Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023
Neubau der Kindertagesstätte Ernst Fahlbusch in Göttingen
©hammerich landschaftsarchitektur & PASL GmbH
Außenanlagen und Grundriss EG
Anerkennung
Preisgeld: 3.000 EUR
Architektur
Giuseppe Sposato Ber. Ingenieur
TGA-Fachplanung
Erläuterungstext
Neubau der Kindertagesstätte Ernst Fahlbusch in Göttingen samt der zugehörigen Freianlagen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf des in Teilen 2-geschossigen Baukörpers nimmt städtebaulich Bezug zu den südlich angrenzenden Solitären der Schule und Sporthalle sowie die Flucht des nördlichen Wohnhauses auf. Der Baukörper ist im Westen des Grundstücks positioniert und ermöglicht einen großen, zusammenhängenden Freiraum. Der Zugang erfolgt von Westen, die Stellplätze sind im Zusammenhang einer Vorfahrt zwar sinnvoll, dennoch zu nah am Gebäude positioniert.
Im Gebäudeumgriff entsteht ein abwechslungsreich gestalteter Freiraum mit einem differenzierten Spielangebot, welches den Anforderungen, die durch die unterschiedlichen Altersgruppen gegeben sind, entspricht. Die Schaffung eines Therapie- und Duftgarten stellt eine sinnvolle Ergänzung im straßenseitigen Gartenbereich dar. Die Vorschläge für die Bepflanzung sind in der Auswahl und Dichte angemessen.
Die Topographie des Grundstücks ist geschickt in eine Split-Level-Organisation übersetzt: Nach Westen sind zwei (niedrige) Geschosse vorgesehen, nach Osten die Gruppenräume von Kita und Krippe mit einer angenehmen Raumhöhe und Orientierung in den Garten.
Eine breite Sitztreppe kann sinnvoll mit dem Foyer für Veranstaltungen genutzt werden, das Elterncafé lagert folgerichtig an. Die Struktur des Grundrisses ist als Dreibund mit den Nebenräumen mittig organisiert. Die Raumzusammenhänge sind schlüssig besonders im Bereich der Krippe herausgearbeitet. Den einzelnen Gruppenräumen und Funktionsbereichen sind Terrassen vorgelagert. Die erhofften Vorteile der Split-Level-Lösung mit Sichtbeziehungen von den Personalräumen in den Krippenbereich sind schlüssig dargestellt, ob die Sichtlinien in realiter 'funktionieren' können, wird durchaus unterschiedlich gewertet. Der Mehrzweckraum im Süden nutzt die gesamte Höhe über zwei Geschosse.
Die kompakte Gebäudehülle und die Gestaltung der Ebenen ist kreativ gelöst und ansprechend gestaltet. Die meisten Räume befinden sich auf einer Ebene, was für die päd. Arbeit im offenen Konzept sehr wertvoll ist.
Der Entwurf überzeugt besonders durch seine vielfältigen Ideen zur Nachhaltigkeit: Dem Konzept des Erhalts der unversiegelten Flächen folgend, wird das Gebäude von einem intensiv genutzten, weit auskragenden Gründach auf BSH-Stützen überspannt. Die Ausgestaltung und das Erscheinungsbild des Dachs werden ebenso intensiv wie differenziert diskutiert. Das Tragwerk besteht aus einer Holzkonstruktion, die Fassade aus vorgefertigten Holztafelelementen. Das weit auskragende Dach erzeugt einen geschützten Vorbereich vor den Räumen. Ein Stahlnetzgewebe dient als Rankhilfe für eine vegetabile Fassade, die gleichsam einen konstruktiven Sonnenschutz darstellt. Im Innenausbau sollen aus dem Aushubmaterial hergestellte Lehmsteine verwendet werden. Dieser Vorschlag ist ebenso interessant wie leider vage in der Ausformulierung. Das hinterlüftete Dach soll als sommerlicher Wärmeschutz dienen.
Die Mittelzone des Gebäudes wird durch Shed-Dach-Lamellen belichtet und über eine PV-Anlage energetisch sinnvoll ertüchtigt. Insgesamt überzeugt der Entwurf durch den geschickten Umgang mit der vorhandenen Topographie und der klaren Gebäudestruktur sowie über seine vielfältigen Ansätze zum klimagerechten Bauen.