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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Neubau Kindertagesstätte Lehmgrube in Ditzingen

2. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

walter huber architekten gmbh

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Entwurf für den Neubau der Kindertagesstätte Lehmgrube in Ditzingen wird auf einer räumlichen engen Situation ein Baukörper entwickelt, der winkelförmig die bestehenden drei Wohngebäude zu einem Ensemble zusammenführt. Der Baukörper nimmt die Baufluchten auf und entwickelt über die zwei unterschiedlich tief ausgebildeten Schenkel der winkelförmigen Kubatur einen stimmigen Abschluss am Übergang zum Landschaftsraum und dem Garten der Kindertagesstätte.

Der zurückgezogene Hauseingang im Süden schafft gegenüber der öffentlichen Erschließungsstraße einen angenehmen Vorbereich. Er gibt funktional für den alltäglichen Betrieb eine richtige Antwort und generiert durch das Unterscheiden des Baukörpers ganz selbstverständlich eine überdachte Eingangssituation.

Bei dieser räumlichen Disposition stellt sich im Preisgericht jedoch die Frage nach der ausreichenden Dimensionierung des Zugangs. Den Windfang über Eck in ein 90 Grad versetzt angrenzendes Foyer zu führen, wird ob der Dynamik eines Kita- Betriebes kritisch gesehen. Auch ist der räumliche Zusammenhang von Leitung und Elternsprechzimmer, welche nur über die Südfassade belichtet, werden nicht optimal. Eindeutig vermisst man an diesem Erstkontakt mit dem Gebäude die innenräumliche Großzügigkeit, die für diesen Raumsequenz angemessen wäre. Hingegen ist die direkte Zuordnung des Bistros zum Foyer ein überzeugender Entwurfsansatz, der das Zusammenspiel dieser Räume fördert. Über die transparente Ausbildung der begrenzenden Wand des Bistros wird ausreichend Tageslicht in die Tiefe des Hauses geleitet.

Die Anordnung der U3-Gruppen im Erdgeschoss und der Ü3-Gruppen im Obergeschoss ist folgerichtig. Die aus der Grundrissdisposition sich ergebende Ausrichtung von drei der fünf Gruppenräume nach Norden mag die Jury nicht vollständig zu überzeugen. Leider wird dadurch der Bezug zu den Freibereichen der Kita nicht hergestellt ganz abgesehen von der mangelnden Tageslichtführung. Die beiden Loggien im Obergeschoss, die dem Baukörper eine wohltuende Gliederung verleihen werden kontrovers besprochen. Spielbereich, Schmutzschleuse, Rettungsweg sind überzeugend zusammengebunden. Die räumliche Qualität, die von ihnen ausgehen dürfte, ist mit den funktionalen Zwängen eines wirtschaftlichen Betriebes abzuwägen.

Die Ausweisung von Räumen im Untergeschoss u.a. des Mehrzweckraums kann aufgrund des geringeren Fußabdrucks des Gebäudes nachvollzogen werden. Allerdings ist hier, wie aus der zeichnerischen Darstellung zu entnehmen dafür Sorge zu tragen, dass Tageslicht am Austritt der Treppe gegeben ist.

Die einfache Bauweise, die mit dem Entwurf vorgeschlagen wird, findet ihre Entsprechung in der architektonischen Anmutung des Hauses. Eine einfache Holzhybridkonstruktion, die den Charakter eines Holzbaues auch in der vertikal differenzierten Holzverschalung zeigt, trägt maßgeblich zu einer unverwechselbaren Identität des Neubaus bei.

Die gezeigten Grundrisse ermöglichen die Entwicklung einer holzbaugerechten Rasterstruktur. Das auskragende Obergeschoss im Eingangsbereich ist jedoch eine konstruktive Herausforderung.

Der vorgeschlagene Deckenaufbau unter Verwendung von Hohlkastensysteme kann mit einem geeigneten Aufbau und Schichtenfolge sowohl schalltechnisch i.B. auch im Tieftonbereich wie auch hinsichtlich der Akustik sehr hohe Ansprüche erfüllen.

Die Arbeit hat für die Diskussion im Preisgericht aufgrund ihrer präzisen und klaren Grundrissdisposition einen wesentlichen Beitrag geleistet, der sich auch über seinen architektonischen Duktus positiv darstellt.