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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024

Neubau Grundschule und Hort in Stockstadt am Main

Skizzenhafte Darstellung

Skizzenhafte Darstellung

3. Preis

Preisgeld: 10.500 EUR

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

BPK Ingenieure und Sachverständige für Brandschutz GmbH & Co.KG.

Brandschutzplanung

merz kley partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

EINGESCHMIEGT
Der dreigeschossige, riegelartige Baukörper schmiegt sich wie selbstverständlich in den Bestand zwischen Frankenhalle, Mittelschule und den beiden Kindergärten ein, zitiert die vorhandene Kantenlängen sowie Höhen und respektiert die vielfältigen Restriktionen aus den verschiedenen Abstandsflächen. Der sichelförmige erdgeschossige Hort (h<3,90) im Freihaltekorridor ergänzt den Riegel und schirmt mit dem begleitenden grünen Saum den Schulhof zum Erholen und Spielen in den Pausen zur Forststraße ab. Die aus der Logik der Konstruktion abgeleitete Gestalt des nachhaltigen, ressourcenschonenden Holzbaus mit dem vorgestellten leichten Skelett der brise Soleil bestimmt das Erscheinungsbild und wird zum identitätsstiftenden Wiedererkennungsmerkmal.

ANKOMMEN
Der dreieckförmige Vorbereich dient als Treffpunkt vor und nach der Schule. An den Eingang schließt schwellenlos die Pausenhalle als vielfältig bespielbarer, pulsierender Treffpunkt der Schulgemeinschaft, Kommunikations- und Begegnungsort für Lernende und Lehrende, Schüler und Lehrer an. Über das zenital belichtete Atrium ist die dreischiffige Struktur der Schule mit einer durchgehenden Mitte als bunte und vielfältige Lernlandschaft sofort verständlich und die Orientierung damit einfach. Zugeordnet und hierhin öffen- und erweiterbar liegt die Betreuung (OGS) sowie der Theaterraum. Der Hort wird separat sowohl aus dem Schulhof wie auch direkt aus der Fortstraße erschlossen.

MITTE
An die mittige Pausenhalle schließt die Mensa an mit einem großen Sitzbereich, der sich in den wunderbaren Freiraum zum Wald öffnet. Dir Küche kann einfach und unabhängig der sonstigen Zuwegungen und Freiflächen über die alte Fortstraße angedient werden. Gegenüberliegend liegt das Cluster der Verwaltung an der Pausenhalle mit Teamraum, Büroflächen und einer eigenen Mitte als Kommunikations- und Ruhezone.

GEMEINSAM LERNEN
Jedes Cluster ist um ein zentrales Atrium organisiert. Die Sichtbezüge in die anderen Lernbereiche sowie das Erdgeschoß mit der Pausenhalle, Betreuung und Mensa soll das ‚lernende Suchen’ und ‘in mehrere Richtungen Schauende‘ räumlich fördern und unterstützen, die Augen der Schüler zu öffnen. Die vielfältig nutzbaren und mit Vorhängen oder mobilen Stellwänden unterteilbaren lebendigen Marktplätze sind an den Stirnseiten der Atrien angeordnet. Jeweils 4 Unterrichtsräume sind hierhin verglast und bei Bedarf auch öffenbar, so dass diese Kommunikationszonen eingebunden und vielfältigste Lehr- und Lernformen allein oder kooperativ in der Gruppe angeboten werden können. Zwischen den Unterrichtsräumen liegen stirnseitig kleinere Differenzierungsräume und zwischen den Clustern im Sinne des gemeinsamen Lernens die gut einsehbaren größeren Differenzierungs- und Förderbereiche. Am Zugang zu den Clustern sind die Garderoben als Schleusen angeordnet. Über die großzügigen Treppen sind die Cluster jeweils direkt an den Freiraum zum Spielen, Werken und die Freiklasse angebunden.

GEMEINSAM WERKEN, MUSIZIEREN UND FORSCHEN
Zwischen den Lernbereichen liegen die Fachcluster ebenfalls um einen gemeinsamen Marktplatz angeordnet mit den zur Mitte transparenten und auch öffenbaren Räumen zum Werken, zum Forschen sowie zum Musizieren.

BETREUEN
Die Betreuung (OGT) liegt im Erdgeschoss an der zentralen Mitte, so dass die angrenzenden gemeinschaftlichen Flächen der Pausenhalle und des Theaterraums mitgenutzt werden können. Die lauten Bereiche öffnen sich vollflächig zum Wald, der in die Betreuung eingebunden werden kann.
Der Hort ergänzt die Grundschule mit einer schützenden Lehmwand zu Forststraße. Durch die sichel- förmige Anordnung öffnen sich alle Gruppenräume großzügig zu der offenen Spiel- und Bewegungs-
fläche, als wichtiger Teil der Betreuung. Die Erschließung erfolgt aus dem Markplatz an dem auch der Sozialraum und die Hortleitung angeordnet sind.

BRANDSCHUTZ - EINFACH
Die drei Cluster je Ebene werden durch im Schulalltag offenstehende Schiebetüren brandschutztechnisch in drei Nutzungseinheiten getrennt. Die Entfluchtung der äußeren Lerncluster (525qm) erfolgt über die Treppen als 1. Rettungsweg und die benachbarte Nutzungseinheit (375qm) als 2. Rettungsweg. Die Atrien der Marktplätze werden entsprechend der Gebäudeklasse 3 verglast.

RESSOURCENDSCHONEND IN HOLZ
Die Tragstruktur ist effizient und ressourcenschonend in Holz-Skelettbauweise mit punktgestützten Balkendecken gedacht, zweilagig mit einfachen Fügungen auf Zangen aufgelegt, ohne aufwändige Stahlbauteile. Orthogonalität und Regelmäßigkeit sind Attribute, die einen guten und wirtschaftlichen Holzbau auszeichnen und im höchsten Maße beherzigt wurden. Sämtliche innere Trennwände sind nichttragend und so auf die wechselnden Raumbedürfnisse flexibel adaptierbar. Die Aussteifung erfolgt durch Diagonalen an den Längs- und Querseiten und Wandscheiben aus Brettsperrholzwänden (CLT) an den Stirnseiten und den Treppen. Die zwischen den Balken verlegten Holzwolle-Leichtbauplatten sind raumakustisch (einschl. tiefer Frequenzen) wirksam. Auf die statisch als Scheibe wirksame Schalung wird eine Lehmschüttung zur Schalltrennung zwischen den Geschossen verlegt. Balken und Schalung werden im Werk zu transportierbaren Größen als Elemente vorgefertigt.

AUSDRUCK FREUNDLICH
Im Inneren entsteht eine lichtdurchflutete, freundliche und anregende Atmosphäre als Voraussetzung für angenehmes Lernen und Arbeiten allein und in der Gruppe. Die sachliche, unaufgeregte, aus der Logik des Holzbaus abgeleitete Einfachheit bestimmt die innen wie auch die äußere Anmutung, die ein angemessenes Gegenüber und Dialog zum Bestand bildet und zum identitätsstiftenden Wiedererkennungs- merkmal wird. Die sichtbare und nachvollziehbare lineare Tragstruktur und die nachvollziehbaren einfachen Fügungen gibt der Unruhe des Lernens, dem ständigen Suchen, Reflektieren, dem Neugierigen eine systematische Ordnung.

ENERGIE GEWINNEN
Mit dem Ziel mehr Energie zu erzeugen als zu verbrauchen kombiniert das Energiekonzept bauliche (passive) Maßnahmen mit einer effizienten Anlagentechnik. Die Baukörperdisposition gewährleistet durch das günstige A/V Verhältnis energetisch minimale Transmissionswärmeverluste. Die vorgestellten brise Soleil reduzieren die thermischen Einträge, einfach, dauerhaft und windunabhängig. Durch Photovoltaik auf dem intensiv begrünten Retentionsdach ergänzt durch die Wärme aus dem geplanten Heizverbundsystem wird ein sehr guter Energiestandard erreicht. Die Beheizung erfolgt energetisch sinnvoll über eine Fußbodenheizung, so dass die Speichermasse des Bodens in das Energiekonzept eingebunden werden kann und im Inneren keine in der Nutzung störenden Heizkörper erforderlich sind. Die einfachen Holzelementfenster auf den geschlossenen Brüstungen sind manuell öffenbar. Warmwasser wird dezentral in den Sanitärbereichen erzeugt. Die hohe Tageslichtautonomie aller Bereiche sowie effiziente Beleuchtungskomponenten reduzieren den Primärenergiebedarf weiter.

ZIRKULARE MATERIALIEN
Die Anmutung innen und außen lebt von der Schönheit des Holzes, dessen Textur die Geschichte des Wachstums und dessen Patina die des Gebrauchs erzählt. Im Inneren sind die Holzbauteile weißlich hell geölt und geseift, außen vergrauen die senkrechten Holzverschalungen silbrig, bilden eine Einheit mit den leichten, wellförmigen Polykarbonatplatten der brise soleil. Der Schallschutz zwischen den Geschossen wird über die Lehmschüttung sichergestellt. Die Dämmung der äußeren Holzrahmenwände könnte statt aus Mineralwolle mit Stroh erfolgen. Die hellen Holzfenster und die filigranen Metallbauteile harmonieren mit dem Material- und Farbkonzept. Die Böden dienen als energetische Speichermasse und sind entsprechend dem angestrebten werkstattartigen Charakter als homogener heller, matt geschliffener Lehmestrich konzipiert und damit dem Nutzungskonzept entsprechend belastbar. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig und so für die Nutzung dauerhaft geeignet. Bei der Materialwahl sind Nachhaltigkeit, Lebenszyklus und die Schonung der natürlichen Ressourcen besonders berücksichtigt.

FREIRAUM VIELFÄLTIG UND BIODIVERSER
Die besondere Lage am Waldrand wird genutzt, um im Schutz der Grundschule thematisch und atmosphärisch mit Waldklassenzimmer, Schulgarten und naturnahen Spiel- und Kletterbereichen einen einzigartigen Charakter zu entwickeln. Lichtungen innerhalb des Waldes mit Spielstationen zum Thema Tiere und Pflanzen, Märchen oder Entdeckerpfad ergänzen dies. Die befestigten Flächen aus Recycling-Beton oder Abbruchplatten verzahnen sich über Grünfugen mit dem Naturraum. Die Flächen werden für die Retention von Oberflächenwasser modelliert und mit naturnahen Stauden und Waldgräsern bepflanzt, wodurch ein natürlicher Kühlungseffekt gefördert wird.
Im Kontrast hierzu ist der vordere Schulhof offener und einladend gestaltet. Ein grüner Saum mit extensiver Blühwiese und charaktervolle, Schatten spendende Bäume schirmen die vielfältige nutzbare Spiel-, Sport- und Bewegungsfläche ab, die während der Nachmittagsbetreuung durch den Hort genutzt wird. Der Vorbereich mit Bänken und grünen Inseln dient als Treffpunkt für Schüler, Lehrer und Eltern.
Die vorhandenen Bäume werden durch Neupflanzungen ergänzt um die Vielfalt des Ökosystem zu fördern. Im Schulwald wird eine heimische, waldtypische Vegetation gepflanzt, die nahtlos in den bestehenden Wald übergeht und die lokale Biodiversität unterstützt. Die grünen Inseln auf dem Schulplatz sind mit Stauden bepflanzt und dienen nicht nur der ästhetischen Aufwertung und Biodiversität, sondern auch der Sammlung von Regenwasser, was einen Beitrag zur nachhaltigen Wassernutzung leistet. Die Dächer der Neubauten sind als grüne Retentionsdächer konzipiert, die bei Starkregenereignissen Regenwasser-spitzen abfedern, das Kleinklima verbessern und verschiedenen Insekten und anderen Tieren einen Lebensraum bieten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schaffen mit ihrer städtebaulichen Idee einen schlanken dreigeschossigen Riegel mit klaren Raumkanten, der viel Platz für einen großen Vorplatz schafft. Auf freie Form als separater und abgelöster Baukörper liegen. Die Sonderform ergibt sich aus ihrer besonderen Nutzung der Hortfunktionen. Trotzdem kann der öffentliche Raum überzeugend die Gebäude umfließen und Zugänge zum Wald erhalten.

Die Sonderform des Hortes wird inkl. Schrägdachausbildung kontrovers diskutiert, und deshalb vom Preisgericht als formbarer und evtl .veränderbarer Baustein verstanden. Allerdings fehlt die von Schulleitung und Hort gewünschte direkte Angliederung des Hortes an den Hauptbaukörper.

Beide Haupteingänge liegen gut auffindbar auf dem großen Platz, der durch einen solitären Baum schön zentriert wird. Eine großzügige Gestaltung des Haupteingangs und klarer Durchgang zum Wald wäre wünschenswert.

Der schwellenlose Zugang führt uns direkt in die querliegende , großzügige Mittelzone des Hauses, die als pulsierende Zone über alle Geschosse lebhaft bespielt und verstanden werden kann.

Die Funktionen im Erdgeschoss sind inklusive Verwaltung wie gewünscht zusammengefügt und die aktive Nutzungszonen der Mensa , Musik und Theaterraum und OGT legen sich sinnfällig an die breite Verkehrszone. Die Mensa öffnet sich großzügig zum Wald und schließt somit durch das fließende Raumkonzept den Wald in die Mittelzone mit ein.

Sämtliche Bereich sind über die Geschosse zur Mittelzone hin flexibel öffenbar oder abschließbar. Dies bietet eine hohe Flexibilität für offene oder geschlossene Nutzungen. Die Clustergestaltung findet trotz der verbindenden linearen Mittelzone jeweils ihre eigene Mitte durch gestaltete Vertikal-Atrien, die Blick- und Lichtbezüge in alle Richtungen anregen. Die Idee der Verfasser, den Schülern über Sichtbezüge in der Architektur ein ‚lernendes Suchen‚ und in mehrere Richtungen Schauende‘ zu ermöglichen könnte interessant werden. Die Differenzierungsräume zwischen den Clustern sollten von der gemeinsamen Mitte aus nutzbar gemacht werden, Stellflächen für Schränke müssten zusätzlich an Brüstungs- oder Wandflächen geschaffen werden. Die Anordnung der Lichtatrien in der Mitte der Cluster wird auch als störendes Element diskutiert. Die Abgeschlossenheit der Clusterbereiche an Stelle der torgleichen Garderobenzonen sind denkbar, ohne die gewünschten Blickbeziehungen zu verlieren. Ob Loggienbereiche zu den Clustern generiert werden können, wäre zu prüfen. Das Haus ist durchgängig und konsequent als Holzbau durchdacht und überzeugt in Material und logischer Fügung. Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Zirkularität lassen eine sehr zeitgemäße Antwort auf das Bauen heute erwarten. Aufgrund einer sehr komprimierter 3-geschosigen Gebäudeform, klarer Gebäudekonstruktion und niedriger Flächenkennzahlen (BGF) können wir von einer wirtschaftlichen Realisierung ausgehen. Die geforderten Nutzflächen müssen den geforderten Flächen im Raumprogramm entsprechen.

Die Arbeit besticht durch ihre klaren und lesbare Entwurfsideen sowohl in der städtebaulichen Aufgeräumtheit, als auch in ihrer lesbaren Grundrisstypologie mit einer pulsierenden Mittezone. Allein eine eventuelle Anbindung des Hortes und Weiterentwicklungen der Clusterdetails bleiben eine lösbare Aufgabenstellung bei einer weiteren Bearbeitung an Verfasser und Bauherrschaft.
Modellfoto

Modellfoto

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. und 2. Obergeschoss

Grundriss 1. und 2. Obergeschoss

Querschnitt

Querschnitt

Südansicht

Südansicht

Nordansicht

Nordansicht

Detail

Detail

Modellfoto

Modellfoto