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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2025

Neubau Institut für Molekulare Biologie am Campus Poppelsdorf der Universität Bonn

ein 1. Preis

Preisgeld: 66.666 EUR

HASCHER JEHLE Architektur

Architektur

Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

SCHLÜTER+THOMSEN Ingenieurgesellschaft mbH & Co

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Städtebau und Freiraum
Der Neubau der Molekularen Biologie wird als offener, vernetzter und identitätsstiftender Baustein im Campusgefüge positioniert. Der Entwurf basiert auf den Leitlinien des Masterplans für den Campus Poppelsdorf und entwickelt diesen konsequent weiter. Um dieser Maßgabe gerecht zu werden, fügt sich das viergeschossige Institutsgebäude als eigenständiger, klar gefasster Baukörper in die bestehende Struktur des Campus ein und greift dessen maßstäblichen, kompakten Charakter auf.
Im Inneren entsteht mit dem weiten Hof eine grüne Oase als zentrale Mitte des Austausches und der Kommunikation. Der als Biotop ausgebildete Hof bietet Aufenthaltsflächen und wird mit der zentralen, querenden grünen Erschließungsspange zum kommunikativen Herz des Gebäudes.

Stadträumlich öffnet sich das Gebäude nach Nordosten zum zentralen Campusplatz. Der durch seinen Rücksprung klar markierte Haupteingang stärkt die Verbindung zwischen Neubau und umgebender Bebauung. In Kombination mit dem großzügig angelegten Innenhof entsteht ein qualitätsvoll gefasster Stadtraum und ein identitätsstiftender Außenraum mit hoher Aufenthaltsqualität.
Entlang der Campusallee führt der Neubau die gestaffelte Positionierung weiter und komplettiert so selbstverständlich die südliche Raumkante des Campus.

Auch die Freianlagen des neuen Instituts für Molekulare Biologie folgen dem Masterplan, fügen sich in den Gesamtcampus Poppelsdorf ein und werden mit diesem verwoben. Die ankommenden Freiraumbänder mit Baumreihen und Vegetationsbeeten flankieren das Gebäude an der West- und Ostseite. Am Haupteingang wird dieses dann zugunsten einer einladenden Platzsituation unterbrochen. Der ankommende Pflasterbelag betont hier, wie auch an der Ostseite die Eingangsbereiche und verankert die Erschließungsachse im Gebäude.
Die Belagsflächen werden als Schwammstadtaufbauten gestaltet, die Vegetationsbeete als Verdunstungsbeete, was zusammen mit den Baumpflanzungen einen qualitätvollen Freiraum entstehen lässt. Dieser kann auch den Ansprüchen der Klimaveränderung gerecht werden.
Der intensiv begrünte Innenhof erhält einen biotopähnlichen Charakter. Modellierte Geländeformen mit intensiver Bepflanzung umgeben Sitzplätze und Wege. Bewachsene Stege führen die Begrünung in vertikaler Richtung fort und werden noch ergänzt von der Begrünung der Dächer und der Fassade des Technikgeschosses.

Die Anlieferung wird im Osten über die Käthe-Kümmel-Straße geführt Die barrierefreien Stellplätze fügen sich in das westliche „Freiraumband“ ein. Für die Fahrräder werden dem Haupt- und den Nebeneingängen zugeordnet Angebote gemacht und im Norden des Gebäudes ist ein Fahrradraum vorgesehen.

Kommunikation und Funktionsverteilung
Die Organisation des Neubaus basiert auf einer klaren Zonierung in Büro- und Laborbereiche und einer ebenso klar gegliederten Erschließungsstruktur mit kurzen Wegen und hoher Flexibilität.

Die ringförmige Erschließung verbindet alle Funktionsbereiche effizient miteinander. Ergänzend wird im EG die zentrale Erschließungsspange zum Kommunikationsangebot. Auf den Ebenen queren begrünte Brücken den Innenhof, sie sind Abkürzung und Kommunikations- und Pausenort gleicher-maßen. Die grüne Gestaltung dieser Brückenquerung und die Terrasse im ersten Obergeschoss bieten hochattraktive Aufenthaltsangebote im Freien. Die vertikalen Erschließungskerne sind gezielt an den zentralen Treffpunkten positioniert und fördern so informelle Begegnungen und den interdisziplinären Austausch auch über die Ebenen hinweg.

Die Nutzungsschichtung folgt dem gestaffelten Öffentlichkeitsgrad. In der Erdgeschosszone befinden sich publikumsintensive und zentrale Nutzungen, darunter das großzügige Foyer, Seminarräume, Praktikumslabore sowie studentische Arbeitsplätze mit Blick in den Grünhof.

In den Obergeschossen sind die Labor- und Büroeinheiten angeordnet. Die Form des Hofes ist so angelegt, dass sich schmale und tiefe Grundrissbereiche ergeben, welche eine logische Verteilung der Nutzung von Büros sowie Labor- und Bürobereichen ermöglicht. Sie sind als flexible Nutzungseinheiten mit Flächen unter 400 m² konzipiert, was eine hohe Anpassungsfähigkeit an zukünftige Anforderungen gewährleistet. Einheitliche Geschosshöhen schaffen zusätzlich strukturelle Flexibilität. Ergänzt wird das Angebot durch halböffentliche Kommunikationszonen zur Förderung des interdisziplinären Austauschs. Die Serviceflächen sind zentral angeordnet und ermöglichen allen Laborbereichen einen gleichwertigen Zugriff.

Die Anlieferung für Ver- und Entsorgung ist funktional im Nordosten des Gebäudes platziert. Die haustechnischen Anlagen sind kompakt auf dem Dach sowie im Untergeschoss untergebracht und räumlich klar von den Nutzungsbereichen getrennt.

Brandschutz
Bei dem geplanten Laborgebäude mit Seminarräumen und Büronutzung handelt es sich um Labore der Sicherheitsstufe S1. Gemäß BauO NRW handelt es sich um einen Sonderbau, da es sich um ein Gebäude mit mehr als 1.600 m² Grundfläche des Geschosses und eine Hochschulähnliche Einrichtung handelt. Die jeweiligen Geschosse werden in Teilnutzungseinheiten < 400 m² unterteilt.
Der erste Rettungsweg führt in den Teilnutzungseinheiten der oberirdischen Geschosse zu einem notwendigen Treppenraum oder über notwendige Flure zu einem notwendigen Treppenraum mit einem direkten Ausgang im Erdgeschoss ins Freie. Der zweite Rettungsweg erfolgt über die brandschutztechnisch abgetrennten benachbarten Teilnutzungseinheiten zu einem weiteren Treppenraum mit direkten Ausgängen im Erdgeschoss ins Freie.
Die Rettungswege werden ausschließlich baulich sichergestellt. Für das Gebäude stehen insgesamt drei notwendige Treppenräume als vertikaler Rettungsweg zur Verfügung. Im Erdgeschoss werden die Rettungswege aus den Teilnutzungseinheiten über direkte Ausgänge ins Freie oder über Treppenraumzugänge ins Freie sichergestellt. Die Anforderungen an die Rettungsweglänge aus den jeweiligen Teilnutzungseinheiten in die Treppenräume oder ins Freie max. 35 m werden eingehalten.
Das Gebäude kann aufgrund der Höhe < 13 m und Nutzungseinheiten mit jeweils nicht mehr als 400 m² in die Gebäudeklasse 4 eingestuft werden. Die Höhe ist das Maß der Fußbodenoberkante des höchstgelegenen Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum möglich ist. Bei Technikzentralen handelt es sich nicht um Aufenthaltsräume. Zur Kompensation der Überschreitung der Flächen von Teilnutzungseinheiten > 200 m² < 400 m², welche nicht als Büro- und Verwaltungsnutzung dienen, wird eine Brandmeldeanlage mit automatischen und nicht automatischen Brandmeldern vorgesehen. Durch die Ausbildung von Teilnutzungseinheiten max. 400 m², Konzeption der Rettungswege, der Installation eine Brandmeldeanlage werden die Schutzziele des Brandschutzes hinreichend erfüllt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper zeichnet eine klare rechteckige Figur mit vier Geschossen und einer Überhöhung für das Technikgeschoss– städtebaulich richtig platziert – zur Campusallee. Eingeschnitten ist ein großzügig dimensionierter Innenhof, der in mehreren Ebenen organisiert ist.

Die Eingangssituation ist folgerichtig an der Nordwestecke positioniert. Sie nimmt damit Bezug auf den Campusplatz und dem LUV-Gebäude gleichermaßen. Die architektonische Ausbildung des Eingangs durch einen Einschnitt im Erdgeschoss und die Anordnung einer darüber liegenden Terrasse im Dachgeschoss unterstützen diese Bezüge. Der Blick vom Foyer in den kleinen grünen Hof, einer von im Erdgeschoss angelegten zwei Höfen, erzeugt eine angenehme und angemessen dimensionierte Eingangssituation ins Gebäude – ein freundliches Willkommen. Der Blick ins Grüne steht im abstrakten Kontext mit den Inhalten der Institute und Lehrinhalte.

Die Anlieferung vom Norden ist nachvollziehbar; weitere Nebeneingänge im Osten und Süden des Gebäudes sind sinnvoll angeordnet und mit dem Entfluchtungskonzept kompatibel.

Die Hauptmusik des Freiraumangebots spielt sich im offenen Innenhof ab, indem der Schwerpunkt des Entwurfes ein virtuoses Spiel mit Terrassen und Stegen anbietet. Die Stege und Terrassen ermöglichen auf mehreren Ebenen Verbindungen und halten zugleich abwechslungsreiche Aufenthaltsangebote vor. Es entstehen abwechslungsreiche Blickbeziehungen zwischen Innen- und Außenraum. Versetzte Wendeltreppen dienen der vertikalen Erschließung im Freien; (Barrierefreiheit ist nur über den Innenraum gegeben). Der Innenhof ist zwar unterbaut, bietet jedoch über ein sinnvoll angeordnetes Hochbeet mit ausreichend Substratfläche auch für großformatigere Pflanzen Lebensraum. Allerdings fehlt es hier an Konsequenz.

Die Fahrradstellplätze sind dezentral an den Nebeneingängen – vielleicht nicht allzu komfortabel angebunden an den Haupteingang - positioniert.

Der Wechsel zwischen der horizontalen Schichtung und der vertikalen Gliederung ist in Rhythmus und Materialität von hoher Qualität; der Dialog mit dem LUV stützt den städtebaulichen Kontext. Holz und Glas sind die dominierenden Baustoffe, die eine angenehme Anmutung ausstrahlen. Schön ist, dass das Erdgeschoss leicht zurückgesetzt und transparent – im Unterschied zu den Obergeschossen – eigenständig ausgebildet ist. Dadurch wird ein einladender und heiterer Charakter erzeugt. Bezweifelt werden die Sinnhaftigkeit und der gestalterische Beitrag – auch in Hinblick auf die Instandhaltung/Pflege – der vertikalen Begrünung des Technikgeschosses.

Angebote für informelle Begegnung sind angenehm sparsam und richtig, je an der Nahtstelle zwischen Labor- und Bürotrakt über alle Geschosse gesetzt. Dies auch in direktem Bezug zum Freiraumangebot. Auch die Dimensionierung und Anordnung – überwiegend mit - aller Labor-, Büro- und Seminarräume überzeugen das Preisgericht.

Die funktionale Gliederung ist überwiegend gut gelöst. Die ringartige Erschließung und die Querverbindungen ermöglichen eine leichte und intuitive Orientierung, die durch die klare Nutzungszonierung unterstützt wird. (Zu) lange Flure sind vermieden, nicht immer allerdings ist Sichtkontakt nach außen gegeben (Bürobereich im Nordbereich). Die vertikale Erschließung ist sparsam – das Haupttreppenhaus ist direkt dem Haupteingang angelagert und erhält eine besondere, gleichermaßen – wie der gesamte Entwurf – positiv bescheidene Ausformung. Zwei Fluchttreppenräume – auch im Interesse kurzer Wege richtig platziert - unterstützen den Erschließungsverbund.

Die Konstruktion mit einer Tragstruktur als Skelettbau in Holz-Hybridbauweise und vorgefertigten Stützen und Deckenelementen verspricht auch in Bezug auf die Wirtschaftlichkeitskriterien eine gute Lösung. Das Achsraster mit 3,60 m erlaubt Spielräume für unterschiedliche Bürogliederungen, Gebäudetiefen und Raumhöhen sind an geänderte Anforderungen anpassbar. Auch das Angebot an Fensterflächen ist günstig.

Die Nachhaltigkeitsanforderungen sind gemäß der Entwurfstiefe vielsprechend zu erfüllen. Positiv hervorzuheben ist der angemessene Fensterflächenanteil sowie die vorteilhafte Ausrichtung der meisten Büros zur Nordostseite, was natürliche Fensterlüftung begünstigt. Dennoch weist auch dieses Konzept Schwächen auf: Eine Nachtauskühlung der Büros ist nicht erkennbar. Das Raum- und Funktionsprogramm – auch in Bezug auf die Technikflächen - ist weitgehend eingehalten.

Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung des Campus und zur Erfüllung der gestellten Aufgabe dar.
Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 2

Präsentationsplan3

Präsentationsplan3

Modell

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