachbarschaften dienen. Die Bildung der Wohnhöfe mit ihren gemeinsam nutzbaren Innenbereichen stärkt die Idee der „neuen Gartenstadt“, bei der neue Nachbarschaften, durchmischte Wohnformen entstehen und alle Be-wohner voneinander profitieren können.

Der Verkehr wird über die Kernerstraße und den südlichen Teil der Hermann-Hesse Straße in den ersten Bauabschnitt, den südlichen Teil des Plangebietes, geleitet und dort anhand von einer Ring-straße durchgeführt. Die Erschließung des zweiten und dritten Bauabschnittes im Norden des Planungsgebietes erfolgt ausgehend von der Neuhaldenstraße über den Quartiersplatz als Ringer-schließung.
Die untergeordneten Wohnstraßen sind als Mischverkehrsflächen, „Shared Space“ Zonen aus-gebildet.
Jedes Grundstück ist direkt erschlossen. Für den ruhenden Verkehr werden gebäudetypologisch unterschiedliche Konzeptionen von der direkten Zuordnung der Stellplätze im oder vor dem Ge-bäude, Parkierungsfeldern als Sammelparkierungen für mehrere Wohneinheiten bis hin zu gemeinsamen Tiefgaragen, Sammelgaragen bei Mehrfamilienhäusern angeboten. Die zusätz-lichen, öffentlichen Stellflächen werden in die öffentlichen Plätze integriert. Im Bereich des zent-ralen Quartiersplatzes sind außerdem Standorte für das „Car-Sharing“ und Stellplätze für die Kita vorhanden. In Ergänzung zur bestehenden Buslinie besteht die Möglichkeit auf dem Platz eine zusätzliche Haltestelle für die „Neue Gartenstadt“ zu integrieren und damit Kita und Mehrge-nerationenhaus mit Senioren-WGs direkt an das Netz des ÖPNV anzubinden. Über die Nord-Süd Verbindung werden die bestehenden ÖPNV-Haltestellen Bus und Strohgäubahn direkt fußläufig angebunden, bestehende Wegebeziehungen zur Schule und zu Freizeiteinrichtungen werden aufgenommen und weiterentwickelt, sodass Bestand und Neuplanung räumlich funktional zusam-menwachsen.
Die „Neue Gartenstadt“ innerhalb Korntal-Münchingens bietet durch ihre Süd-Hanglage optimale Voraussetzungen für die Nutzung der Sonnenenergie mit wenig Verschattung, trotz einer verdichteten Siedlungsstruktur. Die Gebäude sind so ausgerichtet, dass sowohl an den Fassaden, als auch auf dem Dach die Nutzung von Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagen möglich ist. Die kompakten Gebäudeformen mit 3-4 Geschossen bieten zudem das günstigste A/V Verhältnis.
Die Energieversorgung für das neue Wohngebiet könnte ein zentrales Blockheizkraftwerk (BHKW) im zentralen Platzbereich übernehmen. Das gebäudeintegrierte BHKW versorgt und liefert die Energie für die knapp 400 Wohneinheiten.
In der „Neuen Gartenstadt“ könnte dadurch exemplarisch ein neuer Stadtteil mit Energie versorgt werden und somit nachhaltiges Beispiel einer langfristigen, unabhängigen, umweltverträglichen Energienutzung werden.

Das Modell der „Neuen Gartenstadt“ in Korntal-West bietet die Chance, öffentlichen und privaten Freiraum, Einfamilienhausbebauung und Geschosswohnungsbau, Jung und Alt miteinander zu verknüpfen und zu einem Ganzen zusammen zu bringen. Es entsteht ein neuer Mittelpunkt für die angrenzenden Wohnquartiere und eine neue Identität für Korntal am westlichen Siedlungsrand in Symbiose mit dem Landschaftsraum „Strohgäu“.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt es, mit drei Stadtbaufeldern eine zeitgemäße Fortführung des Korntaler Gartenstadtgedankens zu erreichen. Die drei Stadtbaufelder bestehen aus einem Mix der geforderten Wohnbautypologien. Die Typologien werden um Höfe gruppiert, so dass die Gedanken des gemeinschaftlichen Wohnens, der Wohnnachbarschaften und des generationenübergreifenden Wohnens wie selbstverständlich im Plankonzept angelegt sind.
Die Stadtbaufelder werden durch gut dimensionierte Grünstrukturen gegliedert. Den öffentlichen Grünstrukturen sind jeweils dichtere Wohnformen zugeordnet. Der Entwurf weist eine gute Flexibilität in der Umsetzbarkeit der Baufelder auf. Der westliche Ortsrand kann mit den vorgeschlagenen Reihen- und Mehrfamilienhäusern klar ablesbar, aber auch differenziert gestaltet werden. Eine Randeingrünung ist privat wie öffentlich möglich.
In jedem Baufeld wird ein Nachbarschaftsplatz als Treffpunkt auch mit öffentlichen Stellplätzen angeboten.
Die privaten Stellplätze sind für die quer zum Erschließungsraum stehenden Reihenhäuser nicht nachgewiesen.
Der eigentliche Quartiersplatz liegt am Übergang zum bestehenden Siedlungsrand. Kindergarten und Mehrgenerationenhaus mit einer kleinen Versorgungseinheit im Erdgeschoss sind am Quartiersplatz gut situiert. Die Lage des Platzes unmittelbar am Bestandsquartier und die Umfahrung des Platzes werden als nicht optimal angesehen.
Die Verknüpfung des Feldweges zur Gärtnerei und in die landwirtschaftliche Feldflur mit der Funktion als Naherholungsweg führt zu Einschränkungen für beide Nutzungsansprüche.
Die Bauabschnittsbildung ist sehr gut möglich, es können gut gestaltete Ortsränder auch schon im 1. und 2. Bauabschnitt entstehen.Die Nachbarschaftsplätze und die nord-süd- und ost-west-orientierten Grünflächen bedingen Einbußen beim erzielbaren Nettobauland. Auch die Größe der Wohnhöfe könnten diesbezüglich optimiert werden.
Die ökologischen Belange der Durchlüftung, der Freihaltezone entlang der Bahn und der Oberflächenentwässerung mit Retentionsbecken sind berücksichtigt. Allerdings werden die bestehenden Gehölzstrukturen im Plangebiet nicht aufgenommen. Die Bebauung des Südquartiers rückt zu nahe an die Bahnlinie heran. Der Entwurf bietet eine klare Strukturierung und Erschließung als Grundlage für eine über mehrere Jahre ablaufende Aufsiedlung an. Er beinhaltet die dafür notwendige Flexibilität.
Perspektive

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Lageplan

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