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Einladungswettbewerb | 11/2012

Neubau eines Feuerwehrgebäudes mit den zugehörigen Freiflächen

Anerkennung

Preisgeld: 1.666 EUR

f64 Architekten

Architektur

realgrün Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

DR. SCHUETZ INGENIEURE Beratende Ingenieure im Bauwesen PartG mbB

Bauingenieurwesen

Knecht Ingenieure

Energieplanung, TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Der vorgeschlagene einfache Baukörper für die neue Feuerwehr in Kempten, St. Mang, ergänzt die vorhandene Bebauung um den Oberösch-Park und bildet in Verbindung mit der landschaftsarchitektonischen Ausformulierung einen räumlich wirksamen Abschluss der Grünflächen nach Süden. Der Baukörper wird dabei westlich in die Böschungen geschoben, um nach Osten für die Fußwegeverbindung und den Baumbestand entlang des Friedhofwegs genügend Raum zu schaffen. Alle notwendigen Freiflächen der Feuerwehr werden in einem gemeinsamen Feuerwehrhof zusammengefasst und von einer sich aus dem Gebäude heraus entwickelnden Mauer umgeben. Dadurch entsteht einerseits ein deutlich abgegrenzter funktionaler Hofraum, andererseits werden die Lärmemissionen verringert. Die komprimierte Zufahrt liegt im Westen mit maximalem Abstand zur südlichen Kreuzung.



Landschaftsarchitektonisches Konzept

Maßgebliches Ziel des vorliegenden Entwurfskonzeptes ist die Kompensation der durch den Neubau entfallenden Freispiel- und Sportflächen unter Berücksichtigung der Einbindung in die vorhandenen städtebaulichen und landschaftlichen Strukturen. Besonderes Augenmerk gilt hier der sinnfälligen Verknüpfung der vorhandenen Wegebeziehungen. Die neue topografische Ausformung orientiert sich in der Höhe am Bestand und übernimmt die geforderte Lärmschutzfunktion. Der integrative Entwurfsansatz zeigt eine ganzheitliche städtebauliche Betrachtung von Hochbau- und Freianlagengestaltung und befördert ein harmonisches ortsbildgerechtes Erscheinungsbild im Abschluss der bestehenden Grünverbindung. Die neue Skateanlage mit Skatepools und Streetstyle-Bereichen wird integraler Bestandteil der topografischen Intervention. Der angrenzende Bolzplatz öffnet den Grünraum nach Süden. Der ortsbildprägende Baumbestand zoniert zur angrenzenden Friedhofsfläche. Frei angeordnete Baumgruppen unterstützen den landschaftlichen Charakter des Grünzuges und wirken raumbildend. Die Wegeführung tangiert das Baugrundstück ohne eingeengt zu wirken und leitet die Fußgänger selbstverständlich weiter in den bestehenden Unterführungs- und Kreuzungsbereich. Eine sanfte topografische Erhöhung mit freien Baumgruppen vor der Umfassungsmauer bindet das Feuerwehrgrundstück in den städtebaulichen und landschaftlichen Gesamtkontext ein, ohne hermetisch zu wirken.



Nutzungsverteilung und Erschließung

Im Vordergrund der Planung steht der schnelle Weg von den Parkplätzen über den Alarmeingang zu den Umkleiden und Einsatzfahrzeugen. Die Organisation des Umkleidebereichs bietet einen kreuzungsfreien Weg in die Halle, der Anteil der Spinde für weibliche Einsatzkräfte kann einfach variiert werden. Die zugehörigen Sanitärbereiche sind direkt den Umkleiden angelagert und nahe der Halle. Lagerflächen, Werkstatt und weitere Nebenräume sind direkt der Fahrzeughalle zugeordnet. Die Halle und das gesamte Vorfeld können vom Büro des Kommandanten gut überblickt werden. Alle Räume für Ausbildung und Aufenthalt sind im Obergeschoss angeordnet, der Jugend- und Mehrzweckbereich erhält eine Westterrasse. Aus dem Flurbereich und dem Schulungsraum werden Einblicke in die Halle vorgeschlagen.



Konstruktion und äußeres Erscheinungsbild

An diesem besonderen Standort soll ein Gebäude entstehen, das sich in der Materialwahl auf die Bebauung um den Oberösch-Park bezieht, aber gleichzeitig zurückhaltend bleibt.
Die Außenwände werden aus dunkelgrau gefärbten Sichtbeton-Halbfertigteilen mit Kerndämmung vorgeschlagen. Durch die Fenster- und Torflächen wirkt die Inneneinrichtung farbig auch nach außen: Aus der Halle die rote Farbe der Fahrzeuge als Gesicht der Feuerwehr, aus dem Umkleidebereich im EG die farbig akzentuierten Wandflächen, aus dem Schulungsbereich im OG die warmen Holzoberflächen der Wände und Decken.
Das Hallendach erhält Stahlbinder, über das gesamte Dach werden tragende Trapezbleche gelegt. Unter ökologischen Aspekten wird eine Dachbegrünung vorgesehen.



Energetische Aspekte

Das Gebäude integriert ein nachhaltiges energetisches Konzept mit dem Ziel, Investitions- und Betriebskosten zu senken und den Nutzerkomfort zu erhöhen unter weitgehendem Verzicht auf nicht zwingend benötigte Anlagenteile.
Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine Pellets-Heizung. Im Hauptgebäude ist eine Fußbodenheizung vorgesehen, die Fahrzeughalle kann mit Deckenstrahlplatten (20kW) schnell aus einem Pufferspeicher erwärmt werden.
Das hybride Lüftungskonzept sieht in der Halle natürliche Lüftung mit Nachtkühlung im Sommer vor. Der Umkleide- und Schulungsbereich erhält eine bedarfsgerechte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die auf die geringen Nutzungszeiten reagiert.
Durch das kompakte Bauvolumen und die sinnvolle Planung der verschiedenen Temperaturzonen wird in Verbindung mit der hochwärmedämmenden Gebäudehülle ein geringer Energiebedarf erwartet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die Anordnung und Ausrichtung des Baukörpers wird ein klarer südlicher Abschluss des Grundzugs gebildet. Dabei wird die überformte Geländemodulation geschickt aufgefangen. Nördlich des Neubaus entsteht ein gut organisierter Freiraum mit Bolzplatz und angenehm in den Hügel integrierter Skateranlage und Schlittenbahn. Dabei ist der Lärmschutz zur Wohnbebauung durch die Geländeform gewährleistet. Südlich des Neubaus wird ein großer rechteckiger Feuerwehrhof mit umlaufender Begrenzungsmauer ausgebildet. Durch die Mauer und den in der Südostecke des Areals angeordneten begrünten Hügel ist der Lärmschutz auch hier weitgehend gegeben. Aufgrund der Größe des Vorfeldes ist der Neubau an der Duracher Straße kaum präsent. Der Haupteingang ist ausschließlich über den Hof erreichbar. Erschließung und funktionale Gliederung des Feuerwehrhofes sind sehr gut gelöst. Die Übungsfläche wird sogar zusätzlich zu den Vorfeldflächen der Fahrzeughalle angeboten.
Auch im Inneren ist ein nahezu tadelloser Ablauf der Funktionen gegeben. Die Treppe ins OG liegt allerdings etwas versteckt. Der Baukörper ist kompakt entwickelt und klar konturiert. Aufgrund der durchgängig gleichen Gebäudehöhe wird eine leichte Überhöhung des Gebäudevolumens der Fahrzeughalle in Kauf genommen, was jedoch nicht als Nachteil zu werten ist, da dadurch die Klarheit des Baukörpers ermöglicht wird. Die Fassadengestaltung stimmt mit dem Innenraumkonzept überein und lässt ansonsten weder negative noch positive Besonderheiten erkennen. Die Sichtbetonfassaden aus zweischaligen Halbfertigteilen erscheinen einem Zweckbau angemessen. Eine darüberhinausgehende Strahlkraft in die Öffentlichkeit ist allenfalls durch die diagonal gegenüberliegenden Ausnehmungen aus dem quaderförmigen Bauvolumen zu erwarten, die eine gewisse skulpturale Spannung erzeugen.
Der Entwurf ist wirtschaftlich umzusetzen und zu betreiben. Die Kennwerte liegen im eher günstigen Bereich. Ein innovatives Energiekonzept wird über die Vorgaben hinaus nicht angeboten. Die hohe Speichermasse der Stahlbetonwände ist bei den temporären Nutzzeiten eher kontraproduktiv. Die Deckenstrahlungsheizung der Fahrzeughalle ist ein richtiger Vorschlag. Ansonsten erscheint das vorgeschlagene Konzept solide und praktikabel.