Städtebauliche Einordnung
Der Entwurf schafft als „Aktive Mitte am Westerwaldcampus“ ein belebtes neues Zentrum in Westerburg und bildet räumli-chen Startpunkt sowie Abschluss der Bildungs- und Sporteinrichtungen im Campusband Westerwaldkreis! Die Gebäude wer-den Attraktor und aktive Vermittler der Öffentlichen Nutzungen in Westerburg und damit zentraler neuer Treffpunkt für die ge-samte Region.
Plätze / Bildung Freiraum / Ankommen
Die Baumassen der Sporthalle + Schwimmbad, der Mensa und der Bibliothek werden so angeordnet, dass von Norden und Süden zwei Plätze entstehen. Durch die offenen und freundlichen Holzfassaden im Zusammenspiel mit den verglasten Flä-chen der Mensa, der Sporthalle und der Bibliothek werden die Besucher*innen eingeladen ein Buch zu lesen, Sport zu treiben oder das Mittagessen zu genießen oder aber auch zum Verweilen bei einem Kaffee, während z.B. die Tochter Fußball spielt. Auf der Ostseite in Verlängerung der Freiflächen der Grundschule entsteht eine Art Innenhof, ein Dorfanger, der Identifikations-raum für den Ort und die Nutzer wird, zum Verweilen einlädt und ein neuer Treffpunkt für die gesamte Region wird.
Prinzipien / Gebäudestruktur / Einfaches Bauen
Grundprinzip sind Bauteile und Grundriss im Achsraster 1,25m. Der Gebäudeentwurf richtet sich nach den Prinzipien des einfachen Bauens. Dies bedeutet, dass alle Bauteile dem gleichen Grundraster und gleicher Proportionen entsprechen und bis hin zu den Anschlussdetails -die baukonstruktiv simpel gehalten werden- immer wieder flexibel und mehrfach anwend-bar sind. Die Gebäude erhalten dadurch eine architektonische, räumliche Verwandtschaft in der Umgebung und wecken genau so Assoziationen zum ländlichen Bauen! Die Gebäude stehen somit, bis in das Grundraster von 1,25 (Standardholzbaumaß), im Verhältnis zueinander und bilden den Entwurfsgedanken der Einfachheit ab.
Typologie / Konzept Nutzungen
Die Gebäude gliedern sich in 1. einen Sporthallenkörper, indem sich auch das Lehrschwimmbecken befindet, 2. der Mensa und 3. der Bibliothek als Startpunkt vom Parkplatz im Norden.
Alle 3 Gebäude gruppieren sich um den Campusgarten. An den Berührungspunkten werden die Eingänge unter den ge-schützten Vordächern angeordnet. Die Baukörper entwickeln sich mit den belebten Räumen (Speise- und Leseräume, so-wie den großzügigen Erschließungsflächen der Sport- und Schwimmhalle) um den großen Campusgarten.
Freiraumkonzept / Landschaft
Mit der Neugestaltung der Freiflächen rund um die neue Sporthalle und Zentralmensa entsteht eine belebte Mitte für den Schulcampus Westerburg. Im Westen bildet sich eine urbane Eingangs-Plaza mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und E-Bikes. Der besondere Belag aus hellem Naturstein mit Streifenakzenten leitet die SchülerInnen spielerisch Richtung Cam-pusmitte und akzentuiert dessen besondere Funktion.
Campusgarten
Im Herzen der Neuen Mitte befindet sich der Campusgarten mit AktivInseln zwischen bunten Blumenwiesen. Der mit Bäumen überstandene Garten schafft eine Verbindung zwischen Sporthalle und Mensa und motiviert zu einer aktiven Mittagspause. Die geschwungenen Wege durch die grüne Mitte laden zum Laufen und Spazieren ein. Spiel- und Bewegungsgeräte, wie Ba-lancierstangen, Kletternetze und Tischtennisplatten fördern die motorischen Fähigkeiten und das gemeinsame Spielen. Sitz-bänke entlang der Grünflächen ermöglichen das Beobachten des bunten Treibens und laden zum Ausruhen, Treffen und Reden ein. Bei schönem Wetter kann das Mittagessen auf den großzügigen Terrassen der Zentralmensa entlang des Gartens und auf dem Plaza genossen werden. Ein weiteres Highlight ist die grüne Terrasse auf dem Mensadach mit Blick über den gesamten Campus.
Nördlich an den Campusgarten angrenzend befindet sich die Leseterrasse der Bibliothek. Durch einen leichten Höhen-sprung grenzt sich der Bereich vom trubeligen Campusgarten ab und wird zum Rückzugsbereich mit Blick ins Grüne. An Tischen und Bänken oder auf der Lesewiese im Osten kann in Ruhe gelesen und gearbeitet werden. Im Süden befinden sich der Sportbereich der Neuen Mitte. Über großzügige Wege ist der Campus von allen Seiten an die Umgebung mit Sportflächen und Verkehrsgarten angeschlossen. Ein weiterer Eingangsplatz im Süden schafft eine einladende Atmosphäre und gibt den SchülerInnen einen Treffpunkt und Kommunikationsort, sowie Arbeitsplatz im Freien während der Mittagspause und vor dem Sportunterricht. Durch die grüne Gestaltung der Neuen Mitte, mit Blumenwiesen und zahlreichen Baumpflanzungen ent-steht ein ökologischer Baustein und eine Biotopverbindung für das Quartier. Der Garten und die Baumstreifen auf dem Park-platz dienen gleichzeitig als Retentionsflächen für die umliegenden Belagsflächen. Die großzügigen Gründächer mit Re-tentionsfunktion und Photovoltaikanlage tragen ebenfalls zu einem positiven Einfluss auf das Mikroklima und die Biodiversität bei.
Energiekonzept
Das Konzept sieht eine Planung einer spezifischen und nutzungsangepassten Temperierung und Belüftung vor. Das Gebäude-volumen wird auf 18°C grundtemperiert, um den Energieverbrauch zu minimieren und erhält zusätzlich eine zonal flexible, nutzungszeitspezifische Konditionierung. Das Konzept bevorzugt in erster Linie passive architektonisch-konstruktive Maß-nahmen, um eine Minimierung des Energiebedarfs des Gebäudes zu erreichen. Im zweiten Schritt wird der resultierende Energiebedarf durch regenerative Energien und aktive Strategien gedeckt. Passive Maßnahmen - Die Gebäudehülle derzeit unterschreitet die gültigen GEG-Anforderungen um ca. 30%. Der Sonnenschutz wird zum einen durch eine umlaufende Vor-dachkonstruktion gewährleistet, zum anderen sorgen textile außenliegende Storen für die Reduktion der Sonneneinstrahlung. Aktive Maßnahmen - Ziel des Energiekonzeptes ist die Deckung des Energiebedarfes durch regenerative Energien unter Minimierung des technischen Aufwandes bei maximaler Robustheit und Wartungsfreiheit des Gesamtsystems. Damit einherge-hend liegt die Maximierung der Eigenstromnutzung des auf der Dachfläche erzeugten PV-Stroms im Fokus. Es wird vorge-schlagen, die Raumtemperierung während der Heizperiode über Wärmepumpen (Erdwärmekollektor-Fußbodenmasseheizung) sowie über raum- bzw. nutzungsspezifisch steuerbare, schnell reagierende Strahlungsheizsysteme, die z.B. punktuell an den Wänden montiert werden, zu realisieren. Durch die Masseheizung wird die Grundtemperierung (18°C) sichergestellt, die Strom- Strahlungsheizplatten decken die individuellen Spitzenlasten ab. Die Vorteile der Kombination von Wärmepumpen- Fußbo-denmasseheizung und Strahlungsheizsystemen sind: - Reduktion der Anschlussleistung, Erhöhung der PV-Eigenstromnutzung durch Nutzung der effizienten Stromheizung während der Nutzungszeiten, - bedarfsgerechtes Heizen & nutzerspezifische Nachtabsenkung bei Verlassen des Raumes. Zur Belüftung wird eine Lüftung mit Erdkanal-Vorkonditionierung und Wärme-rückgewinnung vorgeschlagen, über die etwaige zusätzliche Spitzenlasten im Heizwärmebedarf gedeckt werden können. Die minimal ausgelegte RLT stellt den Grundluftwechsel sicher. Es wird empfohlen, die RLT außerhalb der Nutzungszeit nicht zu betreiben. Die Warmwasserbereitung erfolgt mittels elektrischer Durchlauferhitzer. Zur Reduzierung des Verbrauchs wird zur Verwendung einer Mengen- und Zeitbeschränkung bei den Duschen geraten. Technikflächen für die Lüftungsgeräte sind im dienenden „Nebenraumriegel“ den jeweiligen Hallen zugeordnet, um Leitungswege und Druckverluste zu minimieren. Durch eine Mehrfachnutzung der zugeführten Luft wie bspw. die Verwendung der Abluft der Umkleiden zu der anschließenden Entlüf-tung der Duschräume, kann die Gesamtluftmenge reduziert werden.
Beleuchtungskonzept
Die Sporthalle erhält Lichtbänder, welche einen baulichen Sonnenschutz erhalten, der damit eine direkte Sonneneinstrahlung verhindert. Zusätzlich erlauben Lichtkuppeln eine Versorgung mit Tageslicht. Die Kunstlichtversorgung wird durchgehend per LED mit Präsenzmeldern sichergestellt. Durch Kunst- und Tageslichtsimulation kann eine optimierte Anordnung der Beleuch-tungskörper und eine reduzierte Leuchtmittelanzahl erreicht werden.
Material /Konstruktion
Die Gebäudehülle besteht aus flächigen modularen Holzelemente. Die Ausbildung der horizontal durchlaufenden Auskragung, die Sonnenschutz und Vordach gleichermaßen darstellt, sowie die Gliederung in der Tiefe der einzelnen Elemente, begünstigen einen konstruktiven Holzschutz und ermöglichen ein gleichmäßiges und reguliertes Altern der Gebäude.
Nachhaltigkeit
Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe (Holz) an Fassade und in der Konstruktion in Kombination mit der Wiederverwen-dung der Baustoffe aus den abzubrechenden Gebäuden ist das Grundprinzip von Nachhaltigkeit verankert in der Gebäu-destruktur. Es ist eine Reduzierung und der sparsame Einsatz neuer Baumaterialien geplant. Bei der Verwendung dieser sollen entweder Materialien aus Holz oder aus recycelten Werkstoffen, wie z.B. die Glasgranulatdämmung unter der Bodenplatte eingesetzt werden. Der Gebäudeentwurf ist mit einem sehr kompakten Volumen geplant und verfügt über ein sehr gutes A/V Verhältnis.
Regionale Firmen
Im Zuge der Planung wurde überprüft, ob auch in der Nähe Firmen ansässig sind, die diese Bauaufgabe im Holzelementbau abwickeln können. Im Zuge der Recherche konnten zahlreiche fachlich geeignete Firmen aus der Region ausfindig gemacht werden.
Tragwerkskonzept
Für die Neubauten wird tragwerksseitig eine hybride Bauweise gewählt. Sämtliche erdberührten und frei bewitterten Bauteile, die Erschließungskerne sowie die mehrgeschossigen Stützen inkl. des Randunterzuges der weitgespannten Dachbereiche werden in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Alle übrigen Bauteile werden holzbaugerecht mit einachsig spannenden Tragsyste-men überspannt. Für die Decken- und Dachplatten werden vorgefertigte Brettstapeldecken ausgeführt, welche auf Unterzügen und Bindern aufgelegt werden. Im Fassadenbereich wird die thermische Hülle mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen in den entstehenden „Gefachen“ der Stahlbetonskelettkonstruktion geschlossen. Sämtliche nichttragenden Wände können nach dem gleichen Konstruktionsprinzip erstellt werden.
Farb- und Orientierungskonzept
Alle drei Gebäude erhalten deutlich ablesbare Eingänge an den Schnittstellen zueinander, die durch die umlaufende Auskra-gung überdacht sind. Den einzelnen Gebäuden wird jeweils eine Leitfarbe zugeordnet, die in den Böden und Wandfüllungen im Innenraum zum Tragen kommt und eine Differenzierung der Häuser im Inneren erzeugt.
Wirtschaftlichkeit
Die Planung der Flächen und der Bauvolumen entsprechen einer wirtschaftlichen Planung, da die Nutzflächen sehr effektiv erschlossen werden und die Gebäude sehr kompakt entwickelt wurden. Es wurde sich bewusst für drei Baukörper entschieden, die dem Auftraggeber die Möglichkeit bieten, die Bauaufgabe in Abschnitten zu realisieren. Des Weiteren wurde in den Bauab-schnitten darauf geachtet, dass der bestehenden Riegel auch mit der notwendigen Baustelleinrichtungsfläche beräumt werden kann. Die Technikflächen wurde sehr effektiv platziert, sodass kurze Wege und kompakte Zentralen den Aufwand in der TGA minimieren. Die Bauteile Decke und Wände werden vorgefertigt und sorgen für eine schnelle Bauzeit. Alle Bauteile werden mit bauaufsichtlichen Zulassungen geplant. Des Weiteren wurden Erdarbeiten auf ein Minimum reduziert. Alle Glasflächen lassen sich leicht reinigen und die Holzfassade kann durch den Anstrich wartungsfrei ohne späteren Aufwand beständig altern.
Wartungsfreie Holzfassade
Die Holzbauteile an der Außenfassade werden mit einer Oberflächenbehandlung versehen, welche eine edle lasierende graue Patina vorwegnimmt. Damit wird vom ersten Tag an eine einheitliche Oberfläche erzielt, welche nach und nach in die natürli-che Vergrauung übergeht. Eine Nachbehandlung ist nicht notwendig