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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Neubau Bezirksregierung Düsseldorf

Perspektive Park

Perspektive Park

Anerkennung

Preisgeld: 55.000 EUR

pbs architekten Gerlach Wolf Riedel

Architektur

Walter+Reif Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

bähr köln - bähr ingenieure gmbh

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Basierend auf der Grundlage des Siegerentwurfes „Campus Golzheim“ definiert sich die entworfene Kubatur durch klar ablesbare Staffelungen zum „Wiesenforum“ hin sowie dem polygonalen Zuschnitt von Sockel und Hochhaus. Über Staffelung und Polygonalität reagiert der Baukörper angemessen auf die nördlich angrenzenden hochfrequentierten öffentlichen Flächen.

Nach Osten und Süden hin liegen die Vorderkanten der Ebenen übereinander und beruhigen dort die Kubatur. Zwei Fugen mit zurückspringenden Fassaden betonen die Staffelung des Hochhausvolumens.

Im 22-geschossigen Hochhausvolumen kommt die Bezirksregierung unter. Der viergeschossige Bereich ist für den Fremdnutzer vorgesehen. Beide erhalten separate Eingänge, im Falle der Bezirksregierung durch Betonung in der Sockelkubatur hervorgehoben. Verbunden sind beide Teil-Volumen über den durchgängigen Sockel, der als gemeinsame Mitte des Ensembles die Kantine beherbergt. Die tiefen Flächen des Sockels werden durch zwei durchgängige Innenhöfe mit Tageslicht und Außenraumbezug strukturiert.

Der Freiraum zwischen Baukörper und Grundstücksgrenze ist klar strukturiert und zurückhaltend gegliedert. Auf der Nordseite ergänzen großzügige polygonale Hochbeete mit Sitzmöglichkeiten die Vorplatzsituation. Im Vorbereich der Kantine wird ein attraktiver Außen-Sitzbereich angeboten.

Der ruhende Verkehr für PKW und Räder wird über nutzungsgetrennte Rampen vollständig in den Untergeschossen untergebracht.

Hochbauliches Konzept
Erschließung und Barrierefreiheit
Die Hauptzugänge liegen getrennt nach Bezirksregierung und Fremdnutzer an der Nordseite an der Campusallee. Im Anschluss an jeweils eine zweigeschossige Eingangshalle mit Empfang und Vereinzelung gelangt man zu den innenliegenden vertikalen Erschließungskernen mit Aufzügen und Treppen. Sämtliche Zugänge zum Gebäude sowie die komplette innere Erschließung sind über alle Ebenen vollständig barrierefrei entworfen.

Funktionsverteilung
Im Erd- und 1. Obergeschoss des Hochhauses kommen neben dem großen Konferenzbereich die gemeinschaftlichen Funktionen wie Service-Point, Apostillen, Poststelle und Fahrdienst unter. In den Obergeschossen verteilen sich die verschiedenen Dezernate und Büroflächen. Je nach Anforderung können die Flächen flexibel als Zellenstruktur oder Großraum bzw. Kombibüro mit entsprechenden Ruhebereichen gestaltet werden.

Gemeinschaftsflächen
In beiden Fugengeschossen werden vorrangig Gemeinschaftsflächen angeordnet. In Ergänzung der dortigen großzügigen Terrassen entstehen attraktive Treffpunkte und Erholungsbereiche für alle Mitarbeitenden. Lufträume und interne Treppen verbinden einzelne Ebenen miteinander.
In Summe bietet die Gebäudestruktur attraktive Anreize und Flächen zum gemeinschaftlichen Austausch der Mitarbeitenden im Sinne einer hohen sozialen Qualität des Arbeitsortes.

Konstruktion und Materialien
Fassade
Die raumhoch verglaste Pfosten-Riegel-Fassade bietet ein Maximum an Tageslichteinfall und Außenraumbezug. Die Öffnungselemente der PRF ermöglichen eine unkomplizierte Reinigung, die feststehenden Unterlichte bieten die notwendige Absturzsicherung.

Eine vorgelagerte Schicht aus feststehenden vertikalen Lamellen bietet den erforderlichen Sonnenschutz. Sie bestehen aus einem Metallrahmen mit Holzpaneel-Füllung und integriertem Solarmodul. Eingebaut zwischen horizontal durchlaufenden Aluminiumprofilen auf Höhe der Geschossdecken sind die Lamellen je nach Himmelsrichtung abgewinkelt, um für eine ausreichende feststehende und somit jederzeit wirkende Verschattung bei gleichzeitig ungehindertem Ausblick zu sorgen.
Die Stirnseiten der Metallrahmen sind farbig gestaltet. Je nach Drehwinkel der Lamelle wechselt die Farbgebung. Dies lockert die großen Fassadenflächen durch ein geschickt arrangiertes gestalterisches Element auf und gibt dem Gebäude sein eigenes Erscheinungsbild.

Rohbau
Die bewusste Materialauswahl des Rohbaus gliedert sich in ein Tragsystem aus Holzhybrid-Decken mit StB-Unterzügen sowie hochbelastbaren Massivholzstützen aus Baubuche. Die Stützen sind querschnittsoptimiert, über die Ebenen gleichmäßig verteilt und mit Fokus auf überschaubare Spannweiten angeordnet. Die beiden vertikalen Erschließungskerne sind in Stahlbeton geplant und wirken aussteifend. Das Tragwerk der Kantinendecke besteht aus einer Rasterdecke aus Holzbalken.

Ausbau
Als Ausbauraster sind 1.35m gewählt. Hieran orientieren sich sowohl die Fassadenaufteilung als auch der Ausbau in einzelne Raumeinheiten. Die Holzelemente der Hybriddecken bleiben in den Büroflächen sichtbar. Abgehängte Deckenbereiche in den Flur- oder Mittelzonen werden auf das Notwendige begrenzt und dienen der Verteilung v.a. der Zu- und Abluft. Über den Hohlraumboden wird die Elektro-, EDV- und Heizungsverteilung organisiert. Bodentanks versorgen die Arbeitsplätze mit Strom und Daten, Heiz-Kühl-Deckensegel sorgen für Behaglichkeit und durch ihre absorbierende Wirksamkeit für akustischen Komfort. Unterflurkonvektoren in Fassadennähe verhindern Zugerscheinungen durch Kaltluftabfall.

Wirtschaftlichkeit, Technik und Nachhaltigkeit
Durch übereinander angeordnete tragende Elemente und überschaubare Spannweiten werden Lastabtrag und Bauteilquerschnitte optimiert und der Materialbedarf auf das Nötigste reduziert. Eine hohe Zahl an wiederkehrenden gleichen Elementen in Fassade, Rohbau und Ausbau, der Verzicht auf Sonderelemente und -konstruktionen sowie eine abgestimmte Planung aus Architektur, Tragwerk und Technischer Ausrüstung bieten die verlässliche Grundlage für eine wirtschaftliche Konstruktion.

Die kompakte Kubatur bietet ein günstiges A/V-Verhältnis. Die Anordnung mehrerer kleiner Technikzentralen über das gesamte Gebäude bietet kurze Wege und reduzierte Schachdimensionen für eine erhöhte Flächeneffizienz.

Die auf Nachhaltigkeit abgestellte technische Grundkonzeption unterstützt den wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudes. Dazu zählen etwa der dauerhaft wirkende Sonnenschutz mit entsprechend entfallendem Kühlbedarf, die Teildeckung des Strombedarfs über PV-Module in Fassade und Dach, die Grauwassernutzung, LED-Leuchten und Präsenzmelder, mechanische Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie die fernwärmeversorgten Niedrigtemperatur-Flächenheizungen. Über eine Gebäudeautomation und das strukturierte Hinterlegen der Betriebsdaten kann ein Gebäude-Monitoring die Verbräuche im Betrieb weiter optimieren.

Die Dachflächen werden als Retentionsdachflächen ausgebildet, die weitestgehend intensiv begrünt sind. Hierdurch können Niederschläge angestaut oder verzögert abgeleitet werden, was für die Wasserversorgung der Gründachflächen und die reduzierten Pegelanstiege der Oberflächengewässer von Vorteil ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein auf polygonalem Grundriss entwickelter Hochpunkt am Kennedydamm und ein viergeschosshoher Baukörper an der Josef-von Gockeln Straße – miteinander verbunden durch einen zweigeschossigen Mittelbaukörper – bilden mit nahezu einheitlicher Fassadengestaltung das Bauprogramm als ebenso differenziertes, wie kohärentes Ensemble ab.

Das Hochhaus nimmt zum Kennedydamm die Flucht der Robert Schumann Hochschule auf. Dies wird ebenso positiv gewürdigt wie der – im Rahmen der Möglichkeiten – großzügige Abstand und die Zurückstaffelung der Baumassen zum Boulevard, zum zweiten grünen Ring. Als besondere Qualität des Ensembles wird der konkave Knick zum Campus gelobt. Subtil wird somit trotz der imposanten Gebäudefigur eine stadträumliche Geborgenheit vermittelt, die über das Wettbewerbsgrundstück hinaus positive Qualitäten für den Standort erwarten lassen. Leider überzeugen die Maßnahmen der »geometrischen Operationen« im Volumen und die vorgeschlagenen, vorgelagerten Außenflächen an der Nordwestecke nicht vollständig.

Die Verteilung (und somit Trennung) der drei Hauptnutzungsbereiche – die Bezirksregierung im Hochhaus, die Kantine im Zwischenbau und die Fremdnutzung im südlichen Kopfbau – ist eindeutig, plausibel und nachvollziehbar, die drei Eingänge sind schlüssig positioniert.

Die Staffelung in der Vertikalen ist zwar gut erkennbar, die Gliederungen wie die Positionierung der Fugen erschließen sich aus der Gesamtkomposition nicht zwingend. Die tiefen Flächen des »Sockels« werden durch zwei durchgängige Atrien belichtet und belüftet. So überzeugend der Innenhof als Freiraumkörper in der Kantine ist, so fragwürdig scheint die Dimensionierung des Innenhofes im Bereich der Fremdnutzung.

Die Aufteilung und Zuordnung der Flächen im Erdgeschoss sind gut gelöst. Die Grundrissorganisation gibt dennoch Anlass zur Kritik: so ist nicht erkennbar, wie der große Saal organisiert wird, des Weiteren werden Wegeführung bzw. Organisation der Kantine als umständlich bewertet, die Auffindbarkeit der Kerne für Hochhaus wie für Fremdnutzung liegen nicht direkt auffindbar und die Vielzahl von Deckenöffnungen in den Geschossen wird nicht unkritisch gesehen – so attraktiv sie für die Gemeinschaftsbereiche der übergreifenden Dezernate sind. Der polygonale Grundriss und die nicht mittige Verortung der Erschließungskerne lassen unterschiedliche Gebäudetiefen entstehen, gut geeignet für unterschiedliche Bürokonzepte, jedoch nicht unproblematisch in Bezug auf Tageslichteinfall bzw. natürliche Belichtung in den Grundrisstiefen. Die Qualität der Laufwege sowie die der Bewegungs- und Erschließungsflächen in den Büroeinheiten werden gelobt. Die Nutzfläche ist größer als gefordert, lässt –positiv betrachtet – etwas Spielraum.

Die einheitliche, raumhohe Pfosten-Riegel-Fassade führt zu einem ruhigen Gesamtbild. Inwieweit die in den Fassadendarstellungen gezeigten changierenden Flächen der vorgelagerten und farblich unterschiedlichen Sonnenschutzmodule für die Souveränität des Gebäudes, für Adressbildung und Auftritt erforderlich sind, kann hinterfragt werden.

Die vorgeschlagene Primär- und Sekundärkonstruktion ist nachvollziehbar und zeitgemäß. In Bezug auf die Gebäudekenndaten liegt der Beitrag meist unter den Durchschnittswerten. Die Stellplätze werden – bei relativ großzügigem Untergeschoss – als gering angesehen.

Der Entwurf zeigt unterschiedliche Ansätze einer nachhaltigen Planung. Die robuste und auf eine langlebige Nutzung ausgelegte Holzhybridstruktur des Gebäudes verspricht einen effizienten Materialumgang sowie eine hohe Nutzungsflexibilität. Der Fassadenflächenanteil des kompakten Baukörpers ist vergleichsweise gering. Hohe Tageslichtausbeute, energieeffiziente Technische Analgen, der Einsatz von Photovoltaik und das geplante Wassermanagement lassen einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Für eine Zertifizierung nach BNB Gold wären die Fassade im Bereich der Eingänge in Bezug auf Übersichtlichkeit und einfacher Orientierung sowie hinsichtlich Instandhaltungs-/Reinigungsfreundlichkeit nicht ausreichend. Auch das Lüftungskonzepts sowie die Deckenstatik sind noch relativ unpräzise dargestellt.

Ob das Gebäude die erhoffte Prägnanz und Erinnerbarkeit im Stadtraum und in der Phalanx der anderen Hochhäuser längs des Kennedydamms hat, wird unterschiedlich gesehen. Alles in allem jedoch ein überzeugender Beitrag, robust und funktional.
Perspektive Straße

Perspektive Straße

Lageplan

Lageplan

Isometrie

Isometrie

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West

Skizze Energie- und Technikkonzept

Skizze Energie- und Technikkonzept

Explosionszeichnung

Explosionszeichnung