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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Neubau einer Wohnanlage für Studierende am Ferdinandeum in Würzburg

Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

ein 1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 25.000 EUR

blrm

Architektur

adlerolesch GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept

VITA COMMUNIS beschreibt das gemeinschaftliche Leben und Arbeiten in einem Kloster. Der Alltag wird bestimmt vom gemeinsamen Nachgehen von Interessen und Pflichten. Jedes Individuum findet einen festen Platz in der Gemeinschaft sowie Raum ganz für sich.

Ähnlich wie in einem Kloster, ist auch in einem Studentenwohnheim das gemeinsame Interesse die Basis der sich bildenden Gemeinschaft. Deswegen entlehnt die Gestaltung dieses Studentenwohnheims der Struktur eines Klosters. Der Entwurf adaptiert den der Ruhe und Konzentration dienenden Aufbau. Er bildet einen Raum für Nähe und Kontakt als auch für Distanz und Unabhängigkeit. Diese zeitgenössische Adaption von Jahrhunderte alten Werten, bietet der hier lebenden Studentenschaft optimale Bedingungen für ihr Studium.

Der Begriff Kloster stammt vom lateinischen CLAUSTRUM ab und bedeutet „verschlossener Ort“. Später wurde mit CLAUSTRUM insbesondere der für die Klosterarchitektur typische und vom Kreuzgang gerahmte Innenhof genannt. So ist der Hof, mit seinen oftmals offenen Verbindungsgängen, die zentrale Fläche des Komplexes, um die sich DORMITORIUM (Schlafräume), KAPITELSAAL (Gemeinschaftsraum), REFEKTORIUM (Speisesaal), sowie NECESSARIUM (Bedürfnisräume) anordnen.

Städtebau

Das Wettbewerbsgrundstück liegt im Stadtteil Frauenland, zwischen der Innenstadt und dem am Rande Würzburgs entstandenen neuen Universitätsgelände im Hubland. Ziel des Entwurfes ist es, das bestehende Studentenwohnheim durch eine Erweiterung nachzuverdichten, dadurch jedoch nicht zu beeinträchtigen. Es entsteht ein klarer Körper (U-Form), dessen städtebauliche Figur sich in das bestehende Umfeld einfügt und eine ausreichende Belichtung des Bestandsbaus ermöglicht. Zudem wird ein vielfältig gestalteter Innenhof geschaffen, der als Bindeglied zwischen Bestand und Neubauten fungiert. So entsteht in Verbindung mit den Bestandsbauten eine neue harmonische Gesamtanlage.

Der Cluster gliedert sich mit seiner Vier- bis Fünfgeschossigkeit in die umgebende Bebauung ein und stellt den Entwurf in eine gute urbane Proportion zu dem weitläufigen Gelände.

Der dazugehörige Ideenteil strickt dieses Konzept weiter und bildet im Norden des Grundstücks ein neues Cluster, bestehend aus zwei Gebäuden und einem verbindenden Kreuzgang mit Innenhof. Die Cluster auf dem Realisierungs- und dem Ideenteil des Grundstücks funktionieren im Gesamtgebilde als lockeres städtebauliches Ensemble und schaffen so einen zusammengehörigen Campus zum gemeinschaftlichen Studieren.

Dank des modularen Charakters des Städtebaus, könnte er bei Bedarf künftig sogar auf den Grundstücksteil mit den derzeitigen Bestandsbauten erweitert werden. Hierbei blieben die Kapelle und das Hochhaus als Alleinstellungsmerkmal für den Ort erhalten.

Architektur

Die Adressierung des Neubaus erfolgt mittig der südlichen Verbindung der beiden Gebäude an der Zeppelinstraße. Von dort aus erfolgt die Erschließung der zwei Baukörper über den jeweils zugehörigen gemeinschaftlich nutzbaren Innenhof. Auch die Gemeinschaftsräume – KAPITELSAAL und REFEKTORIUM – gliedern sich an diese belebte Schnittstelle an.

Der Entwurf basiert auf einem klaren Entwurfsraster, welches sich sowohl in der äußeren Fassadengestaltung, als auch in der inneren Struktur des Baukörpers wiederfindet. Der Aufbau auf einem einheitlichen Konstruktionsraster trägt zu einer Reduktion der Baukosten bei und steigert so die Wirtschaftlichkeit in hohem Maße.

Grundsätzlich ist das Gebäude einhüftig strukturiert. Dies fördert den kommunikativen Charakter des gemeinschaftlichen Innenhofes und die Privatheit der individuellen Wohnplätze. In den Seitenflügeln wird teilweise die gesamte Gebäudetiefe von einer Wohngruppe belegt. Die Gebäude verfügen je über zwei bauliche Rettungswege.

Die unterschiedlichen Typen von Individualräumen basieren ebenfalls auf dem Raster. Sie verfügen über großzügige, bodentiefe Fenster, die für viel Licht im Innern sorgen. Aus schalltechnischen Gründen wird über einen Belüftungsflügel im Fenstermodul gelüftet. Die Zimmer verfügen über ein kompaktes Bad und ein raumgreifendes Möbel, welches die Garderobe, einen Schreibtisch, ausreichend Stauraum und in den Einzelwohnplätzen auch die Küche beinhaltet. So sind die Wohnplätze mit dem Nötigsten ausgestattet und können dennoch vom Bewohner individuell eingerichtet werden.

Die Gemeinschaftsräume bieten viel Fläche zum gemeinsamen Leben. Der KAPITELSAAL ist doppelgeschossig gestaltet und somit für alle Aktivitäten geeignet. Das REFEKTORIUM lädt vor allem zum gemeinsamen Kochen und Speisen ein. Entsprechend befinden sich in unmittelbarer Nähe die eigens gepflegten Kräuter- und Gemüsegärten.

Die Fassaden gliedern sich ebenfalls dem Konstruktionsraster unter. Aus der Struktur der Grundrisse entspringt eine klare Differenzierung der Außenkanten und Innenseiten des Clusters. Während die äußere Fassade, hinter der sich die privateren Nutzungen befinden, durch einen recht hohen Anteil an opaken Flächen definiert, sind die Fassaden gen kommunikativen Innenhof großzügig verglast und offen. Das REFEKTORIUM und der KAPITELSAAL brechen mit diesem klaren Muster. Hier legt sich die Fassade des Innenhofes auch auf die Außenkanten des Clusters. Zusammen mit der Sichtbarkeit des Kreuzganges wird so eine einladende Eingangsgeste geschaffen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser bieten im Realisierungsteil eine klare städtebauliche Figur an, die den Raum angemessen repräsentiert und eine klare Zugangssituation schafft. Leider verlässt die neue Raumkante die Straßenflucht der Zeppelinstraße. Dies ermöglicht zwar den Erhalt einiger Bäume an der Straße, engt aber den verbleibenden Grünraum im Grundstücksinnern unnötig ein.
Der Zugangsbereich übernimmt gleichzeitig Erschließungs- und Verteilungsfunktion und führt wie selbstverständlich in die attraktiven Grün- und Freiflächen der Gesamtanlage. Die neuen Baukörper umschließen gut proportionierte Innenhöfe, die den ruhigen und zugleich kommunikativen Eindruck des Wohnheims unterstützen. Gemeinschafts- und Wohnbereiche sind richtig platziert und gut zugeschnitten. Die Apartments lassen eine angemessene Qualität erwarten, allerdings ermöglicht das Achsmaß von 3,70 m eingeschränkten Spielräume bei der Möblierung.
Baukörperproportionen, Fassadenausbildung, Material- und Farbsprache führen zu einem architektonisch angenehmen Erscheinungsbild, zugleich sind damit durchaus angemessene wirtschaftliche Kenndaten zu erwarten.
Leider bietet der Ideenteil mit seinen drei sehr dicht gesetzten Baukörpern nicht dieselbe stadträumliche Qualität wie der Realisierungsteil.
Insgesamt bietet die Arbeit einen guten Beitrag und bietet interessante Lösungen für die gestellte Aufgabe.
Lageplan

Lageplan

Blatt 1

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Blatt 2

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Blatt 3

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Perspektive Straße

Perspektive Straße

Blatt 4

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