modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Neubau Gesamtschule Nord+ in Kassel

1. Preis / Realisierungsteil

Preisgeld: 78.228 EUR

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

rheinflügel severin

Stadtplanung / Städtebau

weihrauch+fischer gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

GESAMTSCHULE NORD+
mit städtebaulich – freiraumplanerischem Ideenteil
Das ca. 4,17 ha große Wettbewerbsgrundstück an der Fiedlerstraße in Kassel, prägt sich zurzeit durch eine heterogene Bebauung die zum größten Teil aus Gewerbe, bzw. Industrieanlagen besteht, welcher in Zukunft in wesentlichen Teilen zur Disposition stehen. Die beiden Wohngebäude aus der Gründerzeit sollen in den neuen Bebauungsvorschlag eingefügt werden.
Planungsaufgabe für den Realisierungsteil war es, eine neue Gesamtschule mit Integrierter Stadteilbibliothek zu planen (BGF ca. 19.000qm). Hinzu kam ein Ideenteil mit vorwiegender Wohnnutzung und flankierenden Nutzungen mit einer BFG von ca. 38.000 qm.

Die Idee für das Entwurfskonzept resultierte aus dem angrenzenden Nordstadtpark als ‘Grünes Herz‘ des Stadtteils. Diese Ausgangssituation wird mit einem lockeren Verbund einzelner Schulbaukörper als Schule am Park unter einem Dach fortgeschrieben.
Alle Bereiche der Gesamtschule Nord+ (Grundschule, Sekundarstufe und Stadtteilbibliothek) gruppieren sich im baulichen Verbund als einzelne ablesbare Holzbaukörper um das zentrale Forum mit seinem großzügigen Oberlicht. Im Erdgeschoss befinden sich hier auch die Mensa und eine Bühne mit einem multifunktionalen Veranstaltungsbereich. Die Orientierung im Gebäude ist einfach und klar ablesbar. Die zentrale Treppe als Tribüne und Aufenthaltsort bespielt das Forum als Ort der Kommunikation und führt sowohl zum zentralen Verwaltungsbereich im 1. Obergeschoss als auch zu den Clustern der Sekundarstufen und zur Grundschule. Die Stadtteilbibliothek erhält in dem Kontext zur Schule einen separaten Eingang. In den Zwischenräumen der Dachlandschaft im 1.OG  entsteht eine abwechslungsreiche, multifunktional nutzbare Fläche mit Schulgärten, grünen Klassenzimmern und Terrassen. Erschlossen wird diese grüne Dachlandschaft über eine Galerie im Bereich des Forums. Eine weitere Freitreppe verbindet diese mit dem hin, zum Schulhof der Sekundarstufe, bzw. auch dem Außenbereich der Mensa. Die Grundschule erhält ihren eigenen geschützten Schulhofbereich, welcher der südlich gelegenen bestehenden KITA zugeordnet ist.
Durch die vorgeschlagene Baumassenverteilung und Abstaffelungen erhält die Gesamtschule eine feingliedrige Proportion im städtischen Umfeld, welche angemessen auf den Bestand reagiert, das pädagogische Konzept des Nutzers wiederspiegelt und zum zentralen städtebaulichen Gelenkpunkt zwischen einer grünen Bildungslandschaft und dem neuen Wohnquartier in der Nordstadtpark wird.

Beteiligte Büros: Rheinflügel Severin und weihrauch + fischer gmbh

Kenndaten:  
1.Preis Wettbewerb 2022
Auftraggeber:
Stadt Kassel Immobilien GmbH & Co. KG,
vertreten durch Stadt Kassel Immobilien Verwaltungs GmbH,
vertreten durch GWG Projektentwicklung GmbH
Standort: Kassel
Größe Realisierungsteil: 19.000 m² BGF
Bauvolumen: ca. 60 Mio. €
Leistungszeitraum: 2022 -2027

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein großzügiges Schulhaus mit vier charaktervollen Baukörpern, einem einladenden Eingangsbereich an einem neuen Stadtplatz, Pausenterrassen im 1. OG und direkt zugeordneten Freibereichen sollen das Gesicht der Neuen Gesamtschule Nord+ prägen. Alle Nutzer/innen der Schule können das großzügige Foyer von verschiedenen Seiten als Eingangsbereich, Begegnungsraum und als gemeinsamen Veranstaltungsort erleben, da sowohl die Mensa als auch der Theaterraum und der Bühnenbereich zuschaltbar sind. Die Stadtteilbibliothek ist gut auffindbar und kann von ihrer Lage am Foyer profitieren; dies betrifft auch den Verwaltungsbereich der Schule und die Räumlichkeiten für das Kollegium. 

Der Eingang der Grundschule liegt in der Nähe zur Kita im Stadtteil, was sehr begrüßt wird. Die verschiedenen Freiräume der Schule sind funktional differenziert organisiert, bieten als Spiel- und Sportflächen vielfältige Angebote und integrieren auch die erforderlichen Retentionsflächen. An den beiden Eingangsbereichen der Schule werden ausreichend dimensionierte Fahrrad- und Rollerbügel, Sitzgelegenheiten und schattenspendende Bäume vorgeschlagen. Mit diesem durchdachten Gebäude-, Erschließungs- und Freiraumkonzept der Schule kann das verfügbare Grundstück klug ausgenutzt und in die zukünftige städtebauliche Entwicklung des neuen Quartiers integriert werden. Hervorhebens-wert sind hier die angedachte öffentliche Wegeverbindung in Richtung Eisenschmiede sowie der Nachweis für eine Ansiedlung gewerblicher Nutzungen und die Etablierung von neuen Wohnstrukturen. Ein (planungs- und bauordnungsrechliches) Manko ist bis dato der Vorschlag eines direkten Anbaus der Schule an das Bestandsgebäude an der Fiedlerstraße. Aus Sicht der Nutzer/innen kann das Gesamtkonzept für die Erschließung, die Anordnung und Erreichbarkeit des Fachclusters, der Lerncluster und der gut separierbare Bereich der Grundstufe hervorgehoben werden. 

Die Lerncluster sollen jeweils eine Ebene in den drei nach Norden orientierten Bauköpern belegen. Sie funktionieren in ihrem Raumprogramm und ihren Proportionen und entsprechen damit einer modernen und tragfähigen Pädagogik. Der Entwurf berücksichtigt damit die von der Schulgemeinde entwickelten Kriterien der Phase Null sehr gut. Die für die Tagesbelichtung und natürliche Belüftung vorgeschlagenen Loggien werden hinsichtlich ihrer Effektivität und ihrer bauphysikalischen Konsequenzen problematisiert und kontrovers diskutiert. Die Möglichkeiten zur natürlichen Belichtung der Clustermitte – im Sinne der geforderten Low-Tech Strategie – sind nachzuweisen. Insgesamt hat der Entwurf die Anforderungen an ein nachhaltiges Gebäudekonzept zu erfüllen. Dies gilt für eine plausibel durchgearbeitete Holzhybridbauweise, den Nachweis der erforderlichen Technikflächen im Untergeschoss sowie die Integration der konzeptbedingten Installationswege und Installationen. 

Die Wirtschaftlichkeit ist sowohl in Bezug auf die Nutzungen als auch die Erschließungsflächen gegeben. Insgesamt wird der Entwurf einhellig positiv beurteilt und signalisiert als „Schule im Park“ den Bildungsaufbruch im Stadtteil. Der Anschluss des Schulgebäudes an das Bestandsgebäude an der Fiedlerstraße ist allerdings unter bau- wie denkmalrechtlichen Gesichtspunkten zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten. Die natürliche Belichtung und Belüftung der Aufenthaltsräume in den Clusterflügeln sind ebenfalls zu prüfen und ggf. zu optimieren. 

Die Loggia sollte als ganzjährig nutzbarer Raum zur Verfügung stehen. Eine Ausführung des Gebäudes in Holzhybridbauweise wird grundsätzlich begrüßt, ist jedoch im bisher dargestellten Entwurf noch nicht ausreichend ablesbar. Es bedarf einer vertieften Klärung der Konstruktion im Sinne einer nachhaltigen Materialität. Grundsätzlich ist die Genehmigungsfähigkeit im Sinne des vorbeugenden Brandschutzes zu prüfen und der Entwurf entsprechend anzupassen.
Wohnbebauung Ideenteil

Wohnbebauung Ideenteil

Lageplan 1000

Lageplan 1000