modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Projektwettbewerb | 06/2020

Neubau einer Schulhausanlage in Näfels (CH)

Visualisierung

Visualisierung

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

müller verdan architekten

Architektur

Hansjörg Betschart Architektur

Architektur

Fischer Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser setzten auf einen skulpturalen Monolith entlang der Obererlenstrasse. Die einfache Form des Solitärs überzeugt mit Einzügen und Einschnitten an wohlproportionierter und exakter Lage. Das Volumen zeichnet sich durch die Einfachheit der Öffnungen aus und kommt gänzlich ohne irgendwelche Anhängsel wie Laubengänge oder Balkone aus. Die Massstäblichkeit von Erschliessung und Nutzung ist, sowohl im Innern als auch im Äusseren, gut gewahrt. Der Baukörper wirkt platzbildend im Norden mit den bestehenden Bauten. Als Gegensatz zur Strassenseite wird an der Westund Nordfassade der naturnahe Aussenraum direkt ans Haus geführt. Es kollidieren somit Natur und Kunstbauten, was durch das Thema der einheitlichen Sockelplatte spürbar wird.
SCRABBLE greift eine Vielzahl von Aussenraumtypologien auf, wobei der Baukörper durch seine skulpturale Gestalt mit Höfen und Loggia-artigen Öffnungen Kleinstlandschaften aus dem übergeordneten Kontext herauslöst. Als Gegensatz zu diesen Kleinoden wirkt das unmittelbare Umfeld raumgreifend und weit. Die Verfasser greifen das Thema der Auenlandschaft auf und streben dessen Weiterentwickelung an, sowohl funktional in Bezug auf das Regenwassermanagement als auch gestalterisch. Wie weit sich die Aue mit ihren vielschichtigen und themenreichen Eigenarten für diese kleinräumige und isolierte Aufgabe eignet, bleibt fraglich.
Der Hauptzugang liegt an der Obererlenstrasse in einem eingezogenen, witterungsgeschützten Bereich. Pro Geschoss wird der Besucher durch eine abwechslungsreiche horizontale innere Erschliessung, die sich an und um zwei- bis dreigeschossige Atrien entwickelt, geführt und gelenkt.
Die mäandrierende Bewegung der Erschliessung von Norden nach Süden ist Programm und generiert auf jedem Geschoss eine Vielzahl von Lernbereichen, deren Nutzbarkeit und Attraktivität jedoch von der Verkehrsfläche zum Teil stark eingeschränkt werden. Die Vertikalerschliessung erfolgt über drei offene Treppenhäuser, welche ihrerseits mit Oblichtern ausgeleuchtet werden.
Die strikte Organisation der Anlage mit drei Treppenhäusern zeigt einen starken Gestaltungswillen, jedoch ist die Organisation mit dieser Anzahl Treppenhäuser fraglich und sehr aufwendig.
Die verschiedenen Clusters sind räumlich klar abgegrenzt und über die interne Aneinanderreihung auf interessante, spannende Weise verbunden. Die spezifische Lage von Turnhalle, Bibliothek, Singsaal, Kindergarten, Tagesstruktur, etc. ermöglicht eine gute Abtrennung für die Aktivitäten an Abenden oder Wochenenden. Die Raumbeziehungen innerhalb der Enfilade wirken sowohl horizontal wie auch vertikal durch die offenen Treppenhäuser und die begrünten Atrien. Der Bezug der Klassenzimmer im 1. Obergeschoss zum Aussenraum ist gut, da nur eine Geschosstreppe die Primarschule vom Pausenplatz und dem wilden Aussenraum trennt. Fraglich ist die Qualität der Belichtung über die Atrien in den unteren beiden Geschossen.
Die Nutzungszuordnung erfolgt gut und entspricht den Vorstellungen des Schulbetriebes. Die Anordnung ist perfekt und für alle nahezu gleichwertig. Das Erdgeschoss enthält den Kindergarten, die Tagesstruktur, die Bibliothek und den Singsaal. Im 1. Obergeschoss liegen alle Räume der Primarschule. Der Lehrbereich sowie die übrigen Schulbereiche wie Werkraum, Handarbeit etc. befinden sich im 2. Obergeschoss. Die Südseite des Solitärs wird durch die Turnhalle gebildet und abgeschlossen. Einfach eine Halle, «ohne Wenn und Aber» , mit darüberliegendem Aussenplatz, mit separater Erschliessung erreichbar und abschliessbar an Abenden oder Wochenenden. Die Nutzung eines Aussenplatzes in der «Höhe» über der Turnhalle weist gegenüber der ebenerdigen Anordnung des Aussenplatzes gewisse Nachteile auf (z.B. Ballfangnetze/Beleuchtung).
Die Statik ist einfach, klar und gut gelöst, was bereits die Vorprüfung ergeben hat. Der Detaillierungsgrad zeigt einen wohlüberlegten Entwurf in Sichtbeton und Holzausfachungen bei den Fassadenöffnungen. Die nichttragenden Innentrennwände der Schulzimmer sind als Holzelementkonstruktion konzipiert. Konstruktiv handelt es sich um eine Lösung, die bekannt und bewährt ist: Aufgezeit ist ein grundsolides planerisches Handwerk.
Das Projekt SCRABBLE weist als skulpturaler monolithischer Sichtbeton-Längsbau entlang der Obererlenstrasse hohe gestalterische und funktionale Qualitäten auf. Das Projekt ist ortsbaulich gut eingebettet und vermag eine grosse Ruhe in den heterogenen Bestand der Umgebung zu bringen. Die Jury attestiert dem Projekt eine hohe architektonische Qualität, welche einfach, klar und funktional ist. Nicht ganz zu überzeugen vermögen die innere Erschliessung mit den mäandrierenden Bewegungs- und Lernzonen sowie die Lichtführung in denselben. Die Clusterbildung der verschiedenen Nutzungen wird vom Ansatz her sehr positiv beurteilt, kann aber insbesondere in den Obergeschossen als erweiterte Lern- und Begegnungszone nicht vollkommen begeistern.
Lageplan

Lageplan

Abgabeplan

Abgabeplan