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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Neubau einer Wohnsiedlung an der Ludlstraße

Lärmschutzbebauung A96

Lärmschutzbebauung A96

1. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

LORBER PAUL Architektur und Städtebau

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau und Konzeption

Das Areal an der Ludlstrasse in München zeichnet sich durch seine gute Verkehrsanbindung und seine fließenden Grünräume aus. Die Neukonzeption der Wohnsiedlung an der Ludlstraße nimmt diese zwei Faktoren auf und entwickelt ein neues Quartier mit starker eigener Identität, gut funktionierender Nachbarschaft und eigener Charakteristik, das durch die Form und Ausbildung der einzelnen Teile von Innen und von Außen erlebbar wird.

Entlang der BAB 96 wird in einem Abstand von 20 Metern zur Tramlinie eine Wohnbebauung errichtet, welche das innere Wohngebiet vor Lärm schützt. Die Bebauung wird zur Autobahn hin differenziert ausgebildet. Durch Faltungen, Ein- und Durchblicke entstehen angenehme Proportionen, die die neue innere Wohncharakteristik auch nach Außen zeigen. Nördlich dieser Riegelbebaung wird das Wohnareal aus 5-eckigen Wohnhäusern entwickelt. Durch Form, Ausrichtung und Stellung der Häuser zueinander entsteht ein fließender Grünraum. Die Wohnungen in den Punkthäusern sind im Sinne einer höheren Wohnqualität alle nach zwei Himmelsrichtungen ausgerichtet.

Die Punkthäuser verzahnen sich mit dem Gebäuderiegel entlang der Autobahn, dessen Fassade auf der Nordseite gefaltet ist. Durch diese Faltung ist die Ausrichtung der einzelnen Wohneinheiten entweder nach Osten oder Westen möglich. Durchgesteckte Wohnungen ermöglichen durch die südlich orientierten Nebenräume, Essbereiche und Küchen eine Durchsonnung der gesamten Wohnung. Die privaten Freibereiche der Wohnungen orientieren sich zum grünen Kerngebiet.

Unter diesem Gebäudeteil liegt die Gemeinschaftstiefgarage. Dadurch werden nahezu alle bestehenden Bäume in dem Quartier erhalten. Die Tiefgaragenzu- und -abfahrten sind so organisiert, dass die Ludlstrasse nur mit wenig Verkehr belastet wird. Die Abstellräume der Wohnungen werden im Bereich der Tiefgarage oberirdisch in Richtung der lärmintensiven Autobahn von den Treppenhäusern aus erschlossen.

Die Fahrradstellplätze sind weitestgehend in den Gebäuden untergebracht. Jeweils an den Gebäudezugängen befinden sich zusätzliche Fahrradbügel für Besucher. Auf dem südwestlichen Platz wird unter dem vorhandenen Brückenbauwerk eine Radstation mit Bike-Sharing untergebracht.
Dort, wo eine verbreiterte Zufahrt zu den Gebäuden notwendig ist, gliedern sich Randstreifen aus Rasengittersteinen den Wegrändern an, so dass die befahrbare Breite funktional hergestellt wird, der Weg jedoch als Wohnweg nicht überdimensioniert erscheint. Dies gewährleistet auch die notwendigen Feuerwehr- und Rettungszufahrten.

Die vorhandenen Grundstücksgrenzen werden bei der Bebauung berücksichtigt. Die Umsetzung auf dem Grundstück der GWG und GEWOFAG ist in baulich und zeitlich voneinander unabhängigen Bauabschnitten möglich. Durch die punktuelle Bebauung können diese flexibel eingeteilt werden.




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Vernetzung

Grünraum
Die entstehende neue Wohnsiedlung wird von dem als Lärmschutz fungierenden Gebäuderahmen städtebaulich umschlossen. Dieser rahmt das Quartier, in welchem weitere Gebäudesolitäre in einer parkartigen Landschaft verstreut platziert sind, ein. Großflächige Gräserpflanzungen umfließen die Gebäudesolitäre. Die erschließenden Wohnwege schneiden sich durch das Gräsermeer, parzellieren dieses in Flächen und öffnen sich vereinzelt zu kleinen Platzsituationen. Die entstandenen Teilflächen bilden selektiv den Gebäuden zugeordnete private Grünflächen und öffentlich nutzbare Flächen, auf denen auch die Spielplatzflächen für Kleinkinder verortet werden. Im Süden gibt es sowohl westlich als auch östlich einen Auftaktplatz in das Gebiet. Der Ludlstraße anliegend bildet ein multifunktional nutzbarer Platz den Mittelpunkt des Quartiers. Hier können beispielsweise Kinderfeste der angrenzenden Einrichtungen oder ein Quartiersfest ausgerichtet werden. Ein Großteil der Bestandsbäume bleibt erhalten. Zusätzlich werden neue Gehölze gesetzt. Das Gräsermeer wird dadurch von lockeren Gruppen hochstämmiger Bäume überstellt und es ergibt sich ein abwechslungsreiches und interessantes Schattenspiel. An den öffentlichen kleinen Plätzen werden jeweils sonnenausgerichtete, lange Sitzbänke aufgestellt, die zum Verweilen und zuschauen einladen. Im südlichen Bereich entlang der Trambahntrasse gibt es lärmverträgliche Aktionsflächen für Jugendliche.

Wohnformen
Die Gebäude ermöglichen die flexible Unterbringung der geforderten unterschiedlichen Wohnformen. Als Vorschlag werden in den Punkthäusern und in Teilsegmenten der südlichen Randbebauung das Modell München Miete und die frei finanzierten Mietwohnungen untergebracht. In der östlichen Randbebauung befinden sich die Wohnungen der Wohnform KomPro B. Die Wohnungen KomPro A und EOF befinden sich in der östlichen, südlichen und westlichen Randbebauung. Durch die vorgeschlagene Verteilung ergibt sich eine sinnvolle Durchmischung des Quartiers.

Soziale und öffentliche Einrichtungen
Die sozialen und öffentlichen Einrichtungen werden in dem Gebiet an unterschiedlichen Positionen verteilt und fördern so die Kommunikation der verschiedenen Bewohnergruppen.
An dem neuen Eingangsplatz zur Straßenbahnhaltestelle wird die Mobilitätsstation situiert. Diese profitiert von der direkten Nähe zur Straßenbahnhaltestelle und hat direkten Zugang zur Tiefgarage, in der die Car-sharing-Mobile untergebracht werden.
An diesem Platz befindet sich auch der neue Bewohnertreff, der sowohl über einen Außenbereich zum Eingangsplatz hin als auch zum inneren Grünraum hin verfügt.
Nördlich an den Bewohnertreff grenzt erdgeschossig die ambulante Wohngemeinschaft an, die gut erreichbar ist und eine großzügige Orientierung zum Grünraum aufweist.
Östlich angrenzend zum vorhandenen Bolzplatz werden das „KITZ“ und das „Haus für Kinder“ platziert. Sie liegen beide an dem neuen Quartiersplatz, der den Mittelpunkt des neuen Quartiers bildet.
Südlich von dem neuen Quartiersplatz, auf der südlichen Seite der Ludlstrasse befindet sich für alle Bewohner gut erreichbar der Quartierstreff. Der Kinder- und Jugendtreff bildet den südlichen Abschluss des Bolzplatzes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt eine geschlossene, gut lärmgeschützte Bebauung entlang der
angrenzenden Straßen vor und schafft einen locker mit Punkthäusern bebauten grünen
Innenraum, der sich zu den bestehenden Grünflächen am Ida-Schumacher-Weg öffnet.
Dadurch entsteht eine starke städtebauliche Struktur, die eine durchgängige Gestalt und
eindeutige Adresse erwarten lässt.
Die Verknüpfung zum ÖPNV ist richtig angeordnet. Die Ein-/Ausfahrt der Tiefgarage ist gut
integriert, auch wenn die Anordnung der kompletten Garage unter der für KomPro-
Wohnungen vorgesehenen Lärmschutzbebauung in Bezug auf die Erreichbarkeit für die frei
finanzierten- und München Modell Wohnungen problematisch ist.
Die Fortsetzung des Weges zwischen Autobahn und Bebauung ist sinnvoll gestaltet und
erlaubt eine zweite Erschließung von Süden. Diese erscheint ausreichend durchlässig und
es wäre wünschenswert, wenn möglichst viele Bestandsbäume integriert werden könnten.
Die sozialen und öffentlichen Einrichtungen sind richtig angeordnet. Die kombinierte Position
von KITZ und Haus für Kinder ist hervorragend positioniert, kann aber voraussichtlich erst
später realisiert werden. Das dadurch entstehende Versorgungsproblem könnte jedoch
durch eine alternative Position im Quartier problemlos geregelt werden.
Der Entwurf lässt einen weitgehenden Erhalt der Bestandsvegetation erwarten. Dadurch
entsteht ein durchgängig erlebbarer, grüner Freiraum. Es gibt nur parkartige Freibereiche mit
gemeinschaftlicher Nutzung, was im Preisgericht unterschiedlich bewertet wird. Alle
technischen und feuerpolizeilichen Anforderungen werden erfüllt. Kritisch gesehen wird die
Wegeführung, die, immer mittig zwischen den Gebäuden angeordnet, die Grünflächen
zerschneidet und zu Resträumen reduzieren kann. Der zentrale Platz überzeugt, bleibt aber
in seinen Qualitäten undefiniert. Die Anordnung der Parkplätze muss außerhalb erfolgen.
Die aufgelockerte Punktbebauung lässt hochqualitative Wohnungen erwarten und ist flexibel.
Preisgerichtsprotokoll Wettbewerb Ludlstraße - 8 -
Das Spiel der Größen erlaubt eine individuelle Gestaltung und Wahrnehmbarkeit. Die
Grundrisse in der Lärmschutzbebauung überzeugen, auch wenn der Erschließungsanteil
verhältnismäßig hoch ist. Durch die getrennten Treppenhäuser und schönen Ost-West-
Orientierungen erlangen auch die frei finanzierten und München Modell Wohnungen eine
ausreichende Qualität. Auch eine nordorientierte Fassade kann so überzeugen.
Ludlstrasse

Ludlstrasse

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell