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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2022

Neubau 3-Feld-Sporthalle in Stuttgart Nord

Außenperspektive

Außenperspektive

ein 2. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Auer Weber

Architektur

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

schlaich bergermann partner - sbp SE

Tragwerksplanung

Sabine Heine

Visualisierung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Leitidee / Städtebau
Die neue drei-teilbare Schul- und Vereinssporthalle für das Schulzentrum in der Heilbronner Straße bildet den räumlichen Abschluss des Schulcampus nach Osten zur Mönchhaldenstraße und in Richtung einer kleinteiligen Wohnbebauung entlang des Eckartshaldenwegs im Süden. Zusammen mit der bestehenden Sporthalle werden nunmehr vielfältige funktionale und inhaltliche Nutzungsszenarien für ein größeres Stuttgarter Sportzentrum möglich. Der Neubau der Sporthalle soll in seiner Architektur- und Freiflächengestaltung so verträglich wie möglich in die bestehenden Strukturen integriert werden. Daher kommt seiner behutsamen und flächenoptimierten Ausbildung, insbesondere im Umgang mit den schützenswerten und wertvollen Einzelbäumen und Baumgruppen eine besondere Bedeutung zu.

Freiraum
Durch die Umgestaltung wird der Schulcampus Stuttgart Nord zu einem neu erlebbaren, öffentlicher Raum entlang des wichtigen Fußwegs zum Killesberg bzw. zur Weißenhofsiedlung. Entlang dieser Wegeverbindung werden vielfältige Orte für Aufenthalt, Austausch, Erholung, Bewegung und Spiel für die Schüler*innen sowie für die Stadtgesellschaft geschaffen.

Den Auftakt am Mönchhaldenwegs bildet das „Delta“, das den Campus zur Stadt öffnet und als Forum mit Sitzstufen für vielfältige Veranstaltungen der Schulen und der Bewohner*innen der angrenzenden Quartiere genutzt werden kann. Die intuitive Wegeführung leitet von dort über zu dem „Deck“, dass als großer Treffpunkt zum alltäglichen, ungezwungenen Zusammenkommen einlädt. Im Zentrum des Schulcampus bildet eine grüne Insel das Herz des übersichtlichen Platzes zwischen den Eingängen der Schulen und Sporthallen. Vielfältige Sitzgelegenheiten greifen hier das Thema der langen Bänke vor der Mensa auf und werden um individuelle Treffpunkte ergänzt. Zuletzt wird der Bereich der ehemaligen Hausmeisterwohnungen zu einen Ruhegarten umgenutzt, der als „Ufer“ am Teich das Thema der Regenwasserretention aufnimmt und dieses so in den schulischen Alltag integriert werden kann.
Allen Bereichen gemein ist, dass soviel Baumbestand wie möglich erhalten wird. So prägt das Bild des Campus nach außen weiterhin der große Baumbestand entlang der Mönchhaldenstraße, die grüne Insel im Zentrum wird erhalten und auch der Baumbestand südlich der Turnhalle kann durch den bestehenden Geländesprung bestehen bleiben. Die Versiegelung wird soweit möglich reduziert, insbesondere die Stellplatzbereiche mit Rasenfugenplaster entsiegelt. Die vielfältigen funktionalen Anforderungen werden selbstverständlich in die Gestaltung integriert. Die PKW-Stellplätze sind übersichtlich an der jetzigen TG-Zufahrt angeordnet.

Hier findet sich auch der neue, direkt von der Straße erreichbare Müllabstellplatz der Schulen. Die Radstellplätze sind dezentral über das geforderte Maß hinaus an den Eingängen untergebracht und die Feuerwehrerschließung erfolgt wie bisher über den Hauptzugang. Insgesamt wird mit der Umgestaltung der grüne Charakter des Schulcampus erhalten und durch die neuen, vielfältigen Angebote im Freiraum aufgewertet. Aus dem bisher wenig einladenden Schulgelände wird so ein lebendiger öffentlicher Ort für Schüler*innen und die Nachbarn im Stuttgarter Norden.
 
Architektur und Erscheinungsbild
Der Baukörper der neuen Schul- und Vereinssporthalle gliedert sich in folgende Elemente:
1. Eine ringförmige holzverkleidete Dachstruktur, die als erweiterte begrünte Fläche der einfachen und klaren Konstruktion des Holztragwerks folgt.
2. Die kompakt um die Spielfelder und das Eingangsfoyer umlaufende, eingeschossige Holz- und Glasfassade, die eine optimale Belichtung und Transparenz von innen nach außen gewährleistet und Einblicke in das Leben der Halle gibt.
3. Die Basis als kompakte, abgesenkte Massivbaukonstruktion, die alle Funktions- und Nebenräume aufnimmt.

Die innere Erschließung der Halle ermöglicht eine einfache und schnelle Orientierung. Vom Foyer aus lassen sich die verschiedenen Bereiche gut überblicken und auf kurzen Wegen auch barrierefrei erreichen. Eine Anbindung an die bestehende Halle ist optional über einen Erschließungsgang auf gleicher Höhe zum Sporthallenniveau möglich.
Das Erscheinungsbild im Inneren ist geprägt durch den Einsatz weniger, dauerhafter und robuster Materialien. Akustisch wirksame Holzoberflächen, Sichtestrich und Linoleumbeläge und farbig gestrichene Massivwände im Untergeschoss erzeugen eine helle und freundliche Atmosphäre.

Wohngebäude
Der gewünschte Ersatzbau für die bestehenden Wohnungen wird als dreigeschossiger kompakter Baukörper mit Orientierung zum Eckartshaldenweg zwischen Berufsschulzentrum und der neuen Sporthalle platziert. Auf einem massiven Sockelgeschoss, das den neuen Multifunktionsraum mit seinen Nebenräumen aufnimmt und direkt an die Ebenen der Sporthalle angebunden ist (Zuschauerbereich EG mit Besucher – WC’s und Umkleidebereich UG), werden die drei Wohngeschosse in einer reinen Holzbaukonstruktion errichtet. Die Fassaden der Wohnungen öffnen sich mit Blickrichtung nach Osten und Süden und schirmen sich zum Schulgelände mit geschlossenen Flächen weitestgehend ab.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*Innen schlagen mit ihrer differenzierten Konzeption eine stadträumliche wie freiraumplanerische Neuordnung des Ortes vor. Es gelingt ihnen einfach und behutsam auf das vorgefundene einzugehen und das große Volumen einer Dreifachsporthalle als neuen Auftakt des Schulcampus sensible in die Umgebung einzubetten.
Dabei wird die komplexe Frage der PKW-Parkplätze unprätentiös im direkten Anschluss der bestehende Tiefgaragenzufahrt gelöst, in der an die Zufahrtstraße die Parkplätzte angeordnet werden. Damit gelingt die Zusammenführung des Verkehrs an einer Stelle, die gleichzeitig einen großen Mehrwert für die restlichen Freianlagen bedeutet.
Der Neubau der Sporthalle wird gekonnt mit einem dezenten Versatz südlich zur bestehenden Sporthalle gesetzt und erzeugt stadträumlich eine einladende und gleichzeitig eindeutige Geste zum Schulcampus. Dies wird durch die differenzierte Gestaltung der Freianlagen verstärkt. In dem dreieckigen Stadtraum, das sogenannte „Delta“, wird mit
diversen Sitzstufen der vorherrschende Höhenverlauf des Geländes bewältigt und gleichzeitig neue attraktive Aufenthaltsräume angeboten. Das schafft neue, bisher nicht vorhandene, Aufenthaltsräume mit Bezug zur Stadt und prägt so die neue Adresse des Schulcampuses.
Der Neubau weist an der nördlichen Stirnseite zwei Eingänge; einen nach Osten zu den Gewerblichen Schulen und einen nach Westen zum Schulcampus, womit der Orientierung zu den beiden Adressen Rechnung getragen wird. Das vertikale Erschließungssystem und die Zuschauergalerie sind sinnvoll und attraktiv gestaltet, wenn gleich die dazugehörigen
peripheren Nebenräume wie die Besucher WCs hier vermisst werden.
Die Gestaltung des Untergeschosses ist in Teilen gut gelungen und in Teilen nicht ganz nachvollziehbar. Dabei ist Lage des Mehrzweckraums und der Umkleideräume kritisch zu hinterfragen. Dabei scheint das Thema „Mitnutzung der Umkleideräume aus dem Bestand“ überbewertet zu sein. Auch die Lage des Multifunktionsraumes in UG ist funktional nicht richtig.
Eine besondere Stärke des Beitrags ist die Situierung und Gestaltung der gefragten Hausmeisterwohnungen. Hier wird einen separaten Baukörper angeboten, welcher sich als Geschoßwohnungsbau mit drei Geschoßen harmonisch in das heterogene Umfeld zwischen Schulcampus und die südlich angrenzenden Wohnhäuser einfügt.
Das vorgeschlagene hybride Konstruktionsprinzip überzeugt. Die Fassaden sprechen eine wohltuende, schlichte wie authentische Sprache und versprechen eine gute Integration der Architektur in das Umfeld.
Die Flucht- und Rettungswege sind konzeptionell zwar ausgewiesen, aber in der Tiefe noch nicht ausgereift.
Es handelt sich bei dem Beitrag um eine überzeugende stadträumliche wie freiraumplanerische Arbeit, die es versteht, sich sensible in das Umfeld zu integrieren.
Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Untergeschoss

Untergeschoss

Nordansicht

Nordansicht

Querschnitt

Querschnitt