Nichtoffener Wettbewerb | 03/2013
Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland
Blick von der Stadt
1. Preis
Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH
Architektur
Dr. Ulrich Hermanns Ausstellung Medien Transfer GmbH
sonstige Fachplanung, Szenographie
Visualisierung
Architekturmodelle Boris Degen Modellbau
Modellbau
Erläuterungstext
Städtebau – Integration und Prägnanz
Charakteristisch für die städtebauliche Struktur Vredens sind die kleinmassstäblichen giebelständigen Häuser, die in variierender Geometrie den Straßenzügen folgend gestaffelt angeordnet sind. Dieser Typologie folgen auch die beiden bestehenden Museumsgebäude aus den 70er und 80er Jahren. Durch die nun anstehende Erweiterung des Museums zum Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland und die in diesem Zuge zu integrierenden Bestandsbauten Armenhaus und Haus Franke stellt sich die Frage nach einer zukunftsfähigen und integrativen gestalterischen Gesamtkonzeption für das bauliche Ensemble. Zum einen gilt es dabei die Maßstäblichkeit der Stadt Vreden zu berücksichtigen, zum anderen jedoch auch einen kraftvollen Ort an der künftigen Kulturachse zu schaffen, der als historisches Gedächtnis zu einem zentralen Identifikationspunkt der Region werden soll.
Das vorliegende Projekt knüpft durch die Gliederung seiner Dachlandschaft an vorhandene Geometrien an, interpretierte diese jedoch im Sinne der Bauaufgabe neu. Eine Serie von Satteldächern überdeckt den Museumsneubau und bindet dabei auch die bestehenden Gebäude ins Gesamtkonzept mit ein. Ziel ist jedoch nicht allein das Zitat des vorgefundenen, sondern dessen Weiterentwicklung und Verfremdung. Das Spiel mit der Ambivalenz von klein und groß wird zur entwurflichen Konzeptidee des Hauses.
So endet das Ensemble zur Kulturachse hin nicht mit einer tiefstehenden Traufe, sondern formuliert durch seinen randständigen First einen prägnanten baulichen Akzent als Gebäudekopf. Der Baukörper besetzt den historischen Blockrand entlang der Gasthausstraße. Im Zugangsbereich springt das Erdgeschoss des Hauses zurück und schafft eine markante und wettergeschützte Eingangssituation. Die Wandfläche seitlich des Zugangs dient als vielfältig bespielbares Schaufenster des Museums zum vorgelagerten Hamalandplatz und zur angrenzenden Innenstadt. Nach Süden hin steht der Neubau unmittelbar am Ufer des Stadtgrabens. Lediglich im Erdgeschoss entsteht durch den Rücksprung der Fassade eine reizvolle Außensituation am Wasser, von der das Café, der Mehrzweckraum, sowie der pädagogische Werkraum profitieren. Das ehemalige Armenhaus wird volumetrisch freigestellt und durch eine zenital belichtete Fuge vom übrigen Ensemble abgelöst. Die gewünschte Erweiterungsmöglichkeit des Archivs wird auf dem freien Grundstück südlich von Haus Franke vorgeschlagen und ist somit völlig unabhängig vom übrigen Museumsbetrieb realisierbar, eine Anbindung an den Aufzug ist gegeben. Die Satteldächer sind als statisch wirksames Faltwerk in der Lage, den Ausstellungsbereich stützenfrei zu überspannen, und schaffen so flexibel nutzbare Flächen für die Dauerausstellung unter dem Dach. Der eher geschlossene Baukörper verfügt in seinem Obergeschoss über zwei gezielt gesetzte Fensteröffnungen, die den Blick zur historischen Altstadt, zum Berkelhafen und zu den beiden Kirchen hin freigeben.
Der Neubau erhält eine Vorsatzschale aus Gussglasmauerwerk im Dünnformat vermauert. Die matte Oberfläche der sandgestrahlten Gussglassteine verleiht dem Gebäude einen feinen Glanz, der durch das kleine Format bedingte hohe Fugenanteil gibt dem Haus gleichzeitig eine tektonische Schwere und ist als zeitgenössische Referenz an die Klinkertradition des Münsterlandes zu verstehen. Die Klinkerfassaden der beiden Gebäude aus den 70er und 80er Jahren werden sorgfältig abgetragen und nach erfolgter Wärmedämmung im Sinne des Recyclinggedankens wieder vorgemauert. Die Fassaden beider Häuser werden anschließend in einem hellen Farbton geschlämmt, um sich mit dem Neubau zu einer gestalterischen Einheit zu verbinden. Ziel des Projektes ist eine Integration in den städtebaulichen Kontext durch die Wiederverwendung vorhandener Themen. Die leicht verfremdete Verwendung dieser Elemente soll dem Gebäude eine unverwechselbare Gestalt und damit die notwendige Prägnanz verleihen. Die bestehende Brücke im Bereich des heutigen Haupteingangs wird rückgebaut, der Bau einer neuen Brücke im Bereich der geplanten Kulturachse wird angeregt.
Museum – Orientierung, Funktionalität und Charakter
Die zentrale innenräumliche Herausforderung bei der vorliegenden Bauaufgabe besteht darin, die sehr unterschiedlichen Baukörper trotz des am Kopfende zu erschließenden langgestreckten Grundstücks zu einem gemeinsamen Ganzen zu fügen, welches eine einfache Orientierung und eine hohe Funktionalität gewährleistet.
Vom Zugang am Hamalandplatz gelangt der Besucher ins Foyer als zentralem Informations- und Orientierungspunkt des Kulturhistorischen Zentrums. Hier finden sich Shop, Tickettresen und ein Café, das sich zum südlich vorgelagerten Stadtgraben mit einer attraktiven Terrasse öffnet. Im Gebäudekopf an der Kulturachse findet sich der flexibel bespielbare stützenfreie Raum für die Sonderausstellung. Der teilbare Mehrzweckraum, sowie das Büro des Stadtmarketings sind ebenfalls unmittelbar ans Foyer angelagert. Im rückwärtigen Bereich finden sich die weniger frequentierten Funktionsbereiche des Hauses (Werkraum, Verwaltung, Vortragsraum, Lesesaal). Oberstes Ziel bei der Organisation der Dauerausstellung war die Schaffung eines logischen Rundgangs, der auch die entlegenen Bereiche Armenhaus und Haus Franke als bauliche Exponate möglichst selbstverständlich integriert. Der Weg nimmt seinen Auftakt gegenüber dem Ticketverkauf und führt über eine skulpturale Treppe dem zenital einfallenden Licht folgend ins Obergeschoss. Der fensterlose Großraum erhält seine Massstäblichkeit durch den Rhythmus der offenen Dachstühle sowie durch die eingefügten Kabinette für ausgewählte Exponate. Die gewählte Systematik von Großraum und eingestellten Kabinetten schafft einen gleichermaßen flexiblen wie anregenden Rahmen für die Dauerausstellung auf einer zusammenhängenden Geschossebene. Zukunftslabor und Geschichtswerkstatt werden zum selbstverständlichen Bestandteil der Ausstellung.
Über eine sanft abfallende Rampe gelangt der Besucher zum Haus Franke. Diese Rampe ist als Galerie ausgebildet und wird von einem etwa 35m langen Regal begleitet in dem die Lampensammlung des Dr. Touché präsentiert wird. Durch die Ablösung der Galerie vom Armenhaus wird dessen ehemalige Aussenfassade wieder freigestellt und zenital belichtet. Haus Franke stellt den Wendepunkt des Rundgangs durch die Dauerausstellung dar. Über die historische Treppe in Haus Franke gelangen die Besucher zurück ins Erdgeschoss und können über das langgestreckte Foyer die Raumkompartimente des Armenhauses erkunden, bevor sie wieder in den Eingangsbereich mit Café und Shop zurück gelangen. Haus Franke und Armenhaus werden soweit möglich in den Ursprungszustand zurück versetzt und dienen als authentische Ausstellungsräume für das frühere Leben im Westmünsterland.
Die Verwaltung des Hauses findet ihren Platz in einem Neubauteil im Bereich des derzeitigen Zugangs, während Bibliothek und Archiv im Gebäudeteil aus den 70er Jahren untergebracht sind. Die großflächigen Räume mit den großformatigen Fensteröffnungen und den überhohen Dachräumen bieten einen angemessen großzügigen Rahmen für diese Funktion. Eine kleine Empfangssituation fungiert als Schnittstelle des Forschungs- und Lernbereichs zum interessierten Besucher. Die Magazinflächen finden ihren Ort im Untergeschoss des Hauses. Die Andienung des Museums erfolgt über die Gasthausstraße. Ein Lastenaufzug verbindet die Anlieferungssituation direkt mit den Ausstellungsbereichen in EG und OG sowie mit den Magazinflächen im Untergeschoss.
Nachhaltigkeit – Robustheit und Flexibilität als Basis
Funktionalität in der gewählten Raumdisposition, hohe Nutzungsflexibilität der geschaffenen Flächen und Robustheit der Materialität im Gebrauch bilden die wesentlichen Bausteine für ein ganzheitlich nachhaltiges Gebäudekonzept. Auf diesem Fundament baut ein angemessener Einsatz bewährter Gebäudetechnologien auf.
Die Fassadenbekleidung des Hauses aus Gussglasmauerwerk und geschlämmtem Recyclingziegel ist als robust, hochwertig und wartungsarm zu bezeichnen. Auch im Inneren des Hauses folgt die Materialwahl diesem Prinzip. Böden in Erschließungsflächen werden als einfacher Terrazzo ausgeführt, die Ausstellungsbereiche erhalten einen Belag aus Räuchereiche. Innenwandflächen werden mit einem gefilzten Lehmputz versehen, der Ausbau wichtiger Bereiche erfolgt schreinermäßig in gebleichter Esche. Die Beleuchtung erfolgt überwiegend in LED-Technik. Diese Technologie reduziert den Stromverbrauch erheblich und verfügt zudem über eine sehr lange Lebensdauer. Durch die massive Bauweise verfügt der Neubau über eine große thermische Trägheit und somit über ideale Voraussetzungen für ein Museum. Die hochwertig gedämmte Fassade reduziert den verbleibenden Wärmebedarf auf ein Minimum. Dieser Wärmebedarf soll über einen Grundwasserwärmetauscher gedeckt werden. Eine Belegung der südostorientierten Dachflächen mit PV-Modulen ist denkbar, so könnte der Stromverbrauch der Wärmepumpe gedeckt werden. Für die Ausstellungsflächen ist der Einsatz von Lüftungsgeräten mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung vorgesehen.
Gedanken zur Gestaltung der Dauerausstellung
Die Hauptthemen der Dauerausstellung nehmen den großen Ausstellungsraum im Obergeschoss ein. Der Rundgang beginnt gegenüber des Treppenaufgangs und des Aufzugs mit einem Intro, auf das der Besucher zunächst zugeht. In unserem Vorschlag ist es die Rückseite des besonderen Präsentationsbaus für die Kasel, die zugleich die Frontseite der Eingangsinstallation ist. Von dort wird der Besucher auf den Rundgang in die Ausstellungsabteilungen I.1 (frühe Spuren) und I.2 (Stift Vreden) geleitet. Eine Besonderheit des Raumes ist der loungeartige Bereich an der Fensterfront zur Marktseite hin. Hier können sich Gäste zurückziehen, in Katalogen blättern und die Aussicht auf die Kirche genießen. Der Bereich I.2 nimmt etwa die Hälfte des Raumes ein und geht mit den Themen II.2 ff in die anschließenden Sektionen über. Die geplante Altarinstallation der Vasa Sacra (II.3) wird an der zentralen Außenwand platziert, flankiert von den Paramenten II.4. So wird ein thematisch stimmiger Rundgang erschlossen, der die Besucher vor allem mit visuellen Akzenten leitet. Kinderstationen sind exemplarisch in den Themenräumen verteilt. Die anschließenden Raumbereiche sind der Wohnkultur gewidmet (II.7); um eine zentrale Plattform (7a), die wechselnden Präsentationen dient, gruppieren sich die Bereiche II.7 c, d, e. Der Gang geht weiter über die Galerie, an deren Längswand die Sammlung Touché als „Schaudepot“ inszeniert wird, in dem die Stil- und Funktionsgeschichte der Leuchten multimedial erschlossen wird. Über das Haus Franke setzt sich der Rundgang ins Erdgeschoss fort, wo das Tapetenzimmer (II.7b) aus konservatorischen Gründen (Gefahr von Rissbildung in den Tapeten bei einer Translozierung) an seinem Platz verbleibt; in den folgenden Räumen werden die Themen der Stadtentwicklung und die Bezüge zur Hofanlage angeordnet.
Charakteristisch für die städtebauliche Struktur Vredens sind die kleinmassstäblichen giebelständigen Häuser, die in variierender Geometrie den Straßenzügen folgend gestaffelt angeordnet sind. Dieser Typologie folgen auch die beiden bestehenden Museumsgebäude aus den 70er und 80er Jahren. Durch die nun anstehende Erweiterung des Museums zum Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland und die in diesem Zuge zu integrierenden Bestandsbauten Armenhaus und Haus Franke stellt sich die Frage nach einer zukunftsfähigen und integrativen gestalterischen Gesamtkonzeption für das bauliche Ensemble. Zum einen gilt es dabei die Maßstäblichkeit der Stadt Vreden zu berücksichtigen, zum anderen jedoch auch einen kraftvollen Ort an der künftigen Kulturachse zu schaffen, der als historisches Gedächtnis zu einem zentralen Identifikationspunkt der Region werden soll.
Das vorliegende Projekt knüpft durch die Gliederung seiner Dachlandschaft an vorhandene Geometrien an, interpretierte diese jedoch im Sinne der Bauaufgabe neu. Eine Serie von Satteldächern überdeckt den Museumsneubau und bindet dabei auch die bestehenden Gebäude ins Gesamtkonzept mit ein. Ziel ist jedoch nicht allein das Zitat des vorgefundenen, sondern dessen Weiterentwicklung und Verfremdung. Das Spiel mit der Ambivalenz von klein und groß wird zur entwurflichen Konzeptidee des Hauses.
So endet das Ensemble zur Kulturachse hin nicht mit einer tiefstehenden Traufe, sondern formuliert durch seinen randständigen First einen prägnanten baulichen Akzent als Gebäudekopf. Der Baukörper besetzt den historischen Blockrand entlang der Gasthausstraße. Im Zugangsbereich springt das Erdgeschoss des Hauses zurück und schafft eine markante und wettergeschützte Eingangssituation. Die Wandfläche seitlich des Zugangs dient als vielfältig bespielbares Schaufenster des Museums zum vorgelagerten Hamalandplatz und zur angrenzenden Innenstadt. Nach Süden hin steht der Neubau unmittelbar am Ufer des Stadtgrabens. Lediglich im Erdgeschoss entsteht durch den Rücksprung der Fassade eine reizvolle Außensituation am Wasser, von der das Café, der Mehrzweckraum, sowie der pädagogische Werkraum profitieren. Das ehemalige Armenhaus wird volumetrisch freigestellt und durch eine zenital belichtete Fuge vom übrigen Ensemble abgelöst. Die gewünschte Erweiterungsmöglichkeit des Archivs wird auf dem freien Grundstück südlich von Haus Franke vorgeschlagen und ist somit völlig unabhängig vom übrigen Museumsbetrieb realisierbar, eine Anbindung an den Aufzug ist gegeben. Die Satteldächer sind als statisch wirksames Faltwerk in der Lage, den Ausstellungsbereich stützenfrei zu überspannen, und schaffen so flexibel nutzbare Flächen für die Dauerausstellung unter dem Dach. Der eher geschlossene Baukörper verfügt in seinem Obergeschoss über zwei gezielt gesetzte Fensteröffnungen, die den Blick zur historischen Altstadt, zum Berkelhafen und zu den beiden Kirchen hin freigeben.
Der Neubau erhält eine Vorsatzschale aus Gussglasmauerwerk im Dünnformat vermauert. Die matte Oberfläche der sandgestrahlten Gussglassteine verleiht dem Gebäude einen feinen Glanz, der durch das kleine Format bedingte hohe Fugenanteil gibt dem Haus gleichzeitig eine tektonische Schwere und ist als zeitgenössische Referenz an die Klinkertradition des Münsterlandes zu verstehen. Die Klinkerfassaden der beiden Gebäude aus den 70er und 80er Jahren werden sorgfältig abgetragen und nach erfolgter Wärmedämmung im Sinne des Recyclinggedankens wieder vorgemauert. Die Fassaden beider Häuser werden anschließend in einem hellen Farbton geschlämmt, um sich mit dem Neubau zu einer gestalterischen Einheit zu verbinden. Ziel des Projektes ist eine Integration in den städtebaulichen Kontext durch die Wiederverwendung vorhandener Themen. Die leicht verfremdete Verwendung dieser Elemente soll dem Gebäude eine unverwechselbare Gestalt und damit die notwendige Prägnanz verleihen. Die bestehende Brücke im Bereich des heutigen Haupteingangs wird rückgebaut, der Bau einer neuen Brücke im Bereich der geplanten Kulturachse wird angeregt.
Museum – Orientierung, Funktionalität und Charakter
Die zentrale innenräumliche Herausforderung bei der vorliegenden Bauaufgabe besteht darin, die sehr unterschiedlichen Baukörper trotz des am Kopfende zu erschließenden langgestreckten Grundstücks zu einem gemeinsamen Ganzen zu fügen, welches eine einfache Orientierung und eine hohe Funktionalität gewährleistet.
Vom Zugang am Hamalandplatz gelangt der Besucher ins Foyer als zentralem Informations- und Orientierungspunkt des Kulturhistorischen Zentrums. Hier finden sich Shop, Tickettresen und ein Café, das sich zum südlich vorgelagerten Stadtgraben mit einer attraktiven Terrasse öffnet. Im Gebäudekopf an der Kulturachse findet sich der flexibel bespielbare stützenfreie Raum für die Sonderausstellung. Der teilbare Mehrzweckraum, sowie das Büro des Stadtmarketings sind ebenfalls unmittelbar ans Foyer angelagert. Im rückwärtigen Bereich finden sich die weniger frequentierten Funktionsbereiche des Hauses (Werkraum, Verwaltung, Vortragsraum, Lesesaal). Oberstes Ziel bei der Organisation der Dauerausstellung war die Schaffung eines logischen Rundgangs, der auch die entlegenen Bereiche Armenhaus und Haus Franke als bauliche Exponate möglichst selbstverständlich integriert. Der Weg nimmt seinen Auftakt gegenüber dem Ticketverkauf und führt über eine skulpturale Treppe dem zenital einfallenden Licht folgend ins Obergeschoss. Der fensterlose Großraum erhält seine Massstäblichkeit durch den Rhythmus der offenen Dachstühle sowie durch die eingefügten Kabinette für ausgewählte Exponate. Die gewählte Systematik von Großraum und eingestellten Kabinetten schafft einen gleichermaßen flexiblen wie anregenden Rahmen für die Dauerausstellung auf einer zusammenhängenden Geschossebene. Zukunftslabor und Geschichtswerkstatt werden zum selbstverständlichen Bestandteil der Ausstellung.
Über eine sanft abfallende Rampe gelangt der Besucher zum Haus Franke. Diese Rampe ist als Galerie ausgebildet und wird von einem etwa 35m langen Regal begleitet in dem die Lampensammlung des Dr. Touché präsentiert wird. Durch die Ablösung der Galerie vom Armenhaus wird dessen ehemalige Aussenfassade wieder freigestellt und zenital belichtet. Haus Franke stellt den Wendepunkt des Rundgangs durch die Dauerausstellung dar. Über die historische Treppe in Haus Franke gelangen die Besucher zurück ins Erdgeschoss und können über das langgestreckte Foyer die Raumkompartimente des Armenhauses erkunden, bevor sie wieder in den Eingangsbereich mit Café und Shop zurück gelangen. Haus Franke und Armenhaus werden soweit möglich in den Ursprungszustand zurück versetzt und dienen als authentische Ausstellungsräume für das frühere Leben im Westmünsterland.
Die Verwaltung des Hauses findet ihren Platz in einem Neubauteil im Bereich des derzeitigen Zugangs, während Bibliothek und Archiv im Gebäudeteil aus den 70er Jahren untergebracht sind. Die großflächigen Räume mit den großformatigen Fensteröffnungen und den überhohen Dachräumen bieten einen angemessen großzügigen Rahmen für diese Funktion. Eine kleine Empfangssituation fungiert als Schnittstelle des Forschungs- und Lernbereichs zum interessierten Besucher. Die Magazinflächen finden ihren Ort im Untergeschoss des Hauses. Die Andienung des Museums erfolgt über die Gasthausstraße. Ein Lastenaufzug verbindet die Anlieferungssituation direkt mit den Ausstellungsbereichen in EG und OG sowie mit den Magazinflächen im Untergeschoss.
Nachhaltigkeit – Robustheit und Flexibilität als Basis
Funktionalität in der gewählten Raumdisposition, hohe Nutzungsflexibilität der geschaffenen Flächen und Robustheit der Materialität im Gebrauch bilden die wesentlichen Bausteine für ein ganzheitlich nachhaltiges Gebäudekonzept. Auf diesem Fundament baut ein angemessener Einsatz bewährter Gebäudetechnologien auf.
Die Fassadenbekleidung des Hauses aus Gussglasmauerwerk und geschlämmtem Recyclingziegel ist als robust, hochwertig und wartungsarm zu bezeichnen. Auch im Inneren des Hauses folgt die Materialwahl diesem Prinzip. Böden in Erschließungsflächen werden als einfacher Terrazzo ausgeführt, die Ausstellungsbereiche erhalten einen Belag aus Räuchereiche. Innenwandflächen werden mit einem gefilzten Lehmputz versehen, der Ausbau wichtiger Bereiche erfolgt schreinermäßig in gebleichter Esche. Die Beleuchtung erfolgt überwiegend in LED-Technik. Diese Technologie reduziert den Stromverbrauch erheblich und verfügt zudem über eine sehr lange Lebensdauer. Durch die massive Bauweise verfügt der Neubau über eine große thermische Trägheit und somit über ideale Voraussetzungen für ein Museum. Die hochwertig gedämmte Fassade reduziert den verbleibenden Wärmebedarf auf ein Minimum. Dieser Wärmebedarf soll über einen Grundwasserwärmetauscher gedeckt werden. Eine Belegung der südostorientierten Dachflächen mit PV-Modulen ist denkbar, so könnte der Stromverbrauch der Wärmepumpe gedeckt werden. Für die Ausstellungsflächen ist der Einsatz von Lüftungsgeräten mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung vorgesehen.
Gedanken zur Gestaltung der Dauerausstellung
Die Hauptthemen der Dauerausstellung nehmen den großen Ausstellungsraum im Obergeschoss ein. Der Rundgang beginnt gegenüber des Treppenaufgangs und des Aufzugs mit einem Intro, auf das der Besucher zunächst zugeht. In unserem Vorschlag ist es die Rückseite des besonderen Präsentationsbaus für die Kasel, die zugleich die Frontseite der Eingangsinstallation ist. Von dort wird der Besucher auf den Rundgang in die Ausstellungsabteilungen I.1 (frühe Spuren) und I.2 (Stift Vreden) geleitet. Eine Besonderheit des Raumes ist der loungeartige Bereich an der Fensterfront zur Marktseite hin. Hier können sich Gäste zurückziehen, in Katalogen blättern und die Aussicht auf die Kirche genießen. Der Bereich I.2 nimmt etwa die Hälfte des Raumes ein und geht mit den Themen II.2 ff in die anschließenden Sektionen über. Die geplante Altarinstallation der Vasa Sacra (II.3) wird an der zentralen Außenwand platziert, flankiert von den Paramenten II.4. So wird ein thematisch stimmiger Rundgang erschlossen, der die Besucher vor allem mit visuellen Akzenten leitet. Kinderstationen sind exemplarisch in den Themenräumen verteilt. Die anschließenden Raumbereiche sind der Wohnkultur gewidmet (II.7); um eine zentrale Plattform (7a), die wechselnden Präsentationen dient, gruppieren sich die Bereiche II.7 c, d, e. Der Gang geht weiter über die Galerie, an deren Längswand die Sammlung Touché als „Schaudepot“ inszeniert wird, in dem die Stil- und Funktionsgeschichte der Leuchten multimedial erschlossen wird. Über das Haus Franke setzt sich der Rundgang ins Erdgeschoss fort, wo das Tapetenzimmer (II.7b) aus konservatorischen Gründen (Gefahr von Rissbildung in den Tapeten bei einer Translozierung) an seinem Platz verbleibt; in den folgenden Räumen werden die Themen der Stadtentwicklung und die Bezüge zur Hofanlage angeordnet.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der feine, angemessene Umgang mit dem Ort ist sowohl in städtebaulicher, wie auch in architektonsicher Hinsicht überzeugend. Auf eine einfache Weise gelingt eine subtile Anordnung des neuen Baukörpers mit der vorhandenen Bausubstanz. Der Gebäudeabschluss an der Kulturachse setzt einen architektonischen Blickfang, der in seiner Art zur Überbetonung neigen kann. Besonders überzeugen kann die Ansicht zum Stadtgraben, die in ihrer Ausgestaltung als Kollonnadengang eine ständige Wechselbeziehung zwischen innen und außen ermöglicht. Die Denkmäler Armenhaus
und Haus Franke sind wie selbstverständlich integriert und überzeugen als authentische Ausstellungsräume. Ein kleiner Vorplatz an der Kulturachse sammelt die Besucher aus den unterschiedlichen Richtungen und führt sie an richtiger Stelle in das Gebäude. Die Wechselausstellungsfläche am Kopf des Gebäudes weckt das Interesse und bildet mit dem Multifunktionsraum und dem Foyer eine großzügige Einheit, um dem Neuen des Kulturhistorischen Zentrums gerecht zu werden. Andererseits stellt diese Raumfolge eine besondere Herausforderung für den internen Betrieb dar.
Ähnliche Situationen ergeben sich im Untergeschoss für Magazine und Werkstätten. Der Ausstellungsrundgang beginnt über eine Treppe direkt am Eingang ins Obergeschoss, wo die einzelnen Ausstellungsinhalte und Bildungsfunktionen in lockerer Folge verbunden und erlebt werden. Im hinteren Gebäudeteil ist der Bildungsbereich richtigerweise konstruiert. Ein separater, zweiter Gebäudeeingang wäre wünschenswert. Anlieferung und Personaleingang liegen an der Gasthausstraße und passen in die Gesamtstruktur. Das Außenmaterial Gussglasmauerwerk wird im Preisgericht kontrovers diskutiert und muss überdacht werden. Die wirtschaftlichen Kenndaten der Arbeit liegen im durchschnittlichen Bereich. Insgesamt handelt es sich um einen hervorragenden Beitrag, der den vorhandenen Stadtgrundriss verstärkt und dem Ort eine starke Identität stiftet.
und Haus Franke sind wie selbstverständlich integriert und überzeugen als authentische Ausstellungsräume. Ein kleiner Vorplatz an der Kulturachse sammelt die Besucher aus den unterschiedlichen Richtungen und führt sie an richtiger Stelle in das Gebäude. Die Wechselausstellungsfläche am Kopf des Gebäudes weckt das Interesse und bildet mit dem Multifunktionsraum und dem Foyer eine großzügige Einheit, um dem Neuen des Kulturhistorischen Zentrums gerecht zu werden. Andererseits stellt diese Raumfolge eine besondere Herausforderung für den internen Betrieb dar.
Ähnliche Situationen ergeben sich im Untergeschoss für Magazine und Werkstätten. Der Ausstellungsrundgang beginnt über eine Treppe direkt am Eingang ins Obergeschoss, wo die einzelnen Ausstellungsinhalte und Bildungsfunktionen in lockerer Folge verbunden und erlebt werden. Im hinteren Gebäudeteil ist der Bildungsbereich richtigerweise konstruiert. Ein separater, zweiter Gebäudeeingang wäre wünschenswert. Anlieferung und Personaleingang liegen an der Gasthausstraße und passen in die Gesamtstruktur. Das Außenmaterial Gussglasmauerwerk wird im Preisgericht kontrovers diskutiert und muss überdacht werden. Die wirtschaftlichen Kenndaten der Arbeit liegen im durchschnittlichen Bereich. Insgesamt handelt es sich um einen hervorragenden Beitrag, der den vorhandenen Stadtgrundriss verstärkt und dem Ort eine starke Identität stiftet.
Vreden Eingang Platz
Modell M1:500 _ Dachaufsicht
Lageplan
Blick von Brücke
Modell M 1:500 _ Flußseite
Konzept in Grundriss + Silhouette
Erdgeschoss
Obergeschoss
Ansicht vom Stadtgraben
Schnitt und Ansichten
Detail
Modell Stadtseite
Modell Wasserseite