Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021
Neubau des LEW-Areals in Neu-Ulm
©blocher partners
1. Preis
Preisgeld: 96.000 EUR
Architektur
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Mitarbeitende:
Bob Simon, Sebastian Schott, Kathrin Cook, Matthias Both, Paula Kersting, Nathalie Vogt
Architekturmodelle Boris Degen Modellbau
Modellbau
Erläuterungstext
Das klar gegliederte Gebäude übersetzt die vielfältige Nutzung in eine gestapelte Struktur, bei der die einzelnen Bausteine klar ablesbar sind, gleichzeitig aber eine Vielzahl an Synergien untereinander eingehen. Holz-Hybridbauweise, eine begrünte Fuge am Übergang zwischen Sockel- und Staffelgeschoss, sowie Gemeinschaftsflächen für urban gardening sind Teil des Konzeptes. So entsteht ein prägnantes Gebäude mit hohem Wiedererkennungswert in zentraler Lage, welches das Quartier im Herzen Neu-Ulms nachhaltig positiv prägen wird.
Beurteilung durch das Preisgericht
Durch die vertikale Stapelung der unterschiedlichen Funktionen und deren jeweils individuelle Gestaltung erhält jeder Baustein sein eigenes Gesicht. Es entsteht eine abwechslungsreiche räumliche Collage, die ein modernes und lebendiges Stadtbild verkörpert. Die differenzierte Gliederung des Baukörpers verleiht dem großen Haus Maßstäblichkeit und Eigenständigkeit.
Der Rücksprung der Fassade im Erdgeschoss formuliert eine überzeugende Geste zum Heiner-Metzger- Platz, der von der Gastronomie, dem Hauptzugang und dem Generationentreff glaubhaft belebt wird. Die Anordnung von Büroflächen im Erdgeschoss entlang Bahnhofstraße und Maximilianstraße überzeugt hingegen nicht. Hier wären eher Funktionen wünschenswert, die mit dem angrenzenden Stadtraum besser interagieren.
Vom Foyer aus wird auf direktem Weg der Veranstaltungssaal erreicht, der über einen kleinen Innenhof Tageslichtbezug erhält. Über eine attraktive Treppe gelangen die Besucher hinauf ins erste Obergeschoss, von dem aus sich die Bibliothek über zwei Etagen um einen zentralen Luftraum herum entwickelt. Die Bibliothek ist kompakt organisiert und verfügt doch über einen innenräumlichen Reiz. Die starke Präsenz der Bibliothek am Heiner-Metzger-Platz trägt der Bedeutung dieser öffentlichen Institution in hohem Maße Rechnung.
Um den Innenhof herum entwickelt sich eine u-förmige Bürostruktur, die über die beiden Treppenhäuser in flexible Einheiten unterteilbar ist. Die vorgeschlagene räumliche Gliederung erlaubt es, verschiedene Bürokonzepte zu realisieren.
Die oberen drei Geschosse dienen ausschließlich dem Wohnen, so dass hier eine ganz eigene Welt auf dem Dach des darunterliegenden Gebäudes entsteht. Dieses Dach wird wie ein eigenes Grundstück behandelt, von dem aus manche Wohnungen, wie Reihenhäuser, direkt von außen erschlossen werden können. Der Übergang vom Sockelbau zu den drei Wohnetagen wird über eine begrünte Zäsur baukörperlich unterstrichen, hier entstehen große Loggien. Es wird ein sehr vielfältiger Wohnungsmix von Etagenwohnungen in den Gebäudeecken, über Laubengangtypen und Maisonetten angeboten. Zum oberen Rand hin löst sich das Gebäude in kleinere Volumen auf; in den Zwischenbereichen werden Dachgärten für die Bewohner vorgeschlagen – ein fantastisches Angebot für innerstädtisches Wohnen.
Auch in seiner Konstruktion zeigt sich das Haus sehr differenziert. So werden die drei Wohngeschosse in Holzhybridbauweise vorgeschlagen, während der untere Bereich des Hauses als Betonskelett geplant ist.
Die Unterbauung des Heiner-Metzger-Platzes berücksichtigt die Brunnenstube, für eine Neuanlage von Bäumen ist durch eine größere Erdüberdeckung vorgesorgt. Die Integration der Tiefgaragen-Abfahrt ins Gebäude wird begrüßt.
Das Konzept mit der Errichtung von Maisonette-Wohnungen mit Treppen im Innenbereich schränkt den Kreis der Interessenten ein. Das wird aber aus heutiger Sicht die Vermietbarkeit aber nicht schmälern. Im Vergleich zu den anderen Arbeiten ist der Anteil an Glasflächen deutlich reduziert. Dafür ist aber ein zusätzlicher Aufwand für die Pflege der Grünflächen zu erwarten.
Insgesamt würdigt das Preisgericht ein Projekt, das die städtebaulichen und funktionalen Vorstellungen der Ausloberin in hohem Maße erfüllt und darüber hinaus einen sehr anregenden und phantasievollen gestalterischen Impuls in die Stadt hinein aussendet. Bei einer möglichen Realisierung dieses mutigen Entwurfs wird es sehr auf eine akkurate Detaillierung bei der Fügung der unterschiedlichen Bauteile ankommen. Wichtig wird es auch sein, dass insbesondere die Entwurfselemente und Details nicht auf der Strecke bleiben, die den besonderen Reiz des Hauses ausmachen. Dazu zählen beispielsweise die begrünte Fuge, der Dachgarten, die partielle Holzbauweise oder auch die elegante Fassade der Bibliothek.
©Architekturmodelle Degen
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Lageplan
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Erdgeschoss
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Programmverteilung
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Ansicht Bahnhofstraße Nordost
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1. OG // Bibliothek / Büroflächen
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2. OG // Bibliothek / Büroflächen
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3. OG // Wohnen / Gemeinschaftshof
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4. OG // Wohnen
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5. OG // Wohnen / Urban Gardening
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Ansicht Heiner Metzger Platz Südwest
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Ansicht Nordwest
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1. UG
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2. UG
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Schnitt
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Ansicht Maximilianstraße
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Querschnitt
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Längsschnitt