modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2025

Neubau Kindertagesstätte Achternkaten in Lübeck-Moisling

Blick Eingang

Blick Eingang

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Baupiloten BDA

Architektur

SCHÖNHERR Landschaftsarchitekten PartmbB (ehem. herrburg LA)

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

MOISLINGER ZAUBERBERG

LEITIDEE
Die kompakte Punkthaus-Typologie mit dem „Zauberberg“ als Zentrum verbindet alle Funktionen und wirkt identitätsstiftend. Die fragmentierte Kubatur ermöglicht eine harmonische Verzahnung von Architektur und Landschaft. Als „Spielwürfel“ prägt der Baukörper den Kitaalltag mit spielerischer Gestaltung, kurzen Wegen und klaren Sichtbeziehungen und schafft einen Ort des Entdeckens und Lernens.

STÄDTEBAULISCHE EINBINDUNG, ADRESSBILDUNG
Das Kitagebäude orientiert sich mit seinen Gruppenräumen zum Innenhof des denkmalgeschützten Ensembles der ehemaligen Schule Moisling und greift dabei die Farbigkeit des Klinkerbaus auf. Der Eingang liegt im Westen parallel zur Straße Achternkaten und ist durch einen Vorplatz mit erhaltenem Ahornbaum und einen vorspringenden Baukörper klar definiert. Mit einer Gebäudekante von unter 30 Metern und der fragmentierten Baukörpergestaltung fügt sich das Gebäude maßstäblich gut in die kleinteilige, heterogene städtebauliche Umgebung ein.

ZAUBERBERG- HERZSTÜCK DES PROJEKTS
Der „Zauberberg“ ist das kommunikative Herz des Projekts, das Austausch und Gemeinschaft fördert. Als lichtdurchfluteter Luftraum mit Oberlicht verbindet er die Geschosse und die umliegenden Nutzungen miteinander. Sitzstufen bieten Blick auf den Essensbereich und den Garten und laden Eltern, Kinder und Erziehende zum Verweilen ein. Bei Veranstaltungen wird der Zauberberg zur Tribüne, der Essensbereich zur Bühne. Seine flexible Gestaltung schafft vielseitige Nutzungsmöglichkeiten und Rückzugsorte für Kinder, die Fantasie und Spielerlebnis bereichern. Der Zauberberg vereint Offenheit, Begegnung und spielerische Entdeckungen in einer besonderen räumlichen Atmosphäre.

GEBÄUDEGLIEDERUNG
Das Gebäude gliedert sich in den „dienenden Bereich“ mit Verwaltung, Sanitärräumen und Technik sowie den „spielenden Bereich“ mit Gruppenräumen und Spielflur. Verbindende Elemente wie der „Zauberberg“, Zirkulationsräume und Spielflächen schaffen Übergänge zwischen den Bereichen. Fassadentaschen und Terrassen ermöglichen von den Gruppenräumen über die Garderoben den direkten Zugang zum Garten und Spielbereichen, wodurch Innen- und Außenräume eng verknüpft werden.

SICHTBEZIEHUNGEN/ VERZAHNUNG
Das Projekt vereint klare, rechtwinklige Funktionsboxen mit fließenden Zwischenräumen, die als Interaktions-, Begegnungs- und Spielflächen sowie für pädagogische Zwecke genutzt werden und die verschiedenen Bereiche miteinander verbinden. Sichtbeziehungen nach außen und innen, in alle Richtungen – nach oben, unten und zur Seite – fördern eine kinderfreundliche Orientierung. Zurückgesetzte Fassaden schaffen Nischen und Übergangszonen zum Außenraum, definieren Zugänge und lassen die Grenze zwischen Innen und Außenraum verschwimmen.

FREIANLAGEN
Die Außenanlage setzt auf eine enge Verzahnung von Innen- und Außenraum, wobei die Gestaltung der Freiflächen die Gliederung des Kita-Programms aufgreift und fortführt. Ein Rundweg aus recycelten Klinkerpflaster verbindet die Terrassen der Gruppenräume mit den Spielangeboten und dient als Spiel- und Bewegungsfläche. Mit der Gestaltung soll die Kita eine naturnahe, zeitgemäße und nachhaltige Freifläche mit einer Vielzahl an Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten erhalten, die Kinder fordert und fördert. Östlich des Gebäudes erweitert eine große Terrasse die Gruppenräume nach außen und bietet jeder Gruppe einen Ort für ruhiges, konzentriertes Arbeiten mit Blick ins Grüne. Der Gruppenraum für die Krippenkinder hat einen eigenen Spielbereich, der direkt an die Terrasse anschließt. Der Sanitärraum ist über die Planschterrasse mit dem Wasserspielbereich verbunden. Im nördlichen Bereich, der bewusst „spielfrei“ gehalten wurde, können die Kinder ihre eigene natürliche Spielumgebung erleben und sich durch das Erforschen von Naturmaterialien weiterentwickeln. In Verbindung mit dem Speisesaal und dem innen liegenden „Zauberberg“ schließt eine freie Rasenfläche an. Diese drei Bereiche dienen gemeinsam als Spiel- und Veranstaltungsfläche und betonen die Verzahnung von Innen- und Außenraum. Der Küche- und Essterrasse ist thematisch ein Nutzgarten zugeordnet, in dem Hochbeete zur gärtnerischen Betätigung anregen. Vegetationsflächen können als Versickerungsflächen zum Rückhalten von Oberflächenwasser der versiegelten Hauptwege genutzt werden (z.B. Muldenversickerung). Gleichzeitig wird das Regenwasser durch Verdunstung, Speicherung und Bewässerung zur Förderung des Mikroklimas genutzt. Durch unterschiedlich dichte Baumpflanzungen, wie Einzel- oder Solitärbäume, Gruppenstellungen als auch entstehende freie Rasenflächen werden eine Vielzahl von Mikroklimata (Sonne, Halbschatten, Schatten) geschaffen. Das oberste Ziel bei den Neupflanzungen ist die Wahl von klimaresistenten und ökologisch wertvollen Pflanzen. So werden Baumarten verwendet die als klimaverträglich und trockenheitsresistent gelten und auch die Sträucher und Bodendecker werden nach ihrem ökologischen Mehrwert (z.B. Insekten- oder Bienennährgehölz) gewählt.

BRANDSCHUTZ
Der zweigeschossige Kita-Neubau gliedert sich in 4 Nutzungseinheiten (< 400 m²). Die brandschutztechnische Trennung entspricht den Anforderungen der Gebäudeklasse 3 und erfolgt durch feuerhemmende Trennwände und Decken. Öffnungen werden mit feuerhemmenden, rauchdicht- und selbstschließenden Abschlüssen gesichert, die mit Feststellanlagen offengehalten werden können. Die interne, offen geführte notwendige Foyertreppe gehört zur Nutzungseinheit 1 und ist von den angrenzenden Nutzungseinheiten feuerhemmend abgetrennt. Jede Nutzungseinheit verfügt über mindestens zwei bauliche Rettungswege. Zudem haben alle Gruppenräume einen direkten Ausgang ins Freie. Für die rechtzeitige Alarmierung der Nutzer*innen wird eine Brandwarnanlage mit nicht automatischen Meldern (Handtaster) vorgesehen. Die Feuerwehrzufahrt von der Achternkaten Straße südwestlich des Grundstücks ermöglicht der Feuerwehr die Zufahrt und Wendemöglichkeit auf dem Schulhof.

TRAGWERK, KONSTRUKTION, MATERIAL
Das Gebäude wird in ressourcenschonender Holzbauweise errichtet. Die Geometrie erleichtert die Typisierung, reduziert die Anzahl der Bauelemente und ist optimal auf die Spannweiten abgestimmt. Das kompakte, zweigeschossige Gebäude ohne Keller zeichnet sich durch ein sehr gutes Verhältnis von Nutzfläche zu Brutto-Grundfläche aus. Es wird Holz als nachwachsender Rohstoff mit niedrigem Primärenergiefaktor genutzt, und alle Baustoffe werden gezielt nach Herkunft, CO₂-Bilanz und materialgerechter Verarbeitung ausgewählt. Es werden zwei Deckentypen eingesetzt: rechteckige Grundrisse erhalten Rippendecken aus Brettschichtholzträgern mit einem Deckenspiegel aus Brettsperrholz, während im schiefwinkligen Foyerbereich Brettsperrholzdecken verwendet werden, die einen zweiachsigen Lastabtrag ermöglichen. Die Tribüne besteht ebenfalls aus Brettsperrholz und faltet sich aus der Deckenebene nach unten. Die Wände bestehen aus vorgefertigten Holztafelelementen mit aufgelöstem Ständerwerk, die eine hohe Integration und Vorfertigung bei minimalem Materialeinsatz ermöglichen und gleichzeitig die Gebäudeaussteifung übernehmen. Im offenen Foyerbereich kommen Balkenzüge auf Stützen zum Einsatz. Für Aufzugschacht und Bodenplatte ist eine robuste Stahlbetonkonstruktion vorgesehen. Das Tragwerk berücksichtigt spezifische Anpassungen, um eine wirtschaftliche Bauweise trotz baulicher Besonderheiten zu ermöglichen. Über den Gruppenräumen verkürzt ein Zwischenauflager die Spannweite der Rippendecke aufgrund der zurückspringenden Fassade. Auch im Bereich der Küche wird ein Teil der Dachdecke abgefangen. Dazu wird ein Unterzugsystem mit kurzen Spannweiten eingeführt. Die hinterlüftete Fassade mit lasierter Holzlattung in „Schwedenrot“ altert gut und könnte bei Bedarf ohne großen Aufwand erneuert werden. Im Inneren sorgen holzsichtige Oberflächen für eine warme und einladende Atmosphäre.

TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG, ENERGIEKONZEPT
Das Gebäude verfügt über zwei Zu- und Abluftanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung: eine für den Küchen- und Mensabereich sowie eine weitere für innenliegende Zonen wie Spielflure und Sanitärbereiche. Die übrigen Bereiche werden über Fensterlüftung, unterstützt durch eine CO₂-Warnampel natürlich belüftet. So werden im Winter Lüftungswärmeverluste minimiert und im Sommer eine geregelte Nachtkühlung ermöglicht. Die Fenster sind mit einem außenliegenden Sonnen- sowie einem innenliegenden Blendschutz ausgestattet. Neben- und Schlafräume verfügen zusätzlich über individuell steuerbare Verdunkelungsmöglichkeiten, um den Bedürfnissen von Personal und Nutzer*innen gerecht zu werden. Die Wärmeerzeugung erfolgt über die Anbindung an das Fernwärmenetz, die Erwärmung der Räume mittels Fußbodenheizung. Auf den Dachflächen sind PV-Anlagen installiert, die gewonnene Energie wird direkt für die raumlufttechnischen Anlagen und die Beleuchtung genutzt. Das Energiekonzept zielt auf eine langfristige Senkung der Energiekosten durch reduzierten Energieverbrauch und den Einsatz erneuerbarer Energien ab, erfüllt den Standard EFH40 und die Anforderungen des „Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Plus“ (QNG-Plus). Die künstliche Beleuchtung wird durch Präsenz- und Tageslichtsteuerung geschaltet. In den abgehängten Decken der Flurbereiche sind Langfeldleuchten integriert, während in Gruppenräumen abgependelte Leuchten für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Das Dach ist extensiv begrünt. Die Technikräume sowie der Hausanschlussraum sind im Erdgeschoss platziert und von außen leicht für Wartungsarbeiten zugänglich.

ENTWURFSBEGLEITENDE NUTZERBETEILIGUNG
Auch während des Planungsprozesses möchten wir mit den Kindern, Eltern und Erzieher*innen gemeinsam weiterdenken, um ein nachhaltiges robustes Gebäudekonzept zu entwickeln, das der Kitagemeinschaft die notwendige Flexibilität und Adaptabilität bietet. In fein abgestimmten Beteiligungsrunden wird die Identifikation der zukünftigen Nutzer*innen mit ihrem Moislinger Zauberberg gestärkt. Der Entwurf wird mit der Kitagemeinschaft rückgekoppelt, optimiert und konkretisiert, wobei räumliche Zusammenhänge und Vorstellungswelten jeweils zielgruppengerecht -auch mit den Kindern- gemeinsam überprüft werden. Die Erkenntnisse fließen fortlaufend in den Entwurfsprozess ein. Auch in späteren Planungsphasen sind z.B. Baubörsen zu Materialien, Farben und Haptik vorgesehen. Während der Bauphase ermöglichen Baustellenbesuche den Kindern, den Entstehungsprozess des Hauses mitzuerleben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1012 bietet eine überraschend differenzierte Antwort auf das städtebaulich eher heterogene Umfeld. Zur Straße Achternkaten gibt es eine markante, straßenbegleitende Setzung, die sich auf den zweiten Blick als Gebäudesolitär entpuppt.
Durch Einschnitte, Verschränkungen und Drehungen entsteht ein vielseitiger, überzeugend gegliederter Baukörper, der durch seine feingliederige Holzschalung mit zarten Farbabstufungen weiter an Qualität gewinnt.
Durch einen Rücksprung im Südwesten wird die Eingangssituation der KiTa markiert. Von hier eröffnet sich die zentrale Erschließungszone, die allen Nutzern ein freies Ankommen ermöglicht. Bewegungs- und Erschließungsflächen verschmelzen hier zu einem sinnvollen Gesamten.
Die Gliederung in drei Gruppencluster bietet jeder Gruppe einen Vorbereich mit differenzierten räumlichen Abstufungen und die eingeschnittenen Terrassen bieten eine starke Vernetzung mit dem ebenso differenziert abgestuften Außenraum. So gelingt es den Verfassern, den vielfältigen Bedürfnissen der Kinder durch räumliche Vernetzung gerecht zu werden.
Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit, die zentrale Sitztreppenanlage, die Foyer-Fläche und das Kinderrestaurant zu einer vielfältig nutzbaren Fläche zusammenschalten zu können. Der innenliegende „Zauberberg“ wird durch Tageslicht, das durch das darüber liegende Oberlicht einfällt, zum natürlichen Anziehungspunkt. Ein zweites Oberlicht und eine Öffnung im Fußboden ist ein Beispiel für die Umsetzung der Kinderwünsche, wie auch die Tunnelrutsche von der Terrassenfläche in den Außenbereich, ein Außen-Restaurant und eine Durchreiche in den Küchenbereich.
Die auf der Straßenseite angeordneten Funktionsräume und die zum Innenhof liegenden Gruppenräume werden zusammengebunden durch die innenliegenden Begegnungsräume der Treppe und des Restaurants. Die Lage des Personalraums, abseits des Tagesgeschehens, überzeugt ebenso. Im Schatten des Bestandsbaumes entsteht im Essbereich eine separate, ruhige Atmosphäre. Der Bewegungsraum im oberen Bereich wird durch eine Terrasse sinnvoll erweitert.
Die Bauweise ist äußerst kompakt und trotz der auf der Ostseite gelegenen Gebäudeeinschnitte erscheint es wirtschaftlich umsetzbar. Die im Norden liegenden zusammengefassten Sanitärräume sind ein Beispiel für die angebotene, hohe Flächeneffizienz.

Die Gebäuderücksprünge vergrößern zunächst die Hüllfläche (und damit die Kosten), erzeugen aber gleichzeitig einen hohen Mehrwert durch vielfältige Rückzugsorte für die Kinder und eine bessere Belichtung und Belüftung der tiefer gelegenen Gebäudeteile. Der Außenbereich mit der vielfältig bespielbaren Fläche „rund um das Gebäude“, inklusive eines abgegrenzten Krippenbereichs, wirkt wohlüberlegt und überzeugt das Preisgericht. Der Erhalt des Bestandsbaumes im Südwesten wird dabei lobend zur Kenntnis genommen.
Insgesamt würdigt das Preisgericht die Arbeit als einen sehr wertvollen Beitrag, sowohl durch die städtebauliche Setzung als auch durch die differenzierte architektonische, freiraumplanerische Ausarbeitung als eine einfühlsame wie robuste Grundlage für die Weiterentwicklung der neuen KiTa Achternkaten.
Blick Garten

Blick Garten

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Piktogramm

Piktogramm

Pikto Zauberberg

Pikto Zauberberg

Pikto Verzahnung

Pikto Verzahnung