Nichtoffener Wettbewerb | 06/2025
Neubau Heinrich-Kromer-Schule mit Zweifeldhalle in Frankfurt am Main
©Schulz und Schulz mit Lindenkreuz Eggert
Außenperspektive
Anerkennung
Preisgeld: 5.750 EUR
Architektur
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Verfasser:
Prof. Ansgar Schulz, Prof. Benedikt Schulz, Dominik Schürmann
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf entwickelt den dörflichen Charakter des bestehenden Schulstandorts sensibel weiter und fügt sich gut in die heterogene Umgebungsstruktur ein. Durch die Setzung der Baukörper entstehen zwei klar gefasste, qualitätsvolle, wenngleich beengte Freiräume, die als Schulhof kritisch beurteilt werden. Die geringe Geschossigkeit wird einerseits gewürdigt, sie ist andererseits aber auch Ursache des großen Fußabdrucks, der die Freiräume an der westlichen und östlichen Grundstücksgrenze eher wie Restflächen wirken lässt, die zudem funktional überlagert werden. Die Küchenanlieferung im Westen und die Stellplätze im Osten überzeugt nicht.
Die Architektur vermittelt einen freundlichen, maßstäblichen Ausdruck und integriert Teile des Bestands überzeugend in das neue Gesamtkonzept. Die Grundrissorganisation ist funktional und die Lerncluster klar strukturiert. Allerdings ist die geforderte gemeinsame Mitte innerhalb der Cluster so langgestreckt ausgebildet, dass sie wegen der fehlenden Sichtbeziehungen nicht voll überzeugt und das pädagogische Konzept stark beeinträchtigt. Die teilweise sehr langen Erschließungswege im Inneren werden als nachteilig bewertet. Die Raumqualitäten, das Tageslicht und die Außenraumbezüge in den Lernbereichen erscheinen jedoch insgesamt qualitätsvoll.
Das Foyer in Verbindung mit Mensa und Forum ist aufgrund seiner Ausformung nur bedingt als Aula nutzbar, wobei der zentrale Innenhof ein Motiv des Bestandes aufgreift und aus Nutzersicht positiv bewertet wird. Die geforderte Multifunktionalität ist nicht nachgewiesen. Eine separate Erschließung der Mensa für externe Nutzungen ist nicht erkennbar, der Nebeneingang der Sporthalle im Osten liegt versteckt und wenig attraktiv. Die barrierefreie Erschließung aller Gebäudeteile ist grundsätzlich gewährleistet. Die Bauabschnittsbildung ist erläutert und sinnvoll konzipiert. Insgesamt werden die zahlreichen Anforderungen der Auslobung gut beachtet.
Der Entwurf basiert auf einer Holzskelettkonstruktion mit sichtbaren Deckenlagen und großflächigen Fassadenelementen. Die Fassadengestaltung erzeugt mit den umlaufenden Balkonen eine angenehme Leichtigkeit. Die Konstruktionsweise unterstützt das angestrebte nachhaltige und flexible Gebäudekonzept. Im Detail fehlt jedoch eine nachvollziehbare Darstellung brandschutztechnisch wirksamer Maßnahmen, insbesondere hinsichtlich erforderlicher Brandriegel und der Abschnittsbildung in den Decken- und Fassadenbereichen. Eine Anpassung ist nach Einschätzung der Jury grundsätzlich machbar, erfordern jedoch eine Überarbeitung und ergänzende Detaillierung der Konstruktion. Die dargestellte Detailkonstruktion der frei bewitterten Holzbauteile ist nicht werkstoffgerecht. Ggf. notwendige Maßnahmen zum Schutz der Bauteile würden aber die Entwurfsidee beeinträchtigen.
Der Entwurf bietet mit dem offenen Gang grundsätzlich ein robustes Rettungswegkonzept an. Die dafür aber vorgeschlagene Holzkonstruktion wäre aufgrund der Brennbarkeit und des fehlenden Brandwiderstands nicht genehmigungsfähig. Der Aufzugsstandort kann für eine barrierefreie Rettung mit einfachen Mitteln angepasst werden.
Die Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens ist kritisch zu sehen. Insbesondere der hohe Flächenanteil und ein überdurchschnittliches A/V-Verhältnis tragen hierzu bei und könnten sich negativ auf die Bau- und Betriebskosten auswirken.
Der Entwurf stellt einen qualitätsvollen und städtebaulich guten Beitrag dar. Positiv wird die schwierige Integration der Pavillonbauten gewürdigt, wobei der Maßstabsübergang des kleinteiligen Bestandes zum großvolumigen Neubau auch die Grenzen des Konzepts aufzeigt. Trotz einzelner funktionaler Schwächen in der Umsetzung des pädagogischen Konzepts beeindruckt die Arbeit insgesamt durch ihre klare architektonische Haltung.
Beurteilung der Freianlagen
Die Baulichkeiten ergeben drei langgestreckte Freiräume, die im Westen Schulgarten und Nebenflächen aufnehmen, in der Mitte den zweigeteilten Pausenbereich und im Westen Sportangebote, ergänzt durch ein Spielfeld auf der Sporthalle.
Der sich zum Eingang verengende Eingang entwickelt keine Verweilqualität, sondern ist – wie der nördliche Bereich – eher Durchgangsraum mit eher zufällig platzierten Spielangeboten. Ein „Schulhof“ entsteht so nicht, wenn auch ein Zaun das Gelände fasst und damit eine Kontrolle in den Pausen möglich wird.
Das Verhältnis von versiegelten und unversiegelten Flächen im Freiraum ist ausgeglichen. Die Laubengänge bieten Wetterschutz.
Da der Pavillonbau bestehen bleibt, sind die topografischen Herausforderungen wie aktuell im Bestand bewältigt; die Laufbahn im Osten setzt Ebenheit voraus, die ggf. auf der Grenzlinie zum Nachbarn nicht durchzuhalten ist.
Die Treppe am Urselbach wird Bestandteil einer halböffentlichen größeren Platzsituation.
Die Platzierung der Neubauten und deren Fußabdruck bewirken große Verluste im Baumbestand, ausreichend Neupflanzungen sind vorgesehen.
Die Themen Regenwassermanagement und Biodiversität sind berücksichtigt, es gibt auch Hinweise zur Fassadenbegrünung.
Die Dachlandschaft ist begrünt.
Die Stellplätze und die Mensaanlieferung liegen im Osten, Räder können dezentral aufgestellt werden, Roller sind nicht berücksichtigt.
©Schulz und Schulz | r+b landschaft s architektur
Lageplan Entwurf Freianlagen
©Schulz und Schulz mit Lindenkreuz Eggert
Innenperspektive
©Schulz und Schulz | r+b landschaft s architektur
Konzeption Städtebau
©Schulz und Schulz
Dorfplatz