MQ3 - urban - gemischt - blau grün
Mit dem ersten der geplanten Modellquartiere im Südosten der Stadt gelingt Münster der Sprung über den Dortmund-Ems-Kanal. Auf ehemals gewerblich geprägten Flächen besteht die Chance, ein vielfältiges, urban-gemischtes und gleichzeitig durchgrüntes Quartier zu errichten, das den hohen Ansprüchen der Stadt im 21. Jahrhundert gerecht werden kann. Dazu gilt es, das neue Quartier trotz der durch das Wasser getrennten Lage eng in die vorhandene Stadtstruktur und die benachbarten Quartiere am Stadthafen und am Mittelhafen einzubinden. Gleichzeitig ist es aufgrund der Lage wesentlich, im Quartier eine starke eigene Identität zu entwickeln.
Blockstruktur mit grünen Innenhöfen
Die gut proportionierten Blöcke mit ihren grünen Innenhöfen bilden eine robuste städtebauliche Struktur. Sie nimmt vielfältige Typologien mit unterschiedlichen Wohnformen auf und kann so die verschiedenen Entwicklungsmodelle (förderfähiger, freifinanzierter, geförderter Wohnungsbau, genossenschaftlicher Wohnungsbau und kleinere Baugruppen) in einem Baufeld beinhalten. Dies begünstigt die soziale Mischung im Quartier. Wir schlagen vor, die Blöcke möglichst kleinteilig zu entwickeln und so heterogene Nutzergruppen anzusprechen.
Gemischte Nutzungen und diverse Wohnangebote
Der Entwurf sieht eine horizontale und vertikale Nutzungsmischung vor. In den besonders lärmexponierten Lagen in Richtung Osten ist für die Randbebauung eine gewerbliche Nutzung vorgesehen. In den anderen Baufeldern sind Nutzungsmischungen mit einem großen Anteil Wohnen geplant. Die Erdgeschosse sind als aktive Erdgeschosse mit so weit wie möglich publikumsaffinen Nutzungen gedacht. Der Fokus liegt hier auf den exponierten Lagen entlang der Platz- und Parkränder sowie der Promenade.
Die Kita Standorte sind im Quartier verteilt, wobei die Kita-Standorte für die umgebenden Quartiere sich aus Mobilitätsgründen entlang der MIV-Erschließung im Quartier befinden. Im Mobilitätshub am Albersloher Weg befindet sich im Erdgeschoss die Fläche für einen Nahversorger. Im kleineren Mobilitätshub am Lütkenpark ist im Erdgeschoss Raum für ein nachbarschaftliches Versorgungsangebot vorgesehen.
Freiraum für alle
Herzstück des neuen Quartiers ist der zentrale DEK-Park mit seinem großzügigen Sport- und Eventplatz unter der erhaltenen Hallenkonstruktion. Hier befinden sich urbane Spiel- und Sportangebote für alle Altersgruppen. Zum Kanal bietet die großzügige, grüne Promenade Aufenthaltsflächen für Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen sowie Fuß- und Radfahrende, die entlang des Kanals verkehren. Der abgesenkte Bereich im DEK-Park bietet eine besondere räumliche Situation aus – hier sitzt man, einmalig an der DEK-Promenade, direkt am Wasser im Grünen.
Der Lütkenpark entlang des Lütkenbachs, erweitert das Freiraumangebot im Quartier durch seine naturnahe Gestaltung. Er ist ruhiger Erholungs- und Lebensraum für Mensch, Tier und Natur. Im Lütkenpark ist auch das denkmalgeschützte Gebäude der Akademische Ruderverbindung integriert.
Am Quartiersplatz finden sich in den Erdgeschossen nachbarschaftliche Angebote, die auch die Platzfläche mit bespielen können. So kann ein Repaircafé oder ein Nachbarschaftstreff hier verortet werden. Neben den Spielangeboten befindt sich auf dem Platz eine der markanten, bestehenden Kleinarchitekturen, genutzt als öffentlicher Bücher- und Tauschschrank.
Die Bewegungsflächen im Gebiet sind als blau-grüne Wohngassen ausgebildet. Großzügige versickerungsoffene Bereiche sorgen hier gemeinsam mit den klimafesten Stadtbäumen für angenehmes Verweilen und Fortbewegen (zu Fuß und Rad) im Quartier. Ebenso beinhalten die Wohngassen Aneignungsflächen für die Bewohnenden. So wird der Außenraum im gesamten Quartier belebt, auch über kommerzielle Angebote hinaus.
Auf den Baufeldern bieten grüne Wohnhöfe Spiel- und Aufenthaltsflächen für die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen.
Konzept Klimaresilienz und Regenwasser
Das Regenwasser in den Wohngassen wird in offenen Rinnen und Verdunstungsbeeten geführt und dezentral versickert. Im zentralen DEK-Park, Lütkenpark sowie den Grünbereichen am Quartiersplatz sind zusätzliche Flächen für das Regenwassermanagement vorgesehen.
Die Gebäude auf den Baufeldern haben Retensionsdächer, die das anfallende Regenwasser speichern und verdunsten können. Darüber hinaus gibt es in den grünen Wohnhöfen oberflächennahe Verdunstungs- und Versickerungsflächen. Zusätzlich werden die Dächer für Energiegewinnung (PV&Solar) genutzt.
Das Zusammenspiel aus den geöffneter Blockstrukturen mit grünen Innenhöfen, Gebäude mit grünen Dächern und klimaaktiven Fassaden, gemeinsam mit den blau-grünen Wohngassen sorgen für ein angenehmes Mikroklima im neuen Quartier.
Mobilität
Die vorhandene Straße sowie die Planstraße werden für die verkehrliche Erschließung des Gebiets genutzt. Dadurch wird das Gebiet effizient an der Schnittstelle zum Gewerbegebiet für den MIV erschlossen. Das gesamte Quartier verfügt über Mischverkehrsfläche, welche für Fuß-, Rad-, Feuerwehr/Rettung- sowie Entsorgungsverkehre geplant ist. Die Andienung von Gewerbe und Lieferverkehre sind zeitlich begrenzt ebenso möglich. MIV-Verkehr ist auf diesen Flächen nicht gestattet.
Neben der guten Vernetzung für Langsamverkehren im Quartier ist der Ausbau der Promenade für den Fuß- und Radverkehr für das Quartier und die überregionale Einbindung wichtig. Ein autonom verkehrender Minibus im Quartier – und perspektivisch in Verbindung ins Modellquartier 4, bietet für mobilitätseingeschränkte Personen einen zusätzlichen Service.
Für den ruhenden Verkehr stehen zwei Mobilitätshubs zur Verfügung. Zusätzlich gibt es noch in einigen Baufeldern am Übergang zum Gewerbegebiet Tiefgaragen. In diesen können baufeldbezogene auch die notwendigen Stellplätze für die Kita nachgewiesen werden. Für den Hol- und Bringverkehr aus dem umliegenden Quartieren gibt es zusätzliche Stellplätze für die Kita im öffentlichen Raum. Kleine, ergänzende Mobilitätsräume im Erdgeschoss befinden sich verteilt im gesamten Quartier und bieten Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Scooter, Lastenräder und andere Kleinmobilitätsformen.
Prozesshafte Planung
Die Entwicklung des Modellquartiers ist nicht aus einem Guss gedacht. Die vorhandenen Gebäude und Nutzungen haben unterschiedliche Nutzungsperspektiven, auf die flexibel reagiert werden kann. Folgende grobe Entwicklungsphasen können betrachtet werden:
Initiieren – eine frühzeitige Öffnung fördert die Inwertsetzung des Gebiets und die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit dem neuen Quartier. Hierbei helfen Feste und Veranstaltungen! In dieser Phase ist zu betrachten, welche Gebäude eine gewisse Zeit weitergenutzt werden sollen, und welche zum Urban Mining zur Verfügung stehen. Es gilt, die vorhandenen Baustrukturen und Materialien wie effizient wie möglich zur Quartiersentwicklung zu nutzen.
Anker setzen – die langfristige Entwicklung benötigt Ankernutzungen, die möglichst frühzeitig umgesetzt werden. So wird der Quartiersplatz als Austauschort frühzeitig realisiert.
Ausformulieren – Nach dem Rückbau der Bestandshallen kann der Neubau in sinnvollen Etappen stattfinden. In Pilotprojekten erprobt die wachsende Bewohnerschaft Formen des Zusammenlebens in Quartier.
Vervollständigen – Gleichzeitig mit der Fertigstellung der Gebäude findet in den Freiräumen, Erdgeschossen und Kleinbauten ein gemeinschaftlich organisiertes Quartiersleben statt, welches seinen Ursprung in den vorherigen Phasen hat.
Weiterdenken – Die Bewohner*innen des Modellquartiers 3 geben Ihre Erfahrungen bei der Etablierung eines neuen Quartiers für die Entwicklung weiterer Modellquartiere weiter.