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Projektwettbewerb im offenen Verfahren | 08/2024

Neubau Campus HES-SO Valais-Wallis, PH-VS und Stiftung HF Gesundheit in Brig-Glis (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Translocal Architecture GmbH

Architektur

RSP Freiraum GmbH

Landschaftsarchitektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Siplan AG

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «galerie» schlägt ein langes, sechsgeschossiges Gebäude am westlichen Rand des Areals vor, das mit variierenden Höhen geschickt auf die umliegenden Bauten reagiert. Es steht, losgelöst von der Esplanade, bewusst auf der unteren Ebene in einem Park. Der Haupteingang im Osten ist über Sitzstufen von der Esplanade aus erreichbar. Pflanzbeete mit locker gepflanzten, Schatten spendenden Bäumen ergänzen die Treppenanlage und schaffen einen attraktiven Aufenthaltsbereich für die Studierenden.

Die Gestaltungssprache der Esplanade wird fortgeführt und nahtlos in einen grünen, durchlässigen Freiraum überführt. Eine grosszügige Treppe verbindet die beiden Ebenen des Campus und des Spitals und überzeugt als hochwertiges Freiraumelement mit hoher Aufenthaltsqualität. Die bestehende Rampe zur Unterführung gewährleistet eine hindernisfreie Verbindung der beiden Stadtebenen. Das Team schlägt im Zusammenhang mit den Erdgeschossnutzungen differenziert ausgestaltete Freiräume rund um den Neubau vor: einen Lesegarten im Osten vor der Bibliothek und einen Aussenbereich der Mensa im Süden. Dabei sollen möglichst viele Flächen unversiegelt oder sogar grün ausgestaltet werden, um ein angenehmes Mikroklima zu schaffen. Das lebendige Campusumfeld schafft zugleich ein attraktives Umfeld für die Rote Meile.

Die Einfahrt zur Einstellhalle befindet sich an der nördlichen Parzellengrenze, was längere Wege zur Parkhalle des Spitals zur Folge hat. Die beiden Parkebenen sind elegant über eine Rampe unter den Sitzstufen miteinander verbunden.

Im Erdgeschoss befinden sich publikumsintensive Räume wie Bibliothek, Hörsäle, Konferenzräume und Mensa, die ringförmig um eine zentrale Halle angeordnet sind. Diese Etage ist sehr gut organisiert und bietet flexible Nutzungsmöglichkeiten, wobei jeder Raum über einen eigenen Aussenbereich mit unterschiedlichen Qualitäten verfügt.

Zwei zentrale Gebäudekerne gewährleisten eine einfache Erschliessung und bieten neben der offenen Treppe im Atrium sowie der grosszügigen Kaskadentreppe in den oberen Geschossen alternative Wege im Gebäude. Das Innere des Gebäudes zeichnet sich durch ein spannendes Wechselspiel der Räume aus, da die Typologie im Verlauf variiert: bis zum dritten Obergeschoss dominiert das Atrium, danach öffnet sich ein zweigeschossiger Raum zur Terrasse im dritten Obergeschoss, was interessante Sichtbeziehungen schafft. Das Projekt sieht vor, die beiden Dachterrassen mit einem Rankgitter sowie PV-Modulen zu beschatten. Da die vorgesehene Überdachung baurechtlich nicht zulässig ist, stellt sich die Frage, wie die Terrassen sinnvoll beschattet werden könnten.

Die zahlreichen Aufenthaltsräume und die mehrgeschossigen Räume spiegeln sich im Volumen des Gebäudes wider. Das Projekt liegt im Vergleich zu den anderen Projekten an der oberen Grenze. Insbesondere im Hinblick auf die finanziellen Mittel besteht hier Optimierungspotenzial. Der Grundriss ist flexibel und bietet vielseitig nutzbare Bereiche, die den Austausch unter den Studierenden fördern. Die Betriebsabläufe sind optimal organisiert.

Die Fluchtwege führen über das Atrium zu zwei vertikalen Fluchtwegen, die im Erdgeschoss direkt ins Freie führen. Das Atrium wird zur Entfluchtung genutzt und verfügt über keine Brandabschnitte zu den angrenzenden Räumen, weshalb es als Atrium Typ A klassifiziert wird. Dadurch sind spezielle Brandschutzmassnahmen wie eine Sprinkleranlage, Brandmeldeanlage und Rauch- und Wärmeabzugsanlage erforderlich. Auch im Parkhaus ist eine Sprinkleranlage notwendig.

Die Tragstruktur besteht aus einem Holz-Beton-Hybridbau auf einem Stahlbeton-Untergeschoss. Die gewählten Spannweiten ermöglichen eine effiziente Tragwerksnutzung. Das stringente Achsenraster lässt sich leicht ergänzen und ermöglicht so langfristig ein modulares und anpassbares Gebäude. Die hohe visuelle Präsenz des Baustoffes Holz wird positiv bewertet. Es stellt sich jedoch die Frage, ob ein direkterer Lastabtrag möglich wäre. Die Stützen oberhalb der Mensa und der Aula werden über einen raumhohen Fachwerkträger im ersten Obergeschoss abgefangen, wobei zwischen deren Diagonalen zwar ein ausreichender, aber knapp bemessener Platz für die horizontale Erschliessung sowie die Querung von Technikleitungen verbleibt. Die Aufdopplung der Stützen im Flurbereich erleichtert die Führung der Technikleitungen, jedoch funktionieren dadurch die Parkplätze nicht wie von den Verfassern vorgeschlagen.

Die Jury würdigt das sorgfältig und präzis auf den Ort ausgearbeitete Konzept. Insgesamt erfüllt das Projekt die Anforderungen an einen modernen Campus perfekt und lädt mit seinen unterschiedlichen Aufenthaltsräumen im Freien und im Innern des Gebäudes zum Verweilen und Austausch ein. Die Umgebung des Campus bietet zudem einen Mehrwert für die Stadt und die umliegenden Gebäude. Die aus dem grossen Volumen und der grossen Fassadenabwicklung resultierenden Kosten überschreiten jedoch die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel des Bauherrn.