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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2024

Neubau Hochschulcampus für Lebensmittel-, Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften in Kulmbach

Perspektive

Perspektive

2. Preis

hammeskrause architekten

Architektur

Wamsler Rohloff Wirzmüller FreiRaumArchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Weitere Mitarbeitende | hammeskrause architekten part. ges. freier architekten mbB:
Sakshi Jaiswal, Lennart Witt, Daria Haar

Weitere Mitarbeitende | Wamsler Rohloff Wirzmüller Landschaftsarchitekten Stadtplaner GdbR:
Alexandra Krömmer, Mahyar Shishehgaran

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Erschließung:
"Ansatzlos landschaftlich" ist die konzeptionelle Antwort der Verfasser auf das industriell geprägte Umfeld. Es entsteht eine "Oase" im Stadtgefüge, die für sich selbst steht und sich durch eine geplante Absenkung gegenüber der neu geplanten Tangente aus dem städtischen Kontext und seinen ‚Belastungen‘ herausnimmt. Mit dieser topografischen Anpassung nehmen die Verfasser die Dominanz der Gebäude etwas zurück, was ebenfalls für den Zugang zum Areal gilt.

Das Konzept sieht vor, die geforderten Funktionen auf mehrere Gebäude zu verteilen und schlägt eine mit geschlossenem, begrüntem Dach ausgebildete Pergola vor, die diese bis weit in das Grundstück hinein verbindet. Im Erdgeschoss wird das Band an maßgeblicher, zentraler Stelle zum geschlossenen Foyer, über das die wichtigsten Funktionen der Mensa, Bibliothek, Forschungs- und Hörsaale- sowie Verwaltungseinheiten zusammengebunden werden.
An dieser Stelle sind die Baukörper städtebaulich geschickt gruppiert und bilden einen zentralen Hof, der mit dem Landschaftsraum verschmilzt. Die Erweiterung des zweiten Bauabschnitts fügt sich als ein weiteres Glied in dieser Kette logisch ein.

Funktionalität und Gestaltung:
Die innere Organisation der kompakten Baukörper, insbesondere die Nutzungsmischung und der damit verbundene interdisziplinäre Austausch im Forschungs- und Lehrgebäude, die Anordnung der Tierhaltung und die hohe Flexibilität auch im Büro- und Laborbereich, gehen sehr gut auf die formulierten Anforderungen der Nutzer ein und werden positiv gewürdigt.

Der Ansatz kommunikativer Flächen wird in allen Bereichen gelungen umgesetzt. Jedoch werden einzelne Raumzuordnungen, insbesondere im Mensa- und Bibliotheksgebäude aber auch im Laborbereich, kritisiert. Fehlende oder ungünstig angeordnete Teeküchen in allen Bauteilen, Eltern-Kind-Räume ohne Tageslicht im Hörsaalbau sowie die Funktionalität der Servicehubs im Foyer werden kritisch gesehen. Als alltagstauglich und praktikabel wird die Anordnung der Speiseräume sowie der Cafeteria gesehen, die von allen Stellen einen freien Blick in den Landschaftsraum des renaturierten Weißen Main gewähren.

Konstruktion, Bauausführung:
Hervorzuheben ist die konsequente Umsetzung der oberirdischen Bauteile als Holz-Primärkonstruktion, die in allen Bereichen eine hohe Flexibilität bieten kann. Ob Holz als Konstruktionsmaterial auch im Laborbereich hinsichtlich der Schwingungsproblematik sinnvoll ist, wird jedoch hinterfragt. Der hohe Grad an Vorfertigung lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Dem steht trotz kompakter Organisation der Baukörper ein hoher Hüllflächenanteil gegenüber. Der Anspruch, insbesondere in den kurzlebigeren Bauteilen wie Fassade und Innenausbau, einen hohen Grad an Wiederverwendbarkeit oder sortenreiner Recyclierbarkeit zu erreichen, wird gewürdigt. Eine Fassadenbegrünung über zu bewässernde Tröge in allen Etagen wird insbesondere aus Wartungs- und Unterhaltsaspekten, sowohl was die Holzfassade aber auch die Vegetation angeht, kritisch hinterfragt.

Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz:
Der Entwurf hat ein schlüssiges Energiekonzept und lässt einen geringen Gesamtenergiebedarf im Betrieb erwarten. Wo möglich, wird auf Fensterlüftung gesetzt, was als robust und nutzungstauglich gewertet wird. In Bezug auf die Technik erscheinen die Installationshöhe und auch die Schachtflächen insbesondere im Laborgebäude teilweise als zu gering bemessen. Die Aussagen zur Technik auf dem Dach sind widersprüchlich. Ohne das nicht dargestellte, aber beschriebene Technikgeschoss erscheint der notwendige, hohe Technisierungsgrad der Gebäude nicht umsetzbar, steht dann jedoch in Konkurrenz mit den PV-Anlagen. In Teilbereichen ist die Versorgung mit Tageslicht nicht optimal gelöst. Das Regenwasserkonzept aus Retentionsdach, Zisternen, Retentionsflächen und Überlauf in den Weißen Main ist schlüssig und sinnvoll.

Qualität und Funktionalität der Außenanlagen:
Das Freiraumkonzept mit einer Zonierung der Freiflächen die den ‚freieren Landschaftsraum‘ im Süden und die PKW-Erschließung samt Parkierung und Anlieferung im Norden anlegt, ist insgesamt schlüssig und wird positiv gewertet. Auch wird die aufgelockerte Gebäudestruktur als günstig im Hinblick auf eine übergeordnete Frischluftschneise gesehen. Es wird aber auch angemerkt, dass die Aufteilung der Baumasse dazu führt, dass große Teile des Grundstücks urban in Anspruch genommen werden. Die halbintensive Begrünung der durchgehenden ‚Pergola‘ wird hinsichtlich des Aufwandes, aber auch der Tiefe der Überdachungen, kritisch hinterfragt. Insgesamt stehen nutzbare Freiräume und Bereiche zu Gunsten von Natur und Biodiversität in einem ausgewogenen Verhältnis.

Insgesamt stellt die Arbeit einen im Grundansatz besonderen Vorschlag dar, der sich langfristig, auch unter sich wandelnden Ansprüchen, bewähren würde und einen relevanten Beitrag für die Aufgabe darstellt.

Die Jury empfiehlt im Falle der Realisierung unter anderem die oben angesprochenen Kritikpunkte anzupassen wie insbesondere auch:

  • Materialität und Konstruktion der Pergola
  • Primärkonstruktion im Laborbereich
  • Raumzuordnungen insbesondere im Mensa- und Bibliotheksgebäude aber auch im Laborbereich
  • fehlende oder ungünstig angeordnete Teeküchen in allen Bauteilen
  • Tageslichtversorgung der Räume
  • beidseitigen Verglasung des großen Hörsaals
  • Funktionalität der Servicehubs im Foyer
  • fehlende Querverbindung und Zugangsregelungen in den Laborbereichen
  • fehlende Technikflächen, Installationshöhe und Schachtführung in Abstimmung mit dem Auftraggeber und den Nutzern zu überarbeiten.
  • Alternative zum Konzept ‚Großraumbibliothek‘
Lageplan und Schnitt

Lageplan und Schnitt