Offener Wettbewerb | 11/2020
Landtagserweiterung NRW und Freiraumplanung des angrenzenden Bürgerparks in Düsseldorf
©Lorber Paul Architekten, club L94 Landschaftsarchitekten, PONNIE Images
Perspektive Rhein
4. Preis / REALISIERUNGSTEIL
Preisgeld: 24.000 EUR
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Ein kaskadenartig vom WDR-Studio in Richtung Bestandsbau sich staffelnder städtebaulicher Baustein positioniert sich präzise zwischen zwei großzügig dimensionierten Freiräumen im räumlichen Gefüge. Die gesetzte Kubatur reagiert siebengeschossig auf die urbane Kante im Osten des Gebiets und inszeniert mit ihrer graduell abnehmenden Höhe nach Westen die Bedeutung des bestehenden Landtags an dem neu organisierten Parkraum. Auf den Rheinturm reagiert der Entwurf durch eine fragmentierte Verschiebung der Baukörper, was auf Seite des Bürgerparks gleichzeitig die gegenüberliegende Bebauung referenziert. Auf diese Art definiert sich der Entwurf als eine Ansammlung von Häusern mit unterschiedlichen Kubaturen um einen zentral gelegenen Landtagshof vis-a-vis zum Platz des Landtags. Der entstandene Auftaktplatz dient der bisher hier endenden Rheinuferpromenade als Zwischenstation, bevor sich diese über den Neubau hinaus in Richtung Rhein und Parlamentsufer fortsetzt und die Grünräume somit miteinander vernetzt. Diese Geste bündelt unterschiedliche Bewegungsströme und schafft neue Räume mit hoher Aufenthaltsqualität, welche die Bürger*innen am Landtagsgeschehen teilhaben lassen.
Der Entwurf versteht sich als neuer städtebaulicher und architektonischer Baustein, der respektvoll die vorhandene Bausubstanz komplettiert und gleichzeitig an diesem besonderen Standort mit seiner skulpturalen Erscheinung eine neue Identität am Rhein für die Landesregierung und die Stadt Düsseldorf schafft.
Ein zentrales, direkt am neuen Platz verortetes, Foyer nimmt Bürger*innen, Gäste und Mitarbeiter*innen in Empfang und führt diese in das Haus hinein. Hier öffnet sich das Foyer zweifach: in Richtung Innenhof erlaubt eine verglaste zweigeschossige Fassade einen freien Blick auf den großzügigen Landtagshof und in Richtung Flusslandschaft rahmt eine überdimensionale Glassscheibe, das Rheinfenster, den Blick. Ein hoher Grad an Transparenz sowie die Beibehaltung von internen und externen Sichtbeziehungen ist hier besonders wichtig, um die Arbeit des Landtags für Bürger*innen und Besucher*innen erlebbar zu machen. Vom Foyer heraus lässt sich der Bestandsbau erschließen. Die allseitige Höhenstaffelung des Baukörpers erzeugt eine je nach Blickwinkel unterschiedlich wahrnehmbare architektonische Figur, zum Teil massiver in der Nähe vom WDR, um der vorhandenen städtebaulichen Körnung gerecht zu werden, und zum Teil leichter und poröser am Landtag, um landschaftliche, räumliche und klimatische Themen zu berücksichtigen. Kontextgerecht entsteht hier ein zeitgemäßes Gebäude mit einer dem gesellschaftlichen Stellenwert des Landtags angemessenen Ausstrahlung.
Der Entwurf versteht sich als neuer städtebaulicher und architektonischer Baustein, der respektvoll die vorhandene Bausubstanz komplettiert und gleichzeitig an diesem besonderen Standort mit seiner skulpturalen Erscheinung eine neue Identität am Rhein für die Landesregierung und die Stadt Düsseldorf schafft.
Ein zentrales, direkt am neuen Platz verortetes, Foyer nimmt Bürger*innen, Gäste und Mitarbeiter*innen in Empfang und führt diese in das Haus hinein. Hier öffnet sich das Foyer zweifach: in Richtung Innenhof erlaubt eine verglaste zweigeschossige Fassade einen freien Blick auf den großzügigen Landtagshof und in Richtung Flusslandschaft rahmt eine überdimensionale Glassscheibe, das Rheinfenster, den Blick. Ein hoher Grad an Transparenz sowie die Beibehaltung von internen und externen Sichtbeziehungen ist hier besonders wichtig, um die Arbeit des Landtags für Bürger*innen und Besucher*innen erlebbar zu machen. Vom Foyer heraus lässt sich der Bestandsbau erschließen. Die allseitige Höhenstaffelung des Baukörpers erzeugt eine je nach Blickwinkel unterschiedlich wahrnehmbare architektonische Figur, zum Teil massiver in der Nähe vom WDR, um der vorhandenen städtebaulichen Körnung gerecht zu werden, und zum Teil leichter und poröser am Landtag, um landschaftliche, räumliche und klimatische Themen zu berücksichtigen. Kontextgerecht entsteht hier ein zeitgemäßes Gebäude mit einer dem gesellschaftlichen Stellenwert des Landtags angemessenen Ausstrahlung.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Entwurfsverfasser suchen die Idee einer Erweiterung des Landtages nicht in einer formalen Wiederholung seiner architektonischen Elemente, sondern in einer Anknüpfung an die Stadt und die Fortführung ihrer Blockkante. Die geometrische Gebäudekonfiguration besticht in ihrer klaren Formensprache in Ost- West-Ausrichtung. Diese Haltung versucht die ikonografischen Qualitäten des Landtags zu belassen und diese durch eine Abtreppung zu stärken. Der Entwurf schafft eine ruhige, sinnvolle, aber auch eigene skulpturale Architektur, die weder zu zurückhaltend noch zu aufgeregt, sondern respektvoll in Erscheinung tritt. Dabei wird die langgestreckte bauliche Anordnung in sieben Gebäudeteile gegliedert, die sich in Grundriss und in der Höhenentwicklung staffeln. Mit dieser Staffelung der Geschosse I bis VI werden differenzierte Dachlandschaften um einen grünen Innenhof (Landtagshof) mit der gewünschten Büronutzung geschaffen. Dabei lässt der Entwurf jedoch den städtisch urbanen Kontext in Lage und Orientierung vermissen. Durch die Staffelung und Gliederung gelingt es, das enorme bauliche Ausmaß in einen angenehmen, menschlichen Maßstab zu überführen. Diese Qualitäten werden auch im Inneren bis in die gelungene Gestaltung der Büroflächen fortgeführt, wo auch die sinnvollen Ideen der Fassadenbegrünung gut zur Geltung kommen. Die Flure sind von guter räumlicher Qualität, indem sie die Kommunikation fördern, doch schränken gleichzeitig die langen internen Erschließungswege die Funktionalität ein. Die südwestlich angeordnete Tiefgarageneinfahrt ermöglicht ein autofreies Quartier. Das Entree zum Landtag wirkt durch eine großzügige Treppenanlage adressbildend und quartiersübergreifend, jedoch fehlt der städtebauliche Bezug zum Neubau. Diese einfache städtebauliche Leitidee ist leider gleichzeitig mit Nachteilen verbunden. So entsteht durch die neue Raumkante eine Barriere zwischen Rheinpark und Bürgerpark. Auch lässt das Gesamtensemble zwischen Landtag, seiner Erweiterung und Rheinturm eine räumliche und konzeptionelle Einheit vermissen. Obwohl der längsgerichtete Baukörper sehr nah an das Bestandsgebäude heranrückt, hinterlässt dieser eher eine Lücke als einen überzeugenden Abstand. Diese Engstelle blockiert den einzigen Durchgang zwischen Bürgerpark und Rheinufer und zwingt die Besucher und Fußgänger dazu, über Treppen den Bereich zu durchqueren. Zudem beeinträchtigt sie die wichtige Frischluftschneise. Indem der Neubau zu nah an den Fernsehturm herangerückt, wirkt dieser wie von der Umgebung abgeschnitten. Ob die Qualität des Erweiterungsbaus auch den Verzicht auf das ehemalige Hafenamt rechtfertigt, wird in Zweifel gezogen. Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte der Arbeit – Fensterflächen, Kompaktheit, Energiebedarf und CO2-Bilanz – liegen im Vergleich zum Wettbewerbsmittel im ungünstigen Bereich. Erfreulicherweise sorgen hingegen der hohe Fensterflächenanteil und die Fassadenausbildung für sehr gute Tageslichtverhältnisse in den Büros. Auch die Erschließungszonen sind durch die Anbindung zum Innenhof gut belichtet bzw. natürlich mit Frischluft versorgt. Der Sonnenschutz im Scheibenzwischenraum könnte noch effizienter sein. Dabei unterstützen die hölzernen Öffnungselemente in Kombination mit den offenen Speichermassen die Nachtluftkühlung. Da keine dach- oder fassadenintegrierten Solartechnikflächen vorgesehen sind, liegen die Energie- und Betriebskosten deutlich über dem Durchschnitt. Insgesamt handelt es sich bei der Arbeit um einen interessanten, mutigen Beitrag, der durch seine wohltuende Maßstäblichkeit und Lebendigkeit besticht. Die verkehrliche Situation wurde gut gelöst und auch der Landtagshof und die begehbaren Dachlandschaften werden positiv gewertet. Doch sind einige wesentliche stadträumliche Schwierigkeiten unverkennbar, die einer Realisierbarkeit entgegen stehen.
©Lorber Paul Architekten, club L94 Landschaftsarchitekten, PONNIE Images
Perspektive Vorplatz
©Lorber Paul Architekten, club L94 Landschaftsarchitekten, PONNIE Images
Perspektive Foyer
©Lorber Paul Architekten, club L94 Landschaftsarchitekten
Lageplan
©Lorber Paul Architekten
Grundriss EG
©Lorber Paul Architekten
Grundriss 3. OG
©Lorber Paul Architekten
Modellfoto
©Lorber Paul Architekten
Ansicht Ost
©Lorber Paul Architekten
Ansicht Süd
©Lorber Paul Architekten
Ansicht West
©Lorber Paul Architekten
Pinto Ansicht
©Lorber Paul Architekten
Pikto Architektur
©Lorber Paul Architekten
Pikto Dachgärten