Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022
Neubau Albert-Schweitzer-Schule in Darmstadt
©ERN-A Erik Röthele Nachhaltige Architektur / STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH / faktorgruen
Perspektive
1. Preis / Zuschlag
Preisgeld: 56.000 EUR
ERN-A Erik Röthele Nachhaltige Architektur
Architektur
Erläuterungstext
Beurteilung durch das Preisgericht
Den Entwurfsverfassern*innen gelingt das Kunststück einen wohlproportionierten, versetzt angeordneten und an der Innenkante konisch zugeschnittenen Baukörper, zwischen Albert-Schweizer-Anlage und der Landgraf-Philips-Anlage so zu verorten, dass die beiden Parkräume miteinander verzahnt werden. Dabei entsteht wie selbstverständlich ein einladender Vorplatz und ein gut nutzbarer Pausenhof. Durch die dreigeschossige Bauweise ist der Footprint minimiert.
Der Vorschlag einer Überquerung der Hindenburgstraße Richtung Osten über die Landgraf-Philips-Anlage ist wünschenswert und würde den neuen Schulstandort und deren Anbindung in die umliegenden Stadtquartiere aufwerten.
Der durchdachte Grundriss bildet einen flexiblen Rahmen, der für ein lebendiges Schulleben beste Voraussetzungen bietet. Die Art der Zonierungen mit kurzen Wegen ist eine der charakteristischen Merkmale der Arbeit. Die Beziehung von Vorplatz zu Pausenhof ist über das Foyer auf kurzem Wege gegeben. Die Mensa im Zusammenspiel mit dem Foyer ist gut verortet, dabei wird besonderen Wert auf die Verzahnung der Innen- und Außenräume gelegt. Die Lerncluster sind von großer Qualität, auch im Hinblick auf die Belichtung. Insgesamt wird der Innenraum als innovativ charakterisiert, der Identifikation, Spielräume und Kommunikation gleichermaßen gerecht wird.
Der skulptural wirkende Baukörper fügt sich durch die spielerische und transparent ausformulierte Fassade gut in die umgebende Parklandschaft ein. Die Gefahr einer zu monoton wirkenden Fassadenabwicklung wird bei einer weiteren Bearbeitung zu beachten sein und bedarf der weiteren Vertiefung und sorgfältigen Ausformulierung, um die Balance zwischen Spiel und Rationalität zu erreichen und poetisch zu wirken.
Die Freianlagen sind sorgfältig durchgearbeitet. Ein vielfältiges Angebot zum Spielen, Gärtnern und Bewegen, ohne dabei die Gestaltung der Außenanlagen zu überfrachten, wird angeboten. Die Bestandsbäume sind exzellent in das Konzept integriert. Die Freiraumgestaltung schafft eine visuelle Verzahnung und Einbindung zu den angrenzenden Parkanlagen. Diese Großzügigkeit einer Schule im Park wird besonders begrüßt.
Die Anforderungen eines barrierearmen Schulgebäudes im Innen- und Außenraum wurde berücksichtigt. Die Nutzung der Turnhalle mit einer separaten Erschließung - optional mit Aufzug - ist beachtet.
Das Gebäude ist in der Gebäudeklasse IV anzuordnen. Die Erschließung über den zentralen Hallenbereich in Verbindung mit der Größe der Nutzungseinheiten ist durchdacht. Die Holzbaukonstruktion ist erkennbar werkstoffgerecht. Das brandschutztechnische Konzept funktioniert. Die Notwendigkeit für einen Brandriegel in der Fassade müsste mit den Genehmigungsbehörden diskutiert werden. Die Passivhaustauglichkeit ist gegeben. Bei großer Nutzfläche liegen die Kenndaten zu BGF und BRI im wirtschaftlichen Bereich.
Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine städtebauliche Setzung, die Freiraumgestaltung und die innere Grundrissorganisation. Es wird ein robuster und gleichzeitig flexibler Rahmen für einen vielseitig nutzbaren Lebens- und Lernort im Innenund Außenraum von hoher Qualität geschaffen. Die Anmutung des Gebäudes und die Fassadengestaltung wird vom Preisgericht kritisch diskutiert, da die gestalterischen Potenziale zwar gesehen werden, aber nicht dargestellt sind.
©ERN-A Erik Röthele Nachhaltige Architektur / STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH / faktorgruen
Lageplan
©ERN-A Erik Röthele Nachhaltige Architektur / STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH / faktorgruen
Grundriss Erdgeschoss
©ERN-A Erik Röthele Nachhaltige Architektur / STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH / faktorgruen
Schnitt