Wettbewerblicher Dialog | 01/2020
Nachnutzung des Grundstücks „Collini-Center“ in Mannheim
2. Rang
PSP Weltner Louvieaux Architekten
Architektur, Stadtplanung / Städtebau
wbp Landschaftsarchitekten GmbH
Landschaftsarchitektur
Bauingenieurwesen
Investor*in
Beurteilung durch das Preisgericht
Qualität des städtebaulichen architektonischen Konzepts Die Verfasser beschreiben die Leitidee des Projekts als „Fortschreibung des zeitgemäßen Europäischen Städtebaus mit den Elementen Haus, Straße und Platz und der klaren Trennung von öffentlichen und nichtöffentlichen Räumen.“ Diese Haltung ist in dem Vorschlag konsequent umgesetzt und wird durch die räumliche Differenzierung und Baukörperstellung weiter ausformuliert. Die Anregungen aus der letzten Stufe wurden aufgenommen und haben den Entwurf in einigen Aspekten verbessert. So ist die Öffnung zum Neckar räumlich viel prägnanter und auch die Reduzierung der Höhe des Hochpunktes führt zu einer angenehmeren Proportion und zu einem angemessenen Verhältnis zum Bestandsgebäude. Dadurch ist die Integration des bestehenden Gebäudes gut gelungen und führt zu einem angemessenen Nebeneinander von Alt und Neu. Wenn man der Leitidee allerdings konsequent folgt, stellt sich die Frage, ob das Projekt die städtebaulichen Ambitionen auch auf einem konkreten stadträumlichen und architektonischen Niveau umsetzten kann. Insbesondere die von den Verfassern benannten Elemente „Haus, Straße und Platz“ bleiben eher unscharf und lassen sich nicht so eindeutig zuordnen. Der zentrale Block, der die angestrebte Vermittlung zur Nachbarschaft herstellen soll, ist strukturell eher ein kompaktes blockförmiges Gebäude. Alle entstehenden Straßenquerschnitte sind sehr urban gedacht, haben aber nicht die Logik und Funktion der Nachbarquartiere. Der Quartiersplatz ist kaum erkennbar. Durch die Verbindung des Turms und des nördlichen Zeilengebäudes entsteht eine sehr massive Figur, die einige gebäudestrukturelle Fragen entstehen lässt. Das Kitagebäude und das freistehende Gebäude an der Collinistraße erscheinen nach wie vor fremd und haben auch mit der Leitidee wenig zu tun. Weiterhin wirft das Projekt aber in der architektonischen Umsetzung dieser städtebaulichen Ziele die meisten Fragen auf. Die beschriebene Differenzierung findet sich in der Fassadensprache und in der Ausbildung der Grundrisse nicht wieder. Die drei Fassadentypen wirken bei aller gestalterischen Mühe immer noch sehr großmaßstäblich und funktionieren nicht miteinander. Das Begrünungskonzept für den Turm muss detailliert nachgewiesen werden. Die Wohnungserschließungen und die Grundrisstypologien erscheinen nicht ausgereift und insbesondere das Verbindungsbauteil zum Turm offenbart die strukturellen Schwächen mit vielen Kompromissen in den Raumzuschnitten. Qualität des Freiraumkonzepts Begrüßt wird die klare typologische Gliederung und Zuordnung von stark durchgrünten privaten und urbanen, öffentlichen Freiräumen. Gleichwohl wird die Größe des Innenhofes in Bezug auf Belichtung, Nutzung und Bepflanzung des Baukörpers 3b sehr kritisch gesehen. Die großzügige Öffnung des öffentlichen Raumes am Cahn-Garnier-Ufer in Richtung Neckar verbunden mit einer gestalterischen Geste einer Freilichtbühne wird begrüßt. Die Ausweisung der nördlichen Platzfläche als Quartiersplatz wird in Funktion, Gestaltung und stadträumlicher Größe jedoch kritisch hinterfragt. Gewürdigt wird die Ausweisung von nutzbaren grünen Freiflächen mit direktem Bodenanschluss. Eine Erhöhung der Ausweisung neuer großkroniger Bäume ist hier wünschenswert. Der stadtökologische Ansatz der Ausbildung einer mit Bäumen auf den Balkonen begrünten Fassade muss plausibel nachgewiesen werden. Der Nachweis der Unterhaltung und betriebswirtschaftlichen wie vegetationstechnischen Umsetzung fehlt. Die Aussagen zum Regenwassermanagement insbesondere auf den befestigten Flächen bleiben unkonkret. Die Rampe, die den Collini-Steg anbindet, funktioniert in der dargestellten Form zu steil. Der Kronenabstand der bestehenden Bäume im öffentlichen Straßenraum zum Gebäude in der Collinistraße ist zu gering. Qualität des Nutzungskonzepts Das Nutzungskonzept soll nach den Verfassern ein lebendiges und urbanes Stadtquartier erzeugen. Die vorgeschlagene Nutzungsverteilung führt insbesondere im Erdgeschoss zu einem sehr großen gewerblichen Angebot, das an dieser Stelle in der vorgeschlagenen Ausformung hinsichtlich einer dauerhaften Nutzung kritisch gesehen wird. Ansonsten sind die vorgeschlagenen Verteilungen der Wohnungen und Büroflächen nachvollziehbar und richtig angeordnet. Qualität des Umwelt- und Klimakonzepts Die vorgeschlagenen Maßnahmen erscheinen angemessen und richtig argumentiert. Der angestrebte KFW 55 Standard, die PV Anlage, die Belüftung mit Wärmerückgewinnung und die Nutzung der Fernwärme sind denkbar. Weitere Vertiefungen und die Umsetzung der Maßnahmen sind im Moment nicht erkennbar. Die Aussage, teilweise einen EnergiePlus Standard anzustreben, ist ambitioniert und müsste detailliert nachgewiesen werden. Die Ausweisung von Grünflächen mit Erdschluss in Verbindung mit der Regenwassernutzung wird positiv bewertet. Qualität der Prozessgestaltung Zuerst soll die östliche Mulde bebaut werden. Mit der Garage mit Kita und Eckgebäude soll zuerst das Bestandsgebäude ergänzt werden, um danach das westliche Baufeld in Einem entwickeln zu können. Die vorgeschlagene Abschnittsbildung erscheint schlüssig, wäre im Weiteren aber noch zu spezifizieren.