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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

Neubau Burg-Gymnasium

ein 3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

IGH Stuttgart GmbH & Co.KG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

An der Schnittstelle zwischen der Schorndorfer Altstadt und der südlichen Wohnbebauung ist in der Zukunft eine neue Schullandschaft geplant. Die beiden vorhandenen Schulen, Künkelinschule und Schlosswallschule sollen räumlich und funktional mit dem neuen Burg-Gymnasium verbunden werden.
Sowohl die Schulen am Rande der Altstadt, wie auch das alte Gebäude der Karlsstift, sind Zeugen ihrer Zeit mit einem hohem Identifikations- und Erkennungswert für die Bürger der Stadt. Das neue Schulgebäude muss in der Folge eine ebenbürtige starke städtebauliche Präsenz haben, damit der Sprung über die Burgstrasse gelingen kann. Nur so kann das gewünschte Ziel nach einer Verbindung aller Bildungsstätten erreicht werden.

Wir haben uns ganz bewusst für eine Hofschule entschieden. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens ist die Burgstraße stark befahren und zweitens ist das Grundstück von drei Seiten von einem Wohngebiet umgeben. Wenn die neue Sporthalle gebaut ist entsteht eine kompakte Anlage, die zusammen mit der Karl-Wahl-Halle einen kleinen klar ablesbaren Campus bildet. Mit der Anordnung der Baukörper wird die Lärmquelle zur Wohnbebauung hin minimiert und der Verkehr an der Burgstraße von den Freiflächen getrennt. Zudem stärkt der neu gestaltete öffentliche Grünstreifen entlang der Straße Hinter der Burg das gesamte Quartier und bietet den Bürgern einen attraktiven Weg zur Innenstadt hin. Es ist ein Versuch, den Grünraum südlich der Burgstraße mit dem nördlichen Grünraum und der Altstadt zu verbinden. Ein neuer Fußweg zwischen dem Oberen Marktplatz und dem Grünstreifen wäre in diesem Zusammenhang langfristig sehr wünschenswert. Alle erforderlichen Stellplätze befinden sich entlang der Straße Hinter der Burg. Der kleine Park südlich der neuen Sporthalle kann somit vom ruhenden Verkehr befreit werden.

In der ersten Phase sehen wir einen klar gegliederten Zweibund als dreigeschossigen Baukörper vor. Die Erfahrung im Schulbau zeigt, dass höhere Baukörper aus organisatorischen Gründen weniger geeignet sind.
Der Haupteingang im Erdgeschoss ist beidseitig an den Längsseiten des Gebäudes vorgesehen. Eine zentrale Treppe mit einem Aufzug verbindet den südlichen Freibereich mit dem Pausenhof im Norden. Das Erdgeschoss dient als großzügiger Verteiler innerhalb des Gebäudes. Unmittelbar am Eingang befinden sich die Mensa sowie die Pausenhalle und die beiden Musikräume. Alle Räume haben einen direkten Zugang zum Hof hin. In den warmen Jahreszeiten können alle anliegenden Räume ins Freie erweitert werden.

Im Osten haben wir den Ganztagesbereich vorgesehen. Aus organisatorischen Gründen erhält der Bereich, zusätzlich zur internen Erschließung, einen separaten Eingang vom Schulhof aus. Im westlichen Gebäudeteil befindet sich die Anlieferung für die Mensa sowie die Räume des Hausmeisters. Alle notwendigen Nebenräume sind auf der gleichen Ebene vorhanden. Dadurch kann der öffentliche Bereich der Schule, auch außerhalb der normalen Schulzeiten, von Externen benutzt werden.
Im ersten Obergeschoß sehen wir die Schulverwaltung mit dem Lehrerbereich vor. Die Bibliothek liegt unmittelbar neben den Lehrerräumen. Von dort aus ist ein guter Blick über den Pausenhof der Schule möglich. Die breiten Flure dienen nicht nur der Erschließung, diese Zwischenräume sind auch Begegnungs- und Aufenthaltsbereiche für Schüler und Lehrende.

In der zweiten Phase erfolgt die Ergänzung des Gebäudes nach Norden hin. Erst dann entsteht ein großer attraktiver Innenhof mit mehreren überdachten Freiräumen. Die Schule wird sowohl von Schlichtener Straße wie auch von Straße Hinter der Burg erschlossen. Aus Sicherheitsgründen können die „Tore“ während der Schulzeit mit blickdurchlässigen Gittern geschlossen werden. Für die Schüler der Künkelinschule und der Schlosswallschule sind die Zugänge aus der Ferne, weil gut sichtbar, leicht auffindbar. Nach dem Mittagsessen können diese, über die zentrale Treppenanlage im südlichen Eingangsbereich des Gebäudes, die Turnhalle und das Spielfeld gut erreichen.
Die großflächige Überdachung für Fahrräder entlang der Burgstrasse ist aus Sicherheitsgründen nur vom Schulhof aus zugänglich. Bei Festen bieten die überdachten Flächen, unabhängig vom Wetter, viele Möglichkeiten der Bespielung wie z.B. Theater- und Musikaufführungen. Auch die Kunsträume und die von uns vorgeschlagenen Räume für Eltern- und Schülertreff profitieren von ihrer Lage direkt an der Freifläche.

Alle Räume sind logisch und wirtschaftlich angeordnet. So weit es geht, haben wir versucht in den Räumen eine Doppelnutzung zu ermöglichen.
Die einfache Struktur der Schulgebäude ist überschaubar und für Schüler und Lehrer gleichermaßen leicht zu begreifen.
Diese Behauptung möchten wir auch wörtlich umsetzten. Deshalb sind alle ausgewählten Materialien natürlich und angenehm anzufassen.
Beide Bauten sind als Massivbauweise mit Wärmeschutz und Vorsatzschale.
Die Vorsatzschale des Hauptgebäudes sehen wir aus rotem Backstein vor, während die Vorsatzschale der Turnhalle in grob gehobelter lasierter Lärche vorgesehen ist.
Alle Fenster, Türen und feste Einbauten der Klassenräume sind aus Eichenholz. Im Erdgeschoß schlagen wir einen strapazierfähigen steinernen Belag vor. In den oberen Geschossen wäre ein Belag aus Linoleum angemessen.

Durch den Einsatz von schweren Materialien und gleichzeitiger Reduzierung der Fensterflächen auf das notwendige Maß, wird zu allen Jahreszeiten ein angenehmes Raumklima erreicht.
Die vorgeschlagenen Vorsatzschalen sichern zudem niedrige Unterhaltskosten und dauerhafte Schönheit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die bewusst formulierte starke städtebauliche Präsenz mit hoher Identifikation und Eigenständigkeit wird positiv beurteilt. Allerdings lebt diese Prägnanz und hohe Qualität von der zeitnahen Realisierung beider Bauabschnitte und von der konsequenten Umsetzung des Types Hofschule, der in seiner absoluten Symmetrie und räumlichen Qualität vor allem aus Sicht der zukünftigen Nutzer kontrovers diskutiert wird.

Vor allem die möglicherweise sehr lange Übergangszeit, in der nur der südliche Längsriegel existieren wird, zeigt höchst unbefriedigende Situationen. Der mittig angelegte Haupteingang liegt versteckt hinter der Burgturnhalle. Von dieser räumlich beengten Situation sind auch die Musiksäle wie auch der Lehrerbereich betroffen. Die durch die klare Baukörperdisposition entstehende Möglichkeiten der Freiflächengestaltung, z.B. Hinter-der-Burg-Straße oder die Flächen südlich der neuen Sporthalle durch die Verlegung der Parkplätze wird gewürdigt. Die Aufenthaltsqualität des introvertierten Schulhofes dagegen kann nicht gleichermaßen überzeugen.

Das geforderte Raumprogramm ist innerhalb einer ganz klaren Struktur erfüllt und über die drei Geschosse sehr sinnvoll verteilt. Alle Räume haben sehr gute Zuschnitte und bieten zusammen mit einem präzisen Tageslichtkonzept hohe räumliche Qualitäten. Allerdings wird bezweifelt, ob das konsequent umgesetzte Flurkonzept vor allem im ersten BA noch eine räumlich ,zeitgemäße Antwort auf die vielfältigen pädagogischen Vorstellungen sein kann. Vor allem im zweiten OG bietet diese dunkle Flurzone keinerlei Aufenthaltsqualität.

Die architektonische Qualität ist zweifellos hoch, nicht zuletzt durch die große Ordnung die Grundriss , Aufrisse und Fassaden bestimmt. Auch die Dachlandschaft ist ein guter Beitrag, wenn gleich dort gewisse Unsauberkeiten zu den darunter liegenden Raumzuschnitten festzustellen sind.

Der sauber durchkonstruierte Entwurf liefert gute Flächen und Kubaturdaten. Zusammen mit einem fein ausgewogenen Verhältnis von geschlossenen und verglasten Flächen sind Grundlagen geschaffen, die nicht nur zu einer wirtschaftlichen Erstellung des Gebäudes führen werden, sondern sich auch wirtschaftlich positiv nachhaltig erweisen werden. Trotz mancher Unklarheiten im Technikkonzept und nicht explizit nachgewiesenen Flächen ist ein energetisch sinnvolles Konzept umsetzbarkeit.

Ein insgesamt bestehender Entwurf, leider mit einigen erheblichen Mängeln im 1 BA. Ein Schulgebäude , das aussieht wie ein Schulgebäude , und dieses qualitätsvolle Erscheinungsbild auch über einen sehr langen Zeitraum erhalten wird.
Lederer, Ragnarsdóttir, Oei | Renz Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG

Lederer, Ragnarsdóttir, Oei | Renz Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG