Nichtoffener Wettbewerb | 05/2012
Musikzentrum im ViktoriaQuartierBochum
Konzertsaal Bochumer Symphoniker
1. Preis
Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH
Architektur
Mathes Beratende Ingenieure GmbH
Tragwerksplanung
TGA-Fachplanung
GBI Gesellschaft Beratender Ingenieure mbH
Energieplanung
Visualisierung
Architekturmodelle Boris Degen Modellbau
Modellbau
Erläuterungstext
Städtebau - Konzept
Der Wunsch des Auslobers, die Kirche zu einem zentralen Bestandteil des künftigen Musikzentrums zu machen ist bereits auf der städtebaulichen Ebene wichtigster Ausgangspunkt der entwurflichen Überlegungen. Der vorliegende Entwurf integriert die Marienkirche in ein Gesamtensemble, in dem die Kirche eindeutig die städtebauliche Dominante ist. Dabei ist die Kirche im gleichen Maße wie sie stadträumlich geschätzt wird, auch innenräumlich als für den Ort wertvolles und Identität stiftendes Bauwerk zu betrachten.
Aus diesem Grunde schlägt der vorliegende Entwurf vor den Kirchenraum zum zentralen Foyer und Treffpunkt im Musikzentrum zu machen. So wird sie zum Herzen des Musikzentrums bei dem der aus der Flucht vorspringende Chor ihre städtebauliche Dominanz betont und gleichzeitig den Zugang zum Gebäude an der Viktoriastraße markiert.
Auch außenräumlich wird die Kirche zum zentralen Baustein des Musikzentrums. Zu beiden Seiten der Kirche werden Baukörper angeordnet, die sich unmittelbar an der Länge des Kirchenschiffs orientieren und sich innenräumlich mit diesem verzahnen. Auf der Südseite der Kirche befindet sich der Konzertsaal, auf ihrer Nordseite der Multifunktionssaal. Die beiden Baukörper werden über niedrige Zwischenbereiche an das Kirchenschiff angeschlossen. So entsteht beiderseits eine städtebauliche Fuge, die die Baukörper einerseits klar ablesbar macht und andererseits der bauliche Anschluß an das Kirchenschiff ohne Komplikationen und ohne Verletzung der bestehenden Kirchenfenster erfolgen kann. Im Innenraum entsteht so eine spannende Raumabfolge vom hohen Kirchenraum über den niedrigen Zwischenbereich in den hohen Saal.
Die Höhenentwicklung entlang der Viktoriastraße staffelt sich in Abhängigkeit der innenräumlichen Anforderungen und verleiht dem Gebäude so eine angemessene Massstäblichkeit im Stadtraum. Der Konzertsaal ist, seiner Bedeutung entsprechend, der höchste Teil des Neubaus ohne dabei die Traufhöhe der Kirche zu übersteigen. Er wird durch einen bei Nacht illuminierten Oberlichtgaden zusätzlich akzentuiert. Die ebenerdigen quadratischen Fensterreihen entlang des Umgangs um den Konzertsaal signalisieren der Öffentlichkeit, dass es sich beim Musikzentrum um ein offenes und lebendiges Haus musikalischer Kultur handelt. Der Neubau schließt die Baulücke an der Viktoriastraße, revitalisiert die leer stehende Marienkirche und wird zu einem wichtigen Stadtbaustein im Kreativquartier Bochums.
Den südlichen Abschluss des Ensembles bilden die Räumlichkeiten der Verwaltung und Anlieferung, durch eine Gebäudefuge vom Konzertsaal abgelöst. Die Anlieferung erfolgt auf kurzem Weg von der Humboldtstraße.
Der südlich angrenzende Baublock wird entlang der vorhandenen Brandwand stadträumlich arrondiert und blickt mit seinem Gesicht zum Musikzentrum. Zur Humboldtstraße hin wird dem Musikzentrum ein ruhiger Stadtplatz vorgelagert, der vom Baumdach eines Platanenhains geprägt ist und über eine hohe Aufenthaltsqualität verfügt.
Musikzentrum – Ein Haus für die Musik
Der Neubau des Musikzentrums ist kein elitäres Konzerthaus im klassischen Sinne. Angestrebt wird vielmehr ein gleichermaßen prägnantes wie einladendes Gebäude, das den Bochumer Symphonikern und der Musikschule Bochum zur lebendigen Plattform Ihres Proben- und Konzertbetriebs werden kann. Die architektonische Eigenständigkeit des Hauses kann dabei durchaus auch Ausdruck des eigenständigen Profils seiner Nutzer verstanden werden.
Über drei Stufen gelangt der Besucher von der Viktoriastraße aus, wahlweise von Norden oder Süden kommend, in den früheren Chor der Marienkirche. Die Großzügigkeit des Zugangs wird durch den Rückbau der eingeschossigen Anbauten auf der Nord- und Südseite des Chores möglich gemacht. Großformatige Wandungen in gestocktem Beton begrenzen die neu geschaffenen Zugangsöffnungen im historischen Gemäuer. Im Chor selbst befinden sich Infotresen mit Ticketing und CD-Shop. Der Blick wendet sich von der leicht erhöhten Position im Chor nach Westen in den Kirchenraum.
Durch den Verzicht auf eine Haus-in-Haus-Lösung kann der Kirchenraum seine ursprüngliche Raum- und Lichtsituation bewahren. Er dient einerseits als zentraler Pausen- und Foyerbereich und kann darüber hinaus als zusätzlicher Saal mit ganz eigenem Charakter bespielt werden. Wenige Stufen führen hinab ins Foyer.
Die vorhandene Empore wird an derselben Stelle durch einen zeitgenössischen Einbau ersetzt, der erdgeschossig die Garderobe mit etwa 12 m langem Ausgabetresen aufnimmt. Eine in weitem Radius gewendelte Treppe führt hinauf auf die neue Empore wo sich die Pausengastronomie mit reizvollem Blick zurück ins Kirchenschiff befindet. Die Bewirtung erfolgt direkt aus dem Turm der Kirche, die Andienung ist durch das Westportal der Kirche gewährleistet. Ein ergänzender gastronomischer Service kann im Erdgeschoß erfolgen. Die Besuchertoiletten werden im erweiterten Untergeschoss der Kirche vorgesehen, der Abgang erfolgt an unauffälliger Stelle vom Foyer aus.
Die Wand- und Deckenoberflächen der Kirche werden lediglich weiß getüncht, die Natursteinelemente handwerklich aufgearbeitet. Wenn es das Budget erlaubt, ist an eine gestalterische Aufwertung der Kirchenunterdecke gedacht, die als Licht- und Akustik-Textildecke, der neuen Nutzung des Gebäudes Reverenz erweist und die Bespielbarkeit des Raumes noch verbessert.
Aus den drei mittleren Jochen der Kirche erfolgt der Übergang zum Konzertsaal im Süden oder zum Multifunktionssaal im Norden. Zwischen den Strebepfeilern der Kirche sind Oberlichter in die Decke eingefügt, die zenitales Licht einfallen lassen und so den Übergang vom Foyer zu den Sälen akzentuieren und die ehemalige Außenfassade der Kirche in einer Tageslichtsituation belassen.
Der Konzertsaal wird räumlich gefasst von einem dreiseitigen Umgang, der einerseits der Erschließung und andererseits als akustischer Puffer dient. Der Weg führt vom Umgang aus ebenerdig in den Saal und von hier über das absteigende Gestühl zur Bühne. Die seitlichen Umgänge erschließen die Galeriebereiche im EG, sowie, über zwei Treppen am Ende des Umgangs angebunden, die obere Galerieebene. Der Chorbalkon ist wahlweise von der Besuchergalerie oder vom Backstagebereich aus erschlossen und kann somit variabel genutzt werden. Die Bühnenrückwand ist mit 2m Höhe sehr niedrig gehalten, so daß im Falle einer Aufführung mit Chor, ein sehr direkter Kontakt zwischen Dirigent, Orchester und Chor möglich ist und im anderen Falle die Zuschauer sehr unmittelbaren Bezug zu den Aufführenden genießen können.
Im Konzertsaal finden insgesamt 901 Zuschauer Platz, auf dem Chorbalkon können ggf. weitere 125 Plätze angeboten werden. Das akustisch wirksame Volumen des Konzertsaals beträgt etwa 14.500 m3.
Der Saal wird mit rötlich dunklen Holzpaneelen ausgekleidet, in den die mit heller Lederoberfläche bekleideten Galerien eingeschnitten sind. Im Bereich von Chorbalkon und Bühne folgt die Geometrie des Saales einer runden Kontur, welche die gewünschte Intimität der Aufführungen zusätzlich unterstützt. Die helle Decke des Saales wird aus dem Reflektorfeld über der Bühne indirekt ausgeleuchtet.
Der Künstlereingang erfolgt von der Westseite des Hauses und wird gemeinsam mit der Anlieferung von der Pforte aus überwacht. Treppe und Aufzug führen hinunter auf die Bühnenebene, wo sich sämtliche Stimmzimmer und Garderoben in kompakter Anordnung und unmittelbarer Nähe zur Bühne befinden. Die Hinterbühne / Greenroom umgreift die Bühne von drei Seiten und erhält über einen Luftraum nach oben Tageslichtbezug. Das Instrumentenlager befindet sich auf Bühnenniveau und ist über den Lastenaufzug auf kurzem Weg an die Anlieferung angebunden.
Die Räume der Verwaltung sind oberhalb der Andienung als in sich geschlossener Funktionsbereich untergebracht. Die räumliche Unterbringung der Büros im Musikzentrum selbst erleichtert die tägliche Arbeit des GMD und seines Teams.
Die Erschliessung des Multifunktionsraums für etwa 250 Personen erfolgt vom Kirchenraum/Foyer aus nach Norden in Analogie zur Erschliessung des Konzertsaals im Süden. Multifunktionsraum und Kleiner Saal liegen in einer Raumflucht und lassen sich bei Bedarf zu einem großen vielfältig bespielbaren Saal zusammenschalten. Eine Reihe von (abdunkelbaren) Fenstern gibt den Blick zum nördlich angrenzenden Marienplatz frei. Durch diesen großzügigen Tageslichtbezug lässt sich der Saal auch gut als VIP-Empfangsbereich nutzen. Auf der Ost- und Westseite der Raumspange finden sich die jeweiligen Nebenräume in direkter Zuordnung, eine separate Anliefermöglichkeit für den Multifunktionsraum ist vorgesehen.
Material und Konstruktion
Der Neubau wird als konventionelle Stahlbetonkonstruktion errichtet. Die großen Spannweiten im Bereich der beiden Säle werden durch Stahlfachwerkträger überbrückt. Die Saalverkleidung ist perforiert und somit akustisch transparent.
Die Fassade des Neubaus wird mit einer Vorsatzschale aus dünnformatigem Klinkermauerwerk in einem hellen und warmen Grauton versehen. So wird die robuste und haptisch reiche Materialität der Marienkirche wieder aufgegriffen, dennoch bleiben Alt und Neu eindeutig ablesbar. Die Fensterflächen in einheitlich quadratischem Format werden als 3-fach-Verglasung außen bündig in die Klinkerhülle eingesetzt. In den Erschließungsflächen der Neubauten wird ein heller Terrazzoboden in Verbindung mit weiß gekalkten Wänden vorgeschlagen, in den Sälen selbst ein Parkett in Räuchereiche.
Zwischen den Strebepfeilern des Chores werden 3 großformatige LED-Bildschirme eingepasst, die als baulich integrierte Werbeflächen die aktuellen Veranstaltungen des Hauses in den Stadtraum kommunizieren und gleichzeitig deutlich machen, dass das ehemalige Gotteshaus eine neue Funktion erhalten hat. Im ungenutzten Zustand sind die Screens transparent und integrieren sich so problemlos in die Materialität und Haptik der Fassade.
Die Räume der Haustechnik des Konzertsaales befinden sich unterhalb des ansteigenden Gestühls des Saales. Die vertikale Trassenführung erfolgt im Bereich seiner doppelschaligen Hülle. Die Lüftungsanlage des Multifunktionssaals wird oberhalb der Nebenraumspangen des Saals untergebracht. Die übrigen Technikflächen, auch für den ehemaligen Kirchenraum, befinden sich im UG des Multifunktionssaales.
Der Wunsch des Auslobers, die Kirche zu einem zentralen Bestandteil des künftigen Musikzentrums zu machen ist bereits auf der städtebaulichen Ebene wichtigster Ausgangspunkt der entwurflichen Überlegungen. Der vorliegende Entwurf integriert die Marienkirche in ein Gesamtensemble, in dem die Kirche eindeutig die städtebauliche Dominante ist. Dabei ist die Kirche im gleichen Maße wie sie stadträumlich geschätzt wird, auch innenräumlich als für den Ort wertvolles und Identität stiftendes Bauwerk zu betrachten.
Aus diesem Grunde schlägt der vorliegende Entwurf vor den Kirchenraum zum zentralen Foyer und Treffpunkt im Musikzentrum zu machen. So wird sie zum Herzen des Musikzentrums bei dem der aus der Flucht vorspringende Chor ihre städtebauliche Dominanz betont und gleichzeitig den Zugang zum Gebäude an der Viktoriastraße markiert.
Auch außenräumlich wird die Kirche zum zentralen Baustein des Musikzentrums. Zu beiden Seiten der Kirche werden Baukörper angeordnet, die sich unmittelbar an der Länge des Kirchenschiffs orientieren und sich innenräumlich mit diesem verzahnen. Auf der Südseite der Kirche befindet sich der Konzertsaal, auf ihrer Nordseite der Multifunktionssaal. Die beiden Baukörper werden über niedrige Zwischenbereiche an das Kirchenschiff angeschlossen. So entsteht beiderseits eine städtebauliche Fuge, die die Baukörper einerseits klar ablesbar macht und andererseits der bauliche Anschluß an das Kirchenschiff ohne Komplikationen und ohne Verletzung der bestehenden Kirchenfenster erfolgen kann. Im Innenraum entsteht so eine spannende Raumabfolge vom hohen Kirchenraum über den niedrigen Zwischenbereich in den hohen Saal.
Die Höhenentwicklung entlang der Viktoriastraße staffelt sich in Abhängigkeit der innenräumlichen Anforderungen und verleiht dem Gebäude so eine angemessene Massstäblichkeit im Stadtraum. Der Konzertsaal ist, seiner Bedeutung entsprechend, der höchste Teil des Neubaus ohne dabei die Traufhöhe der Kirche zu übersteigen. Er wird durch einen bei Nacht illuminierten Oberlichtgaden zusätzlich akzentuiert. Die ebenerdigen quadratischen Fensterreihen entlang des Umgangs um den Konzertsaal signalisieren der Öffentlichkeit, dass es sich beim Musikzentrum um ein offenes und lebendiges Haus musikalischer Kultur handelt. Der Neubau schließt die Baulücke an der Viktoriastraße, revitalisiert die leer stehende Marienkirche und wird zu einem wichtigen Stadtbaustein im Kreativquartier Bochums.
Den südlichen Abschluss des Ensembles bilden die Räumlichkeiten der Verwaltung und Anlieferung, durch eine Gebäudefuge vom Konzertsaal abgelöst. Die Anlieferung erfolgt auf kurzem Weg von der Humboldtstraße.
Der südlich angrenzende Baublock wird entlang der vorhandenen Brandwand stadträumlich arrondiert und blickt mit seinem Gesicht zum Musikzentrum. Zur Humboldtstraße hin wird dem Musikzentrum ein ruhiger Stadtplatz vorgelagert, der vom Baumdach eines Platanenhains geprägt ist und über eine hohe Aufenthaltsqualität verfügt.
Musikzentrum – Ein Haus für die Musik
Der Neubau des Musikzentrums ist kein elitäres Konzerthaus im klassischen Sinne. Angestrebt wird vielmehr ein gleichermaßen prägnantes wie einladendes Gebäude, das den Bochumer Symphonikern und der Musikschule Bochum zur lebendigen Plattform Ihres Proben- und Konzertbetriebs werden kann. Die architektonische Eigenständigkeit des Hauses kann dabei durchaus auch Ausdruck des eigenständigen Profils seiner Nutzer verstanden werden.
Über drei Stufen gelangt der Besucher von der Viktoriastraße aus, wahlweise von Norden oder Süden kommend, in den früheren Chor der Marienkirche. Die Großzügigkeit des Zugangs wird durch den Rückbau der eingeschossigen Anbauten auf der Nord- und Südseite des Chores möglich gemacht. Großformatige Wandungen in gestocktem Beton begrenzen die neu geschaffenen Zugangsöffnungen im historischen Gemäuer. Im Chor selbst befinden sich Infotresen mit Ticketing und CD-Shop. Der Blick wendet sich von der leicht erhöhten Position im Chor nach Westen in den Kirchenraum.
Durch den Verzicht auf eine Haus-in-Haus-Lösung kann der Kirchenraum seine ursprüngliche Raum- und Lichtsituation bewahren. Er dient einerseits als zentraler Pausen- und Foyerbereich und kann darüber hinaus als zusätzlicher Saal mit ganz eigenem Charakter bespielt werden. Wenige Stufen führen hinab ins Foyer.
Die vorhandene Empore wird an derselben Stelle durch einen zeitgenössischen Einbau ersetzt, der erdgeschossig die Garderobe mit etwa 12 m langem Ausgabetresen aufnimmt. Eine in weitem Radius gewendelte Treppe führt hinauf auf die neue Empore wo sich die Pausengastronomie mit reizvollem Blick zurück ins Kirchenschiff befindet. Die Bewirtung erfolgt direkt aus dem Turm der Kirche, die Andienung ist durch das Westportal der Kirche gewährleistet. Ein ergänzender gastronomischer Service kann im Erdgeschoß erfolgen. Die Besuchertoiletten werden im erweiterten Untergeschoss der Kirche vorgesehen, der Abgang erfolgt an unauffälliger Stelle vom Foyer aus.
Die Wand- und Deckenoberflächen der Kirche werden lediglich weiß getüncht, die Natursteinelemente handwerklich aufgearbeitet. Wenn es das Budget erlaubt, ist an eine gestalterische Aufwertung der Kirchenunterdecke gedacht, die als Licht- und Akustik-Textildecke, der neuen Nutzung des Gebäudes Reverenz erweist und die Bespielbarkeit des Raumes noch verbessert.
Aus den drei mittleren Jochen der Kirche erfolgt der Übergang zum Konzertsaal im Süden oder zum Multifunktionssaal im Norden. Zwischen den Strebepfeilern der Kirche sind Oberlichter in die Decke eingefügt, die zenitales Licht einfallen lassen und so den Übergang vom Foyer zu den Sälen akzentuieren und die ehemalige Außenfassade der Kirche in einer Tageslichtsituation belassen.
Der Konzertsaal wird räumlich gefasst von einem dreiseitigen Umgang, der einerseits der Erschließung und andererseits als akustischer Puffer dient. Der Weg führt vom Umgang aus ebenerdig in den Saal und von hier über das absteigende Gestühl zur Bühne. Die seitlichen Umgänge erschließen die Galeriebereiche im EG, sowie, über zwei Treppen am Ende des Umgangs angebunden, die obere Galerieebene. Der Chorbalkon ist wahlweise von der Besuchergalerie oder vom Backstagebereich aus erschlossen und kann somit variabel genutzt werden. Die Bühnenrückwand ist mit 2m Höhe sehr niedrig gehalten, so daß im Falle einer Aufführung mit Chor, ein sehr direkter Kontakt zwischen Dirigent, Orchester und Chor möglich ist und im anderen Falle die Zuschauer sehr unmittelbaren Bezug zu den Aufführenden genießen können.
Im Konzertsaal finden insgesamt 901 Zuschauer Platz, auf dem Chorbalkon können ggf. weitere 125 Plätze angeboten werden. Das akustisch wirksame Volumen des Konzertsaals beträgt etwa 14.500 m3.
Der Saal wird mit rötlich dunklen Holzpaneelen ausgekleidet, in den die mit heller Lederoberfläche bekleideten Galerien eingeschnitten sind. Im Bereich von Chorbalkon und Bühne folgt die Geometrie des Saales einer runden Kontur, welche die gewünschte Intimität der Aufführungen zusätzlich unterstützt. Die helle Decke des Saales wird aus dem Reflektorfeld über der Bühne indirekt ausgeleuchtet.
Der Künstlereingang erfolgt von der Westseite des Hauses und wird gemeinsam mit der Anlieferung von der Pforte aus überwacht. Treppe und Aufzug führen hinunter auf die Bühnenebene, wo sich sämtliche Stimmzimmer und Garderoben in kompakter Anordnung und unmittelbarer Nähe zur Bühne befinden. Die Hinterbühne / Greenroom umgreift die Bühne von drei Seiten und erhält über einen Luftraum nach oben Tageslichtbezug. Das Instrumentenlager befindet sich auf Bühnenniveau und ist über den Lastenaufzug auf kurzem Weg an die Anlieferung angebunden.
Die Räume der Verwaltung sind oberhalb der Andienung als in sich geschlossener Funktionsbereich untergebracht. Die räumliche Unterbringung der Büros im Musikzentrum selbst erleichtert die tägliche Arbeit des GMD und seines Teams.
Die Erschliessung des Multifunktionsraums für etwa 250 Personen erfolgt vom Kirchenraum/Foyer aus nach Norden in Analogie zur Erschliessung des Konzertsaals im Süden. Multifunktionsraum und Kleiner Saal liegen in einer Raumflucht und lassen sich bei Bedarf zu einem großen vielfältig bespielbaren Saal zusammenschalten. Eine Reihe von (abdunkelbaren) Fenstern gibt den Blick zum nördlich angrenzenden Marienplatz frei. Durch diesen großzügigen Tageslichtbezug lässt sich der Saal auch gut als VIP-Empfangsbereich nutzen. Auf der Ost- und Westseite der Raumspange finden sich die jeweiligen Nebenräume in direkter Zuordnung, eine separate Anliefermöglichkeit für den Multifunktionsraum ist vorgesehen.
Material und Konstruktion
Der Neubau wird als konventionelle Stahlbetonkonstruktion errichtet. Die großen Spannweiten im Bereich der beiden Säle werden durch Stahlfachwerkträger überbrückt. Die Saalverkleidung ist perforiert und somit akustisch transparent.
Die Fassade des Neubaus wird mit einer Vorsatzschale aus dünnformatigem Klinkermauerwerk in einem hellen und warmen Grauton versehen. So wird die robuste und haptisch reiche Materialität der Marienkirche wieder aufgegriffen, dennoch bleiben Alt und Neu eindeutig ablesbar. Die Fensterflächen in einheitlich quadratischem Format werden als 3-fach-Verglasung außen bündig in die Klinkerhülle eingesetzt. In den Erschließungsflächen der Neubauten wird ein heller Terrazzoboden in Verbindung mit weiß gekalkten Wänden vorgeschlagen, in den Sälen selbst ein Parkett in Räuchereiche.
Zwischen den Strebepfeilern des Chores werden 3 großformatige LED-Bildschirme eingepasst, die als baulich integrierte Werbeflächen die aktuellen Veranstaltungen des Hauses in den Stadtraum kommunizieren und gleichzeitig deutlich machen, dass das ehemalige Gotteshaus eine neue Funktion erhalten hat. Im ungenutzten Zustand sind die Screens transparent und integrieren sich so problemlos in die Materialität und Haptik der Fassade.
Die Räume der Haustechnik des Konzertsaales befinden sich unterhalb des ansteigenden Gestühls des Saales. Die vertikale Trassenführung erfolgt im Bereich seiner doppelschaligen Hülle. Die Lüftungsanlage des Multifunktionssaals wird oberhalb der Nebenraumspangen des Saals untergebracht. Die übrigen Technikflächen, auch für den ehemaligen Kirchenraum, befinden sich im UG des Multifunktionssaales.
Modell Wettbewerb
Lageplan
Ansicht Viktoriastraße
Längsschnitt
Erdgeschoss
Querschnitt Saal
Marienkirche als Foyer
Ansicht Viktoriastraße