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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2021

Neubau Integrierte Sekundarschule Garzauer Straße in Berlin Marzahn-Hellersdorf

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

ATP architekten ingenieure

Architektur

adlerolesch GmbH

Landschaftsarchitektur

ATP Sustain GmbH

Bauphysik

Neumann Krex und Partner GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Das Konzept zielt darauf ab, ein modernes Schulhaus zu entwerfen, das das Lehren und Lernen unter modernen pädagogischen Gesichtspunkten gewährleistet. Die Architektur ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, eigenständige Lösungen zu entwickeln und die Selbstlern- und Gestaltungsfähigkeiten zu stärken. Basis hierfür bildet die klare Struktur des Neubaus, die eine optimale Orientierung schafft und Raum für Kommunikation und soziales Miteinander bietet. Die konstruktive Flexibilität ermöglicht differenzierte Lernsituationen – vom Selbststudium bis hin zu großen Gruppenarbeiten und Frontalunterricht sowohl im Innen- als auch im Außenraum – und gewährleistet die Möglichkeit einer flexiblen baulichen Anpassung an zukünftige pädagogische Konzepte.

Im Sinne der Nachhaltigkeit wird eine Holzhybridkonstruktion vorgeschlagen, wobei das Verwenden von Beton auf ein geringes Maß reduziert wird, um die CO2-Bilanz zu optimieren. Die tragenden Stützen und Massivbrüstungen sind aus Holz. Auf ihnen lagert ein Unterzug, der die Holzbetonverbunddecke trägt. Die bauphysikalischen Eigenschaften wie Schwingungsverhalten und akustische Werte werden durch die Aufbetonschicht der Deckenelemente und den schwimmenden Estrichs verbessert.
Die Fassade wird als Holzfassade mit vertikalen Latten vorgesehen und bildet damit den entsprechenden Kontrast zur umgebenden Bebauung. Sie stellt klar den Typus Schule in Maßstäblichkeit und Eigenständigkeit in den Vordergrund. Die Fassade erzeugt den warmen und einladenden Charakter, der die Schule als Lebensraum ausmachen soll. Ebenso wird hier auch das Konstruktionsmaterial Holz als nachhaltiges und nachwachsendes Baumaterial nach außen getragen. Gleichzeitig wird hier ein Ausgleich geschaffen zur Versiegelung der jetzt existierenden Brache und die Wirkung des Gebäudes als Hitzeinsel reduziert.
Der vorliegende Entwurf zeichnet sich durch sein nachhaltiges Gebäudekonzept aus, welches alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt: ökonomische, ökologische und soziokulturelle Nachhaltigkeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf knüpft das Band der öffentlichen Einrichtungen aus Handel und Bildung weiter. Dabei entwickelt er jedoch gegen die Solitäre des Bestandes ein eigenes Thema. Ein verzahnter Baukörper mit hofartigen Einschnitten unterschiedlichen Charakters wie Eingangsplatz, Naturraum, Gymnastik wiese verweben förmlich Schulbau und Freiraum. Das neue Gebäude bleibt unter der Höhe der umliegenden Bebauung der niedrigen Platten zurück. Um Technikaufbauten zu vermeiden verortet der Entwurf die Lüftungstechnik im dritten Geschoss des ersten Bauteils. Damit steht das Dach als begrünte Landschaft komplett zur Verfügung, soweit die Kanalführungen im Gebäude erfolgen. Die Turnhalle wird als Endpunkt des Bandes mit einem überdimensionalen Verbindungsdach zum Schulhaus gesetzt. Die Längsfassade der Turnhalle mit ihrer zu erwartenden Lärm-Emission wird zur Entlastung der Wohnbauten richtig zur Garzauer Straße orientiert. Die Vorzone zwischen der Halle des Tus Hellersdorf und der neuen Dreifeldhalle kann gut als gemeinsame Eingangszone ausgebaut werden, soweit der Nachbar dieser Idee folgt. Auch die Bestandsturnhalle im Norden wird geschickt integriert. Eingangszone, Parken und Fahrradstellplätze lassen hier ebenfalls eine Doppelnutzung zu. Der Entwurf ist für eine Schule angemessen in Maßstab und Material. Die innenräumliche Qualität und die niedrige Geschossigkeit werden mit einer flächigen Überbauung und dem damit verbundenen Verlust an Freifläche erkauft. Der Charakter referiert an eine Campusanlage, die dem Wohngebiet mit seiner großmaßstäblichen Struktur entgegensteht. Die konsequente Holzfassade und die Begrünung der Fassaden setzen das Konzept der Grünhöfe fort. Damit tritt das Gebäude eher in den Dialog zum Naturraum der nahen Wuhle als zum großstädtischen Kontext Berlins. Vielfältig und mit unterschiedlichen kleinteiligen Qualitäten wird der Freiraum entwickelt. Der Erhalt des südlichen Grünbestandes ist positiv hervorzuheben. Teile des Großgrüns fallen sicher der Idee des verbindenden Daches zum Opfer. Der steinerne Eingangsplatz ist richtig gesetzt und bildet eine adäquate Adresse aus. Innerhalb des Schulgrundstücks müssen die einzelnen Freiräume und Erholungsflächen jedoch anders sortiert werden, da hier nutzungsbezogene Abhängigkeiten hinsichtlich Dichte, Abgrenzung (Ballfangzaun), öffentliche Zugänglichkeiten bestehen. Die Pausenflächen wirken im vorgelegten Konzept zu eingeschränkt. Die Struktur im Inneren wird entlang einer Straße zentral erschlossen. Vom Eingang im Erdgeschoss ist die Orientierung gut und die Bereiche sind auffindbar. Die öffentlichen Verwaltungsfunktionen im OG folgen einer langen offenen Treppe. Die vertikalen Treppenhäuser zu den Clustern werden ihrer Funktion als kommunikativer Verbinder nicht ganz gerecht. Die inneren vertikalen Verbindungen mit Lichthöfen helfen der Orientierung. Sie markieren auch die Eingänge zu den Compartments und schaffen für die Fachraumbereiche Wartezonen. Hier besteht im EG sogar Flächenpotential bei einer Ausbildung von Oberlichtern. Die dunklen Flure in den Fachraumbereichen werden als kritisch angesehen. Die Compartments sind gut in Proportion zu den angrenzenden Räumen. Sie bieten Platz zur Kommunikation und die Idee ihrer Erweiterbarkeit in Freiluftklassen wird begrüßt. Der Teambereich hat einen guten zentralen Überblick auch zu den Flächen, die nicht direkt an die Compartments anschließen, wie WC, Lehrmittel, Pflege. Die Schließfachbereiche sind abgeschottet und nicht praktikabel. Die aus den größeren Flächen des EGs resultierenden Balkone im OG als grüne Fenster und vertikale Gärten auszubilden wird hinterfragt. Die Gebäudekubatur führt zu einem erhöhten A/V-Verhältnis und in Verbindung mit dem überdurchschnittlich hohen Fensterflächenanteil zu einem erhöhten Energiebedarf. Während die Gruppenräume regelmäßig an die Fassade angegliedert sind, werden die Teambereiche über den schmalen Lichthof nur mäßig belichtet. Auch die teilweise innenliegenden Flure im Erdgeschoss sind nur über Kunstlicht zu versorgen und maschinell zu belüften. Der äußere Sonnenschutz ist effizient. Je doch wirken sich die O/W-Orientierung der Unterrichtsräume sowie die reduzierte Speichermasse durch vollständig abgehängte Decken ungünstig auf die Überhitzung aus. Durch die Ausbildung von opaken Fassadenelementen wird eine wettergeschützte Belüftung begünstigt. Im Vergleich zum Wettbewerbsfeld weist die Arbeit durch ihre Holz-Beton Hybrid-Konstruktion einen hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe auf. Die notwendigen Treppenräume sind im Erdgeschoss direkt ins Freie zu führen. Die offene Treppe vom Erdgeschoss in das 1. Obergeschoss zum Verwaltungsbereich ist im Erdgeschoss brandschutztechnisch zu trennen und so auszubilden, dass sie als Rettungsweg für das Obergeschoss genutzt werden kann.