Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024
Neubau Friedrich-Fröbel-Schule in Frankfurt am Main
©Hausmann Architektur, rabe landschaften
Perspektive
Anerkennung
Preisgeld: 7.250 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Ingenieurgesellschaft Mengü Ingenieure GmbH
TGA-Fachplanung
Erläuterungstext
Die Schule im Quartier
Die neue Schule bindet sich offen in das Quartier einbinden und wir zu einem lebendigen Ort für Niederrad. Sie ist durch den Grünzug der Rudolf Menzer Anlage und die Heinrich Seliger Straße optimal an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Der Haupteingang ist daher an der Heinrich Seliger Straße angeordnet. Ein Vorplatz der Schule steht mit seinen Spielelementen und Aufenthaltsflächen dem Stadtteil zur Verfügung. Die grüne Achse an der Else-Alken-Straße leitet zu den südlich gelegenen Sportflächen mit der neuen Sporthalle. Der Eingang zu den Sporthallen erfolgt über die Else-Alken-Straße hin zu einem Kleinspielfeld mit Sitzgelegenheiten als „aktiver Vorplatz“ und Frischluftfeld vor den Hallen. Optimalerweise wird auch diese Fläche dem Quartier außerhalb der Schulzeiten für die Sportnutzung zur Verfügung gestellt. Entlang des neuen Schulgebäudes entsteht eine großzügige zusammenhängende und grüne Spiel- und Bewegungsfläche als „Schulpark“, der die wertvollen Bestandsgehölze integriert und eine schattenreiche Klimaoase an heißen Sommertagen darstellt.
Stadträumliche Struktur
Vorgeschlagen wird von uns ein einfacher Baukörper der sich mit Abstand ähnlich dem Bestand entlang der Else-Alken-Straße setzt. Großzügig über den Kreuzungsbereich Ecke Heinrich-Seliger-Straße erschlossen, wirkt der dreigeschossige Baukörper in seiner Setzung ruhig und durch den vorhandenen hochwertigen Baumbestand von Anfang an integriert. Er teilt das Grundstück in seiner Struktur und bildet somit den westlichen Rahmen des geschützt liegenden Pausenbereichs, dem Schulpark.
Die neue Eingangssituation zum Kreuzungsbereich sammelt alle ankommenden und gibt genügend Raum für Räder Roller und andere Verkehrsmittel. Die Schule bekommt ein Gesicht und lädt das Quartier ein, die momentane Eingangssituation zur Else-Alken-Straße schafft dies nicht.
Die Sporthallen nach Süden bilden mit dem neuen Kleinspielfeld und der Laufbahn den sportlichen Abschluss des Grundstücks und vermitteln zu den angrenzenden Strukturen.
Auch Außerschulich bestens erreichbar, werden beide Sporthallen in Kombination gesetzt, eine innenräumliche Verbindung der neuen und alten Halle wäre bei Wunsch umsetzbar. Das Kleinspielfeld mit Sitzgelegenheiten und Schattenräumen wird zum Treffpunkt vor den Hallen.
Freiraum
Das Gebäudeensemble ist durch eine Abfolge aus Platz- und Terrassenflächen umspült. Innen- und Außenräume werden damit optimal verbunden. Vor der Mensa weitet sich die Fläche auf und wird zum zentralen Treffpunkt der Schulgemeinschaft mit Sitzgelegenheiten und einer offenen Fläche zum freien Bespielen.
Im Westen grenzt der Schulpark als eine Abfolge aus vielseitigen Sport- und Bewegungslandschaften an. Die Freiräume des Parks sind thematisch unterschiedlich gestaltet und durch einen grünen Saum als Streifraum und Rückzugort eingebunden. Der Saum wird durch lange Bänke begleitet, die die offene Aktivfläche vom grünen Band abgrenzen.
Auf den offenen Wiesen findet Aktivität und Bewegung statt, an im grünen Saum Ruhe, Beobachten und Rückzug. Im Norden befindet sich ein ruhiger Garten als grünes Klassenzimmer oder einfach nur zum Ausruhen. Hinter den Fahrradstellplätzen befindet sich ein „Klettergarten“ mit Sandspiel. In der Mitte ist eine freie Wiese zur Aneignung angeordnet. Daneben ist ein Schulgarten in den grünen Saum integriert. Dann folgt eine Wiese mit einem Multischaukelspiel.
Der bestehende Gehölzsaum wird zu einem Sinnesgarten mit Klangspiel und sich stetig in Farben, Arten und Düften verändernder Hain der Jahreszeiten. Den Süden des Parks stellt eine freie Wiese mit Liege, Hänge, Sitzelementen und Holzwerkstatt im Freien dar. Hier wird in Wasserlinsen, das Wasser vom Dach gesammelt. Man kann erkennen ob es trocken oder nass ist. Einge Zisterne sammelt das Wasser für den Schulgarten und die Bewässerung der Pflanzen.
Von der Wiese aus ist das Kleinspielfeld zu erreichen. Sie ist ebenso durch eine lange Bank zum Balancieren, Sammeln und „das Spielfeld beobachten“ abgegrenzt.
Die Freiflächen sind von den Innenräumen gut erreichbar und am Nachmittag und Abend öffentlich nutzbar. Den Übergang bilden Terrassen . Dadurch entsteht eine Erweiterung der pädagogischen Fläche zwischen Innen und Aussen wie beim Kunstraum und eine Terrasse als Erweiterung des Marktplatzes beispielsweise.
Im Süden des Gebäudes entsteht ein Ruhegarten für die Pädagog:innen hinter Sträuchern und Stauden.
Im Süden der neuen Sporthalle schließt ein Regenwassergarten als wassersensible Landschaftsgestaltung an. In Regenzeiten wird hier das Wasser gespeichert und versickert. Das gesamte Areal ist so gestaltet, dass das Wasser über eine blaugrüne Infrastruktur entlang der Wege in die Gestaltung integriert wird. Für Trockenzeiten werden Zisternen zur Bewässerung dezentral über das Gelände angeordnet. Auf der südlichen Wiese wird das Thema Wasser durch Quelltöpfe/Wasserlinsen sichtbar gemacht.
Der Südliche Saum ist das „Schulbiotop“. Hier können sich Tiere und Pflanzen in Ruhe entfalten. Hier befinden sich kleine Forschungsstationen wie zum Beispiel Vogelbeobachtungsstation und ein Totholzarboretum.
Die bestehende Grünstruktur an den Rändern wird erhalten und bildet einen klimatischen Puffer für Schule und Wohnquartier. die Wiesenlandschaften werden durch artenreiche Blühwiesen und Gehölzpflanzungen ergänzt, so dass die sie mit den Freiraumfunktionen in eine klimaresiliente, artenreiche Landschaft eingebunden sind. Es werden 9 Gehölze gefällt, die im Schulpark und im Schulbiotop ausgeglichen werden können.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf kennzeichnet sich durch einen dreigeschossigen kompakten Baukörper, der sich durch seine Bauvolumina städtebaulich von der umgebenden Bebauung absetzt und durch seine Dimension für eine Grundschule sehr kritisch diskutiert wird. Durch seine Kompaktheit entstehen allerdings großzügige außenräumliche Freiflächen für Schule und Quartier.
Durch die gewählte Aufteilung der Freiflächen in Quartiersplatz, Sportvorplatz und Schulhof sowie den Rücksprung von der Else-Alken-Straße bleiben leider wenig Außenflächen übrig, die nur den Grundschulkindern gewidmet sind. Diese bieten allerdings vielfältige Spiel-, Aufenthalts- und Bewegungsangebote für die Schüler:innen. Der Anteil der Versiegelung ist angenehm geringgehalten.
Die Lage der neuen Sporthalle, die ebenfalls durch das Quartier genutzt werden wird, schafft auch im südlichen Bereich des Grundstücks Außenräume, die zwar dem Quartier zur Verfügung stehen, aber nicht dem Schutzbedürfnis der Grundschulschüler:innen entsprechen.
Das Gebäude wird durch einen großzügigen Vorplatz im Norden erschlossen, der ein gutes Ankommen mit Aufenthaltsbereichen für die Kinder, Eltern und Mitarbeitenden der Schule ermöglicht. Das Gesicht der Schule nach Westen hingegen wird bedauerlicherweise hauptsächlich durch Müllstation, Anlieferung und Parkplätze geprägt und lässt nur wenig den lebendigen Lebensraum der Kinder erahnen. Das Erdgeschoss beinhaltet passend für die gewünschte Öffnung der Schule zum Quartier alle Gemeinschaftsfunktionen sowie die Verwaltung der Schule. Die mehr privaten Bereiche der Schule, die Lerncluster, sind dem Schutz- und Sicherheitsbedürfnis entsprechend in den beiden Obergeschossen untergebracht.
Durch die Anordnung der Fachräume zum grünen Schulhof hin, kann sich die Nutzung in den Außenraum ausdehnen und eine ideale Verbindung zwischen Innen und Außen hergestellt werden. In Frage gestellt wird die Gebäudetiefe an diesem Standort, die zu dunklen Nutzflächen und zu einem geringen Außenbezug führt. Leider befinden sich im Zentrum des Erdgeschosses die Sanitärräume und die Technikzentrale, die eine Verbindung zwischen Innen und Außen an dieser exponierten Stelle blockieren. Die Anordnung der unterschiedlichen Raumangebote ist funktional und bietet die gewünschte Vielfältigkeit vor allem des Marktplatzes als lebendigen Austausch-, Lern- und Begegnungsort. Die zentrale inklusive Erschließung ist großzügig sowie übersichtlich gestaltet und entspricht den Anforderungen einer guten Orientierung innerhalb des Schulgebäudes.
Die Lerncluster in den Obergeschossen entsprechen idealtypisch den räumlich-pädagogischen in der Phase Null formulierten Anforderungen. Die geforderten Nischen in den Klassenräumen wie auch die vielfältigen Lern-, Bewegungs- und Rückzugsangebote in den Foren und die räumlichen Beziehungen untereinander sind überzeugend gelöst. Die entstehende Lernlandschaft bietet gut proportionierte fließende Räume und lässt gleichzeitig eine Zonierung von Untereinheiten innerhalb der Cluster zu. Durch die Skelettkonstruktion und die Trennung von Rohbau und Ausbau kann die Raumstruktur auch mittelfristig an pädagogische Entwicklungen angepasst werden.
Die notwendigen Innenhöfe zur Belichtung der Forumsflächen in den Clustern erscheinen zu klein, um eine ausreichende Versorgung mit Tageslicht vor allem im 1. OG zu gewährleisten.
Die Rettungswegführung ist auf den ersten Blick nachvollziehbar und gut ausgearbeitet. Die Rettungswege verlaufen über den davorgestellten Laubengang und können daher leider nicht pädagogisch genutzt werden. Eine in allen drei Geschossen durchgehende Brandabschnittsbildung wird kritisch gesehen.
Zusammenfassend stellt der Entwurf bezogen auf die Lernlandschaften der Grundschüler:innen einen guten Vorschlag dar, der einer zukunftsgerichteten Pädagogik räumlich entspricht und eine vielfältige sowie anregende Lernumgebung über den ganzen Tag bietet. Leider können die städtebauliche nicht raumbildende Setzung, der voluminöse Baukörper sowie die Anmutung mit den davorgestellten Laubengängen, die pädagogisch nicht genutzt werden können und daher die Lebendigkeit einer Grundschule nicht nach außen tragen, nicht überzeugen.
Es liegt kein schlüssiges Haustechnik-Konzept vor. Es soll ein BHKW zur Abdeckung der Spitzenlast der Wärmeerzeugung in Kombination mit einer Luft-Wärmepumpe eingesetzt werden. Wirtschaftlichkeit und Effizienz sind hierbei kritisch zu hinterfragen. Des Weiteren wird als Energieträger ein nichtfossiler Brennstoff angeführt. Regenwasserbewirtschaftung ist angedeutet.
©Hausmann Architektur, rabe landschaften
Lageplan M 1:500