Nichtoffener Wettbewerb | 12/2020
Neubau Grundschule und Erweiterung Mittelschule St. Zeno in Bad Reichenhall
©Horn Modellbau GmbH
Modellfoto
Anerkennung
Architekturbüro Raum und Bau GmbH BDA/BDIA
Architektur
Erläuterungstext
Der vorliegende Entwurf zum Schulneubau St. Zeno verfolgt das Ziel einer baulichen Neuordnung auf dem Sport- und Bildungscampus zwischen Münchner Allee und Salzburger Straße, indem es die am Ort vorhandenen Gegebenheiten und Qualitäten berücksichtigt, aufnimmt und weiterführt. Das neu zu entwickelnde Ensemble zwischen bestehender Mittelschule, neuer Grundschule und öffentlichem Parkplatz führt die Grundideen der Durchlässigkeit, Urbanität und differenzierte Typologien des Städtebaus im unmittelbaren Umfeld des geschichtsträchtigen Münsters St. Zeno weiter und ergänzt diese. Die volumetrischen Setzungen der Neubauten mit einer verbindenden Magistrale der Erschließungs- und Gemeinschaftsbereiche, fördert die Synergien beider Schulformen und verknüpft die internen und externen Funktionen miteinander. Auf diese Weise entstehen bedürfnisgerechte räumliche Strukturen mit einer angemessenen Nutzungsflexibilität, um den wechselnden Anforderungen eines zeitgemäßen und zukunftsfähigen Schulbetriebs gerecht zu werden.
Die Gebäudekonfiguration reagiert mit drei in der Höhe gestaffelten und versetzten Baukörpern auf die städtebauliche Bestandsstruktur der Zenostraße. Die differenzierte Kubatur des Neubaus ermöglicht in Verbindung mit dem Bestandsgebäude der Mittelschule die Ausformulierung selbstverständlicher Außenräume. Dabei entstehen zwei differenzierte Vorplätze im Süden mit eigenständigen, städtischen Adressen für die Grund- und Mittelschule St. Zeno im Westen bzw. dem Haus für Kinder und Haus der Vereine im Osten. Im Naturraum nach Norden entstehen geschützte Schulhöfe und vielfältige Spielflächen.
Konstruktion und Materialien
Das Berchtesgadener Land verfügt traditionell über eine starke Forstwirtschaft mit hoch qualifizierter Holzbaubranche. Der regional vorhandene und natürlich nachwachsende Roh-stoff Holz wird daher als primärer Baustoff für die Fassaden präferiert. Bei der Konstrukti-onsart wird folglich auf elementierte Holzrahmenbauelemente gesetzt, die mit einem hohen Vorfertigungsgrad der Außenwandelemente eine zügige Errichtung der einzelnen Gebäudeteile ermöglicht, eine wirtschaftliche Lösung darstellt und darüber hinaus Ressourcen schont. Große Fensteröffnungen, abgestimmt auf die Erfordernisse des sommerlichen Wärmeschutzes mit außenliegenden, textilen Sonnenschutzbehängen, bieten dabei eine hohe Raum- und Tageslichtqualität in den Klassenräumen. Im Innern ermöglichen tiefe Holzsitzbänke vor den Fensteröffnungen Gruppenaktivitäten.
Beim Erdgeschoss wird ebenso auf dauerhafte und wartungsarme Materialien gesetzt, auch um Lebenszykluskosten zu senken. Ein widerstandsfähiger Sichtbetonsockel interpretiert die massiven Steinsockel regionaler, wie traditioneller Baukultur und verstärkt die tektoni-sche Haltung in der gestalterischen Differenzierung des massiven Sockelbaus, auf dem leicht anmutende Körper sitzen. Die äußere Gestalt ist folglich von lediglich drei Materialien geprägt Holz, Beton und Glas.
Technik
Die Einbindung eines großvolumigen Wasserspeichers (600 m³) als Wärme- und Kältespei-cher entspricht in hohem Maße den Zukunftsanforderungen einer verbesserten Einbindung regenerativer Energie. Die Heizwärme wird über Geothermie in Verbindung mit Wärmepumpe bereitgestellt. Eine Einkopplung solarthermischer Wärmeenergie direkt in den Wärmespeicher sowie ebenso auch über PV-Elektroenergie in Verbindung mit dem Wärmepumpenbetrieb, ist systemtechnisch damit in bester Weise einzurichten. Die Raumtemperierung erfolgt in der Schule konventionell über Heizkörper, im Haus für Kinder mittels Flächenheizsystem. Eine Kühlung kann mittels Geothermie ohne aktiven Einsatz von Kühlaggregaten eingerichtet werden. Der Energiespeicher kann als Vorratsspeicher für die Heizzeit mit Überschusswärme aufgeladen werden. Die Effizienz des Wärmepumpenbetriebs ist hierdurch wesentlich, herausgehoben zu steigern.
Eine Regenwassernutzung über die extensiv begrünten Flachdächer mittels Zisterne und Regenwassermanagement (Gründach mit Retention, etc.) ist vorgesehen. Ebenso sind auf den Dachflächen der Neubauten PV-Module zur Eigenbedarfsdeckung sowie thermische Solarmodule vorgesehen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Neubauvolumen ist in drei ablesbaren Baukörpern untergebracht und in der Höhensituation gestaffelt. Der Zugang der Schulen erfolgt konsequenterweise über einen zentralen Haupteingang. Die vertikale Erschließung ist in direkter Anbindung über eine repräsentative Treppenanlage organisiert.
Hervorzuheben ist dass nur an einer Stelle an den Bestand angebaut wird. Der Anschluss der Erschließungsachse an das Haupttreppenhaus ist gut gelöst. Die vorgefertigte Holzkonstruktion der Obergeschosse wird aus dem Nachhaltigkeitsaspekt positiv gesehen.
Die geplanten Cluster im Neubau sind attraktiv um einen Lichthof angeordnet, dessen Funktionalität in der weiteren Planung zu überprüfen wäre.
Durch die Baukörperanordnung auf dem Grundstück sind differenzierte und gut bespielbare Außenbereiche möglich. Die Schaffung eines Platzes mit Aufenthaltsqualität im Bereich der Kreuzung von Salzburger- mit Zenostraße wird seitens Jury anerkennend bewertet.
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Modellfoto, Haupteingang
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Lageplan
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Entwurfsidee
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Grundriss Erdgeschoss
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Grundriss 1. Obergeschoss
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Grundriss 2. Obergeschoss
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Grundriss Untergeschoss
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Ansicht Zenostraße, Längsschnitt
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Ansicht Salzburger Straße, Querschnitt
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Farb- und Materialkonzept Fassade
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Erläuterung Konstruktion