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Einladungswettbewerb | 12/2020

MINGARD - Hochpunkt und Platzfläche an der Hufelandstraße in München

Anerkennung / Hochbau

David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit von David Chipperfield Architects Berlin hat zu großen, auch kontroversen Diskussionen geführt.

Zunächst ist festzustellen, dass die Architekten sich mit der Platzierung des Gebäudes über die Vorgaben der Auslobung deutlich hinweggesetzt haben. Somit müsste die Hufelandstraße neu in ihrer bereits fixierten Lage deutlich nach Westen und Norden verschoben werden, was nach Kenntnisstand zum Preisgericht nicht mehr möglich ist. Dies wurde auch in der Auslobung deutlich so dargestellt. Durch eine einfache Verschiebung des Gebäudes nach Süden ist diese Problematik nicht zu lösen. Darüber hinaus wird auch die Unterbauung eines nicht unerheblichen Teils der späteren Straßenfläche vorgeschlagen. Insbesondere aber kommen Abstandsflächen auf den nördlich benachbarten Grundstücken zum Liegen.

Kontrovers wurde auch die städtebauliche Einfügung der Sonderform und der Ausrichtung derselben innerhalb des gegebenen Kontextes diskutiert.
Nahezu einig war sich das Preisgericht vor allem in der Bewertung des Gebäudes selbst. Es handelt sich hier um ein innovatives Konzept mit Holzhybridbauweise: Zentraler Kern aus Beton. Tragende Stützen und Deckenbalken aus Holz mit einer Holz-Beton-Verbunddecke. Damit dürfte die CO2-Bilanz des Gebäudes einigermaßen positiv ausfallen.
Insbesondere die Einbeziehung der Öffentlichkeit auf drei unterschiedlichen Ebenen – Erdgeschoss, 9. Obergeschoss und Panoramabar – werden allseits begrüßt.

Alle Eingänge – zum Hotel, zu den öffentlichen Nutzungen und zu den Büros – sind sehr logisch situiert und jeweils einer Gebäudeseite zugeordnet. Darauf nehmen auch die entsprechenden Freiräume Bezug und sind sehr individuell und nutzungsbezogen gestaltet.
Der großzügige, zentrale Kern aus Beton, der auch zur Aussteifung des Gebäudes dient, nimmt die vertikale Erschließung und Teile der Sanitär- und Nebenräume auf. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten wird die Größe des Kerns allerdings kritisch hinterfragt und ggf. ineffizient empfunden. Der Holzbau ist aufgrund der aktuellen Rechtslage noch mit Unsicherheiten und damit ggf. mit Risiken für den Bauherrn verbunden.

Die Lobbys zu den jeweiligen Nutzungen liegen auf der entsprechenden Seite des Kerns. Im Erdgeschoss werden diese Nutzungen durch Coworking-Spaces und Gewerbeeinheiten ergänzt. Besonders auffällig ist die konstruktiv-ornamental ausgebildete Betondecke über dem Erdgeschoss, die mit dieser als gelungen empfundenen Form auf die Statik der Obergeschosse reagiert.

In den darüber liegenden Geschossen werden die geforderten Nutzungen wie Hotel und Büro wie selbstverständlich in den angemessen hohen und tiefen Etagen angeordnet. Im 9. Obergeschoss – am Übergang zwischen den Nutzungen Hotel und Büro ist eine der drei öffentlichen Ebenen – das Belvedere – mit Fitnessstudio und Gastronomie angeordnet.

Sowohl das Achsmaß der Fassade, als auch das der Decken lassen dabei eine größtmögliche Flexibilität in der heutigen und ggf. sich ändernden zukünftigen Nutzung zu. Am Ende der drei Flügel befindet sich jeweils eine außenliegende Fluchttreppe, die neben ihrer Funktion das Gebäude auch noch angenehm gliedert.

Die Fassade zeichnet sich durch ein hohes Maß an Eleganz aus. Dazu tragen die großen Fensterformate wie auch die filigranen, grünlichen Fassadenprofile bei. In horizontaler Richtung wird die Fassade mit schmalen und dünnen Wartungsbalkonen, die gleichzeitig auch einen Teil des Sonnenschutzes übernehmen, gegliedert. In vertikaler Richtung übernehmen gekonnt filigrane Metallstützen diese Funktion. Diese werden über die Attika hinaus geführt und bilden einen definierten Freiraum für die Dachterrassen, in denen auch funktionale Elemente wie Sonnensegel eingehängt werden können.

Das Preisgericht bedauert, dass dieser Beitrag, der durch seine Schönheit durchaus hätte überzeugen können, aufgrund der Missachtung der Vorgaben aus der Auslobung und aufgrund des hohen Umsetzungsrisikos nicht weiter verfolgt werden kann.