Investorenwettbewerb | 02/2020
Nachnutzung Marienkrankenhaus Kaiserswerth in Düsseldorf
©LORBER PAUL Architekten GmbH / club L94
Anerkennung
Preisgeld: 4.000 EUR
LORBER PAUL Architektur und Städtebau
Architektur
Landschaftsarchitektur
Investor*in
Erläuterungstext
PLÄTZE | HÖFE | ADRESSEN
Der Entwurf für das Marienkrankenhaus im historischen Zentrum von Kaiserswerth nimmt das Ensemble der Bestandsbauten als Grundlage für ein Quartier, das sowohl beim Innen- als auch beim Außenraum qualitativ hochwertige Ansprüchen mehr als gerecht wird. Aus der vorhandenen Situation als Sequenz von Höfen, Plätzen sowie denkmalwürdigen Solitären ergibt sich ein Ansatz, der den Charakter des Orts bewahrt und stärkt.
Der Platz zwischen Marienkrankenhaus und Antoniushaus bleibt mit seinen ausgewogenen Proportionen erhalten, wird jedoch von PKWs freigehalten, um den Anwohner*innen als Marienplatz einen zentralen Aufenthaltsort auszubilden. Anstelle der obsoleten Gebäude im Nordwesten des Areals wird eine fußläufige Anbindung an den Kaiserswerther Markt geschaffen und Raum für einen Gartenhof mit Aktivitätsflächen für Jung und Alt geschaffen. In der Planung von Architektur und Freiraum entstehen sowohl Bereiche für den Rückzug wie auch Räume der Kommunikation.
Zum Marienplatz hin orientieren sich der Haupteingang vom ehemaligen Marienkrankenhaus und das Café mit seiner Außenterrasse im ehemaligen Verbindungsgang. Mit einer großzügigen Treppen- und Rampenanlage verbindet sich das Gebäude mit dem Platz. Auf der Seite des Gartenhofs erhält das Marienkrankenhaus zwei Nebeneingänge, die einen direkten Zugang für die Bewohner*innen ermöglichen.
FREIRAUM
Die Kanten des Areals werden von Bäumen und Gärten gefasst und bilden so einen Saum um das Quartier. Diese grüne Pufferzone bietet einen Zwischenraum zu den privaten Nachbarschaften und nimmt über 40 Parkplätze für das Areal auf. Die Begrenzung des motorisierten Individualverkehrs auf die Außenbereiche ermöglicht die Gestaltung von attraktiven Räumen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen.
Der Freiraum im Areal wird durch eine einheitliche Pflasterung als zusammenhängendes Raumgefüge kenntlich gemacht. Der Marienplatz und der Gartenhof erhalten in der Freiflächenplanung ein besonderes Augenmerk. Auf dem Marienplatz bricht ein Carré den sonst homogenen Bodenbelag auf und bildet einen öffentlichen Platz aus. Die Platzkante wird durch einen Hain aus Zierkirschen geschlossen und bietet durch eine Wasserschale vor der Außenterrasse des Cafés einen zentralen Anlaufpunkt. Unter den Kirschbäumen bieten Rundbänke weitere Verweilmöglichkeiten im Schatten. Der rückwärtige Gartenhof mit Blumenbeeten, Spielflächen und Sitzgelegenheiten richtet sich an die Bewohner*innen des neuen Wohnens und bietet Ihnen eine ruhige Rückzugsmöglichkeit.
NACHNUTZUNG | (SENIOREN)WOHNEN | CAFÉ
Die Lage im historischen Ortskern von Kaiserswerth macht das Wohnprojekt interessant für Senior*innen, die sich in zentraler aber ruhiger Lage niederlassen wollen. Das Konzept sieht barrierefreie Komfortwohnungen von zwei bis vier Zimmern Größe, gemischt mit Gemeinschaftsbereichen und Serviceangeboten im Eingangsbereich vor. Jede der geschaffenen Wohnungen verfügt über die Vorzüge gut belichteter Wohnräume sowie eines Freisitzes. Der bereits bestehende Flur im Erdgeschoss verbindet die zwei Treppenkerne miteinander und schafft mit dem Eingangsbereich einen Ort des Kontakts. Eine gesonderte Gestaltung erhält die zweigeschossige Kapelle in der ersten Etage. Sie wird als Gemeinschaftswohnzimmer der Bewohner*innen zum sozialen Zentrum des Hauses.
Das ehemalige Verbindungsgebäude beherbergt im Erdgeschoss das neue Café. Somit bleibt es auch als baulicher Solitär ein verbindendes Bauwerk zwischen den Bewohner*innen und der Öffentlichkeit. Das Café bietet Anreize zum Verweilen und sorgt mit seiner Außenterrasse für Belebung des Platzes in einem gediegenen Maß.
VERBINDUNGSBAU
Der Verbindungsbau von 1926, nach den Plänen des Architekten Wilhelm Paulen, diente der direkten Anbindung der Ambulanz an das Haupthaus. Die in der expressiven Formensprache ihrer Zeit gestaltete Westfassade fasst den Marienplatz und ist als erhaltenswert eingestuft. Da das Gebäude in seiner Funktion allerdings nicht mehr benötigt wird, werden die Seitenflügel bis auf den Mittelrisalit rückgebaut. Die sodann befreiten Fassaden des Marienkrankenhauses und des Antoniushauses können damit wieder in ihren ursprünglichen Proportionen erkennbar werden. An den Positionen der ehemaligen Tordurchfahrten finden sich auch weiterhin die Zufahrten zum Marienplatz. Der ehemalige Verbindungsgang wird um einen Baukörper ergänzt, der im Erdgeschoss ein Café aufnimmt und in den oberen Etagen Wohnungen umfasst. Die wieder geöffneten Natursteinarkaden bilden einen attraktiven Eingang zum Café und beherbergen die Außengastronomie. Um verschiedene Adressen für die Wohneinheiten und das Café auszubilden, orientiert sich der Zugang zu den Wohnungen an der nördlichen Seite in Richtung Marienhospital.
GESTALTUNG AUSBAU
Die historischen Ansichten von 1873 zeigen einen symmetrischen Ursprungsbau mit prägnantem Stufengiebel, der durch mehrere Umbaumaßnahmen in den 1920ern und nach dem Zweiten Weltkrieg aktuell ein verändertes Erscheinungsbild besitzt.
Der Entwurf sieht vor, die Bestandsfassade zu erhalten und durch eine Aufstockung im Dachbereich zu ergänzen. Aus den Vor- und Rücksprüngen der Fassade leitet sich die Kubatur des Dachausbaus ab. In Anlehnung an die ursprüngliche Form werden die Ecken und der Bereich hinter dem Stufengiebel akzentuiert. In den Versprüngen dazwischen erhalten die Wohnungen attraktive Dachterrassen.
Um das städtebauliche Ensemble zu einer harmonischen Einheit zu verbinden, werden die Anbauten in einer ruhigen und monolithischen Anmutung ausgeführt. Die Oberfläche aus hellem Kammputz fügt sich harmonisch in das heterogene Gesamtbild ein, zeugt aber von einer eindeutigen Unterscheidung zum Bestand.
Der Entwurf für das Marienkrankenhaus im historischen Zentrum von Kaiserswerth nimmt das Ensemble der Bestandsbauten als Grundlage für ein Quartier, das sowohl beim Innen- als auch beim Außenraum qualitativ hochwertige Ansprüchen mehr als gerecht wird. Aus der vorhandenen Situation als Sequenz von Höfen, Plätzen sowie denkmalwürdigen Solitären ergibt sich ein Ansatz, der den Charakter des Orts bewahrt und stärkt.
Der Platz zwischen Marienkrankenhaus und Antoniushaus bleibt mit seinen ausgewogenen Proportionen erhalten, wird jedoch von PKWs freigehalten, um den Anwohner*innen als Marienplatz einen zentralen Aufenthaltsort auszubilden. Anstelle der obsoleten Gebäude im Nordwesten des Areals wird eine fußläufige Anbindung an den Kaiserswerther Markt geschaffen und Raum für einen Gartenhof mit Aktivitätsflächen für Jung und Alt geschaffen. In der Planung von Architektur und Freiraum entstehen sowohl Bereiche für den Rückzug wie auch Räume der Kommunikation.
Zum Marienplatz hin orientieren sich der Haupteingang vom ehemaligen Marienkrankenhaus und das Café mit seiner Außenterrasse im ehemaligen Verbindungsgang. Mit einer großzügigen Treppen- und Rampenanlage verbindet sich das Gebäude mit dem Platz. Auf der Seite des Gartenhofs erhält das Marienkrankenhaus zwei Nebeneingänge, die einen direkten Zugang für die Bewohner*innen ermöglichen.
FREIRAUM
Die Kanten des Areals werden von Bäumen und Gärten gefasst und bilden so einen Saum um das Quartier. Diese grüne Pufferzone bietet einen Zwischenraum zu den privaten Nachbarschaften und nimmt über 40 Parkplätze für das Areal auf. Die Begrenzung des motorisierten Individualverkehrs auf die Außenbereiche ermöglicht die Gestaltung von attraktiven Räumen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen.
Der Freiraum im Areal wird durch eine einheitliche Pflasterung als zusammenhängendes Raumgefüge kenntlich gemacht. Der Marienplatz und der Gartenhof erhalten in der Freiflächenplanung ein besonderes Augenmerk. Auf dem Marienplatz bricht ein Carré den sonst homogenen Bodenbelag auf und bildet einen öffentlichen Platz aus. Die Platzkante wird durch einen Hain aus Zierkirschen geschlossen und bietet durch eine Wasserschale vor der Außenterrasse des Cafés einen zentralen Anlaufpunkt. Unter den Kirschbäumen bieten Rundbänke weitere Verweilmöglichkeiten im Schatten. Der rückwärtige Gartenhof mit Blumenbeeten, Spielflächen und Sitzgelegenheiten richtet sich an die Bewohner*innen des neuen Wohnens und bietet Ihnen eine ruhige Rückzugsmöglichkeit.
NACHNUTZUNG | (SENIOREN)WOHNEN | CAFÉ
Die Lage im historischen Ortskern von Kaiserswerth macht das Wohnprojekt interessant für Senior*innen, die sich in zentraler aber ruhiger Lage niederlassen wollen. Das Konzept sieht barrierefreie Komfortwohnungen von zwei bis vier Zimmern Größe, gemischt mit Gemeinschaftsbereichen und Serviceangeboten im Eingangsbereich vor. Jede der geschaffenen Wohnungen verfügt über die Vorzüge gut belichteter Wohnräume sowie eines Freisitzes. Der bereits bestehende Flur im Erdgeschoss verbindet die zwei Treppenkerne miteinander und schafft mit dem Eingangsbereich einen Ort des Kontakts. Eine gesonderte Gestaltung erhält die zweigeschossige Kapelle in der ersten Etage. Sie wird als Gemeinschaftswohnzimmer der Bewohner*innen zum sozialen Zentrum des Hauses.
Das ehemalige Verbindungsgebäude beherbergt im Erdgeschoss das neue Café. Somit bleibt es auch als baulicher Solitär ein verbindendes Bauwerk zwischen den Bewohner*innen und der Öffentlichkeit. Das Café bietet Anreize zum Verweilen und sorgt mit seiner Außenterrasse für Belebung des Platzes in einem gediegenen Maß.
VERBINDUNGSBAU
Der Verbindungsbau von 1926, nach den Plänen des Architekten Wilhelm Paulen, diente der direkten Anbindung der Ambulanz an das Haupthaus. Die in der expressiven Formensprache ihrer Zeit gestaltete Westfassade fasst den Marienplatz und ist als erhaltenswert eingestuft. Da das Gebäude in seiner Funktion allerdings nicht mehr benötigt wird, werden die Seitenflügel bis auf den Mittelrisalit rückgebaut. Die sodann befreiten Fassaden des Marienkrankenhauses und des Antoniushauses können damit wieder in ihren ursprünglichen Proportionen erkennbar werden. An den Positionen der ehemaligen Tordurchfahrten finden sich auch weiterhin die Zufahrten zum Marienplatz. Der ehemalige Verbindungsgang wird um einen Baukörper ergänzt, der im Erdgeschoss ein Café aufnimmt und in den oberen Etagen Wohnungen umfasst. Die wieder geöffneten Natursteinarkaden bilden einen attraktiven Eingang zum Café und beherbergen die Außengastronomie. Um verschiedene Adressen für die Wohneinheiten und das Café auszubilden, orientiert sich der Zugang zu den Wohnungen an der nördlichen Seite in Richtung Marienhospital.
GESTALTUNG AUSBAU
Die historischen Ansichten von 1873 zeigen einen symmetrischen Ursprungsbau mit prägnantem Stufengiebel, der durch mehrere Umbaumaßnahmen in den 1920ern und nach dem Zweiten Weltkrieg aktuell ein verändertes Erscheinungsbild besitzt.
Der Entwurf sieht vor, die Bestandsfassade zu erhalten und durch eine Aufstockung im Dachbereich zu ergänzen. Aus den Vor- und Rücksprüngen der Fassade leitet sich die Kubatur des Dachausbaus ab. In Anlehnung an die ursprüngliche Form werden die Ecken und der Bereich hinter dem Stufengiebel akzentuiert. In den Versprüngen dazwischen erhalten die Wohnungen attraktive Dachterrassen.
Um das städtebauliche Ensemble zu einer harmonischen Einheit zu verbinden, werden die Anbauten in einer ruhigen und monolithischen Anmutung ausgeführt. Die Oberfläche aus hellem Kammputz fügt sich harmonisch in das heterogene Gesamtbild ein, zeugt aber von einer eindeutigen Unterscheidung zum Bestand.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die grundsätzliche städtebauliche Setzung des Entwurfs und die differenzierten Freiflächen unter Ausbildung eines gut proportionierten zentralen Marienplatzes können überzeugen. Ebenso erscheinen die angebotene barrierefreie Wohnnutzung und die zum Platz hin ausgebildete Café- Nutzung mit eigener Freifläche für diesen Ort angemessen.
Positiv wird die Entscheidung bewertet, die Stellplätze ausschließlich oberirdisch unterzubringen, da dadurch eventuelle Konflikte mit vorhandenen Bodendenkmälern vermieden werden. Der Abbruch der Flügel des Verbindungsbauwerks wird unter denkmalpflegerischen Aspekten kritisch gesehen. Allerdings wird die Weiterentwicklung des verbleibenden Mittelrisalites durchaus gewürdigt.
Die in der Gestaltung der Freiflächen sowie den erhaltenen Geschossflächen des ehemaligen Krankenhauses vorhandene Sensibilität im planerischen Umgang wird allerdings durch die beiden aufgesetzten Geschosse konterkariert, durch die das ohnehin für die Umgebung außergewöhnliche Volumen des Marienkrankenhauses in unangemessener Weise gesteigert wird. Die aufgesetzten Geschosse bieten sowohl in Ihrer Proportion als auch in ihrer Kubatur, architektonischen Durchformung und Materialität keine angemessene Antwort auf den Denkmalbestand und erscheinen somit nicht genehmigungsfähig.
Vor diesem Hintergrund kann der Entwurf nur in Ansätzen überzeugen.
Positiv wird die Entscheidung bewertet, die Stellplätze ausschließlich oberirdisch unterzubringen, da dadurch eventuelle Konflikte mit vorhandenen Bodendenkmälern vermieden werden. Der Abbruch der Flügel des Verbindungsbauwerks wird unter denkmalpflegerischen Aspekten kritisch gesehen. Allerdings wird die Weiterentwicklung des verbleibenden Mittelrisalites durchaus gewürdigt.
Die in der Gestaltung der Freiflächen sowie den erhaltenen Geschossflächen des ehemaligen Krankenhauses vorhandene Sensibilität im planerischen Umgang wird allerdings durch die beiden aufgesetzten Geschosse konterkariert, durch die das ohnehin für die Umgebung außergewöhnliche Volumen des Marienkrankenhauses in unangemessener Weise gesteigert wird. Die aufgesetzten Geschosse bieten sowohl in Ihrer Proportion als auch in ihrer Kubatur, architektonischen Durchformung und Materialität keine angemessene Antwort auf den Denkmalbestand und erscheinen somit nicht genehmigungsfähig.
Vor diesem Hintergrund kann der Entwurf nur in Ansätzen überzeugen.
©LORBER PAUL Architekten GmbH / club L94
©LORBER PAUL Architekten GmbH / club L94