Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021
Neubau Bürger- und Familienhaus, Café und Bankfiliale in Memmingen-Ost
©Scherzer Architekten Partnerschaft
3. Preis
Preisgeld: 11.000 EUR
Scherzer Architekten Partnerschaft
Architektur
Station C23 - Büro für Architektur, Landschaftsarchitektur und Städtebau
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Städtebau / Freiraumkonzept:
Das Baugrundstück befindet sich in einem Gebiet heterogener Baustruktur, geprägt von solitären Baukörpern mit wenig definierten Außenräumen, wie sie für den Nachkriegsstädtebau typisch sind. Das Raumprogramm wird in zwei Baukörpern untergebracht, die ein spannungsvolles Gegenüber bilden und die besonderen Nutzungen in einer markanten, eigenen Architektursprache in der eher reizarmen baulichen Umgebung sichtbar werden lassen. Dieses Gebäudeduo definiert durch seine spezifische Geometrie und Ausrichtung unterschiedliche Raumqualitäten und geht damit auf die geforderten, unterschiedlichen Freiraumanforderungen ein. Der öffentliche Willkommensplatz im Nordosten an der Memminger Straße empfängt die Passanten mit der Geste einladender Arme und lenkt sie wie selbstverständlich zu den Haupteingängen der beiden Gebäude. Das Abrücken von der Straßenflucht und die
Gegenüberstellung der beiden Gebäude formt eine subtile Platzfigur, die Stadtzeichen und Aufenthaltsbereich in einem darstellt. Aus diesem Raum heraus gelangt man direkt in den inneren Quartiersplatz, der gepflasterte Flächen für Aufenthalt und Freisitze enthält, zum „grünen Spielbereich“ und zu den Stellplätzen führt und an die Freifläche der Kita angrenzt. Am Schnittpunkt der Wegebeziehungen lädt eine kleine Platzfläche mit in den Pflasterbelag eingelassen Wasserdüsen zum Verweilen ein und stellt zugleich den inneren Freisitzbereich des Backhauses und des Bürgerhauses dar. Von hier aus wird auch die Möglichkeit der direkten Anbindung des Revalweges angeboten. Die öffentliche Spielfläche legt sich bogenförmig um den Freibereich der KiTa und kann direkt vom Bayernring wie von der Münchner Straße aus erreicht werden. Entlang eines mäandernden Weges mit wassergebundener Wegedecke werden verschiedene Spielbereiche und Verweilzonen angeboten.
Das Baugrundstück befindet sich in einem Gebiet heterogener Baustruktur, geprägt von solitären Baukörpern mit wenig definierten Außenräumen, wie sie für den Nachkriegsstädtebau typisch sind. Das Raumprogramm wird in zwei Baukörpern untergebracht, die ein spannungsvolles Gegenüber bilden und die besonderen Nutzungen in einer markanten, eigenen Architektursprache in der eher reizarmen baulichen Umgebung sichtbar werden lassen. Dieses Gebäudeduo definiert durch seine spezifische Geometrie und Ausrichtung unterschiedliche Raumqualitäten und geht damit auf die geforderten, unterschiedlichen Freiraumanforderungen ein. Der öffentliche Willkommensplatz im Nordosten an der Memminger Straße empfängt die Passanten mit der Geste einladender Arme und lenkt sie wie selbstverständlich zu den Haupteingängen der beiden Gebäude. Das Abrücken von der Straßenflucht und die
Gegenüberstellung der beiden Gebäude formt eine subtile Platzfigur, die Stadtzeichen und Aufenthaltsbereich in einem darstellt. Aus diesem Raum heraus gelangt man direkt in den inneren Quartiersplatz, der gepflasterte Flächen für Aufenthalt und Freisitze enthält, zum „grünen Spielbereich“ und zu den Stellplätzen führt und an die Freifläche der Kita angrenzt. Am Schnittpunkt der Wegebeziehungen lädt eine kleine Platzfläche mit in den Pflasterbelag eingelassen Wasserdüsen zum Verweilen ein und stellt zugleich den inneren Freisitzbereich des Backhauses und des Bürgerhauses dar. Von hier aus wird auch die Möglichkeit der direkten Anbindung des Revalweges angeboten. Die öffentliche Spielfläche legt sich bogenförmig um den Freibereich der KiTa und kann direkt vom Bayernring wie von der Münchner Straße aus erreicht werden. Entlang eines mäandernden Weges mit wassergebundener Wegedecke werden verschiedene Spielbereiche und Verweilzonen angeboten.
Beurteilung durch das Preisgericht
Kompakt und effizient wird bei diesem Entwurf das vielschichtige Raumprogramm in ein „Gebäudeduo“ gegossen. Die beiden Baukörper setzen auf Dialog, sie sprechen miteinander und mit der Umgebung. Durch die polygone, also mehreckige freie Form spannen sie einen Platz zum Bayernring auf, der auch vom Kreisverkehr aus die Blicke zum neuen Quartierszentrum lenkt. Das Vorfeld entlang der Straße wird als städtischer, öffentlicher, von Bäumen durchsetzter Raum wahrgenommen, wo Fahrradfahrer und Fußgänger willkommen sind, das belegen Fahrradabstellplätze, Sitzbänke und Baumschatten. Die öffentlichen Funktionen im Erdgeschoss, wie Café und Bürgerzentrum, wirken nicht nur zur beruhigten Mitte der Anlage hin, sondern auch nach außen. Sie signalisieren auch im Straßenraum lebendige Begegnungs- und Aufenthaltsräume. Was die Ankommenden per Auto betrifft, liefert dieses Konzept als eines der wenigen eine funktionierende Antwort auf die geforderten Stellplätze. Auch die Tiefgarage und deren Zufahrt sind geschickt platziert, die unterirdischen Stellplätze lassen sich durch die Platzierung im nach Südosten abfallende Gelände entlang des Parkhauses natürlich belüften. Bei langfristiger Betrachtung ist der großzügig gestaltete Parkplatz ein potenzieller Entwicklungsraum für nächste Generationen, lässt er Raum für weitere, auch bauliche Nutzungen. Im Kontext nehmen sich der zwei- und dreigeschossige Baukörper weder dominant noch klein aus. Zurückhaltung üben die Verfasser mittels einer recht abstrahierten Architektursprache ihrer in Holzhybridbauweise geplanten Baukörper. Die vorgeschlagene Bekleidung in goldgelb lasierten Holzwerkstoffplatten ist als markante, aufmunternde, jedoch üppige Farbgebung zu interpretieren - hier will auf die Sondernutzung aufmerksam gemacht werden. Besagter Dialog der beiden Häuser ist auch in den Funktionen spürbar. Die Eingänge von Café und Bürgerzentrum nehmen aufeinander Bezug, auch die Bank erhält einen entsprechenden Auftritt. Grundsätzlich sind die Funktionseinheiten gut organisiert, sind räumlich vielfältig und generieren einen Mehrwert durch Gestaltung. So werden beispielsweise aus den Mittelzonen bei Kindergarten und Krippe großzügige und über Loggien belichtete Spielbereiche. So wohltuend die Verkehrsflächen in der Horizontalen gestaltet sind, so ungelöst sind die vertikalen Erschließungsflächen. Die Zugänge und Treppen können nicht überzeugen, diese sind zu eng und unterbrechen den Raumfluss, anstelle Übersicht und Zugänglichkeit zu gewähren. Unverständlich ist auch die Anbindung zum Garten der Kita, die Platzierung der Krippe im 2. Obergeschoss ist aus Nutzersicht schwer argumentierbar. Der separate Zugang zum Jugendzentrum am Bayernring mag urban sein und vermeidet Konfliktpotenzial mit dem Bürgerzentrum - diskutiert wird jedoch, warum die Jugendlichen nicht vielmehr von der Dachterrasse profitieren und den Kleinkindern ein Gartenzugang ermöglicht wird. Großzügig und hell, nach drei Seiten orientiert, präsentiert sich das Café; der Freibereich profitiert von der Süd-West-Ausrichtung. Auch die Bank und das Bürgerzentrum bieten ansprechende Räume, die mit den Aufenthaltsräumen im Freien korrespondieren. Bei der Bündelung von öffentlichem Spielplatz und dem Garten der Kita im Südosten des Grundstücks wird die öffentliche Wegeführung gelobt, welche die beiden Stadtviertel östlich des Bayernrings und westlich der Münchner Straße verbindet. Gewürdigt werden auch die Retentionsflächen am Dach und die Baumpflanzungen im Bereich der Stellplätze. Grundsätzlich erscheint der Versiegelungsgrad jedoch zu hoch und müsste zu Gunsten des Baumerhalts reduziert werden. Überzeugen kann dieser Entwurf durch das Zusammenspiel mehrerer Aspekte: durch die kommunizierenden Baukörper und deren Verknüpfung der angrenzenden Stadtviertel, die von ihnen geformte Willkommensgeste zum Straßenraum, durch das gut gestaltete, nutzerfreundliche, sonnige Café und einladende Bürgerzentrum am Quartiersplatz und die Potenzialfläche Parkplatz. Ungelöst bleiben hingegen die Zugänge zu Kindergarten und Krippe und deren Beziehung zum Garten. Insgesamt vermag das vorliegende Projekt jedoch wertvolle Antworten auf die komplexe Fragestellung rund um das Bürger- und Familienhauses zu leisten.
©Station C23 Architekten und Landschaftsarchitekten
©Scherzer Architekten Partnerschaft
©Station C23 Architekten und Landschaftsarchitekten