Nichtoffener Wettbewerb | 11/2024
Neubau Feuerwehr Neustetten
©Kubus360 GmbH
Perspektive Alarmausfahrt
Anerkennung
Preisgeld: 5.000 EUR
Architektur
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Mitarbeitende:
Jan Moritz Bortt, Stefanie Bezirgiannidis, Rafael Durban, Marlyn Scholz, Mohammed Al Khatib
freiraumconcept sinz-beerstecher + böpple
Landschaftsarchitektur
Architekturmodelle Boris Degen Modellbau
Modellbau
Erläuterungstext
Der vorliegende Entwurf befasst sich mit dem Neubau eines modernen Feuerwehrhauses als Ersatz für drei bestehende Feuerwehrmagazine. Die zentralen Neupositionierung im Gewerbegebiet am Rande von Remmingsheim lässt eine schnelle Erreichbarkeit der beiden Teilorte Nellingsheim und Wolfenhausen erwarten. Der Neubau ist dabei als qualitätvolles, wirtschaftliches und nachhaltiges Gebäude geplant. Zusammen mit der Stäblehalle bilden sie einen städtebaulichen Schwerpunkt innerhalb des Gewerbegebiets.
Städtebau
Das Feuerwehrhaus reiht sich als kompakter Baukörper entlang der Straße“ im Hauser Feld“ ein. Der zweigeschossige Neubau schafft durch seine geringe Grundfläche definierte Außenbereiche und ermöglich so einen reibungslosen Betriebsablauf der Feuerwehr. Das übergeordnete Leitmotiv bildet ein ruhig liegender, volumetrischer Baukörper, welcher durch Zurücktreten die jeweiligen Adressen markiert.
Während sich die Fahrzeughalle mit Vorfeld und Alarmausfahrt zur Straße „Im Häuser Feld“ orientiert, sind die Alarmstellplätze mit Übungsfläche rückwärtig entlang dem Gewerbering angeordnet. Im Alarmfall gewährleistet die vorgeschlagene Positionierung des Feuerwehrhauses einen kreuzungsarmen Verkehrsablauf zwischen Parken, Alarmeingang und Alarmausfahrt. Der Neubau befindet sich vollständig innerhalb der Grenzen des vorgegeben B-Plans und überschreitet mit 7,5 m nicht die Maximalhöhe.
Nachhaltigkeit
Das Feuerwehrhaus soll unter den Kriterien eines nachhaltigen Neubaus mit den Anforderungen an das GEG errichtet werden. Hochwertige Architektur mit robuster Baukonstruktion und reduzierter Gebäudetechnik erhöhen den Lebenszeitraum und senken dabei die Lebenszykluskosten. Um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, ist der Baukörper kompakt gehalten, ohne dabei an funktionaler und innenräumlicher Qualität zu verlieren. Mit der Verwendung von konventionellen und nachhaltigen Rohstoffen soll eine gute Ökobilanz angestrebt werden.
Freianlagen
Die Freiflächen sind individuell auf die Funktionsbereiche angepasst und ausformuliert. Während der Vorplatz der Fahrzeughalle stufenlos in den Straßenraum übergeht, nehmen die rückwärtigen Stellplätze Bezug auf den umliegenden Landschaftraum. Die Alarm- und Besucherparkplätze mit versickerungsfähigem Rasenfugenbelag werden durch großgewachsene Solitärbäume geordnet und durch biodiverse Vegetationsflächen ergänzt. Aufenthaltsqualität für das Einsatzpersonal und die Jugendfeuerwehr wird sowohl über eine Grillstelle, also auch einer Dachterrasse geboten.
Das Geländeniveau wird weitgehend geebnet und im Süden zum Nachbarn durch eine Natursteinmauer abgefangen. Das anfallende Regenwasser wird Baumrigolen und Retentionsflächen zugeführt und klimawirksam versickert.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Verfasser:innen der Arbeit 1001 schlagen mit ihrem Entwurf einen einfachen, quaderförmigen Baukörper vor, der sich in seiner Ausrichtung an der benachbarten Bebauung orientiert. Die im Bereich des Eingangs und der Hallentore als Subtraktion formulierten Rücksprünge betonen den plastischen Ausdruck des Gebäudes. Für die Vertikale des Übungsturms wird die nordwestliche Grundstücksecke vorgeschlagen. Der Entwurf folgt so konsequent seinem eher auf Klarheit und Zurückhaltung bedachten Ansatz.
Zwischen dem Turm mit seiner vorgelagerten Übungsfläche und dem Hauptbau liegen die Alarmparkplätze gut erschlossen an der richtigen Stelle - in unmittelbarer Nähe der Alarmeingänge, die zu Fuß nur über die PKW-Zufahrt erreicht werden können. Die im Bereich des Übungsplatzes vorgesehenen Stellplätze können während der Übungen nur eingeschränkt genützt werden.
Die innere Organisation des Gebäudes folgt der Einfachheit des städtebaulichen und architektonischen Ansatzes und ist klar und effizient organisiert. Die verschiedenen Bereiche liegen jeweils an der richtigen Stelle. Im Alarmfall gelangen die Feuerwehrleute auf kurzem Wege zu Umkleiden und Fahrzeugen.
Über den Haupteingang an der Nordseite des Gebäudes betreten Besucher des Hauses ein kompaktes Foyer. Von hier gelangen sie über eine etwas zu sparsam geratene Treppe zu den öffentlichen Nutzungen im Obergeschoss. Der schmale Flur, der die einzelnen Räume in dieser Ebene erschließt, wird kontrovers diskutiert. Während die Qualität der Sichtbeziehung in die Halle anerkannt wird, erscheint er für seine Länge als zu schmal. Der Schulungsraum hat dadurch keine adäquate Adresse und wirkt abgehängt. Die Öffnung zur Halle sollte aus Sicht des Preisgerichts verglast sein, um beiden Bereichen unterschiedliche Temperaturniveaus zu ermöglichen.
Die Andienung des Obergeschosses mit einem entsprechenden Hubwagen ist noch nicht nachgewiesen. Wenig funktional ist die für Waschhalle vorgeschlagene Abtrennung mit einem Trennvorhang. Beim Stellplatz neben der Waschhalle sind die beidseits vorzusehenden Hochregale nicht dargestellt.
Kritisiert wird auch der nur einseitige Außenbezug und die zu große Tiefe der im Obergeschoss vorgeschlagenen Dachterrasse. Dabei wird das Problem einer allseitigen Öffnung der Terrasse für die Klarheit des Baukörpers erkannt.
Die Gestaltung der Fassaden folgt in überzeugender Weise dem Konzept architektonischer Reduktion und Einfachheit. Grafik und Proportion der Fassade und deren aus dem Material Holz abgeleiteten Texturen überzeugen. Kritisch hinterfragt werden die Zuordnung von Fassadentypus und Nutzung. So scheint sich die Fassade der Umkleiden und Nebenräume zu öffnen, während die öffentlichen Nutzungen im Obergeschoss hinter auf Lücke gesetzten Brettern versteckt werden.
Die Arbeit liegt mit ihren wirtschaftlichen Kenndaten aufgrund ihrer guten Flächeneffizienz im oberen Bereich. Diese guten Werte sind ist aber in Relation zu den sparsamen Erschließungsflächen zu sehen, deren Qualität im Obergeschoss hinterfragt wird.
Insgesamt kann der Entwurf durch seine entspannt vorgetragene Einfachheit und die klare Zonierung überzeugen. Die für das Gebäude vorgeschlagene Konstruktionsmaterial Holz wird aufgrund seiner hervorragenden CO2-Bilanz als ambitionierter und richtungsweisender Ansatz begrüßt.
©Kubus360 GmbH
Lageplan
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Axonometrie
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Erdgeschoss Grundriss
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Ansichten
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Fassadenschnitt