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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Kunst am Bau für die Anna-Pröll-Mittelschule in Gersthofen

Dem Guten, Wahren und Schönen

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Thilo Droste

Kunst

Erläuterungstext

„Oberste Bildungsziele sind: (…) Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne (…)“*

Die Bayerische Verfassung beinhaltet als einzige Landesverfassung im 2. Abschnitt zu Bildung und Schule die Trias vom Guten, Wahren & Schönen.
Dies geschah 1946 „unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und des damit einhergehenden Werteverlustes. (...) Für die Schule besteht die Aufgabe darin, den Heranwachsenden Kompetenzen zu vermitteln, die sie befähigen, in diesem Sinne ein Wertebewusstsein zu entwickeln und diese Werte auch umzusetzen. Zugleich sollten die Schülerinnen und Schüler ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie solche Werte entstehen und wie sie historisch und kulturell variieren.“*
Der Entwurf sieht vor, an der Unterkonstruktion der umlaufenden Metallbändern des Schulgebäudes den Satz „Dem Guten, Wahren & Schönen.“ mit Leuchtbuchstaben zu installieren. Die Worte sind handschriftlich ausgeführt, wobei die einzelnen Buchstaben der Originalhandschrift von Anna Pröll entstammen.
So wird im Entwurf eine inhaltliche Brücke zwischen einem verfassungsrechtlich verankertem obersten Bildungziel Bayerns, der Lebensleistung Anna Prölls als Widerstandskämpferin und dem Schulalltag geschlagen.
Der Satz kann sowohl als Maxime der Herausforderungen und der Ziele, die sich täglich neu im Schulalltag stellen, gelesen werden und steht gleichermaßen für bereits Erreichtes, wie es sich beispielhaft in der Architektur des Schulneubaus manifestiert.
Ebenso bezieht er sich auf den Mut, die Unbeirrbarkeit und die Taten der Namensgeberin der Schule, die sich in ihrem Kampf gegen ein Unrechtsregime auf ihr Gewissen gestützt hat und diesen Werten treu geblieben ist. Durch die Verwendung der originalen Handschrift Anna Prölls beim Schriftzug wird ihr zudem auf unaufdringliche Weise ein Denkmal gesetzt. Der Dreiklang des Mottos Widerstehen - Wieder Stehen - Aufrecht Gehen findet sich in der Trias Dem Guten, Wahren & Schönen wieder und folgt dem Anspruch, dass Schulen „nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.“*
Den Schüler*innen und Lehrer*innen begegnet so täglich ein Satz, der stets neu- und überdacht werden und an dem eigenes Handeln und Denken geprüft werden kann.
Denn „in einer pluralistischen Gesellschaft, wie der unsrigen, geht es nicht darum, zu definieren, was das Wahre, Gute, Schöne ist, sondern darum zu zeigen, nach welchen Werten wir handeln beziehungsweise handeln sollten.“*
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*alle Zitate aus:
Oberste Bildungsziele in Bayern - Art. 131 der Bayerischen Verfassung – Wertefundament des Lehrplan-Plus / Hrsg.: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung 070719

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser überlagert in seiner Entwurfsidee verschiedene Ebenen des gesellschaftlichen Diskurses. Mit seinem Vorschlag einer Leuchtschrift auf der Schulfassade macht er Werbung für das Institut, vergleichbar der Werbung von Handelsketten. Die Schule wird mit diesem sehr zeitgenössischen Medium adressiert und mit den Inhalten von Erziehung und Werten verknüpft. 

Die Idee eine weitere Ebene der Auseinandersetzung einzuziehen und Bezug zu nehmen auf die Widerstandskämpferin Anna Pröll über deren Handschrift ist verblüffend und einleuchtend. So gelingt es, mit diesem Verweis auf die Historie, Anna Pröll ein subtiles Denkmal zu setzen.

Der Text: „dem Guten, Wahren & Schönen“ entnommen aus der bayerischen Verfassung, fördert Diskussion und Auseinandersetzung, die besonders an der Schule die Erziehung der jungen Menschen zu selbstständigen kritischen Erwachsenen befördert, wie dies auch im Lehrauftrag gefordert ist. 

Mit der Leuchtschrift auf der Fassade strahlen darüber hinaus wichtige Ziel der Schule, der Lehre, der Erziehung und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung in die Stadtgesellschaft hinaus.