Einladungswettbewerb | 03/2023
Neubau für die Volksbank Raiffeisenbank eG in Bargteheide
©Kim Nalleweg Architekten
2. Preis
Preisgeld: 12.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Simon Bohnet, Clara Kühn, Martin Schinzel, Adi Cohen, Andreas Arauz, Justus Smolnik, Lukas Schlüter
STUDIO RW | Landschaftsarchitektur + Stadtplanung
Landschaftsarchitektur
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro T. Wackermann GbR
Brandschutzplanung
Erläuterungstext
Der Neubau der Volksbank in Bargteheide legt den Grundstein für die Neuentwicklung einer der führenden Genossenschaftsbanken der Region nach der Fusion. Der Umbau zu einem agilen, modernen Dienstleistungsunternehmen findet auf einer Plattform für kreativen, unternehmensübergreifenden Dialog statt. Der Entwurf übersetzt diesen Raum in ein Arbeitsumfeld für die Weiterentwicklung und Neuausrichtung interner Strukturen und Prozesse. Zwei Ideen sind maßgeblich: Zum einen wird die Möglichkeit geschaffen, auf einem Geschoss gemeinsam zu arbeiten. Zum anderen dient eine gemeinsame Mitte als neuer Ausgangspunkt für einen Ort der Kommunikation und Begegnung: Alle zusammen – Alle auf einer Ebene – Alle auf Augenhöhe. Das Gebäude wendet sich mit seiner Kreisform einladend zu allen Seiten an den Ort. Es gibt kein Davor und kein Dahinter, die Landschaft ist um, im und Teil des Gebäudes. Die Volksbank nutzt die Qualitäten des Ortes und bereichert ihn gleichzeitig. Das Erdgeschoss öffnet sich für Mensch und Natur gleichermaßen. Zentrale öffentliche Räume empfangen Besuchende und Mitarbeitende gleichermaßen. Die großzügigen, begrünten Innenhöfe reichen bis an die Fassade und brechen die Grenzen zwischen Innen und Außen, zwischen Haus und Landschaft. Das Obergeschoss bildet eine lebendige Arbeitsplattform, die sich leicht und gläsern über die Landschaft legt, um zugleich Ein- und Ausblick zu schaffen. Es ist ein Ort der Arbeit und Kommunikation. An der Fassade gelegene Gruppenbüros bieten abwechslungsreiche Blicke in die Landschaft. Die drei Innenhöfe bieten gleichzeitig genügend Rückzugsorte und spenden großzügig Tageslicht an die innenliegenden Arbeitszonen. Durch die definierte Gliederung der Bereiche entstehen spannende visuelle Bezüge, die zudem die Vegetation der Außenräume in der offenen Raumstruktur erlebbar machen. Im Erdgeschoss öffnet sich das Haus und leitet die Landschaft in das Gebäude. Die Auskragung der Arbeitsplattform schafft mehrere Schichten zwischen Innen und Außen, und leitet die Besuchenden zu den schwellenlosen Zugängen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Preisgericht würdigt den Entwurf für seine vermeintlich simple, aber vor allem überraschende und überzeugende städtebauliche Lösung mit einem gleichermaßen gut integrierten wie selbstbewusst autark agierenden, wohl proportionierten Baukörper. Die prägnante Grund- form mit moderater Gebäudehöhe und den klug gewählten, die Idealform brechenden Ein- schnitten setzt ein unverkennbares Signal, das Neugier weckt und Identität schafft. Unter- stützt durch das zurückspringende Erdgeschoss gelingt es, trotz des vergleichsweise großen Grundrisses, in allen vier Quadranten eindeutig belegte Freiräume zu definieren – inklusive einer sinnvollen Anbindung an die Landstraße. Der spektakulärste Freiraum und eine der großen Stärken des Entwurfs ist jedoch die Dachfläche, die einen kommunikativen Ort mit besonderer Qualität innerhalb dieses unruhigen Umfelds schafft – ein Freiraum mit echter und einzigartiger Aufenthaltsqualität. Nicht abschließend überzeugt ist das Preisgericht jedoch von der Eingangssituation, die durch Rücksprung des Erdgeschosses und Rückverlagerung in den Gebäudeeinschnitt zu bedrängt, zu wenig einladend und prägnant ist – eine nicht gelöste Herausforderung der Grundform des Gebäudes. In der inneren Organisation gelingen hingegen überraschende Lösungen zur Bewältigung dieser Form und der großen Flächen. Deren Dimension und gekonnte Zonierung ist eine der großen Qualitäten des Entwurfs, mit der eine gelungene Balance für eine hierarchiearme, flexible Nutzung gelingt – selbst wenn dieses Versprechen teilweise nicht ausreichend dargestellt und in Bezug auf das erforderliche Konstruktionsraster ausreichend nachgewiesen wird. Bei der Hauptkonstruktion vermisst das Preisgericht die gleiche Konsequenz wie in der formalen Gestaltung, die hybride Verwendung von Stahl in der Holzkonstruktion läuft dem nachhaltigen Grundanspruch zuwider. Schwächen erkennt das Preisgericht durch die zu enge Verzahnung der Erschließung in der Flexibilität bei der Vermietung von Flächen an Dritte sowie durch die zu individuelle Gesamtlösung für eine mögliche Nachnutzung des Gebäudes.
Insgesamt wertet das Preisgericht den Entwurf als mutigen, konsequenten Beitrag, dessen konzeptioneller und struktureller Ansatz die Umsetzung wesentlicher funktionaler Anforderungen und die Sensibilität für den komplexen Kontext liefert.
©Kim Nalleweg Architekten
©Kim Nalleweg Architekten
©Kim Nalleweg Architekten
©Kim Nalleweg Architekten
©Kim Nalleweg Architekten
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©Kim Nalleweg Architekten
©Kim Nalleweg Architekten
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