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Einladungswettbewerb in Anlehnung an RPW 2013 und HOAI 2021 | 11/2024

Neubau Begegnungsstätte St. Wolfgang in Ellwangen

Blick zum neuen Kirchplatz

Blick zum neuen Kirchplatz

1. Preis

Rapp Architekten

Architektur

Jedamzik + Partner Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Gemeinde und Gesellschaft
Kirche ist Begegnung von Mensch zu Mensch. Um diesen Gedanke zu leben übernimmt die katholische Kirchengemeinde St. Wolfgang die Initiative um einen Ort der Begegnung zu schaffen: Für die Bedürfnisse ihrer Gemeinde und Gläubigen, für die Friedhofsbesucher, aber auch Kreise der Kirche hinaus für die Menschen der Stadt.
Die Kirche St. Wolfgang ist eine einschiffige, spätgotische Langkirche, die, in Verbindung mit dem angrenzenden Friedhof, von herausragender kulturgeschichtlicher Bedeutung ist und daher als daher als Denkmal geschützt ist.
Die neue Begegnungsstätte fügt sich deshalb sensibel in die städtebaulichen und funktionalen Gegebenheiten ein und nimmt sich vor dem Kirchenbau dezent zurück.
Nähert man sich von der Altstadt her der St.Wolfgang-Kirche, fällt als erstes der abgerundete Chor auf, der, wie das Langschiff, durch massive Wandpfeiler gehalten wird. Ausgehend von diesem Erscheinungsbild setzten wir einen ähnlich proportionierten, eingeschossigen und pavillonartigen Baukörper entgegen: langgestreckt, abgerundet und in der Fassade durch das Tragwerk rhythmisiert. Die spätgotische Bautypologie wird hier mit modernen Mitteln und Bauweisen aufgenommen.
Der Pavillon der Begegnungsstätte wird leicht vom Kirchengebäude weggedreht, so dass sich der entstehende Zwischenbereich einladend zur Altstadt hin öffnet. Es entsteht ein offener, aber gefasster Freibereich zwischen den beiden Gebäuden als Vor- und Übergangsbereich zwischen Kirche und Begegnungszentrum. Der bisherige Zugang über das Südportal wird aus seiner eher verdeckten Lage am Ehrenhof zu neu geschaffenen Freibereich verlegt. Kirche und Begegnungsstätte wenden sich offen und gut erreichbar der Stadt zu.
Der Parkplatz wird neu strukturiert, um Platz für das neue Gebäude zu schaffen. Die Zufahrt wird nach Osten an die Wolfgangstraße verlegt und ist hier in beiden Fahrtrichtungen gut einsehbar. Die Stellplätze führen nördlich an der Begegnungsstätte entlang bis zu den weiter westlich gelegenen Stellplätzen. Dadurch können alle 47 bisherigen Stellplätze, inklusive zweier behindertengerechter Stellplätze, erhalten werden und sind sowohl von Kirche, Friedhof und Begegnungsstätte auf kurzem Wege erreichbar.
Der von Westen kommende Fuß- und Radweg teilt sich auf. Der Fußweg wird südlich der Stellplätze über den Freibereich zur Wolfgangstraße geführt, der Radweg führt weiter über die verkehrsberuhigte Erschließung des Parkplatzes.
Das Innere der Begegnungsstätte ist durch eine stringente, effiziente und flexible Grundrissgestaltung geprägt. Über einen Windfang gelangt man zu einem großzügigen Foyer, das sich über großzügige Verglasungen zum Freibereich orientiert. Im Osten liegt der große Saal, der mit dem angrenzenden Gruppenraum und dem Foyer zu verschieden Raumgrößen konfigurieren lässt. Im Westen liegt, etwas abgegrenzt vom übrigen Betrieb der Jugendraum. Dazwischen liegen zweckmäßig und effizient angeordnete Sanitär- und Nebenräume, sowie eine Cateringküche mit separatem Außenzugang. Das barrierefreie WC ist am Windfang platziert und kann, mit einfachster Schließregelung, auch außerhalb der Öffnungszeiten zur Nutzung bereitgestellt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schafft es mit scheinbarer Leichtigkeit, fast alle Vorgaben der Auslobung zu erfüllen. Der vorgeschlagene schlichte, an den Stirnseiten abgerundete Holzbaukörper wird sehr selbstverständlich in eine positiv-spannungsvolle Entfernung nordöstlich von St. Wolfgang platziert. Der Neubau vermittelt als städtebaulicher Lückenschluss trotz seines geringen Bauvolumens sehr gekonnt zwischen den vorhandenen benachbarten Baukörpern und lenkt den Blick gezielt auf die benachbarte Kirche.

Dabei wirkt seine eingeschossige Flachheit auf den ersten Blick neben dem hochgotischen Chor fast schon demütig klein. Bei genauerer Betrachtung wird aber der gekonnte Bezug zum Chor der Wolfgangs Kirche erkennbar, und die halbkreisförmigen Gebäudeköpfe bilden eine ganz individuelle Lösung für die Begegnungsstätte St. Wolfgang, die nur an diesem Ort so mit Bezug auf den Chor in direkter Nachbarschaft sinnhaft gebaut werden kann.

Die Verfasser gehen sogar bei der Fassadengliederung auf die gotischen Nachbarn ein und bilden ein filigranes, sichtbares Tragwerk aus. Dadurch entsteht ein einladender, transparenter und offener Pavillon, der zum Betreten und Verweilen einlädt. Bei der weiteren Bearbeitung sollte der Glasanteil der Fassadenelemente aber nochmals genau überprüft werden, da die Belichtung nicht überall gleichmäßig gegeben ist.

Im Inneren überzeugt die Arbeit durch einen klar gegliederten Grundriss, der bei Themen wie der Zuschaltbarkeit einzelner Räume, einem Behinderten-WC direkt im Windfang und vielem mehr die Erwartungen des Auslobers erfüllt. Positiv wird auch die saubere räumliche Trennung des Jugendbereichs bewertet, der ggf. noch um Teile der Flurzone erweitert werden könnte.

Die Problematik der vielen Stellplätze sowie die Wegeführung des Radwegs löst die Arbeit sehr kompakt und pragmatisch nördlich des Gebäudes, sodass zwischen Kirche und Neubau – ein weiteres großes Plus der Arbeit – ein echter Kirchplatz ohne Kreuzungsverkehr entstehen kann. Durch diesen neuen Platz ist auch ein weiterer Bezug zum Friedhof gegeben.

Der vorgeschlagene Holzbau in sehr kompakten Dimensionen lässt eine wirtschaftliche Errichtung und einen leistbaren Betrieb erwarten. Bei einer möglichen weiteren Bearbeitung wird jedoch die Wirtschaftlichkeit der Fassade noch genauer zu überprüfen sein, ohne dabei deren Filigranität und Anmutung aufzugeben.

Summa summarum stellt der Beitrag einen sehr gelungenen Ort der Begegnung in historischem Kontext für Kirche und Bürgerschaft dar.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansicht Nordost

Ansicht Nordost

Ansicht Nordwest

Ansicht Nordwest

AnsichtSüdwest

AnsichtSüdwest

Piktogramme

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