Nichtoffener Wettbewerb | 03/2025
Neubau Kindertagesstätte in der Ortsmitte Hegge
©hirner & riehl architekten stadtplaner bda
Neue Ortsmitte von Hegge
1. Preis
Preisgeld: 53.000 EUR
hirner & riehl architekten und stadtplaner partg mbb
Architektur, Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
Robert Härtl, Melanie Wenderlein, Matthias Marschner, Martin Hirner, Dr. Martin Riehl
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Mitarbeitende:
silands | Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten PartG mbB
Landschaftsarchitektur
Modellbau
Erläuterungstext
Wir haben ein Gebäude entworfen, das in seiner einfachen, von Holz geprägten Bautypologie an die Architektur ländlicher Stadel erinnert und das unter seinem großen, beschützenden Satteldach alle gewünschten Funktionen aufnimmt. Zusammen mit der Kirche und dem Bestandsgebäude bildet es einen identifikationsstiftenden Ort und auch die neue Mitte der Gemeinde. Der neu gestaltete Dorfplatz, der große überdachte Vorbereich des Gebäudes und das Foyer mit Mehrzweckraum und angeschlossenem Speisesaal bilden dabei eine gut nutzbare Raumabfolge, die auch an Tagen mit nicht so schönem Wetter verschiedenste Veranstaltungen möglich machen wird.
Das Foyer erschließt vom Platz aus sowohl die Kindertagesstätte als auch den Mehrzweckraum, der sich mit Foyer und Speisesaal zu einem großzügigen Festbereichen verbinden lässt. Kinderwagen können neben dem Eingang wettergeschützt abgestellt werden. In der Mitte des Gebäudes belichtet ein Innenhof Treppen und Flure, schafft innenseitig Orientierung und bietet für die Krippenkinder einen zusätzlichen intimen und geschützten Aufenthaltsraum im Freien. Die Kindergartengruppen befinden sich im Eingangsgeschoss und im Obergeschoss; die Kinderkrippe ist im Gartengeschoß verortet. Verwaltung und Küche mit direkter Anlieferung sind ebenfalls im Eingangsgeschoss untergebracht. Ein umlaufender Balkon mit Treppen zum Garten dient als 2. Rettungsweg und gleichzeitig überdachter Spielbereich. Holzlamellen schaffen unterschiedliche Spielbereiche, eine große Freitreppe führt vom Balkon aus direkt in den Garten.
Um zwei Innenhöfe gruppieren sich sechs 3-geschossige Gebäude mit jeweils etwa 6 Wohnungen. Ihre Größe und Bauform orientiert sich an der Körnung der umgebenden Haustypen. Grüne Wohnhöfe bilden kleine Quartiersplätze und verweben sich zusammen mit dem neuen Fußweg mit dem Freibereich der Kindertagesstätte und der bestehenden Bebauung. In Analogie zu den ländlichen Heustadeln schlagen wir als Konstruktion einen strohgedämmten und im Innenbereich mit Lehm verputzten Holzrahmenbau vor der auf einem massivem Sockelgeschoss ruht. Als zusätzliche Retentionsfläche und Isolierschicht dient das zum Teil begrünte Satteldach das auch die zum Betrieb des Gebäudes notwendigen Solarpaneele aufnehmen kann. Die Erzeugung der benötigten Restwärme könnte über eine Wärmepumpe mit Erdkollektor erfolgen. Der große Dachüberstand und der umlaufende Balkon übernehmen zusammen mit den vorgesetzten Holzlamellen einen Großteil des sommerlichen Wärmeschutzes.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Verfasser schlägt im nordwestlichen Bereich des Grundstückes einen klaren, rechteckigen Baukörper mit einem zentralem Innenhof vor. Der kompakte 3 geschossige Baukörper steht parallel zur Veitserstrasse, reagiert gut auf die Topografie und hat ein leicht geneigtes Satteldach dass an die Bautypologie ländlicher Städel erinnert. Im südlichen Bereich sind 6 Wohnbauten mit Satteldach, welche jeweils über einen untergeordneten Flachdachbereich miteinander verbunden sind, positioniert. Insgesamt sind die Baukörper in ihrer Körnung und Höhenentwicklung für den Ort sehr gut verträglich und gewähren ein Maximum an durchlässigem Grün- und Freiraum. Die Volumen spannen einen gut proportionierten Platzraum zwischen Kirche, Hartinger und Kita auf. Dieser neue Dorfplatz weißt eine hohe Aufenthaltsqualität auf und verbindet die angrenzenden Funktionen gut miteinander. Das Verhältnis von grünen und befestigen Flächen erscheint richtig, eine flexible Nutzung wird dabei zugelassen. Das Ankommen mit Fahrrädern und PKW ist gut und gefahrenfrei machbar. Die Kita Freiflächen sind in ihrer Ausrichtung und Dimension hervorragend nutzbar und sehr gut in einen Kiga- und Krippenbereich aufgeteilt, dabei wird auf den Baumbestand Rücksicht genommen. Auch der Übergang der vorgeschlagenen Wohnbebauung zu der umliegenden Bebauungsstruktur ist gut gelöst und verträglich, mit einem einfachen Motiv entstehen abwechslungsreiche und qualitätsvolle Freiräume. Die Zugangssituation ist intuitiv auffindbar, der Mehrzweckraum ist öffentlichkeitswirksam zum Dorfplatz orientiert. Auch die Anlieferung mit Küche und zuschaltbarem Speisesaal an der Veitserstrasse ist gut organisiert. 3 Gruppen des Kiga sind im Eingangsgeschoss positioniert, während 3 weitere Gruppen im Obergeschoss untergebracht sind. Die Aufteilung des Kiga auf 2 Geschosse garantiert einen kleinen Fussabdruck und große Freiräume. Die Garderoben mit teilweise integrierten Wartebereichen für die Eltern liegen in allen Geschossen am gut proportionierten Innenhof und weisen eine hohe räumliche Qualität auf, einzig der WC-Kern beim Foyer erscheint etwas zu groß. Der Innenhof ist im Gartengeschoss zugänglich – ebenso gelangen die Kinder von diesem Geschoss direkt in den Garten. Die Fassadengestaltung ist ruhig, ästhetisch und der Funktion angemessen, die Balkonbereiche sind etwas schmal dimensioniert. Durch die vorgelagerte Balkonzone kann sommerlicher Überhitzung entgegen gewirkt werden. Die Außentreppe ist funktional notwendig wirkt aber additiv, diese soll besser integriert werden. Insgesamt ein überzeugendes Gesamtprojekt, dazu gehört auch die städtebauliche Setzung der Wohnbauten. Es erscheint besonders wichtig, dass in der Weiterentwicklung des Projekts auch am städtebaulichen Konzept des südlichen Bereiches festgehalten wird.
©hirner & riehl architekten und stadtplaner partg mbb / silands | Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten PartG mbB
Lageplan
©hirner & riehl architekten stadtplaner bda
Ansicht Nord Kindergarten