Nichtoffener Wettbewerb | 03/2025
Neubau Feuerwehrhaus Kundl (AT)
1. Preis
Preisgeld: 7.142 EUR
Architektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Projekt löst die äußerst komplexe Aufgabenstellung mit einer unkonventionellen Grundidee und vereint sämtliche Funktionen unter einem großen Satteldach in nur einem einzigen Baukörper. Der asymmetrische Zuschnitt des Volumens entwickelt neben einer sehr guten Maßstäblichkeit in alle Richtungen auch einen selbstbewussten und gleichzeitig zurückhaltenden Gebäudeauftritt. Die geschickte Konzeption ist in der Lage die ortsbauliche Situation ohne zusätzliches Element eines Schlauchturmes räumlich zu definieren. Trotz Verzichtes auf Sichtbarkeit durch Integration des Schlauchturms ins Volumen entsteht durch die Gebäudeform selbst und durch gezielt gesetzte Maßnahmen eine Art dezente Zeichenhaftigkeit und ein selbstverständliches Merkmal der Alleinstellung. Die Außenraumsituationen werden durch zwei klare Platzsituationen formuliert, ein Vorplatz für die Fahrzeughalle im Süden und eine Platzaufweitung mit Adressbildung im Südosten. Das Projekt besticht durch eine einfache Grundrissstruktur, durch klare Zonierungen in Haupt- und Nebenzonen, durch logische Funktionsabläufe und kurze Wege. Sämtliche Einsatzfunktionen werden erdgeschossig organisiert, die Konstruktion über der Fahrzeughalle wird wie ein Tisch ins große Satteldachvolumen gestellt und übernimmt auf Ebene +1 die Aufenthaltsbereiche von Schulung, Mannschaft, Jugend und Büros mit linear vorgelagerter ins Volumen integrierter Balkonzone, welche zurückversetzt über beide Geschosse als Vordachzone wirkt. Eine lineare Erschließungsachse im Gebäudeinneren, wirkt galerieartig und ist über ein dachintegriertes Lichtband erdund obergeschossig belichtet. Die historischen Ausstellungsgegenstände vor farbigem Hintergrund bilden adäquat und zeichenhaft die Stirnseite im Osten. Die Materialisierung aus einem Untergeschoss in Massivbauweise sowie einem konstruktiven Tisch ebenfalls in Massivbauweise samt umhüllender Struktur als konstruktiver Holzbau mit Holzfassaden wirkt schlüssig und der Nutzung entsprechend stimmig. Die Reduktion der Fassadenöffnungen auf das absolut Notwendige stärkt die Gebäudewirkung und wird äußerst positiv hervorgehoben. Das vorgeschlagene Energiekonzept scheint interessant und muss im weiteren Projektverlauf auf Plausibilität überprüft werden.
Ergänzungen Nutzer:innen: Die funktionellen Abläufe sind aus Sicht der Feuerwehr gut gelöst. Die Geschlechtertrennung mit angrenzenden Sanitärbereichen ist sehr zufriedenstellend geplant. Eventuell könnte im EG eine Einbahnsituation gefunden werden. Die Einsatzfahrzeugstellplätze sind funktionell angeordnet und entsprechend den geforderten Abmessungen ausgeführt. Die Waschbox ist von Süden erschlossen und kann mit LKW leicht erreicht werden. Die Aufstellfläche im Freien ist laut Richtlinie erfüllt. Die Alarmzugänge sind geradlinig, nicht verwinkelt, kreuzen nicht die Aufstellfläche vor der Fahrzeughalle und stellen eine gute Orientierung sicher. Anordnung sowie Logistik der Parkplätze im Westen sollen mit dem Bauamt abgestimmt werden. Insgesamt entspricht der abgegebene Entwurf den feuerwehrtechnischen Richtlinien (ÖBFV RL FH-01). In der weiteren Planung sind jedoch geringfügige Adaptierungen im Bereich von Schlauchwaschanlage und Schlauchturm vorzusehen. Das Gebäude ist für die Feuerwehr einfach und mit geringem Aufwand instand zu halten.