Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022
Neubau Haus für Film und Medien in Stuttgart
©2BA Architekten GmbH / JO CARLE ARCHITEKTEN PartGmbB
ein 3. Preis
Architektur
Architektur
Architektur
Tragwerksplanung
TGA-Fachplanung
Szenographie
Erläuterungstext
Leitidee - Architektonische und gestalterische Qualitäten
„Die Geschichte des Films ist immer auch eine Geschichte des Lichts“. Richard Blank
„Medien sind etwas Vermittelndes im ganz allgemeinen Sinn“.
Auf diesen beiden Definitionen beruht die Leitidee und die Grundkonzeption des Entwurfs für das HFM.
Die Fassadenfläche wird dabei als Medium an sich verstanden. Eine Symbiose aus analoger und digitaler Bewegung und Veränderbarkeit gibt die Inhalte des HFM Preis. Auf der Grundfläche eines Prismas, werden in Gruppen drehbare, geschosshohe Fassadenelemente beliebig zum Vorhang, zur LED- Plakatwand, zur Projektionsflächen, bzw. zum Sonnen- und Blendschutz, zur Verdunklung sowie zu Pflanz- und Rankkörper. Zur Innenstadt und zum Leonhardsplatz werden auf den opaken Seiten LED-Screens integriert die schnell und flexibel bespielt werden können. Sie werden so gleichzeitig Vorhang und Leinwand. Sie macht den Besucher zum neugierigen Schaulustigen der durch den Vorhang spickt und zum Schauspieler vor der Öffentlichkeit gleichermaßen. Grenzen zwischen Beschauer und Beschautem verwischen. Sie grenzt tagsüber Licht aus wo nötig und lässt nachts von innen nach außen strahlen. Ein Lichtspielhaus im eigentlichen Sinn. Die Prismenfassade lässt Einblicke hinter die Kulissen auf das ganze (Farb-) Spektrum der Film- und Medienproduktion zu, also in die Workshops, in die Werkstätten und Studios.
Multifunktionale veränderbare Nutzungen im Inneren sorgen für immer neue „Bühnenbilder“ und durch die Bewegung im Gebäude für veränderte Ausblicke mit spannungsvollen Kulissen im Stadtraum. Ebenso wie im Film entsteht bei dem Gebäude ein Ineinander von Raumbild und Flächenbild das durch die Bewegung des Besuchers zum eigenen „Film“ zusammengeschnitten wird.
Dem Element der drehbaren und veränderlichen Prismen kommt als szenographisches Objekt im Innenraum eine zentrale Rolle zu. Es wird als Medienstele schon im weiteren Umfeld positioniert um auf Inhalte hinzuweisen und Menschen zum Besuch des HFM zu animieren. Es zeichnet sich durch drei unterschiedliche Seiten des gleichschenkligen Dreiecks aus; einer veränderlichen Seite als Sinnbild des Bewegung im Film und in den Medien , einer beständig bedruckte Seite als Sinnbild traditioneller Printmedien, und einer verspiegelten Oberfläche als Reflexion des Menschen selbst der in seinem Spiegelbild zum eigenen Darsteller wird. Diese Mediensäulen sollen integral vernetzt und variabel als Leitsystem und Ausstellungsguide mit Lautsprecher per App steuer- und bespielbar sein.
Das Haus für Film und Medien fokussiert sich dabei zwar auf die, digital per App auf Smartphones und Tablets abrufbaren, visuellen Medien, beschränkt sich aber nicht auf diese. Die gute Orientierbarkeit durch die spannungsvollen Raumgefüge werden mit Ton und Geräuschinstallationen unterstützt. Bewegungsräume wechseln sich mit ruhigen Rückzugsräume ohne Konsumzwang ab.
Das Gebäude wird in seiner Anordnung und äußerlichen Erscheinung selbst Medium, also der Mittler. Es bedient sich analoger Kontraste wie hell dunkel, eng -weit, niedrig - hoch, nah und fern, laut-leise und runtergebrochen auch auf den Kontrast des digitalen binären Systems, 0 und 1.
Das Gebäude wird vom Leonhardsplatz betreten. Die Wegeführung und Zugangssituation ist klar und eindeutig. Im Foyer beginnt der Ausstellungs- und Erschließungsraum mit Sitztreppe als Schaufassade zur Innenstadt. Über die extrovertierten Wartebereiche des großen Kinos 2 verlaufend, taucht er in das Innere des Gebäudes ein und breitet sich in introvertierten Raum des Multifunktions- und Ausstellungsebene aus, kreist in den Workshopgeschossen um das kleinere Kino 1, um dann auf dem Rooftopkino und Dachgastronomie mit Blick über die Stadt zu enden.
Städtebauliche und freiräumliche Qualitäten
Die städtebauliche Emanzipation des HFM entsteht durch das Herausdrehen des Baukörpers aus der Flucht des Mobility Hubs in die Flucht des Bohnenviertels entlang der Pfarrstraße. So öffnet sich der Straßenraum der Wagnerstraße leicht aber merklich zu Innenstadt. Gleichzeitig wird der Haupteingang zum Mobility Hub und die Treppe auf dessen Dachterrasse vom Leonhardsplatz freigestellt.
Durch das orthogonale Vis-à-vis der neuen Platzkanten, der beiden Kulturbauten des HFM und dem Gustav-Siegle-Haus, wird eine neue Platzfläche aufgespannt. Der Leonhardsplatz mit Leonhardskirche erhält so die Bedeutung der ihm als Bindeglied dreier Stadtviertel gebührt.
Durch die versetzten Volumen wird funktional wie städtebaulich auf die Umgebung reagiert. Das EG ist gegenüber dem Obergeschoss zurückversetzt und bietet Eingangs- und Gastroüberdachungen. Die 4 Obergeschosse sind gegenüber Ebene 1 und 2 zurückversetzt und nehmen so die Höhe der Bestandsbebauung des Bohnenviertels auf. Die entstehende Fläche dient als repräsentativer Balkon für Großveranstaltungen wie Festivals und Premieren. Es entsteht eine skulpturale Architektur, die sich aus dem Kontext zu einem Solitär mit hohem Identifikations- und Wiedererkennungswert entwickelt.
Erfüllung von funktionalen und inhaltlichen Anforderungen der Auslobung
Der Ursprung des Films geht aus der Cinematographie hervor also der „aufgezeichneten Veränderung“. Diese Veränderung ist im Gebäude durch die Möglichkeit wo möglich Raumbegrenzungen auflösen zu können, Leitbild der Grundrisskonzeption. Abtrennungen der öffentlichen Bereiche entstehen durch mobile Trenn- oder Stellwände, Verglasungen oder Vorhänge.
Durch die gewählte Grundrissstruktur und der Lage der Treppenhäuser und Technikkernen entstehen unterschiedliche Raumbreiten die den unterschiedlichen Nutzungen auf allen Ebenen entsprechen. Die Erschliessungskerne sind diagonal gegenüberliegend angeordnet und lassen so unterschiedlichste Nutzungskombinationen zu. Sie sorgen auf allen Ebenen für eine einfache Orientierung und für kurze Flucht- und Rettungswege, des als Versammlungsstätte konzipierten Gebäudes.
Im Inneren wird die szenographische Qualität durch die gewählte Nutzungsstapelung unterstützt.
Die für unterschiedliche Veranstaltungen mögliche zusätzlichen Nutzungskombinationen sind vielfältig:
-Der Multifunktionsraum im 3.OG kann mit den Ausstellungsflächen zu einer großen Veranstaltungs- oder Ausstellungsfläche zusammengeführt werden.
-Filmfestivals im Großkino können direkt mit gastronomischen Angeboten im OG ergänzt werden.
-Der Gastraum lässt den Blick von der Galerie auf den Multifunktionsraum im EG zu.
-Das Restaurant im EG kann mit der Multifunktionsfläche im EG erweitert und separat genutzt werden.
-Vom kleinen Kino 1 auf Ebene 4 entstehen Einblicke in die Workshops
-Das kleine Kino 1 wird Abspielraum für den Workshopbereich z.B von Kleinproduktion von Schulklassen und wird so dessen Herz
-Die Leonhardskirche wird Kulisse für das Rooftopcinema
-Rooftopcinema und Dachgastro lassen sich einfach zusammen schließen.
Wirtschaftlichkeit
Das HFM kommt mit einem sehr kleinen Fußabdruck aus. Die quadratischen Grundrisse werden nach oben größer und bleiben auf allen Ebenen sehr kompakt.
Die Konstruktion ist in Stahlbetonflachdecken aus Recyclingbeton vorgesehen und erfolgt im Untergeschoss in wasserundurchlässiger Bauweise.
Die Prismenfassade aus Metall mit einer matten leinwandähnlichen und edlen Oberfläche ist sowohl in Herstellung als auch in Unterhalt, trotz ihrer hochtechnischen medialen Bauelemente, durch ihrer modulare Bauweise günstig. Sie ist von innen durch zu Wartungszwecken öffenbare Fenster gut zugänglich.
Alle nicht tragenden Fassaden werden in Holz- Pfosten-Riegelkonstruktion vorgesehen
Mobile Trennwände werden in Holzwerkstoffplatten hergestellt, um die teils die hohen Schallschutzanforderungen zu erfüllen. Andere Raumabtrennungen sollen in ökologischer Holzständerbauweise in Kombination mit Lehmoberflächen erfolgen.
Konstruktion
Das Tragwerk des neuen Hauses für Film und Medien ist stark durch die Gliederung der übereinander versetzt angeordneten Gebäudekuben mit partiellen Auskragungen bis 5m und die weiten stützenfrei überspannten Veranstaltungssäle im Innenraum gekennzeichnet. Der gewählte Tragwerksentwurf stimmt dabei die formalen, funktionalen und statischen Aspekte aufeinander ab.
Die gewählte Skelettbauweise in Stahlbeton mit integrierten geschosshohen Fachwerkträgern aus Stahlbetonverbundelementen reagiert effizient, filigran und werkstoffübergreifend auf die statische Situation. Durch die Anordnung der Fachwerkträger kann die maximale stützenfreie Spannweite auf 15 x 17 m begrenzt werden, gleichzeitig bleibt die maximale Flexibilität des Grundrisses in Bezug auf die Nutzung ermöglicht. Die Abfangung der Decken über die geschosshohen Fachwerke sowohl im Innenraum als auch im Luftraum der Auskragung machen dabei das Tragwerk und den Kraftfluss innerhalb des Gebäudes als ästhetisches Element sicht- und erlebbar. In den Bereichen der Kinosäle ermöglicht die Verringerung und Vereinheitlichung der Spannweiten die Konstruktion mittels zweiachsig lastabtragender Trägerroste, um die Bauhöhe möglichst gering und die Stahlbetontragelemente schlank zu halten.
In den übrigen Deckenbereichen sieht der Entwurf punktuell gestützte Decken aus vorgefertigten Hohlkörperdecken mit optimalem Materialeinsatz bei gleichbleibend hoher statischer Belastbarkeit und wirtschaftlichen Bauzeiten vor. Die Hohldecken sparen im Vergleich zu einer Flachdecke 45% an Masse und CO² ein, wirken als thermische Masse und erfüllen alle Anforderungen an den Schall- und Brandschutz. Dasselbe gilt für die drei aussteifenden Kernbereiche aus Betonhalbfertigteilen. Durch den Einsatz von klinkerreduziertem Zement CEM III/A und hohen Anteilen an Recycling-Betonen entsteht eine Bauweise, welche die verwendeten Baumaterialien im technischen Kreislauf hält und dadurch eine nachhaltige Nutzungslebensdauer gewährleistet. Bei der Wahl der Lieferanten wird besonders auf einen regionalen Bezug und kurze Anfahrtswege geachtet.Die Gründung nutzt die verfügbare Höhe bis oberhalb des Grundwasserhorizont voll aus. Die Anbindung an das UG des Mobility-Hub und die Stadtbahnpassage erfolgt einfach und ermöglicht überall direkte Zugänge, unter anderem auch den barrierefreien Zugang auf den Leonhardsplatz und direkt von der Passage ins HFM.
Alle Anbindungen an den Bestand sind schlüssig und ohne größere Eingriffe umsetzbar.
Nachhaltigkeit / Energiekonzept
Anhand der im Folgenden aufgezeigten Maßnahmen und der zum Einsatz kommenden Versorgungstechnik wurde für den Neubau des Hauses für Film und Medien ein individuelles, auf das Gebäude abgestimmtes effizientes Energiekonzept entwickelt, welches einen höchstmöglichen thermischen Komfort mit minimalem technischem Einsatz gewährleistet.
Dies erfolgt durch die Kombination der optimierten hochwärmedämmenden Gebäudehülle zusammen mit der ressourcenschonenden Anlagentechnik, die damit kombinierte einfache Fensterlüftung als auch durch die begrünte Fassade nach Süd- und Nordost. Sie erzeugt zusammen mit der oasenartigen Begrünung des Dachpatios ein angenehmes Mikroklima. Die Bewässerung erfolgt durch die Speicherung von Regenwasser.
Sommerlicher Wärmeschutz
Um hohe solare Erträge im Sommer in den Büro- und Verwaltungsbereichen zu vermeiden, sieht der Entwurf vertikale Lamellen vor die raumabhängig steuerbar sind und bei günstiger Stellung Sonnenschutz bieten und dennoch Licht hereinlassen. Die Kinosäle sind fensterlos.
Zur Sicherstellung des hygienischen Luftwechsels und einer hohen thermischen Behaglichkeit wird der öffentliche Bereich mit Foyer, Gastronomie, Seminarräumen sowie die Kinosäle mechanisch be- und entlüftet. Das zentrale Lüftungsgerät ist mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet. Zur Vortemperierung der Luft wird ein zweigeschossiger Erdkanal entlang der beiden Untergeschosse vorgesehen. Außerdem wird die Zuluft nacherhitzt und über eine adiabate Abluftkühlung gekühlt, um ganzjährig behagliche Zulufttemperaturen zu ermöglichen. Mit diesem Konzept kann auf eine aktive Kälteerzeugung verzichtet werden. Für die Kinosäle ist eine Quelllüftung, für die Küche ein separates Küchenlüftungsgerät vorgesehen. Die Anordnung der Bürobereiche ermöglicht eine Belüftung über Fenster/Lüftungsklappen, die nachts zur natürlichen Nachtluftspülung genutzt werden können. Das Gleiche gilt für öffentliche Bereiche die mit Hilfe des Auftriebseffekts über alle Geschosse nachts durchspült werden können.
Wärme- und Kälteerzeugung, Warmwasserbereitung
Der Neubau befindet sich in Gebiet mit Fernwärme, sodass die Wärmeversorgung und die Warmwasserbereitung entsprechend erfolgt. Die innen liegenden Kinosäle werden ausschließlich über die Lüftung konditioniert. Die öffentlich zugänglichen Bereiche wie Foyer, Cafe und Shop sowie die Büroräume werden mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Alle Nebenräume, wie z. B. Flure, Sanitärkerne und Lagerräume erhalten Heizkörper mit Thermostatventil.
Die Warmwasserbereitung im Gebäude erfolgt für die wenigen Zapfstellen mit Warmwasserbedarf überwiegend über dezentrale Durchlauferhitzer, um hohe Verteilverluste und eine aufwändige Zirkulation zu vermeiden. Lediglich für die Gastronomie ist eine zentrale Frischwasserstation geplant, welche die vorhandene Fernwärme zur Warmwasserbereitung nutzt.
Der Strombedarf wird durch den Einsatz energieeffizienter LED-Beleuchtung und einer tageslicht- sowie präsenzabhängigen Kunstlichtsteuerung reduziert. Eine großflächige Dach-PV-Anlage sorgt für hohen Stromertrag und wird durch ihre auf die Dachfläche angepasste Anordnung zur 5.Fassade
„Die Geschichte des Films ist immer auch eine Geschichte des Lichts“. Richard Blank
„Medien sind etwas Vermittelndes im ganz allgemeinen Sinn“.
Auf diesen beiden Definitionen beruht die Leitidee und die Grundkonzeption des Entwurfs für das HFM.
Die Fassadenfläche wird dabei als Medium an sich verstanden. Eine Symbiose aus analoger und digitaler Bewegung und Veränderbarkeit gibt die Inhalte des HFM Preis. Auf der Grundfläche eines Prismas, werden in Gruppen drehbare, geschosshohe Fassadenelemente beliebig zum Vorhang, zur LED- Plakatwand, zur Projektionsflächen, bzw. zum Sonnen- und Blendschutz, zur Verdunklung sowie zu Pflanz- und Rankkörper. Zur Innenstadt und zum Leonhardsplatz werden auf den opaken Seiten LED-Screens integriert die schnell und flexibel bespielt werden können. Sie werden so gleichzeitig Vorhang und Leinwand. Sie macht den Besucher zum neugierigen Schaulustigen der durch den Vorhang spickt und zum Schauspieler vor der Öffentlichkeit gleichermaßen. Grenzen zwischen Beschauer und Beschautem verwischen. Sie grenzt tagsüber Licht aus wo nötig und lässt nachts von innen nach außen strahlen. Ein Lichtspielhaus im eigentlichen Sinn. Die Prismenfassade lässt Einblicke hinter die Kulissen auf das ganze (Farb-) Spektrum der Film- und Medienproduktion zu, also in die Workshops, in die Werkstätten und Studios.
Multifunktionale veränderbare Nutzungen im Inneren sorgen für immer neue „Bühnenbilder“ und durch die Bewegung im Gebäude für veränderte Ausblicke mit spannungsvollen Kulissen im Stadtraum. Ebenso wie im Film entsteht bei dem Gebäude ein Ineinander von Raumbild und Flächenbild das durch die Bewegung des Besuchers zum eigenen „Film“ zusammengeschnitten wird.
Dem Element der drehbaren und veränderlichen Prismen kommt als szenographisches Objekt im Innenraum eine zentrale Rolle zu. Es wird als Medienstele schon im weiteren Umfeld positioniert um auf Inhalte hinzuweisen und Menschen zum Besuch des HFM zu animieren. Es zeichnet sich durch drei unterschiedliche Seiten des gleichschenkligen Dreiecks aus; einer veränderlichen Seite als Sinnbild des Bewegung im Film und in den Medien , einer beständig bedruckte Seite als Sinnbild traditioneller Printmedien, und einer verspiegelten Oberfläche als Reflexion des Menschen selbst der in seinem Spiegelbild zum eigenen Darsteller wird. Diese Mediensäulen sollen integral vernetzt und variabel als Leitsystem und Ausstellungsguide mit Lautsprecher per App steuer- und bespielbar sein.
Das Haus für Film und Medien fokussiert sich dabei zwar auf die, digital per App auf Smartphones und Tablets abrufbaren, visuellen Medien, beschränkt sich aber nicht auf diese. Die gute Orientierbarkeit durch die spannungsvollen Raumgefüge werden mit Ton und Geräuschinstallationen unterstützt. Bewegungsräume wechseln sich mit ruhigen Rückzugsräume ohne Konsumzwang ab.
Das Gebäude wird in seiner Anordnung und äußerlichen Erscheinung selbst Medium, also der Mittler. Es bedient sich analoger Kontraste wie hell dunkel, eng -weit, niedrig - hoch, nah und fern, laut-leise und runtergebrochen auch auf den Kontrast des digitalen binären Systems, 0 und 1.
Das Gebäude wird vom Leonhardsplatz betreten. Die Wegeführung und Zugangssituation ist klar und eindeutig. Im Foyer beginnt der Ausstellungs- und Erschließungsraum mit Sitztreppe als Schaufassade zur Innenstadt. Über die extrovertierten Wartebereiche des großen Kinos 2 verlaufend, taucht er in das Innere des Gebäudes ein und breitet sich in introvertierten Raum des Multifunktions- und Ausstellungsebene aus, kreist in den Workshopgeschossen um das kleinere Kino 1, um dann auf dem Rooftopkino und Dachgastronomie mit Blick über die Stadt zu enden.
Städtebauliche und freiräumliche Qualitäten
Die städtebauliche Emanzipation des HFM entsteht durch das Herausdrehen des Baukörpers aus der Flucht des Mobility Hubs in die Flucht des Bohnenviertels entlang der Pfarrstraße. So öffnet sich der Straßenraum der Wagnerstraße leicht aber merklich zu Innenstadt. Gleichzeitig wird der Haupteingang zum Mobility Hub und die Treppe auf dessen Dachterrasse vom Leonhardsplatz freigestellt.
Durch das orthogonale Vis-à-vis der neuen Platzkanten, der beiden Kulturbauten des HFM und dem Gustav-Siegle-Haus, wird eine neue Platzfläche aufgespannt. Der Leonhardsplatz mit Leonhardskirche erhält so die Bedeutung der ihm als Bindeglied dreier Stadtviertel gebührt.
Durch die versetzten Volumen wird funktional wie städtebaulich auf die Umgebung reagiert. Das EG ist gegenüber dem Obergeschoss zurückversetzt und bietet Eingangs- und Gastroüberdachungen. Die 4 Obergeschosse sind gegenüber Ebene 1 und 2 zurückversetzt und nehmen so die Höhe der Bestandsbebauung des Bohnenviertels auf. Die entstehende Fläche dient als repräsentativer Balkon für Großveranstaltungen wie Festivals und Premieren. Es entsteht eine skulpturale Architektur, die sich aus dem Kontext zu einem Solitär mit hohem Identifikations- und Wiedererkennungswert entwickelt.
Erfüllung von funktionalen und inhaltlichen Anforderungen der Auslobung
Der Ursprung des Films geht aus der Cinematographie hervor also der „aufgezeichneten Veränderung“. Diese Veränderung ist im Gebäude durch die Möglichkeit wo möglich Raumbegrenzungen auflösen zu können, Leitbild der Grundrisskonzeption. Abtrennungen der öffentlichen Bereiche entstehen durch mobile Trenn- oder Stellwände, Verglasungen oder Vorhänge.
Durch die gewählte Grundrissstruktur und der Lage der Treppenhäuser und Technikkernen entstehen unterschiedliche Raumbreiten die den unterschiedlichen Nutzungen auf allen Ebenen entsprechen. Die Erschliessungskerne sind diagonal gegenüberliegend angeordnet und lassen so unterschiedlichste Nutzungskombinationen zu. Sie sorgen auf allen Ebenen für eine einfache Orientierung und für kurze Flucht- und Rettungswege, des als Versammlungsstätte konzipierten Gebäudes.
Im Inneren wird die szenographische Qualität durch die gewählte Nutzungsstapelung unterstützt.
Die für unterschiedliche Veranstaltungen mögliche zusätzlichen Nutzungskombinationen sind vielfältig:
-Der Multifunktionsraum im 3.OG kann mit den Ausstellungsflächen zu einer großen Veranstaltungs- oder Ausstellungsfläche zusammengeführt werden.
-Filmfestivals im Großkino können direkt mit gastronomischen Angeboten im OG ergänzt werden.
-Der Gastraum lässt den Blick von der Galerie auf den Multifunktionsraum im EG zu.
-Das Restaurant im EG kann mit der Multifunktionsfläche im EG erweitert und separat genutzt werden.
-Vom kleinen Kino 1 auf Ebene 4 entstehen Einblicke in die Workshops
-Das kleine Kino 1 wird Abspielraum für den Workshopbereich z.B von Kleinproduktion von Schulklassen und wird so dessen Herz
-Die Leonhardskirche wird Kulisse für das Rooftopcinema
-Rooftopcinema und Dachgastro lassen sich einfach zusammen schließen.
Wirtschaftlichkeit
Das HFM kommt mit einem sehr kleinen Fußabdruck aus. Die quadratischen Grundrisse werden nach oben größer und bleiben auf allen Ebenen sehr kompakt.
Die Konstruktion ist in Stahlbetonflachdecken aus Recyclingbeton vorgesehen und erfolgt im Untergeschoss in wasserundurchlässiger Bauweise.
Die Prismenfassade aus Metall mit einer matten leinwandähnlichen und edlen Oberfläche ist sowohl in Herstellung als auch in Unterhalt, trotz ihrer hochtechnischen medialen Bauelemente, durch ihrer modulare Bauweise günstig. Sie ist von innen durch zu Wartungszwecken öffenbare Fenster gut zugänglich.
Alle nicht tragenden Fassaden werden in Holz- Pfosten-Riegelkonstruktion vorgesehen
Mobile Trennwände werden in Holzwerkstoffplatten hergestellt, um die teils die hohen Schallschutzanforderungen zu erfüllen. Andere Raumabtrennungen sollen in ökologischer Holzständerbauweise in Kombination mit Lehmoberflächen erfolgen.
Konstruktion
Das Tragwerk des neuen Hauses für Film und Medien ist stark durch die Gliederung der übereinander versetzt angeordneten Gebäudekuben mit partiellen Auskragungen bis 5m und die weiten stützenfrei überspannten Veranstaltungssäle im Innenraum gekennzeichnet. Der gewählte Tragwerksentwurf stimmt dabei die formalen, funktionalen und statischen Aspekte aufeinander ab.
Die gewählte Skelettbauweise in Stahlbeton mit integrierten geschosshohen Fachwerkträgern aus Stahlbetonverbundelementen reagiert effizient, filigran und werkstoffübergreifend auf die statische Situation. Durch die Anordnung der Fachwerkträger kann die maximale stützenfreie Spannweite auf 15 x 17 m begrenzt werden, gleichzeitig bleibt die maximale Flexibilität des Grundrisses in Bezug auf die Nutzung ermöglicht. Die Abfangung der Decken über die geschosshohen Fachwerke sowohl im Innenraum als auch im Luftraum der Auskragung machen dabei das Tragwerk und den Kraftfluss innerhalb des Gebäudes als ästhetisches Element sicht- und erlebbar. In den Bereichen der Kinosäle ermöglicht die Verringerung und Vereinheitlichung der Spannweiten die Konstruktion mittels zweiachsig lastabtragender Trägerroste, um die Bauhöhe möglichst gering und die Stahlbetontragelemente schlank zu halten.
In den übrigen Deckenbereichen sieht der Entwurf punktuell gestützte Decken aus vorgefertigten Hohlkörperdecken mit optimalem Materialeinsatz bei gleichbleibend hoher statischer Belastbarkeit und wirtschaftlichen Bauzeiten vor. Die Hohldecken sparen im Vergleich zu einer Flachdecke 45% an Masse und CO² ein, wirken als thermische Masse und erfüllen alle Anforderungen an den Schall- und Brandschutz. Dasselbe gilt für die drei aussteifenden Kernbereiche aus Betonhalbfertigteilen. Durch den Einsatz von klinkerreduziertem Zement CEM III/A und hohen Anteilen an Recycling-Betonen entsteht eine Bauweise, welche die verwendeten Baumaterialien im technischen Kreislauf hält und dadurch eine nachhaltige Nutzungslebensdauer gewährleistet. Bei der Wahl der Lieferanten wird besonders auf einen regionalen Bezug und kurze Anfahrtswege geachtet.Die Gründung nutzt die verfügbare Höhe bis oberhalb des Grundwasserhorizont voll aus. Die Anbindung an das UG des Mobility-Hub und die Stadtbahnpassage erfolgt einfach und ermöglicht überall direkte Zugänge, unter anderem auch den barrierefreien Zugang auf den Leonhardsplatz und direkt von der Passage ins HFM.
Alle Anbindungen an den Bestand sind schlüssig und ohne größere Eingriffe umsetzbar.
Nachhaltigkeit / Energiekonzept
Anhand der im Folgenden aufgezeigten Maßnahmen und der zum Einsatz kommenden Versorgungstechnik wurde für den Neubau des Hauses für Film und Medien ein individuelles, auf das Gebäude abgestimmtes effizientes Energiekonzept entwickelt, welches einen höchstmöglichen thermischen Komfort mit minimalem technischem Einsatz gewährleistet.
Dies erfolgt durch die Kombination der optimierten hochwärmedämmenden Gebäudehülle zusammen mit der ressourcenschonenden Anlagentechnik, die damit kombinierte einfache Fensterlüftung als auch durch die begrünte Fassade nach Süd- und Nordost. Sie erzeugt zusammen mit der oasenartigen Begrünung des Dachpatios ein angenehmes Mikroklima. Die Bewässerung erfolgt durch die Speicherung von Regenwasser.
Sommerlicher Wärmeschutz
Um hohe solare Erträge im Sommer in den Büro- und Verwaltungsbereichen zu vermeiden, sieht der Entwurf vertikale Lamellen vor die raumabhängig steuerbar sind und bei günstiger Stellung Sonnenschutz bieten und dennoch Licht hereinlassen. Die Kinosäle sind fensterlos.
Zur Sicherstellung des hygienischen Luftwechsels und einer hohen thermischen Behaglichkeit wird der öffentliche Bereich mit Foyer, Gastronomie, Seminarräumen sowie die Kinosäle mechanisch be- und entlüftet. Das zentrale Lüftungsgerät ist mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet. Zur Vortemperierung der Luft wird ein zweigeschossiger Erdkanal entlang der beiden Untergeschosse vorgesehen. Außerdem wird die Zuluft nacherhitzt und über eine adiabate Abluftkühlung gekühlt, um ganzjährig behagliche Zulufttemperaturen zu ermöglichen. Mit diesem Konzept kann auf eine aktive Kälteerzeugung verzichtet werden. Für die Kinosäle ist eine Quelllüftung, für die Küche ein separates Küchenlüftungsgerät vorgesehen. Die Anordnung der Bürobereiche ermöglicht eine Belüftung über Fenster/Lüftungsklappen, die nachts zur natürlichen Nachtluftspülung genutzt werden können. Das Gleiche gilt für öffentliche Bereiche die mit Hilfe des Auftriebseffekts über alle Geschosse nachts durchspült werden können.
Wärme- und Kälteerzeugung, Warmwasserbereitung
Der Neubau befindet sich in Gebiet mit Fernwärme, sodass die Wärmeversorgung und die Warmwasserbereitung entsprechend erfolgt. Die innen liegenden Kinosäle werden ausschließlich über die Lüftung konditioniert. Die öffentlich zugänglichen Bereiche wie Foyer, Cafe und Shop sowie die Büroräume werden mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Alle Nebenräume, wie z. B. Flure, Sanitärkerne und Lagerräume erhalten Heizkörper mit Thermostatventil.
Die Warmwasserbereitung im Gebäude erfolgt für die wenigen Zapfstellen mit Warmwasserbedarf überwiegend über dezentrale Durchlauferhitzer, um hohe Verteilverluste und eine aufwändige Zirkulation zu vermeiden. Lediglich für die Gastronomie ist eine zentrale Frischwasserstation geplant, welche die vorhandene Fernwärme zur Warmwasserbereitung nutzt.
Der Strombedarf wird durch den Einsatz energieeffizienter LED-Beleuchtung und einer tageslicht- sowie präsenzabhängigen Kunstlichtsteuerung reduziert. Eine großflächige Dach-PV-Anlage sorgt für hohen Stromertrag und wird durch ihre auf die Dachfläche angepasste Anordnung zur 5.Fassade
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit besticht durch eine sehr sensible und differenzierte städtebauliche Setzung, die sie im Wesentlichen durch drei Maßnahmen erreicht: Erstens wird die Baumasse horizontal in drei Segmente geteilt, die auch ein Abbild der inneren Gliederung des Hauses darstellt. Diese Teilstücke werden nun gegeneinander verschoben, um auf die stadträumliche Situation des Umfelds Bezug zu nehmen. Durch Verschiebung des oberen Teils in Richtung Innenstadt und Hauptstätter Str. erhält das HFM eine angemessene Präsenz im Stadtraum. Gleichzeitig reagiert der Baukörper damit auf die niedrigere Bestandsbebauung des angrenzenden Bohnenviertels. Es entsteht im 3. OG ein Stadtbalkon, der sich zum Leonhardsviertel orientiert und als Erweiterung der Ausstellungsräume in den Stadtraum begriffen werden kann. Die dritte Maßnahme besteht in einer leichten Drehung des Baukörpers, wodurch die bestehende Achse der Pfarrstraße aufgenommen wird. Durch die frontale Ausrichtung auf das Gustav-Siegle Haus gelingt es dem Entwurf, unter Einbeziehung der Leonhardskirche ein Ensemble zu bilden, das einen würdigen und selbstverständlichen Abschluss der Kulturbauten entlang der B 14 entstehen lässt. Die Drehung erzeugt eine angenehme Aufweitung der Esslinger Straße und Zuwendung hin zum nordöstlich angrenzenden Mobility-Hub.
Das offene und transparente Erdgeschoss orientiert sich eindeutig zum neu entstehenden Leonhardsplatz und empfängt den Besucher im Foyer mit einer einladenden Treppenanlage und flexibel bespielbaren multifunktionalen Flächen. Lediglich die Positionierung des Haupteingangs an der südlichen Gebäudeecke muss in Frage gestellt werden. Der Zugangsbereich ist zu klein und führt den Besucher quer durch das Pop-Up Auditorium, das damit teilweise zur Verkehrsfläche reduziert wird. Die Gastronomie ist zur Esslinger Straße hin richtig ausgerichtet.
Insgesamt verfügt das Gebäude über eine sehr klare und konsequente innere Gebäudestruktur, die eine gute Orientierung für Besucher bietet, sowie über sehr sorgfältig ausgearbeitete, wenn auch etwas konventionelle Grundrisse. Der große Kinosaal sitzt gut positioniert im ersten und zweiten Obergeschoss, könnte allerdings etwas großzügigere Foyerflächen vertragen. Besonders hervorzuheben ist das dritte Obergeschoss mit Ausstellungsbereichen, die ein Maximum an Flexibilität und Variabilität bieten. Im Zusammenspiel mit dem 4. OG entstehen interessante Raumbezüge.
Die Fassade aus vertikalen, geschosshohen und beweglichen Prismen erzeugt ein spielerisches, abwechslungsreiches Erscheinungsbild, das viele Ein- und Ausblicke erlaubt, digitale Inhalte vermitteln kann und auch als Rankhilfen für eine Fassadenbegrünung dient. Das Motiv der Prismen wird über Stelen konsequent auch in der szenografischen Bespielung der Ausstellungsflächen fortgeführt.
Das Gebäude erfüllt mit seinem intelligenten und ausgewogenen Energiekonzept alle Aspekte der Nachhaltigkeit.
Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr gelungenen Beitrag dar, der es in dieser städtebaulich exponierten Lage etwas an Strahlkraft mangelt.
Das offene und transparente Erdgeschoss orientiert sich eindeutig zum neu entstehenden Leonhardsplatz und empfängt den Besucher im Foyer mit einer einladenden Treppenanlage und flexibel bespielbaren multifunktionalen Flächen. Lediglich die Positionierung des Haupteingangs an der südlichen Gebäudeecke muss in Frage gestellt werden. Der Zugangsbereich ist zu klein und führt den Besucher quer durch das Pop-Up Auditorium, das damit teilweise zur Verkehrsfläche reduziert wird. Die Gastronomie ist zur Esslinger Straße hin richtig ausgerichtet.
Insgesamt verfügt das Gebäude über eine sehr klare und konsequente innere Gebäudestruktur, die eine gute Orientierung für Besucher bietet, sowie über sehr sorgfältig ausgearbeitete, wenn auch etwas konventionelle Grundrisse. Der große Kinosaal sitzt gut positioniert im ersten und zweiten Obergeschoss, könnte allerdings etwas großzügigere Foyerflächen vertragen. Besonders hervorzuheben ist das dritte Obergeschoss mit Ausstellungsbereichen, die ein Maximum an Flexibilität und Variabilität bieten. Im Zusammenspiel mit dem 4. OG entstehen interessante Raumbezüge.
Die Fassade aus vertikalen, geschosshohen und beweglichen Prismen erzeugt ein spielerisches, abwechslungsreiches Erscheinungsbild, das viele Ein- und Ausblicke erlaubt, digitale Inhalte vermitteln kann und auch als Rankhilfen für eine Fassadenbegrünung dient. Das Motiv der Prismen wird über Stelen konsequent auch in der szenografischen Bespielung der Ausstellungsflächen fortgeführt.
Das Gebäude erfüllt mit seinem intelligenten und ausgewogenen Energiekonzept alle Aspekte der Nachhaltigkeit.
Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr gelungenen Beitrag dar, der es in dieser städtebaulich exponierten Lage etwas an Strahlkraft mangelt.
©2BA Architekten GmbH / JO CARLE ARCHITEKTEN PartGmbB
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