Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024
Neubau Dienstgebäude Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Rostock
©heinlewischer
4. Preis
EGL Entwicklung und Gestaltung von Landschaft GmbH
Landschaftsarchitektur
TGA-Fachplanung
Tragwerksplanung
Erläuterungstext
Entwurfskonzept
Ein kompakter viergeschossiger Baukörper bildet unter Einbeziehung des benachbarten Bestandsgebäudes ein freistehendes Gebäudeensemble im südöstlichen Kreuzungspunkt des städtebaulichen Quartiers aus.
Die bauliche Ausformung orientiert sich an den vorhandenen Proportionen der gebauten Umgebung und führt die giebelständige Ausrichtung der langgestreckten Zeilenbauten innerhalb des begrünten Planungsgebiets mit historischem Baumbestand und den hochwertig gestalteten Vorgärten fort.
Zur Straßenkreuzung hin zeigt sich der Neubau mit einem zurückspringenden Zugangsbereich als einladendes Bürogebäude und bildet eine markante Adresse im urbanen Kontext aus. Durch die modular gestalteten Freiflächen zwischen den Bürospangen wird ein visueller Außenraumbezug mit hoher Aufenthaltsqualität für die Beschäftigten angeboten.
Um eine Gleichwertigkeit aller Büroräume bezüglich der Nutzungsqualitäten zu erreichen, gruppieren sich die Büroeinheiten entlang einer zentralen Funktionsachse in Form eines H-förmigen Grundrisses.
Die Arbeitsplätze des modularen Verwaltungsgebäudes erhalten bewusst eine Ost-West-Ausrichtung, um den Wärmeeintrag auf ein Minimum zu reduzieren.
Unter Nutzung der vorhandenen Geländetopografie kann auf die Errichtung eines freistehenden Parkhauses verzichtet werden, Ziel ist es, die Fläche für den ruhenden Verkehr mit einem minimalen Materialaufwand und einer reduzierten Bodenversiegelung zu realisieren.
Christian Pelzeter (Partner), André Wollmann, Aliena Langer, Carl von Jagwitz-Biegnitz, Agnieszka Bertram
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Preisgericht würdigt die eingereichte Arbeit eines H-förmigen Komplexes für seine städtebauliche Grundfiguration und den Versuch des flächensparenden Bauens. Gekonnt nimmt das Objekt die städtebaulichen Determinanten, die durch die Bebauung an der Tschaikowski- wie auch an der Kopernikusstraße gebildet werden, auf und setzt diese mit der Drehung der Schenkel geschickt um.
Der 4-geschossige Baukörper fügt sich quasi zwanglos in den städtebaulichen Kontext bestehend aus ehemaligen Kasernenbauten, der Großstruktur der Schwimmhalle wie auch der kleinteiligen Wohnbebauung ein. Die äußere Erscheinung vermittelt mit den geschosshohen Verglasungen, den strukturgebenden Holzlamellen sowie den vorgesetzten Rankhilfen einen typologisch passenden und zeitgemäß leichten Eindruck, der die Systembauweise authentisch nach außen zeigt und insgesamt einen adäquaten Auftritt für die Nutzerin schafft. Die Konzipierung des kombinierten PV- und Grün-Flachdachs integriert Lösungen auf der Höhe der Zeit.
Die vom H-förmigen Baukörper umrahmten Höfe bilden auf der einen Seite einen sehr repräsentativen Vorplatz, der Gäste und Besucher zielgerichtet auf das Foyer zu führen vermag, und auf der anderen Seite einen rückwärtigen Hof mit einem intimeren Charakter. Aufenthaltsqualitäten sind mit der ansprechenden Platzgestaltung sowie der vielfältigen Begrünung sichergestellt. Die Belichtung des kleineren rückwärtigen Hofes wird kritisch gesehen.
Der Ansatz der reversiblen Überdachung der Parkebene mit einem Stahlbetonraster, welches zugleich die Vermittlung des Geländesprungs übernimmt, sowie die Ausgestaltung der Pflanzsysteme und die Aussage einer nichtversiegelten Ausführung der auskragenden Stellplatzebene lässt viele Fragen offen und müsste den Praxistest (Sicherheit, Gestaltung, Graben und Wurzeln) noch bestehen. Grundsätzlich positiv ist die Reduzierung auf ein Untergeschoss. Kritisch wird das Konzept für das Starkregenereignis eingeschätzt.
Ein wenig mehr Qualität bei der Durcharbeitung des Außenmobiliars würde den Entwurf noch weiter aufwerten.
Kritisch wird auch die zu große Nähe des Baukörpers zur Kopernikusstraße, sowohl städtebaulich als auch aufgrund des Baumschutzes. Den Mitteltrakt als die Erschließung und Versorgung sicherstellendes 3-bündiges „Rückgrat“ ausgebildet und die Flügelenden im 2-Bund mit den Regelfunktionen belegt, zeichnet sich der Entwurf trotz einer geringfügigen Unterdeckung der Raumbedarfe durch eine hohe Flächenwirtschaftlichkeit und zugleich gute Orientierung für die Nutzenden aus.
Mit den Raummodulen bleiben Nutzungsänderungen und -erweiterung im Sinne der neuen Arbeitswelten realisierbar, wie auch eine Teilung in Einheiten mit Fremdnutzern. Zu prüfen ist die Genehmigungsfähigkeit der Fluchtweglösung. Mit einem strikten konstruktiven Raster gelingt ein überzeugender Nachweis für eine typische modulare Bauweise mit Holz-Hybrid-Raummodulen, wobei die Geschosshöhen aus Sicht des Preisgerichts zu gering erscheinen und einer Überprüfung bedürften. Die Möglichkeit zum späteren Ausbau von Wandelementen wird als positiver Beitrag begrüßt. In seinem Energiekonzept als Low-Tech-Gebäude beschrieben, verzichtet der Entwurf auf eine RLT-Anlage und stellt als innovativen Ansatz eine aktivierten Lehmhybriddecke zum Abtragen der Heiz- und Kühllasten vor. Das auf natürlicher Lüftung basierende Konzept bedarf vor dem Hintergrund der Immissionen des Straßenlärms der Überprüfung der Machbarkeit.
Insgesamt würdigt das Preisgericht das städtebaulich angemessene und in den konstruktiven Vorschlägen im wesentlichen plausible Grundkonzept als eines der besonders überzeugenden Projekte im Wettbewerb.
©heinlewischer
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